Rezension: „Medizin zum Aufmalen III – Neue Homöopathie für Tiere“

Von Petra Neumayer und Roswitha Stark, publiziert bei Mankau Verlag, 2010. 166 Seiten, 12,95 Euro.

„Die Beispiele in diesem Buch sollen ihnen aufzeigen: Alles ist möglich!“ (Neumayer/Stark S. 32)

Wo Romantizismen akkumuliert werden kann eine kritische Zeitgenossin getrost den blankesten, gefährlichsten Unfug vermuten. Die „Neue Homöopathie für Tiere“ ist das vorerst reinste Exemplar verdichteter Kitschgewalt, das mir je begegnete. Hund, Katzenjunges, Pferd und Papageien äugeln treu vom Titelbild. Eine Vignette verspricht: Geliebte Tiere ganzheitlich heilen – ungeliebte Tierchen sanft umsiedeln.

Ganzheitlich, das Wort war immer schon die schärfste Lüge. Aus der Ambivalenz der modernen Medizin speist sich der verständliche Wunsch nach einem anderen – die kränkenden Aspekte aber sind es,  die sogenannte „alternative Therapien“ auf den Plan rufen. Der Tod, die Fehler, die Entmündigung – all das versprechen sie aufzuheben. Spontanheilung reiht sich an Spontanheilung. Die Methoden sind Derivate von Größenphantasien, die alles versprechen wo man bisher nichts konnte. „Neue Homöopathie für Tiere“ will letztlich die gesamte Homöopathie von einem belastendem Vorwurf befreien, sie sei „nur“ ein Placebo. Tiere, so Neumayer/Stark, würden nicht an ein Heilsystem glauben können und würden dennoch geheilt werden – der Beweis, dass da etwas physikalisch-energetisches stattfinde, von dem die desinformierte Naturwissenschaft schlichtweg noch nichts gehört habe, das aber deren Produkt sei, denn man beruft sich stets auf einen Professor der Physiologie oder der Elektrotechnik, um die krude Phantasie zu verkaufen.

Dabei ist die vorgestellte Methode im strengen Sinne keine Homöopathie, sondern ein Versatzstück der postmodernen Informationsesoterik die dieser schon innewohnt. Hier wird nicht hochpotenziert, sondern gleich mit Segen und Flüchen, geschriebenen Symbolen auf Papier, gezaubert.

Zunächst wird der Tierhalterin alle Macht in die Hand gegeben. Mithilfe eines Pendels oder einer Wünschelrute wird sie ausgiebig angehalten, Befindlichkeiten des Tieres „bis in den feinststofflichen Bereich“ auszuloten. Dabei werden Fragen nach „Ja“ und „Nein“ beantwortet. Eine so komplizierte Diagnose wie „Feline Fibroadenomatose“ schließt sich selbstverständlich aus, so etwas haben Tiere nicht. Bei ihnen ist in aller Regel etwas „nicht in Ordnung“ (ja/nein) mit dem „Futter“, „Medikamenten“, „Impfungen“, „Elektrosmogbelastung“. Allein in dieser Aufzählung auf Seite 33 kommt das ganz und gar nicht unterschwellige Ressentiment gegen die Universitätsmedizin zum Zuge. Es geht der „alternativen Medizin“ nicht so sehr um ihre eigene Methode – sie ist vielmehr eine Travestie, auffahrender Spott gegen die Beleidigung, man müsse zunächst einmal etwas kompliziertes erlernen, Leichen sezieren, Bakterien auszählen und notfalls vergiften, um zu heilen. Ein Mensch soll mystisch die Heilkunst erschauen können, ohne jede Anstrengung. Lehrgänge, ja die gibt es, aber sie sollen noch für jeden zu bewältigen sein. Alles andere wäre eine Zumutung, eine tödliche Kränkung. So kommt es, dass Impfungen im Buch als „Völkermord im dritten Jahrtausend“ bezeichnet werden (S. 62). Die allmächtigen Eltern werden ihre Kinder schon vor so kläglichen Gestalten wie Tetanuserregern schützen können – mit einem Pendel, Zettel und Stift, allerdings nur im Notfall, denn meistens reicht es ja schon, wenn das Bett von einer Wasserader gerückt oder eine Fernheilerin konsultiert wird. Alles eine Frage der „Energieinformationen“, der mediale Fluxkompensator der Esoterik. Wurmkuren werden durch ihn sowohl gänzlich ersetzt als auch ihre „schädlichen Schwingungen“ „ausgeleitet“ (S. 66). Schädlinge wie Blattläuse oder Reiher am Gartenteich kann man durch aufgemalte und wieder aufgelöste Symbole vertreiben. (127ff) Und ganz besonders gut lässt sich das Pendeln an Zeckenbissen an:

Fallbeispiel: Zecke erinnert an verstorbenen Bruder.

