Nun doch: Berufsverbot für Franz-Josef Degenhardt

Als Kind einer verrückten Avantgarde einer wahnsinnigen Zeit wuchs ich auf mit Platten von Degenhardt. Merkwürdig war dieses aspirierte Abhacken und Dehnen von Silben und selten malte jemand Bilder von solcher Präzision – allein mit einer grummelnden Gitarre und etwas speckiger Stimme. Keiner konnte so schön einen Vers auf „und“ verharren lassen und „Dollar“ so französisiert zu den merkwürdigsten Akkordfolgen singen. Als ich Punk schon wieder überwunden hatte, kehrte ich kurz zu Degenhardt zurück, sah ihn einmal in Heilbronn und er tat mir leid. Wie er da sang, seine Lieder, die immergleichen, vor den doch sehr wenigen Pilgerern, den betagten.

Degenhardt war autoritär genug, mit DDR und DKP zu fraternisieren – FJD vor der FDJ, ein sehr deutscher Sonntag. Bisweilen völkelte seine Musik explizit: Den Heimatbegriff und das deutsche Volkslied wollte er vor dem Nationalismus retten. Dieser Barde machte der Friedensbewegung noch den Schunkelwirt, als diese schon lang nicht mehr den Atomkrieg sondern Israel und die USA zur Abschaffung ausgeschrieben hatten. Man lachte immer noch gern über desertierende GI’s – Vietnam war schon lange sozialistische Diktatur. Der luzidere Teil des Altmeisters verwahrte indes eine Linke bequem aber gut gegen terroristische Ränder: „Bumser Paco“, das ist ein Meisterstück gegen den populären Machismus der Stadtguerrilleros. Gleichzeitig romantisierte er klandestine Praxis gegen die postnazistische Gesellschaft: Bankraub, Strommastsprengen, das geht ihm durch, über sowas schmunzelten Linke, solange sie nicht selbst hinter dem Schalter standen oder ihnen der Strom ausfiel. Anders als Biermann riskierte er nicht allzuviel gegen sein Publikum, das ihm gern die DDR verzieh wenn er nur „Ein schönes Lied“ anstimmte.  Die taz erklärt ihn in einem gar nicht schlechten Nekrolog gar zum Gewissen der Linken – dabei war er nur das gute Wohlfühl-Gewissen. Die Pointen wohlgezielt, selbstironisch ja, aber nie wirklich den eigenen, linken Kernbestand in Frage stellend. Nun ist der Herr Degenhardt tot. Und alle von Welt bis Zeit finden ihn, der nie in Radios spielbar war, plötzlich gut oder irgendwie indifferent unaufregend. Ich finde es sehr traurig. Beides.

Ästhetik vs. Klima – noch ein kurzer Eingriff

Ein Paradebeispiel für ein großes grünes Unugunu liefert die taz.

Naturschutz: Boliviens Präsident Morales legt sein Veto gegen das Projekt ein. Die Route hätte Rodung gefördert, die zum Klimawandel beiträgt.

Weiter im Text heißt es noch einmal in einer chiastischen Drehung:

„Die Straße hätte zur Rodung von Urwald beigetragen, die den Klimawandel fördert“.

Anhand solcher untalentierter Stilblüten lässt sich belegen, welche Verheerung der alles aufsaugende Begriff „Klimawandel“ anrichtet. Im Text verweist ein solcher Begriff auf eine Kastrationsdrohung, die das konformistische Einstimmen in den Applaus erzeugen will. Weil der Klimawandel dem allerletzten berliner Hinterwäldler ganz gewiss furchtbar schaden wird, darf ein Urwald in Bolivien nicht abgeholzt werden. Da nun der aufrechte Präsident Morales eingeschritten ist, sind die taz-Leser vor der großen Flut nochmal davongekommen und können weiter ihren täglichen Förder-Beitrag gegen die Förderung des Beitrags zum Klimawandels leisten.

In meiner Kindheit kaufte ich mit dem obligatorischen Micky-Maus-Heft von der örtlichen Tankstelle ein Regenwald-Zertifikat über 10 m² Regenwald. Damals kostete Heizöl ein paar Pfennige, die Autos rußten Grobstaub, in Heilbronn brannte eine Pershing 2 und E605 galt den Nachbarn als Wundermittel für die Rosenzucht. Viel hat sich geändert. Die Inflation bedingte wohl, dass heute beim Kauf eines ganzen Kastens Krombacher nur noch ein Quadratmeter Regenwald erhalten wird – bei einer Million Kästen ist das gerade mal ein Quadratkilometer, ein kleines Maisfeld also. Im somit zweifellos wertvolleren Disney-Heft wurde ich darüber aufgeklärt, wie schön der Urwald so ist, mit seinen Tukanen auf den Bäumen, den Leoparden im Wald, den bunten Fröschlein und den liebreizenden Blattschneiderameisen, die unter der netten Sonne zartes Grün sorgfältig ausschneiden und zu ihren putzigen Larven tragen. Je mehr ich dann darüber las, lernte ich den ästhetischen Wert einer solchen Landschaft schätzen, an der man Jahrmillionen alte Artenbildungsprozesse und allem voran die Mimesis bestaunen konnte. Ästhetik blieb mir bis heute der beste Grund, Natur libidinös zu besetzen und tiefe Verachtung reservierte ich für jene antiintellektuellen, verrohten Barbaren, denen eine Minute Wegersparnis durch einen schwäbischen Autobahnzubringer mehr wert war als ein in Jahrtausenden gewachsenes Habitat einer zweigestreiften Quelljungfer oder eines Hochmoorbläulings. Eine Art auszurotten ist im Regenwald um so leichter, wo sich Arten auf Minimalareale angepasst haben und gerade dadurch eine unvergleichliche Formenvielfalt erreichen. Einen Tropenwald zu fällen war und ist für mich ein noch weitaus größeres Banausentum als Gemälde des hochgeschätzten Renoir oder von Schiele öffentlich zu zerstören. Letztere sind im Vergleich dazu weitgehend bedeutungslose, reproduzierbare Dinge – „abgedungene Untaten„, wie ein zitierfähiger Philosoph verlautbarte.

Das erotische, intime Verhältnis zu Natur wird durch das kastrierende Gespenst „Klimawandel“ durchgestrichen. Wo keine Erinnerung an das Schöne des Regenwaldes zugelassen wird, hat man dieses Schöne selbst auf die Abschussliste gesetzt: FÜR den Klimawandel könnte so ein tumber Wald jederzeit gerodet werden. Und das ist leider die Praxis der aktuellen Biosprit-Barbarei, die sich von der Verwertung von Waltran und Pinguinfett für Lampenöl nicht allzuweit entfernt aufhält.

Schlimmer ist wahrscheinlich noch die intrapsychische Auswirkung: Mit der Natur wird einzig noch die Drohung assoziiert, ihre Zerstörung aus Angst vor ihrer Rache tabuiert. Leicht richtet sich die so erzeugte Aggression gegen Natur selbst, spätestens dann, wenn die simplen Lehrsätze von den drastischen Folgen einer Baumfällung am Amazonas sich blamieren und der Bauer hierzulande wie vor 50 Jahren auch seine Felder ganz rentabel mit dem leuchtstiftgelben Raps bemalen kann. Der inhaltsleeren Vernichtung des Formenreichtums unterm Diktat des expansionistischen Kapitals folgt die inhaltsleere Bewahrung im Namen des Klimawandels. Im steten Verweis auf den eigenen Schaden durch das globalgalaktische Verhängnis wird die narzisstische Abdichtung gegen das Andere perfektioniert – die Lust am Erleben des Anderen, das die ästhetische Erfahrung von Natur bietet und fördert stirbt ab.