Ich spürte einen Stich in meinem Bauch. Als ich nachschaute, bemerkte ich: Eine Zecke lief hier herum, sie hatte sich noch nicht festgesaugt. Am Tag darauf zeigte sich ein roter Ring, was ein Anzeichen für Borreliose sein kann. Ich versuchte, nicht in Angst zu geraten, und fragte: „Hast du mir etwas zu sagen?“ – Ja! Ich sollte das Wort „Zecke“ und ein Ursachenthema auf einen roten Zettel schreiben. Über den Psychomeridian fand ich heraus, dass das Thema einige Jahre vor meiner Geburt entstanden war: Zwei meiner Brüder waren gestorben, ich hatte sie nie kennen gelernt. Das trieb mir die Tränen in die Augen und ich ging mental mit meinen Brüdern in Kontakt und würdigte sie, so wie ich es noch nie getan hatte, ich hatte sie einfach vergessen. Auf dem Zettel für die Wasserübertragung stand „Zecke“ und darunter „Brüder“ mit „2-Strich-Sinus“. Schon nach der ersten Wassereinnahme verschwand der rote Ring für immer. (Roswitha Stark in Neumayer/Stark, S. 131)

Man muss sich ob der geballten Kraft der Psychomeridiane nur „bewusst […] machen, was los ist“ (S. 67). Eine psychosomatische Gesprächstherapie wird auf geniale Weise ebenso überflüssig wie jede medikamentöse Behandlung, denn: „Denken sie daran: Ihr Bewusstsein ist der Chef und genau dasjenige kommt in Gang, das sie sich vorstellen.“

Die Therapie ist ob eines solchen Versprechens Makulatur, solches infantile Glück macht noch den letzten Schwachsinn glaubhaft: Man könne Symbole aus der Elektrotechnik auf sogenannte Körpermeridiane malen, Dreiecke auf Papier zeichnen und kurz auf den Futternapf oder sonstige Problemzonen legen, notfalls reiche es auch aus, Akkupunkturpunkte zu „beklopfen“ (S. 86). Alles geht und nichts schadet – mit einer vorgegaukelten 100%-igen Erfolgschance, denn den Rat, im schlimmsten Fall doch zu VeterinärInnen zu gehen sucht man ebenso vergeblich wie man bei herkömmlichen HeilpraktikerInnen eine Empfehlung zum Impfschutz bekommt.

In ihrer Ritualmagie knüpft die „Neue Homöopathie für Tiere“ direkt an magische Praktiken an, wie sie sich im Verzehren von Koranversen auf Papier in Westafrika oder dem Besprechen von Nahrungsmitteln im Tischgebet in aller Welt finden. Sie ist in ihrem gesamten Eklektizismus, in ihrer kruden Wendung von naturwissenschaftlichem Jargon zum mystizistischen Spuk, ihrer Feindschaft gegen die Universitätsmedizin und ihrem offenen Größenwahn ein Wiedergänger der Romantik. Als schlechter Witz kann sie kaum abgetan werden. „Fernreiki für Bartagamen“ mag amüsant klingen, wird aber zum Leidwesen von Tieren und Menschen ebenso entschlossen praktiziert, wie die „Neue Homöopathie für Tiere“ Anklang finden wird. Der negative Befund lautet daher: Das Buch wird sich zu einem Standardwerk für die ganzheitliche Behandlung von Tieren entwickeln.

19 thoughts on “Rezension: „Medizin zum Aufmalen III – Neue Homöopathie für Tiere“

  1. Lieber Felix Riedel!
    Ich bin eine der Autorinnen, deren Werk sie eben verbal zerpflückt haben. Zugegeben, ich habe Herzklopfen und ich hyperventiliere. Doch langsam beruhige ich mich und denke bei mir, dass sich die Erkenntnisse der neuen Quantenmedizin ihren Weg bahnen werden, mit oder ohne Ihnen. Und was heute noch als esoterischer Schnickschnack abgetan wird, steht vielleicht in 10 Jahren schon im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen (falls es die noch geben wird). Jede Außenseitermethode wird immer erst zerhackstückt und plötzlich wird sie zum wissenschaftlichen Mainstream. So war das schon immer in der Geschichte der Medizin. In dieser Hinsicht bin ich gerne Wegbereiter. Aber Ihre Schreibe ist toll, Kompliment!

  2. Stets lege ich normalerweise den liberalen & empiristisch-positivistischen Kritikern der Esoterik und artverwandter weltflüchtigen Träumereien nahe, doch einmal dem Bedürfnis der Menschen nach „alternativen“ Welterklärungen, dem Denken, das die wirre und leicht wiederlegbare Oberfläche im inneren Strukturiert, nachzugehen. Denn was bringt es, denke ich, wenn ich in Dawkingsscher Manier Gott wiederlegt habe, und dann die Gläubigen kommen und sagen „das ist ja gerade der Beweis! Das ER außerhalb des wissenschaftlich beschreibbaren IST!“.
    Warum diese Vorrede? Nun, wenn es um die Homeopathie geht, bin ich fast versucht, es mit den Empirikern zu halten. Die Homeopathische Überdosis ist ein wirksames Experiment, um Wankelmütige noch zu Überzeugen. Die Ideologiekritik sieht sich dagegen der „tollen Schreibe“ verdächtigt, die ungeachtet des Inhalts noch zu loben ist. Aber ist der Inhalt wirklich irrelevant? Könnte Wahrheit nicht doch, in homeopathischen Dosen, noch im antihomeopathischsten Text vorhanden sein? Und haben wir nicht tatsächlich die neuesten Erkenntnisse der Quantenmedizin übersehen: Das Heilien Zufall ist, und der Heiler nur deshalb soviel Bullshit von sich gibt, weil er wie ein Schwarzes Loch, weil der kluge Partner des virtuellen Weisheitsteilchens längst hinterm Ereignishorizont verschwunden ist und in der Tiefe des Heilers weiter wirkt, während der andre Partner (der uns außerhalb der Singularität erscheint) entwichen ist, weshalb unsere Wahrnehmund der Homeopathie uns zwar viel über uns selbst, nichts aber über die Tiefe des Heilers sagt?
    (now if thats not stretching a metaphor…)

    P.S.: Ich bin zwar eingeloggt, aber mein Name ist trotzdem kein Link. Bist du sicher das liegt nicht an deinen Blog – Einstellungen? (cf. hier: http://nichtidentisches.wordpress.com/2010/04/01/is-there-anybody-out-there/#comment-609)

  3. Hi Cyrano,
    danke für den erhellenden Vergleich mit homöopathischer Kritik…

    Bei allen anderen ist der Name grün, wenn ich drauflklicke kommt man zu deren Website. Keine Ahnung, warum es bei dir nicht klappt, ich wüsste gar nicht, wo ich anfangen soll zu suchen. Wenn du mir einen Vorschlag machst, werde ich nichts unversucht lassen.
    Ich link dich im Blogroll wenn du mir den Wunschlink postest.
    Bests
    Felix

  4. Liebe Frau Neumayer,

    nun tun sie mal nicht so, als hätten sie schon einmal irgendeinen Kurs in Quantenmechanik belegt. Ihre Methode hat mit Quantenmechanik noch nicht einmal den Jargon gemein – das Allerkleinste, Unsichtbare soll lediglich für das Unmöglichste herhalten.

    Wieso sie sich von esoterischem Schnickschnak abgrenzen ist mir auch schleierhaft – keine der von ihnen beworbenen Methoden steht der Esoterik fern und keine hat auch nur einen Funken Wissenschaftlichkeit oder Mitgefühl mit PatientInnen im Leibe, der notfalls nicht der eigenen Größenphantasie geopfert würde. Zwar habe ich das Buch nur rasch durchgelesen, aber ich meine mich nicht zu erinnern, dass sie je eine ernsthafte Erkrankung tatsächlich an einen Tierarzt zur antibiotischen Behandlung oder Tollwutschutzimpfung weiterempfehlen.

    Da sie hyperventilieren: eine Tüte über dem Kopf soll helfen. Ansonsten malen sie einfach ein Cosinus-Zeichen auf den Bildschirm. Mit wasserfestem Plaka-Lack. Das hilft bestimmt noch besser und dauerhaft.