Katholische Kosmetik

„Der durchschnittliche Gläubige ist heute schon so schlau wie früher bloß ein Kardinal“ (Adorno/Horkheimer DdA: 185)

Joseph Ratzinger sprach in seiner Eigenschaft als vorgebliches Sprachrohr des christlichen Gottes auf Erden vor dem Bundestag und in einigen nicht zufällig der proletarischen Subkultur entliehenen Gebäuden. Da Deutschland kein säkularer Staat ist, gab es auch keinen Grund zur Beanstandung dessen. Auch die Mehrheit der europäischen Staaten sind Königtümer und/oder von religiösen Parteien dominiert, ein revolutionärer skandalisierender Sprech gegen dieses spezifische Ereignis kann getrost als Gelegenheitsaufmüpfigkeit gelten. Es stünde den Befürwortern der Säkularisierung frei, sich zu organisieren und diese voranzutreiben. So allerdings war die Gegnerschaft ins gesamte Ritual eingepasst: Millionen Religionsanhänger hatten nichts besseres zu tun als ihrem Anführer zuzujubeln, Tausende von Vulgäratheisten hatten nichts besseres zu tun als diesen das autoritär gefütterte Wohlfühlgrinsen madig zu machen. Da finden in Syrien und Jemen Massaker statt, aber man fährt massenhaft Ratzinger hinterher und betet für den Frieden anstatt ihn zu schaffen oder man demonstriert in Absehung dringlicher Ereignisse gegen diese infantile Veranstaltung, ohne sich philosophisch allzu sehr mit dem Phänomen des überholten Glaubens und seinen philosophischen Mucken auseinander zu setzen.

Ganz harmlos scheint Ratzinger über Vernunft und Naturrecht zu philosophieren und es klingt so passabel, wenn er den Positivismus schilt und keiner genau weiß, was er damit meint. In dieser philosophischen Bewegung aber wohnt der Geschichtsrevisionismus, auch und gerade wenn die Gegnerschaft von Christentum und Nazismus beschworen wird. Zwischen Skythen und Nazis besteht in Ratzingers Bundestags-Rede ebensowenig Unterschied wie zwischen frühen Christen und Widerstandskämpfern gegen das Naziregime, die ganz unterschiedliche ideologische Ansichten hatten. Insgeheim möchte man so den Widerstand christianisieren und etwas abhaben von dessen moralischer Integrität. Wenn tatsächlich die Verantwortung insbesondere der katholischen Kirche für über 1000 Jahre Pogrom und Massenvernichtung im Raum stehen könnte, wird von Ratzinger stattdessen das Judentum als eine von drei Quellen der Kultur Europas abgewatscht.

„An dieser Stelle müßte uns das kulturelle Erbe Europas zu Hilfe kommen. Von der Überzeugung eines Schöpfergottes her ist die Idee der Menschenrechte, die Idee der Gleichheit aller Menschen vor dem Recht, die Erkenntnis der Unantastbarkeit der Menschenwürde in jedem einzelnen Menschen und das Wissen um die Verantwortung der Menschen für ihr Handeln entwickelt worden. Diese Erkenntnisse der Vernunft bilden unser kulturelles Gedächtnis. Es zu ignorieren oder als bloße Vergangenheit zu betrachten, wäre eine Amputation unserer Kultur insgesamt und würde sie ihrer Ganzheit berauben. Die Kultur Europas ist aus der Begegnung von Jerusalem, Athen und Rom – aus der Begegnung zwischen dem Gottesglauben Israels, der philosophischen Vernunft der Griechen und dem Rechtsdenken Roms entstanden. Diese dreifache Begegnung bildet die innere Identität Europas.“ 

Dieses Wunschkonzert, harmonisches Zusammenspiel einer nicht zufälligen Trinität, ist entschieden ignorant. Es fälscht das Gedächtnis und ist die „Amputation unserer Kultur“, der europäisch-christlichen Kultur. Es gibt keine „innere Identität“ Europas, und schon gar keine die eine friedliche „Begegnung mit Jerusalem“ wäre. Das Judentum selbst war bereits die Begegnung von griechischer Philosophie und einem über Epochen sich wandelnden Rechtsverständnis, das Vernunft in der historisch situierten rabbinischen Auslegung und damit der Diskussion forderte. Den Juden aber sei keine für Europa bedeutende philosophische Vernunft und kein spezifisch interessantes Rechtsdenken eigen – das ist die Aussage Ratzingers. Über das Christentum und seine „Begegnung mit Jerusalem“ treffen Adorno/Horkheimer das trockene Urteil: „Bei den deutschen Christen blieb von der Religion der Liebe nichts übrig als der Antisemitismus.“ (DdA 185) Und bei weitem nicht nur bei den deutschen.

In Wahrheit waren es jüdische Philosophen und Aktivisten, die Europa denkens- und lebenswert machten und die mitunter das (vorchristliche) frühdemokratische Rechtsdenken bewahrten und diskutierten. Maimonides arbeitete an einer aufklärerischen, gegen magische Praktiken gerichteten Medizin, argumentierte gegen die Astrologie und diskutierte die Integration der griechischen Philosophien durch das Judentum während wenige Jahre später Thomas von Aquin den Hexenglauben theologisch legitimierte und etablierte und in Paris der Talmud verbrannt wurde. Noch die christlichen Aufklärer waren antijüdisch. Der kulturelle Kern Mitteleuropas ist der Pogrom, mehr noch, der christliche. Die subtile Abwertung des Judentums und die Verdeckung des christlichen Antisemitismus gesellt sich formschön zu Ratzingers dritten Impuls, den in philosophische Floskeln gekleideten, sich als dialektisch ausgebenden Antiintellektualismus.

Es ist in den industrialisierten Gesellschaften kaum möglich, an die Wahrheit der Magie Jesus Christus und an die physische Realität eines Himmels oder einer Hölle zu glauben ohne einen (auto-)aggressiven Antiintellektualismus zu betreiben und Physik, Paläontologie oder Astronomie zu leugnen. Der Kreationismus ist nur die reinste Ausprägung dieses Antiintellektualismus und in den afrikanischen Staaten ist er das Weltbild derer, die nicht den imposanten Apparat der Aufklärung – Museen, Sammlungen, Zoos, Zeitschriften, Texte  – kennen und kaum eine andere Wahl haben. Das wird von der katholischen Kirche in diesen Regionen ausgebeutet und affirmiert, ebenso wie die mörderische Homophobie der auf Reproduktion vernagelten Gesellschaften. Solches Verhältnis zur Wissenschaft steht zur Diskussion, wenn es um einen „Schöpfergott“ geht, das Naturrecht und seinen Ursprung in einem Schöpfergott zu diskutieren ist nur ein Ablenkungsmanöver. Die Kirche kann es mit der Vernunft und Modernisierung nicht so ernst meinen, wenn sie als spezifische weiter den konkreten Glaube an Unsinn anempfiehlt. Zu weit darf sie dabei nicht gehen, sollen doch die Kühlschränke und Automobile funktionieren auch wenn der liebe Herr Jesus wirklich übers Wasser wandelte. Nicht Rechtspositivismus und Vernunft sind aktuelle Konfliktpole der katholischen Kirche sondern Wahrheit und Massenselbstbetrug. An einen Gott und Magie lässt sich nur noch sehr abstrakt glauben, will man nicht gar so dumm dastehen, wie man sich gerade deshalb immer noch massenhaft dazustehen traut. Wird göttliche Magie abstrakt, so wird die spezifische Lehre, der Ritus und insbesondere der Papst überflüssig und das Ritual privatisiert – wie es die Esoterik nur konsequent umsetzt.

„Die Unverbindlichkeit des geistlichen Heilsversprechens, dieses jüdische und negative Moment in der christlichen Doktrin, durch das Magie und schließlich noch die Kirche relativiert ist, wird vom naiven Gläubigen im stillen fortgewiesen, ihm wird das Christentum, der Supranaturalismus, zum magischen Ritual, zur Naturreligion. Er glaubt nur, indem er seinen Glauben vergißt. er redet sich Wissen und Gewißheit ein wie Astrologen und Spiritisten. Das ist nicht notwendig das Schlechtere gegenüber der vergeistigten Theologie.“ (DdA 188)

In all seinen Reden geht es Ratzinger demnach auch nicht um Glauben oder Wahrheit – dahingehend müsste er entweder der Esoterik oder der Wissenschaft ihr Recht zugestehen. Es geht um die einzig wahre Naturreligion des rassistoiden Europas, die Zugehörigkeit. Im Olympiastadion predigt er Zugehörigkeit zum Weinstock, dass man sich zu einem guten Wein machen solle und „sich selbst geben“. Das Ziel dieser Gabe ist das Wohlgefallen des Jesus Christus und Jesus Christus sind irgendwie die Menschen selbst – so betet sich tatsächlich Gesellschaft in der Religion selbst an wie es ausgerechnet der Positivist Durkheim ganz richtig vermutete ohne so recht etwas dagegen zu haben. (S. Adorno in Durkheim 1996: 20) Längst spielt es keine Rolle mehr, ob nun Jesus, Mohammed oder Moses das Meer mit dem Stab oder Brot mit den Händen oder die Juden mit dem Schwert zerteilte, solange man nur einen „kulturellen Kern“ oder ein „Licht“ vor sich her trägt und die Wahnvorstellung nicht alleine glauben muss. Am gleichen Orten glaubten in Berlin die einen auf Aufstieg und Abstieg der eigenen Mannschaft, die anderen an Auferstehung und Hölle, die dritten an Wahlsieg und Wahldesaster – solange man nur nicht alleine damit ist. Der philosophische Lidschatten, den Ratzinger der Kirche verpasst macht Gesellschaft gewiss nicht menschlicher. Er ist schlecht aufgetragene Kosmetik der kollektiven Regression wie die zur Schau getragene Empörung seiner Gegner.

Auf internationaler Ebene um Ersthaftigkeit bemüht war in den letzten Tagen allein Benjamin Netanjahu, dessen Rede vor den UN im Volltext im Interesse des Friedens weitaus dringlicher zur Lektüre empfohlen wäre als die Reden Ratzingers.

————————————————————————

Literatur:

Theodor W. Adorno/Max Horkheimer: Dialektik der Aufklärung. 1979 (1943).

Theodor W. Adorno in Durkheim, Emile: Soziologie und Philosophie. 1996 (1976).

Spendenaufruf

Liebe Leserinnen und Leser,

auf Nichtidentisches ist seit geraumer Zeit wenig geschrieben worden. Das hat einen guten Grund. Ich gründete nach meinem letzten Forschungsaufenthalt in Gushiegu/Nordghana einen Verein zur Unterstützung von alten Frauen, die der Hexerei beschuldigt und vertrieben wurden. In mehr als sieben Asylen und Ghettos sammeln sich im Norden Ghanas insgesamt etwa 2500 Hexenjagdflüchtlinge, in Burkina Faso, Togo, Malawi, ZAR, Tansania und Südafrika gibt es ähnliche Phänomene der Schutzkollektivierung von Hexenjagdflüchtlingen.

Unser Verein „Hilfe für Hexenjagdflüchtlinge“ sammelt und organisiert Spenden für das ghanaische „Witchhunt-Victims Empowerment Project“ mit dem wir die Situation der 200 Frauen in Gushiegu, Nabuli und Kpatinga verbessern wollen. Langfristig hoffen wir, dass unser Engagement dort zu einem Abflauen von Hexereianklagen führen wird.

Ich bitte euch um eine weitläufige Weitergabe des Links zur Vereinsseite mit vielen weiteren Informationen und natürlich um Spenden via: http://gushiegu.wordpress.com

Infantile Energien

Kassandra ist ein unverzichtbarer Teil der Kulturindustrie. Die durch und durch abgedroschene Phrase, es zähle nicht das „ob, sondern das wann“ einer zu erwartenden Katastrophe ist längst festes Repertoire des alles fest verschweißenden Prinzips. Nach den vergnüglichen medientechnologischen Spektakeln zu neuen Blitz-Eiszeiten, Tsunamis, Tornados, Superhurrikanen, Kometeneinschlägen, Sonnenstillständen und Erdmagnetismusinterferenzen reflektieren in Dokutainments Archäologen und Geologen über die historischen Supervulkanausbrüche und Meteoreinschläge.

Diese Szenarien kanalisieren die sadomasochistische Faszination am Untergang des gehabten Trotts und feiert zugleich dessen Wiederherstellung: Immer wird Familiäres durch die Katastrophen getrennt und zusammengeführt, das Rechtsprinzip obsiegt über die Konkurrenz, das äußerste Chaos reformiert Ordnung und Harmonie. Das entspricht den magisierten Ritualen der Realität: Nach Erdbeben werden virtuelle Milliarden versprochen (aber nie überwiesen), nach Genoziden werden wilde Eide geschworen, so etwas nun aber wirklich nie mehr zuzulassen (während es „schon wieder“ passiert), das Konstrukt einer Klimakatastrophe wird in öffentlichen Prozessionen bebetet, damit es nicht stattfinde, oder zumindest nur als mediales Event mit Liebesgeschichten, Eisbären und Moral.

Was aber fühlt Kassandra, nachdem das Unglück eintrat? Die Unsicherheit darüber nimmt solche Ausmaße an, dass ihr noch das Unglück selbst unterstellt wird: Sie habe Freude daran, Recht behalten zu haben. Wer es vorher besser wusste, wer warnte erinnert nach dem Vorfall an Schuld und Schuld ist das Schlimmste. Sie wird projiziert auf den Überbringer der schlechten Nachricht.