    Leute wie sie sind schuld daran, dass wieder Kinder in Industrie-Ländern an Polio und Tetanus sterben und Masern-Folgererkrankungen wie Blindheit tragen müssen – siehe „Impfen – Völkermord im 3. Jahrtausend“. Insofern fühle ich mich auch in keinster Weise zu einem freundlichen Ton verpflichtet, ihre ganze propagierte „Sanftheit der Methode“ läuft auf unterlassene Hilfeleistung, grobe Vernachlässigung des Kindeswohles, Tierquälerei und fahrlässige Tötung hinaus – eine aggressive Tendenz, die sie dann der Schulmedizin in die Schuhe projizieren.

  5. Nein, ich habe keinen blassen Schimmer wo du suchen müsstest… Bei manchen wordpress-blogs funktioniert es, bei manchen nicht. Ich dachte, es gäbe vielleicht eine Sperre, die verhindern soll, das leute die Kommentare mit Links vollspammen… oder so.
    Ist auch nicht weiter schlimm, in deinem Blogroll stehe ich übrigens schon.
    P.S.:
    „das Allerkleinste, Unsichtbare soll lediglich für das Unmöglichste herhalten. “
    Zu Frau Neumayers Verteidigung: Nicht das unsichtbarste… auch wenn unsichtbar schwer zu steigern ist, gibt es eine Therapie, bei der noch Unsichtbarerem die Wirkung zugeschrieben wird…
    http://de.wikipedia.org/wiki/Tachyonen-Behandlung

  6. Hallo Felix Riedel!

    Ich kenne das Buch nicht, vermute aber, dass es mir nicht gefallen würde. Es mag sein, das es aus einer esoterischen Perspektive geschrieben ist. Und da kommen Sie mit der geballten aufgeklärten Rationalität und nehmen es auseinander.

    Warum lesen Sie ein Buch, von dem Sie schon vorher wissen, dass es in Ihren Augen das Letzte ist?

    Warum nutzen Sie nicht Ihre vorgebliche argumentative Stärke und verfallen stattdessen in die plattesten Klischees („Leute wie Sie sind schuld daran …)? Haben Sie tatsächlich so gute Argumente für Ihre Thesen oder müssen Sie diese durch Beschimpfungen ersetzen?

    So wie die alternative Seite die Schulmedizin beschimpft, so schimpfen Sie halt über die Alternativen. Im Grunde sind Sie sich einig.

    Grüße

  7. Obwohl ich mir ein wenig dumm vorkommen könnte, an Stelle des Autors zu antworten, seh ich mich fast dazu gezwungen, wenn mir der Kritiker all zu dumm vorkommt.

    Also: „Warum lesen Sie ein Buch, von dem Sie schon vorher wissen, dass es in Ihren Augen das Letzte ist? “

    Ja, was wäre denn aus ihrer Sicht zu kritisieren/zu lesen? Was wir sowieso ganz nett finden? Oder zumindest so ertragbar, dass es sich im demokratische Feuilleton ganz gut diskutieren lässt (d.h. eben nicht: kritisieren lässt)? Nö, Bullshit ist schon Bullshit, und das gehört so gesagt.

    „Warum nutzen Sie nicht Ihre vorgebliche argumentative Stärke und verfallen stattdessen in die plattesten Klischees („Leute wie Sie sind schuld daran …)?“ Nun ja, oben standen die Argumente, dann kam die absurde Antwort, von wegen Quantenmedizin usw… blablabla. Allein über Wikipedia könnten sie checken, was das für´n Bullshit ist. Ne Bibliothek bring sie noch weiter… Kurz: Quantenmedizin, das gibt es nicht. Homeopathie: Bullshit.

    „So wie die alternative Seite die Schulmedizin beschimpft, so schimpfen Sie halt über die Alternativen. Im Grunde sind Sie sich einig.“

    Äquidistanter quatsch. „So wie die Kreationisten die Biologen beschimpfen, so…“ Eben nicht. Das zwei Gruppen / Menschen sich der gleichen Mittel bedienen (wenn das überhaupt der Fall wäre, dafür müsste ja nun eine ähnliche Ausgangsposition, ähnliche Grunlagen, vorhanden sein, eine Abstrakte Gleichheit können nun wirklich nur Idealisten annehmen), das zwei Menschen sich also ähnlicher Mittel bedienen lässt doch nun wirklich keinen Schluss auf die Wahrheit ihrer Aussage zu…