In dieser Konstellation ist erklärbar, warum Atomkraftgegnern ohne jeden empirischen Nachweis aus der Gewissheit des Bauchgefühls heraus unterstellt wird, sie freuten sich über die Mehrfachhavarie von Atomreaktoren in Fukushima, von der auch nach drei Wochen immer noch sehr unklar ist, welchen Verlauf sie nehmen wird. Allein Lobbyismus kann die uniforme Vielzahl an pathischen Projektionen und Abspaltungsprozessen in der sie begleitenden Propagandaschlacht kaum erklären, hier finden tiefenpsychologische Prozesse statt.

Die sind auf der Seite der Kernkraftgegner noch recht unkompliziert. Sie toben je nach Individuum in unterschiedlichem Ausmaß narzisstische Regressionen aus. Dazu gehören Trillerpfeifen, das leider populär gewordene intellektuelle Armutszeugnis einer jeden Demonstration. Mag der Anlaß noch so bedrückend oder komplex sein, es wird gepustet und gelärmt, dass ES eine Gaudi hat. Infantiler Aufmerksamkeitsdrang, der Wunsch nach dem Wahrgenommenwerden um jeden Preis, der Schreiwettbewerb der Sechsjährigen, das Topfschlagen der Kleinsten. Aufläufe sind auch Sammelbecken für depravierten Einzelgängern, die dort ihre Profilneurosen testen können. Ein Twen etwa klammert sich an einer Bierflasche fest und lässt regelmäßig das aus sich heraus, was man seit schlechten Karl-May-Verfilmungen als Indianergeheul kennt. Er blickt dabei aufmerksamkeitsheischend umher, läuft von hier nach da, sucht Allianzen, die er nicht auf zivilisiertem Wege schließen müsste, ein Möchtegerneinpeitscher. Andere staffieren ihre Kinder mit betagten gelben Ansteckern und Fähnchen aus, auf denen die gute, liebe Sonne dahergrinst, als wäre sie die Gesichtswurst beim Metzger persönlich.  Radioaktivität ist für viele unreflektiertere Gegner der Atomkraft eine überhöhte Drohung der Natur, auf sie wird aufgeladen, was an der guten sonstigen Natur nicht sein sollte und muss. Sie wird gigantisiert, von ihrer physikalischen Stofflichkeit abgelöst und in die Metaphysik eingereiht. Dass um Tschernobyl wieder Hunderte Menschen leben und aus ihren Gärten essen, ohne nach Wochen an der Strahlenkrankheit zu sterben, (obgleich die Lebenserwartung geringer sein dürfte als in manchen afrikanischen Ländern und Erbgutschäden hoch wahrscheinlich sind) dass in Hiroshima und Nagasaki heute Städte ohne nennenswerte Strahlenbelastung florieren, dass durch die 622 athmosphärischen Atomtests mit regional verheerenden und individuell tödlichen Auswirkungen die Krebsrate heute auf globaler Ebene wahrscheinlich weniger bedingt ist als durch den gleichzeitigen Anstieg des Fleischkonsums (Darmkrebs) und der Zahl der Solarien und Sonnenbäder (Hautkrebs), dass  in Kohlekraftwerken weltweit jährlich ca. 10 000 Tonnen Uran vor allem in der Asche übrigbleiben passt alles nicht so recht zu den nach vielen Seiten hin verzerrten Dimensionen, in denen Radioaktivität von Seiten vieler Kernkraftgegner gedacht wird. Ihren Vorstellungen zufolge verursacht Strahlung den sudden death und das ist eine auf Realität fußende Projektion, die einem Unsichtbaren (ein Lacanianer, wer an den abwesenden Vater denkt) extremes Bedrohungspotential zusprechen und von sich selbst ein Bild der totalen Verwundbarkeit haben. „Keine Gewalt“ ist der angstlustbehaftete Wunsch, „Wir sind die Guten“ die Schlußfolgerung, das „Schweinesystem“ der Gegner. Eine Entspannung dieser Gigantisierung, das Ins-Verhältnis-Setzen zu anderen Bedrohungen (Genozide, marode Staudämme, usw.) und eine Entwicklung reiferer Protestmethoden wäre Grundbedingung, um als Bewegung ernst genommen zu werden. Diese ist in aller Regel trotz mancher aggressiven Phantasien in der Regression durch und durch gutmütig und das macht sie weitaus sympathischer als jene Gegner der Kernkraftgegner, die man derzeit als „Grünenhasser“ subsumieren kann.

Die beweisen nämlich derzeit, dass sie aus dem beinharten Holz des autoritären Charakters gestrickt sind. Wo man mit gebildeteren Kernkraftgegnern manche Stunde über technische Bedingungen und physikalische Abläufe von und in Kernkraftwerken diskutieren kann, weil die Gegnerschaft anders als das Mitläufertum einen zumindest rudimentären intellektuellen Prozess und Interesse notwendig voraussetzt, regiert hier die Halluzination und das Ressentiment. „Freude“ an der vierfachen Havarie wird unterstellt, wo real Empathie, Angst und Betroffenheit verlautbart wurde. Der Antagonist von Freude ist weniger Trauer als Schuld und diese wird pathisch projiziert als Freude der Kernkraftgegner. Eine solche Projektion muss zwangsläufig bösartig werden, und diese Bösartigkeit äußert sich in einem faschistoiden Regress. Die Verletzung ästhetischer Kategorien, die an der Norm des deutschen Vorgärtners ausgerichtet wurden, dient als idiosynkratischer Katalysator des Hasses auf die Kernkraftgegner. Wer schon immer etwas gegen Wursthaare hatte, kann nun endlich losschlagen. Online kann dieser Hass straflos zur Verbalisierung finden als Vernichtungswunsch, wie er auch auf offiziöseren Webseiten verlautbart wird.

Medial allerdings sind der Faschisierung noch Grenzen gesetzt. Hier wird anderweitig identifiziert und die Identifizierung hat sich auf „Die Grünen“ geeinigt. Die Empörung von recht unterschiedlichen Wählerschichten kanzeln Hinz und Kunz als Wahlkampf der Grünen ab. Dadurch hat der autoritäre Charakter schon sein Politikverständnis kommuniziert: Wahlkampf wird als der Popanz positiv eingefordert, der er zu 98% jetzt schon ist. Ernsthafte, aktuelle Themen sollen demzufolge nicht mit der Parteienwahl in Verbindung gebracht werden, die Fussballsammelbildchenwahlwerbung ist das unbestrittene Ideal eines harmoniesüchtigen konservativen Deutschlands. Zweireiher oder Wursthaare, Krawatten oder Piercings werden gewählt, nicht Ideologien. Man wirft den Grünen eine Instrumentalisierung der atomaren Havarie vor, als hätten sich die Grünen nicht am Thema der Kernenergie gegründet. Projektion wird auch gerne frech: Der FDP-Mann Niebel warf Trittin ernsthaft vor, nur ein (zwei, wie Trittin korrigierte) AKW’s stillgelegt zu haben, CDU-Größen schlugen in die gleiche Kerbe. Die Entwicklung zu politisch reifen Menschen ist bei solchen Menschen weitaus empfindlicher beschädigt worden als noch bei den kindischsten Demonstranten. Zu Recht wurde Niebel vom Moderator gemahnt, ob er denn in einer Zeitmaschine lebe. Wieder und wieder der Vorwurf der Wahlwerbung mit einem schlimmen Ereignis, online gegröhlt, televisionell genölt, Ausdruck der blanken Angst vor dem Machtverlust über beides, das Land Baden-Württemberg und die sich doch als bedrohlicher erweisende Atomkraft.

Die Angst vor Letzterer ist dann doch einigen kurz derart in die Glieder gefahren, dass sie bereitwillig noch jede Verharmlosungen suchen, aufsaugen und mittels Facebook weitertragen, die ihnen nur ihre intellektuelle Starre und man muss es bisweilen schon sagen, Insel-Begabungslosigkeit, weiterzuführen erlauben. Apologetik hat Hochkonjunktur, sie beruhigt die Abgedichteten gegen Leckagen. Man könne sich auf das Druckventil setzen, über das die Reaktorkerne vom Dampfdruck entlastet wurden, ohne gesundheitliche Schäden davonzutragen, alles wäre unter Kontrolle in Fukushima und die überaus kurzlebige Radioaktivität ganz natürlich, wenn nicht sogar gesund, wie die Radonbäder an Kurorten beweisen würden. Magisierungen herrschen auch hier vor, eine animistische Anbetung einer ökonomisch noch nie tragfähigen und aus medizinischer Sicht äußerst bedenklichen Technologie. Der Gott Atomkraft darf nicht stürzen, die CDU stürzt ihn im Fallen selbst, um ihn nach einer Bedenkzeit wieder aufzurichten.

Verschwörungstheorien machen sich angesichts eines solchen Sturzes breit. Wo es nicht die Grünen und angeblich von ihnen beherrschte Medien sind, die als volksfremdes Element althergebrachte Verhältnisse untergraben, sind es gleich die Juden. Der Plan, Kernkraftwerke zu schließen sei dem Morgenthau-Plan nachempfunden und diene dazu, Deutschland ins industrielle Abseits zu katapultieren. Wieder gehen die Lichter, aus, infantile Angst vor der Dunkelheit, in der das Verdrängte kollektiv wiederkehrt. Atomkraft sei eine (sublimierende) Brückentechnologie, eine hilfreiche Krücke für die noch kränkelnde Windkraft oder Solarenergie. Und den Abschied von dieser Brückentechnologie verhindern: wieder die Grünen. Das ist das Ressentiment vor allem von der FDP. Die Grünen würden den Ausbau des Stromnetzes sabotieren und so den Transport von Strom aus Windkraft zu den Großverbrauchern in Süddeutschland. Wie alle Volten der Grünenhasser bleibt sie unbelegtes Gerücht und Verdacht, wie alle spaltet sie das Reaktionäre der eigenen Gesinnung ab: im schädlichen Konservativismus der Grünen, der die fortschrittlichen Technologien Atomstrom und Windkraft zugleich blockiere und im schädlichen Avantgardismus, der vom verlässlichen Gesellen Atomstrom und CDU-FDP-Regierungen zu unausgereiften, teuren Windei-Technologien und zu kommunistischen Regierungen führe.

Der Zorn über die eigene Inkompetenz gegenüber der intellektuellen Herausforderung, die gesellschaftlich komplexere Prozesse zwischen Natur (Akzidentialität und Determinismus), Individuum (Psyche und Soma) und Gesellschaft (Autonomie und Interdependenz) darstellen, kann sich nur von Platitüden zu propagandistischen Kniffen und einer mehr als wohlfeilen Medienkritik hangeln. Wirklich ekelhaft wird er durch die Verleugnung der eigenen Inkompetenz in der Anmaßung, das Argument in der Sache zu dominieren, wo schon ihre Diskussionsweise sich in Sprunghaftigkeit und Absehung von Stringenz der Traumarbeit angeglichen hat. Neben dem Formelwesen, dem positivistischen Zahlenzauber beherrscht Zensur dieses Vorgehen, ernsthafte Diskussionen werden mit einem Zirkel oben genannter Projektionen abgewürgt. Was auch immer zur Sprache stand, die Antwort ist austauschbar: die Freude Kassandras, die Wahlwerbung, die Schuld der Grünen am ganzen Schlamassel, die Unausweichlichkeit und Unabänderlichkeit der derzeitigen Situation, die lustvolle Kapitulation der gesellschaftlichen Produktivkräfte vor einer Herausforderung.

Ein Schurke, wer angesichts des Leides der JapanerInnen immer noch von Endlagern, Uranabbau, Wiederaufarbeitung und veralteten Sicherheitsstandards spricht, ein Narr, wer sich anmaßt, es besser zu wissen als ein Atomphysiker oder andere vermeintliche  und tatsächliche Kenner der Materie, eine Bedrohung, wer rasche Veränderungen im Bewusstsein der gewaltigen Produktivkräfte eines Industrielandes denkt. Der energetische Kern der Grünenhasser ist der Sadismus, der die Grünen zum Verfolger erklärt und sie doch verfolgen will. Demgegenüber ist die Regression vieler Grünen, die Erstarrung vor einer übermächtigen Natur, den Sonnenblumengott, der Schutz verspricht vor den abgespaltenen Strafgelüsten und den realen Drohungen eines irre gelaufenen Systems, allemal angenehmer. Bereits in den 1970-ern waren jene am wenigsten irre, die Paranoia vor einer Welt entwickelten, in der die Vernichtung von Milliarden Menschen in Atomkriegsszenarien ernsthaft gerechnet und geplant wurde, in der man Atomwaffentest als Werbegag für Rüstungsausgaben durchführte und Soldaten systematisch als Versuchsobjekte missbrauchte, in der man die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl vertuschte und bis heute verharmlost. Die mehrfache Abwendung einer nuklearen Konfrontation der Systeme lässt im Nachhinein vor allem Jene pathologisch erscheinen, die mit einem Atombunker im Garten und einer Papiertüte auf dem Kopf ein vergnügliches Leben führten, während über ihren Köpfen und unter ihren Füßen ein Feuerwerk von Nuklearwaffen gezündet war. Auf der Ostseite konnte man sich weder Bunker leisten noch gab es Papiertüten, man hatte einfach das kasachische Wetterleuchten am Horizont zu erdulden und erkrankte später an merkwürdigsten Krankheiten. Von Beginn an ist die Atomenergie mit obszönster Propaganda, Krieg, Verharmlosung und Lügen verbunden, ihren Gegnern ist es daher als historische Erfahrung mehr als nachzusehen, wenn sie bei einem Unfall in japanischen AKW’s Geigerzähler kaufen und Jod-Tabletten horten. (Von deren unbegründeter Einnahme hier ausdrücklich gewarnt sei!)