  8. Hallo Cyrano!
    Auch auf die Gefahr hin, wieder „all zu dumm“ vorzukommen, möchte ich doch antworten.

    Sie schreiben: „Allein über Wikipedia könnten sie checken, was das für´n Bullshit ist. Ne Bibliothek bring sie noch weiter… Kurz: Quantenmedizin, das gibt es nicht.“

    Petra Neumayer hat auf „Erkenntnisse“ der Quantenmedizin verwiesen. Felix Riedel hat daraufhin seine Polemik geschrieben, dass sie ja wohl noch nie in einem Seminar zur Quantenmechanik gewesen sei. Das mag ja sein, aber vielleicht war sie ja in einem der zurzeit sehr verbreiteten Seminare zur Quantenmedizin.

    Sie belegen meine Dummheit u.a. damit, dass ich noch nicht einmal bei Wikipedia, geschweige denn in einer Bibliothek nachgeschaut hätte. Es stimmt:bei Wikipedia finde ich auch nichts, aber schauen Sie doch tatsächlich mal in eine Bibliothek nach oder bei Amazon oder bei Google!

    Sie werden schnell sehen, wie viele Naturheilpraxen Quantenmedizin anbieten bzw. wie viele Bücher CDs usw. es da gibt.

    Es ist riskant, vollmundig zu behaupten, dass es so etwas nicht gibt, ohne sich zumindest grob zu informieren. Dies gilt auch wenn Sie höchstwahrscheinlich die Quantenmedizin einfach für Bullshit halten.

    Vielleicht noch einmal zu meinem Interesse. Mich interessieren die zentralen Grenzen, die in einer Gesellschaft gezogen werde. Einige Jahre habe ich gewaltkriminelle Jugendliche interviewt und Erklärungsansätze von Gewalt gelesen. Auf der einen Seite ist es beiden Seiten sehr wichtig, die Unterschiede hervorzuheben. Andererseits geschieht diese Abgrenzung häufig auf der Basis ähnlicher Strukturen. Alle paar Jahre wird so immer wieder die gleiche Grenze zwischen Mainstream und Gewalt definiert (mehr möchte ich dazu jetzt nicht ausführen).

    Eine andere wichtige Grenze scheint mir die zum Irrationalen zu sein. Spätestens seit der Aufklärung wird immer wieder die Grenze zum Glauben, zur Esoterik, zum Mystischen, Magischen als Deutungsmuster betont. Unsere Gesellschaft versteht sich im Wesentlichen als rational, wissenschaftsorientiert und materialistisch.
    Die Grenzarbeit zu der anderen Seite findet meiner Meinung nach auch in den Blogs statt. Da sind die zahlreichen Blogs, die eher für die Esoterik stehen und sich an den Rand gedrängt fühlen und entsprechend argumentieren. Auf der anderen Seite stehen Blogs, wie dieser hier, die sich wortgewaltig im wissenschaftsorientierten Mainstream verorten.

    Wie bei den Erklärungsansätzen von Gewalt könnte man davon ausgehen, dass hier mit der ganzen rationalen Power die Grenze zum Irrationalen bearbeitet wird.
    Wenn dann aber einer Frau, die mit Homöopathie Tiere bearbeitet, „schuldig“ gesprochen wird, dass wieder Kinder sterben und erblinden werde ich stutzig. Worum geht es in dieser Form der Grenzarbeit? Um einen rationalen Umgang mit dem Thema Homöopathie offensichtlich nicht.

    Mich interessiert das und darum habe ich die Fragen gestellt. Ich habe nicht gesagt, dass Sie die Bücher nicht lesen oder kritisieren sollen. Ich wollte nur wissen, warum Sie es tun.
    Mir kommt es ähnlich wie die Hassliebe zwischen den ausgegrenzten Gewalttätern und den Erklärungsansätzen des Mainstreams vor. Mit heftigen Worten wird versucht, den Gegner zu denunzieren. Gleichzeitig ist aber klar, dass sie ohne diese Abgrenzungsarbeit eine zentrale Orientierung verlieren würden und in diesem Sinne abhängig sind.

    So, wie ich es jetzt verstehe, geht es Ihnen darum, „Bullshit“ wo Sie ihn treffen zu erkunden und als solchen zu benennen.

    OK, Danke für die Antwort
    Ingo

  9. Thx Cyrano, du ersparst mir immer einiges an Arbeit, „Grenzarbeit“ meinetwegen.

    Ingo:

    „Quantenmedizin“ hat mit Quantenphysik lediglich den Vornamen gemein. Interessant daran ist lediglich der Jargon der Pseudowissenschaft die von der tatsächlichen Größe der Quantenphysik ihren narzisstischen Bonus abschaufeln will und sich damit in eins setzt. Das erinnert an den klassische Napoleons-Wahn. Wer sich einen Hut aufsetzt hat noch lange nicht Europa erobert und wer ein Geodreieck kauft ist noch lange kein Archimedes. Mit Cyranos Worten: Quantenmedizin ist „Bullshit“ – also der letzte Schrei bei jenen, denen ohnehin alles schon egal ist. Es gibt sie tatsächlich – ja. Aber nur als Phantasma, als Größenphantasie.

    Ich verurteile die Autorinnen nicht, weil sie Homöopathie toll finden und dumme Bücher schreiben – sondern weil sie Impfen als „Völkermord im 3. Jahrtausend“ bezeichnen und gegen Impfen wie gegen Medikamente ins Feld ziehen.

    Einen „rationalen“ Umgang mit Homöopathie kannst du gerne erarbeiten und vorschlagen. Für mich ist das hier der rationale Umgang mit Homöopathie – Kritik.

    „Unsere Gesellschaft versteht sich im Wesentlichen als rational, wissenschaftsorientiert und materialistisch.“

    Verifiziere das doch erstmal, bevor du mir vorwirfst, Sachverhalte nicht zu verifizieren.

    Warum ich es lese: Weil ich ein zwanghafter Kritiker bin, der gesellschaftliche Zustände als potentiellen Angriff auf sich selbst versteht und sich daher präventiv zur Wehr setzt gegen Zumutungen, die zu rasch von individuellen Verrücktheiten zu Massenerscheinungen werden.
    Alternativ: Weil ich die Checke habe, Darling, um exakt über dieses Thema zu urteilen und das dann auch raushängen zu lassen.

  10. Lieber idiedrich, es mag sein, dass es unzählige Seminare zur Quantenmedizin gibt, jedoch hat nichtidentisches bereits im Artikel und auch in den Folgekommentaren darauf hingewiesen, warum es absolut unnötig ist, gegen die Quantenmedizin als losgelöst von der Quantenmechanik zu polemisieren, da erstere nur aus dem Ruf der zweiten ihre „Credibility“ bezieht. Da mögen nun die Esotheriker sich tausendmal auf die Quantenmedizin als ein eigenständiges Fach berufen, sie müssen das, um sich nicht unnötig wissenschaftlich überprüfbar zu machen, nur dank der Quantenmechanik, die für den schon mit newtonscher Physik kaum vertrauten potentiellen Kunden noch immer eine obskure Wissenschaft ist, die an der Grenze zum übersinnlichen steht und somit als mögliche Erklärung (nein, nicht Erklärung, als Mögliche Quelle von Beweisen für Geistererscheinungen , Götter u. was weiß ich) vorgerstellt wird, nur dank der Quantenmechanik kann sich ein Begriff wie Quantenmedizin überhaupt etablieren.
    Deutlicher, und leichter nachprüfbar, weil weniger verschränkt, ist das bei den sogenannten Tachyonenbehandlungen, die ich oben verlinkt habe.
    Das es Quantenmedizin „gibt“, wurde hier nie bestritten, allein, dass sie mehr ist als bogus, der sich mit einem wissenschaftlich klingenden Begriff schmückt.
    Des weiteren gilt: Wer unwahrscheinliche Behauptungen aufstellt, soll Beweise für diese heranbringen, so viel Empirismus muss sein.