Das ist Ausdruck eines gesunden Misstrauens in staatliche Autorität, und jenes Misstrauen wird den autoritären Charakteren bedrohlich genug, um es zu verlachen. Was da so genau mit Zerfallsreihen und Halbwertszeiten, Isotopen und Neutronen, Ionisierung, Strahlung und Kontamination passiert, ist unter Wissenschaftlern Gegenstand von skeptischen Forschungen und Diskussionen, unter den Grünenhassern hat plötzlich jeder ein Diplom in Atomphysik oder zumindest sehr vertrauenswürdige Kontakte in diesen Bereich. Man weiß, wie die Welt läuft, man hat sich in einen Dresscode eingefügt, der Hygienedressur unterworfen, den common sense akzeptiert, die Grünen aber wissen es nicht, das sieht man schon an der Kleidung und den hässlichen Gesichtern, sie sind wahlweise Gesellschaftswissenschaftler, Kretins, Hysteriker oder alles zusammen. Das ist die narzisstische Hybris, gegen die jedes Argument machtlos ist. Der einzige Weg ist die konsequente Befragung der psychologischen Disposition der Projektionen: Geht es um Verrat, was ist gefährdet, ist da ein Gefühl von Scham und Schuld und woher kommt die offensichtliche Projektion, wenn sie nicht wahltaktische Berechnung auf dieselbe ist.

Antiintellektualismus vs. Kriechertum – vom Skandälchen Guttenberg und Skandalen

Die beumfragte Mehrheit der Deutschen findet, der zurückgetretene Guttenberg habe gar nicht plagiiert oder sei zumindest trotz und wegen erwiesener Hochstapelei und Lügen noch ein respektabler Mann. Würde ein Arzt mit einem erschlichenem Abschluss Gesundheitsminister, der Skandal sähe anders aus. Abstraktere Wissenschaften allerdings genießen in Deutschland ohnehin eher den Ruch des Betrügerischen. „Hirnwichserei“ sei die überhebliche Bücher-Zitiererei, so kann man es sich jederzeit von jenen vergewissern lassen, die als Grundlage für die Philosophie und das politische Urteil den Alkohol am Stammtisch und nicht die Bibliothek setzen. Wenn also die Massen ihr Urteil über einen zu befinden haben, der im Verbund mit ihnen dieses Ressentiment durch seine ostentative öffentliche Geringschätzung der wissenschaftlichen Methode bestätigt, ist klar, dass ihr Antiintellektualismus ein Wörtchen oder gar einen ganzen Hauptsatz mitredet.

Man sollte allerdings von den solchermaßen Angegriffenen, den Intellektuellen, mehr erwarten dürfen, als ein deutschtümelndes Manifest, in dem es heißt:

„Forschung leistet einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung. Redliche und innovative Wissenschaft ist eine Grundlage des Wohlstands in unserem Land. Wenn der Schutz von Ideen in unserer Gesellschaft kein wichtiger Wert mehr ist, dann verspielen wir unsere Zukunft. Wir erwarten für unsere wissenschaftliche Arbeit keine Dankbarkeit, aber zumindest den Respekt, dass man unsere Arbeit ernst nimmt. Durch die Behandlung der Causa Guttenberg als Kavaliersdelikt leiden der Wissenschaftsstandort Deutschland und die Glaubwürdigkeit Deutschlands als „Land der Ideen“.“

Diese betuliche, kleingeistige Absage ans Kosmopolitentum, das den ersten intellektuellen Schritt in die wissenschaftliche Integrität bedeutet – und dieser bleibt den meisten GeisteswissenschaftlerInnen trotz aller Abschlüsse schon verschlossen –  ist bemerkenswert. Jede Ökonomie oder Philosophie, die ihren Marx gelesen hat, muss zum Schluss kommen, dass Deutschlands Mittelschicht und Eliten nicht aufgrund der großartigen Geisteswissenschaften zu Wohlstand gekommen sind, sondern mittels industrieller Kapazitäten, die eine positive Handelsbilanz gewährleisten. Für diese industriellen Kapazitäten sind neben regelmäßig gepiesackten Arbeitenden und Arbeitslosen spezielle Wissenschaften zuständig, die als dementsprechend hochbezahlte jene kriecherische Bescheidenheit weit von sich weisen würden, die von „Dankbarkeit“, „Respekt“ und „Ernst“ spricht, aber nicht von angemessener Entlohnung. Wie im Falle der  Proteste gegen Stuttgart 21 ist nicht dem Anliegen zu wiedersprechen, sondern dem Missverhältnis zwischen Skandälchen und gesellschaftlichen Verhältnissen. Wegen eines Plagiats gehen auf einmal zehntausende WissenschaftlerInnen virtuell auf die Barrikaden:

„Da fühlen wir uns verhöhnt und persönlich angegriffen – als hätte unsere Arbeit, die wir als Doktoranden leisten, keinen Bezug zur realen Welt.“

Ihre bisherige Arbeit hatte offensichtlich schon wenig Bezug zur realen Welt. Dass man ihnen jahrelang die Lehrstühle und ganze Institute kürzte, die Forschungsaufträge austrocknete, sie durch den Bologna-Prozess in ein Korsett von straff durchdeklinierten Abschlusskategorien zwängte, dass man noch keine einzige Stellenanzeige gesehen hat, in der ein Bachelor der Philosophie oder der Kulturwissenschaften ein menschenwürdiges Gehalt versprochen bekam, dass auf promovierte Ethnologen entweder die Umschulung oder die Arbeitslosigkeit oder das immer vergeblichere Andienen an wissenschaftliche Moden, der Ausverkauf der eigenen Meinung und Interessen zugunsten marktgängiger Floskeln wartet, dass man aktuell keinen einzigen Haushaltentwurf gesehen hat, der irgendwie den Ansturm von zwei Abiturjahrgängen ohne Wehrdienst oder Zivildienst planbar machen würde, dass man also zur Zeit jedem und jeder finanziell nicht völlig Unabhängigen nur dringend davon abraten kann, überhaupt irgendetwas in Richtung Geisteswissenschaften zu studieren, das alles ist bereits die von den Doktoranden erst jetzt entdeckte „…Verhöhnung aller wissenschaftlichen Hilfskräfte sowie aller Doktorandinnen und Doktoranden, die auf ehrliche Art und Weise versuchen, ihren Teil zum wissenschaftlichen Fortschritt beizutragen.“

Wer in Guttenbergs Vorgehen nicht auch den Zwang eines zu sich gekommenen Systems sieht, verachtet in der surrealistischen Imagination einer ohne andere Nöte am Aufbau des Landes werkelnden Wissenschaft jene Studierenden, auf die nicht die Promotion, und oft schon nicht einmal ein Platz im notorisch ausgebuchten „Masterstudiengang“ wartet. Wer einen intimeren Blick ins System der nicht an die Industrie gebundenen Wissenschaften geworfen hat sieht dort recht häufig ganz und gar nicht ehrliche Günstlingswirtschaft bei der (Nicht-) Vergabe von Stipendien und Stellen, überforderte ProfessorInnen, die mitunter schon den Sprung von der Schreibmaschine zum Computer verpasst haben, ein paranoides Konkurrenzsystem, in dem jede und jeder sich mit niemandem überwerfen will, weil man von allen das schlimmste – keinen Zweijahresvertrag – und das beste – einen Zweijahresvertrag – zu erwarten hat, in dem Forschungsergebnisse geheim gehalten werden aus Angst vor dem Ideendiebstahl durch in der Hierarchie höher gestellte Personen. Man sieht zum Beispiel in Marburg, wie der  vom Theoretisierungsbedarf, Themenspektrum und Forschungsaufwand her aufwändigsten Geisteswissenschaft, der Ethnologie, eine einzige, kärglich ausgestattete Professur unter Drohungen ständiger weiterer Kürzungen oder Schließungen zugestanden wird, während ein reicher Unternehmer einen ganzen Lehrstuhl für Medizin stiftet und Physikstudenten noch vor dem Abschluss in die internationale Industrie abgeworben werden.