    Damit kämen wir dann zum zweiten Feld ihrer Kritik, die äquidistante Betrachtung konkurrierender Gruppen, die sie unabhängig von den propagierten Inhalten allein ihrer Struktur nach als „ähnlich“ betrachten. Das hat, wenn man die beschränkte Erkenntnis, die sich auf diese Weise erziehlen lässt, sicher eine gewisse Berechtigung, es lassen sich so sicherlich gesellschaftliche Konflikte vernünftig betrachten. Das allerdings nur, wenn eben der Inhalt nicht verschwiegen wird, und im Zweifelsfall inhaltlicher Bullshit (davon Rücke ich keinen Meter ab), auch mal mit der ganzen „Power der Rationalität“ angegriffen wird. Denn wer ernsthaft glaubt, dass es rationale(re) und irrationalere Argumentationen nicht gibt, dass es immer nur um (bewusste oder unbewusste) Macht und Gruppeninteressen geht, der steckt schon knietief im Relativismus, und sollte sich erstmal darüber klarwerden, aus welcher Perspektive heraus er dann doch wieder Position bezieht und warum zu Teufel. Was sie vorschlagen, ein analysierendes Abwarten, wäre zu begrüßen, wo inhaltlich nicht längst die Würfel gefallen sind, und vor allem, wo es schließlich um die Analyse, und nicht ums Abwarten geht. Stattdessen blicken sie auf die Grenzen, und machen den Schiedsrichter, als könnten sie das (als stünden sie außerhalb der diagnostizierten Grenzzieherei). Und dabei kippen sie mal flugs die Narrative um, als gäbe es heute immer und überall eine angegriffene Esoterik, deren teils hysterische Agitation gegen Schulmedizin u. Empirismus aus der bedrängten Lage zu begründen sei. Wo doch viele Europäische Staaten Homeopathische Mittel sogar als verschreibungspflichtig führen, und Simon Singh in GB Ewigkeiten kämpfen musste, um eine Parawissenschaft als das zu bezeichnen, was sie ist.

    Drittens: Eine Kritik der Schulmedizin macht sicherlich Sinn, auch unter dem Aspekt der Gruppenbiuldung und des möglichen Interesses, neue (aber etwa nicht lukrative) Entwicklungen zurückzuhalten, unter dem Aspekt der materiellen Verhältnisse, unter denen die Schulmedizin wirkt und sich reproduziert eben, da nutzt es dann aber wenig, sich gegenüberstehende Gruppen wie isolierte Entitäten zu behandeln, die sich allein aufeinander beziehen und sich in der Art, wie sie es tun, ähneln, sondern dann gehört die gesellschaftliche Voraussetzung betrachtet, unter denen a) die Schulmedizin so vielen Menschen nicht helfen kann und b), die Esoterik ihren Aufstieg erlebt. Das würde aber bedeuten, sich auf die wenig anziehenden Themengebiete Marxismus/Materialistische Kritik & Psychologie einzulassen, und auch mal Position zu beziehen, und nicht nur von allseitigen Grenzen zu schwafeln. Oder alternativ: Mal House oder Scrubs gucken, selbst da wird das teilweise geleistet.
    Dann könnte man sich dann sicher auch einigen, dass Menschen wie Frau Neumayer schwerlich die gesamte Schuld für alle sterbenden Menschen auf dieser Welt zuzuschreiben ist, noch nichtmal für alle die wegen homeopathischen, Neu Germanischen, Tachyonischen und andren Behandlungen Probleme haben, denn sicherlich ist der/die HomeopathIn ebenso gesellschaftliches Symptom, wie er/sie als Handelnde, indem sie weder Symptome, noch „ganzheitliche Ursachen“ der Krankheiten ihrer Patienten zu kurieren fähig sind, eben auch eine Schuld haben, die ruhig auch mal überzeichnet und polemisch addressiert gehört, wenn jemand sich auf homeopathischer Propagandatour befindet.

    Cyrano

    Zuletzt: An freundlichen Homeopathen, wie den beiden Southpark Cherokee, an Leuten die mit Wehwechen Geld verdienen, würde ich mich übrigens auch nicht abarbeiten, das überlasse ich den Leuten, die nicht raffen, das es im Kapitalismus eben (zweck-)rational sein kann, Scheiße für Geld zu verkaufen. Die Schicken wirklich kranke Menschen aber auch zum Arzt… an „Quacksalbern“ können sich Penn, Teller und der Rest des Mainstreams abbarbeiten, man kritisiert dann halt die Kritiker…

  11. Danke, dass ihr geantwortet habt. Ich greife ein paar Aspekte heraus.

    Wir hatten mit unserer Katze ein sehr eindrückliches Homöopathieerlebnis, aber was das mit der „Information“ in den weißen Kügelchen soll, verstehe ich nicht. Ich weiß, dass es Untersuchungen gibt, die behaupten, dass Homöopathie nicht wirkt, aber Angst machen mir Homöopathen nicht.

    Ihr seht, dass meine Position in Bezug auf Homöopathie nicht so eindeutig ist wie eure.