Es ist möglich, dass sich die Rechtswissenschaften, die Guttenberg studierte, irgendwo dazwischen aufhalten und insgesamt recht gute und wohlbezahlte Berufschancen haben. Die Unterzeichnenden des Aufrufs sind aber mitnichten nur RechtswissenschaftlerInnen. Sie verstehen sich als Vertreter einer fiktiven Entität der „Wissenschaften“ – und darin verleugnen sie den Zynismus eines von Beginn an widersprüchlichen Systems der Wissenschaften, in dem die einen industriell verwertbar sind und die anderen nicht zugeben dürfen, dass sie als bezahlte Korrektive im Sinne systemimmanenter, affirmativer Kritik allenfalls eine sehr mittelbare Funktion für die Wohlstandsproduktion haben und weitgehend austauschbare und verzichtbare Liebhaberobjekte und Sammlerstücke sind. Der Betrieb wird auch ohne eine weitere Promotion über Derridas Subjektbegriff reibungslos laufen, von der neuesten Entwicklungen in der Motorentechnik hängen dagegen Milliarden ab.

Nein, ich will nicht den wohlfeilen Dank oder Respekt der Kanzlerin für meine Arbeit als Ethnologe und Promotionsstipendiat. Ich will mindestens bescheidene 2000,- Euro pro Monat Einstiegsgehalt und eine halbwegs planbare Karriere als Universitätsdozent – und das im Bewusstsein, dass meine Forschungsergebnisse einzig den Verlagen einen minimalen Gewinn versprechen und sie keinesfalls zum Wohlstand Deutschlands beitragen wollen oder können. Und ich würde mir bei der Gelegenheit wünschen, dass gewerkschaftliche Arbeit in den prekarisierten Rändern der Universitäten ohne den Bezug auf das vorgeblich so bedeutende, wertschöpfende Moment geleistet wird,  dass also geisteswissenschaftliche Arbeit nicht als Voraussetzung für Wohlstand in die patriotische Pflicht und an die Kandare genommen wird sondern als Recht innerhalb einer zufällig zu Wohlstand gekommenen Gesellschaft eingefordert werden kann, dass Stipendien in Arbeitsverhältnisse umgewandelt werden und sie somit auf rechtlichen Verträgen und nicht auf Gönnertum beruhen, dass schließlich und endlich in Universitäten das System der unbezahlten Lehraufträge abgeschafft wird, weil das tatsächlich organisierter und massenhafter Diebstahl geistiger Arbeitskraft ist.

Sofern das alles eingefordert ist, könnte ich auch eine angemessene Kritik an Guttenbergs Verhalten nach dem Aufdecken des Plagiats unterschreiben und diese in Relation zu seiner  inzwischen beendeten, gänzlich unvisionären, strategielosen Arbeit als Verteidigungsminister setzen.

Aus dem Wald Geschalltes und Gerauchtes – Replik auf Wertmüllers Sieg

Einst war ich nach einer Konferenz in einer berliner Bar gefangen zwischen etwa 80 RaucherInnen, die an die 90 % der Gesamtpopulation dieser Ausschankstätte für Alkoholika ausmachten. Mir verschlug es mehr noch als üblich in solchen Etablissements Atem und Sprache und die einzige Wahl, die sich mir bot, war vor der Türe auszuharren, bis meine Freundinnen und Freunde ausgeraucht und -debattiert hatten. Ich war kurz davor, meinen Kornschnaps aus der ausgeleierten Jogginghose zu ziehen und Passanten über die Straßenverkehrsordnung zu belehren. Meine  Triebhaftigkeit, Luft zu holen, und meine dazugehörige Lust, wurden mir als Sünde bewusst, deren Predigt ich bislang wohl nicht gehört hatte:

Die Sprache der Predigt ist demokratisch, sie wendet sich an alle. Doch gehört es zu ihrem Sinn, daß Einzelne und ganze Gruppen grundsätzlich als die Bösen und Verstockten draußen bleiben. Zur Anforderung an die Masse, daß sie die adäquate Befriedigung ihrer Triebe sich versage und sie nach innen wende, gehört, gleichsam als Trost, als Kompensation, die fortwährend erneuerte Überzeugung, daß jene, welche den Verzicht und die Anstrengung nicht leisten, verworfen sind und ihrer furchtbaren Strafe nicht entgehen werden. (Horkheimer nach Wertmüller)

Auch hatte hier wohl ein Plebiszit stattgefunden, bei dem eine sich auserwählt fühlende Elite eine Kampagne gegen mich, dem man sein prospektiv längeres Leben gar nicht wünschte, gestartet hatte. Mein zum regelmäßigen Luftschnappen geöffneter Mund erinnerte wohl an Heiterkeit, Gelöstheit, vielleicht sogar Erotik. Durch mehrheitliche,  zwangsintegrative Akte  blieb mir, der Randgruppe, die Wahl zwischen dem Nichtraucherbereich vor der Gaststätte und der Askese.

Die demokratischen Eliten hatten noch wie Helmut Schmidt die autoritäre Gewohnheit inkorporiert, nach der ein Autokrat überall seinen Hautgout verbreiten müsse, um überhaupt wahrgenommen zu werden.

Dieses Schreckbild der Freiheit, dieser Zerrspiegel der Zivilisation macht den Westen in seinen Exzessen dem orientalischen Osten so unangenehm ähnlich. (Wertmüller)

Anfang der ’80-er tauchten allerdings dann Nichtraucher und Nichtraucherinnen nicht mehr nur als verweichlichte Männer auf, sondern erfreuten sich zusehender Popularität als tiefschichtige Individuen. Mit „First Blood“ wurde ein Nichtraucher zum Actionhelden, bei dem der rauchende Colt nicht automatisch durch Tabakspucken und die halbgerauchte Zigarette im Mundwinkel verziert werden musste. Emanzipierte Frauenrollen kamen auf einmal ohne die bis dahin für den  Tabubruch reservierte Zigarette aus.

„Hollywood hatte mit dem Zeigen eines alltäglichen und eigentlich banalen Vorgangs [Das Atmen, NI] – wenngleich dieser Vorgang sehr romantisch und mit raffinierter Beleuchtung in Szene gesetzt wurde – mehr für die Emanzipation der Frau getan als die gesamte Frauenbewegung.“ (Bittermann nach Wertmüller)

Gegen diese erste Zeichen einer Befreiung vom Muff der damals noch verrauchten Hörsäle und Konferenzräume baute das reaktionäre Bürgertum wenigstens die Kneipen zu Bollwerken aus:

Der Bürger war zu keinem Zeitpunkt seiner Existenz besonders liebenswert, sondern selbst in seinen großen Perioden, kleingläubig, geizig und paranoid. Er nannte sein home sein castle nicht nur um die Staatsbüttel draußen zu halten, sondern eben auch weil er wie sein feudaler Vorgänger in den Kategorien von Ringmauern und Schießscharten dachte. Zu verteidigen galt es das Eigentum und  die eigenen schlechten Manieren, deren schlechteste seine Beziehungsunfähigkeit, sein Mangel an Charme, sein Mangel an Geselligkeit waren. (Wertmüller)

Es vollzog sich wie üblich:

Die soziale und juristische Ächtung einer Minderheit, die im Verdacht steht, trotzdem Spaß zu haben, gibt einen Vorgeschmack auf eine weit umfassendere Diktatur des Verzichts, die mit der Natur die Unnatur, mit der kollektiv verfassten Demut menschliche Hybris austilgen soll. (Wertmüller)

Rufe nach Disziplin und Verzicht prägten die Kampagnen gegen die Nichtraucher. Jenen wurde nicht nur vorgeworfen, ihre Lust am Atmen auf Kosten der Mehrheit ausüben zu wollen, sondern auch, sich zur Rechtfertigung dessen auf Geist und Sinnlichkeit zu berufen.

Dass im Abweichlertum Vernunft und Sinnlichkeit bekämpft werden, scheint paradox. Und doch wendet sich die plebiszitär selbstorganisierte Ranküne gegen die Autorität von Wissen, Reflektion und Aktivität, die ihren Namen verdient, genauso wie gegen die ihnen scheinbar entgegengesetzt sündhafte Ausschweifung und die exklusive, dem konkreten Ergebnis abholde Kontemplation. (Wertmüller)

Und so findet sich abschließend in den Kampagnen der Raucher

[…] die obszöne Lust am Dabeisein in einem Akt der physischen und moralischen Selbstauflösung eines Individuums, also die Feier jenes „Gefühl(s) der eigenen absoluten Nichtigkeit, das die Mitglieder der Masse beherrscht“. (Horkheimer, S. 73) Und, es sei hinzugefügt, eines Gefühls, das von jenen, die als Gesellschaft geadelt sich über sie stellen, inzwischen ebenso geteilt wird wie von den unteren Millionen. Die gesellschaftliche Moral ist auf den Stand nekrophilen Voyeurismus regrediert und will „ganzheitlich“, „überzeugend authentisch“ teilhaben nicht am Glück, sondern am Tod der anderen. (Wertmüller)

————————————————————————————————————–

Zitate aus: „Dieser Sieg ist ein Sieg des Volkes – Protestantische Elite und Tugendterror“ (Justus Wertmüller, Bahamas Nr. 60)

Um die Polemik abzubrechen, drei Stichworte:

1. Rauchen als Lust und das Interesse anderer an Nichtteilhabe am Laster des Anderen als Askese zu definieren beinhaltet eben jenes Verhalten, das ich im Artikel „Rauchen als Verkehrung“ als „Raucherdjihad“ mit der Parole „Ihr liebt das Leben, wir lieben den Tod“ verkürzte.

2. Die paranoische Überfrachtung, die aus einem Plebiszit einer reaktionären Partei  für ein Rauchverbot in Gaststätten eine „Kampagne gegen die Raucher“ macht, die Raucher in der Imagination schon als erste Opfer eines wiederauferstehenden Faschismus wertet, habe ich bereits in meinem Artikel „Der Raucher-Shylock von der taz“ kritisiert.

3. Die konsequente Nichtentfaltung der konkreten Bedingungen der Ausübung des spezifischen Lasters bedingt die Lücke in der Volte gegen den Plebiszit. Gasförmigkeit und heftige olfaktorische Zähigkeit der konsumierten Substanz wären ebenso hinzuzurechnen wie die gesellschaftlich getragenen Folgen des Konsums: Auswaschung der Nervengifte ins Grundwasser, Therapien von Kindern von notorischen Rauchereltern, Therapien von  Erkrankungen, die in überaus hoher Wahrscheinlichkeit im Zusammenhang mit dem direkten Konsum von Tabak stehen. Im Ignorieren dessen kocht Wertmüllers mitunter ausgezeichnete Kritik der asketischen Tendenzen über. Der bedeutenden und hochaktuellen Dialektik vom Bewusstsein physischer Zusammenhänge und den daraus resultierenden Folgen für die Psychopathologie der Individuen (gültig etwa  für die gesamte Präventionsmedizin) stellt sich Wertmüller nicht. Er ist einfach nur sauer, weil man ihn in Bayern zum Rauchen vor die Tür oder in das Séparée des Restaurants seiner Wahl bittet. Ob er  allerdings nun Tabak schnupft oder kaut oder seine beliebten Vorträge unter der Einwirkung einer handelsüblichen Dosis Lysergsäurediethylamid hält, wird dem so „lustfeindlichen“ Mob herzlich egal sein.

Ein aus der Zeit gerissenes Ultimatum an Israel

Obama ist Israels letzte Chance auf Frieden„. Das titelt „Die Zeit“ mit Volker Perthes am 8.8.2010 in der Onlineausgabe.  Die arabischen Staaten oder die Palästinenser können anscheinend mit einem Kriegszustand recht gut leben, für sie werden keine Chancen auf Frieden vergeben. Soviel Platitüde kann man also in einem Titel unterbringen. Was erfährt man nun aus der Zeit über den für alle Welt so wichtigen Friedensprozess zwischen Israel und den  palästinensischen Autonomiebehörden?

„Tatsächlich verfolgt die Netanjahu-Regierung eine kurzsichtige Politik, wenn sie das kurzfristige Interesse, an Territorium und Siedlungen festzuhalten, über das langfristige Interesse Israels an einem fairen, auch für die andere Seite akzeptablen Frieden mit den Palästinensern stellt. Darüber schwindet die Chance für einen solchen Frieden. Vieles spricht dafür, dass eine Zweistaatenlösung entweder unter der Ägide von US-Präsident Obama zustande kommt – oder gar nicht. Das hat mit drei Entwicklungen zu tun: mit den Fakten, die auf dem Gebiet der Infrastruktur geschaffen werden, mit demografischen Veränderungen und mit politisch-gesellschaftlichen Entwicklungen bei den Palästinensern.“

Da ist sie wieder einmal, die Forderung, „Territorium und Siedlungen“ aufzugeben. Israel hat bereits Land  im Ausmaß der heutigen Staatsfläche abgegeben: der gigantische Sinai wurde mit Ägypten gegen einen Friedensvertrag eingetauscht, der bis heute anhält. Warum machen die arabischen Staaten also zum Beispiel die Rückgabe des Golans an Syrien zur Bedingung für einen Frieden? Ist diesen gigantischen Flächenstaaten dieser Flecken Land mehr wert als ein langersehnter Frieden mit dem so furchtbaren Feind Israel? Dann kann es nicht so weit her sein mit dem Friedenswillen der arabischen Seite. Weiterlesen

Is there anybody out there?

Vielleicht kann ich mir ja dann mal diese komische Diskrepanz aus diesem jüngsten Peak von 1100 Besuchern an einem Tag, den darauffolgenden Abfall unter ein Normalniveau von 80 pro Tag und die totale Sprachlosigkeit der allermeisten Besucher irgend analytisch erschließen und Konsequenzen ziehen.  Nicht, dass ich nicht vor allem für mich selbst schreiben würde. Aber dieses Prediger-in-der-Wüste-Charisma ist mir etwas unheimlich.