    Für mich ging es in dem Artikel von Felix nur ganz am Rande um Homöopathie. Vielmehr war es eine Polemik gegen dieses „reinste Exemplar verdichteter Kitschgewalt“. Ich habe keine Argumente gegen Homöopathie gefunden und habe mich daher auch nicht auf diesen Inhalt bezogen.
    Ich habe nichts gegen einen polemisch geführten Streit und ich bin da auch kein Schiedsrichter. Mir geht es auch nicht um Abwarten. Euer Streit ist nur nicht mein Streit, aber er hat mich interessiert.

    Nachdem der Tierarzt und anschließend die Tierklinik der Uni alles Mögliche probiert hatten, eine Hautkrankheit der Katze zu beheben, sind wir zum Homöopathen gegangen. Der hat ein paar Kügelchen gegeben und nach kurzer Zeit war das Problem weg. Der Tierarzt hat daraufhin gemeint: Wer heilt hat Recht.

    Inhaltlich geht es um dasselbe. Ihre streitet heftig darum und der Tierarzt bleibt gelassen. Nur weil ich nicht in euren Streit mit einsteige, bin ich noch lange nicht knietief im Relativismus.
    Ja, es gibt auch für mich rationalere und irrationalere Argumentationen. Diese Unterscheidung ist mir auch wichtig. Aber was sind die Grundlagen dieser Unterscheidung? Wenn es die herrschenden wissenschaftlichen Standards sind, stellt sich natürlich auch die Machtfrage. Es wäre ziemlich naiv anzunehmen, dass die rationaleren Argumente siegen.

    Ich hatte geschrieben „Unsere Gesellschaft versteht sich im Wesentlichen als rational, wissenschaftsorientiert und materialistisch“ und wurde dafür zu Recht kritisiert. Das ist ja gerade spannend: diese Gleichzeitigkeit von beiden Seiten in einem.

    Wilhelm Reich hat in Bezug auf die Charakterstruktur den Begriff der mechano-mystischen Spaltung geprägt. Menschen, die z.B. die Woche über als Naturwissenschaftler mit dem entsprechenden Erklärungsanspruch arbeiten, aber am Sonntag zum ewigen Schöpfergott beten.
    Wenn da was irrational ist, dann deswegen, weil z.B. zum leben der mystischen Seite, die anderen Aspekte der Persönlichkeit (z.B. das vernünftige reflektieren) abgespalten werden müssen. Das gilt aber natürlich auch umgekehrt: Wenn diese Person im Alltag die Emotionen abspaltet und im Menschen nur eine komplexe Maschine sehen kann, die er z.B. als Arzt behandelt, dann ist das genauso ein irrationaler Ausdruck der Spaltung. Dies gilt auch, wenn er sich ständig auf seriöse Forschungsergebnisse beruft.

    Ich denke, dass man das Modell auch auf den sozialen Bereich beziehen kann. Unsere Gesellschaft präsentiert sich „im Alltag“ als an seriösen Wissenschaften orientiert. Für diesen Bereich gibt der Staat sehr viel Geld. Gleichzeit blüht quasi „am Sonntag“ ein Bereich, der eigentlich nicht damit vereinbar ist. Meist laufen die Bereiche parallel, aber manchmal gibt es auch Konflikte (Kopftuch, Kreuz an Schulen).
    Es gibt Gruppen, die das alles gelassen sehen und manche legen sehr viel Wert darauf, dass die andere Seite zurückgedrängt wird. Für die mystische Seite nennt man das dann Fundamentalismus.

    Mich interessieren beide Seite und der Umgang miteinander. Ich glaube, dass man da sehr viel über unsere Gesellschaft lernen kann.

    Beispiel: Mir scheint es so, dass in wissenschaftlichen Studien immer stärker auf den Begriff „Vitalität“ als Merkmal zurückgegriffen wird. Irgendwie scheint allen klar, was damit gemeint ist. Aber die momentane Wissenschaft hat m.E. nach keinen Begriff von Leben, der so ein Merkmal tatsächlich fundiert. Also gibt es dann so Definitionen mit Bezug auf Gene usw. Da das aber anscheinend nicht ausreicht fließt ganz nebenbei die „Lebenskraft“ mit ein. Für mich ein Zeichen dafür, dass die Trennung zwischen Alltag und Sonntag an dieser Stelle nicht funktioniert und die Widersprüche auftauchen.

    Das ist spannend, weil da auch ein Potential der Veränderung drin liegt.

    Wie ich das hier so schreibe überkommt mich das Gefühl, dass wir uns vielleicht einfach nur für verschiedene Sachen interessieren.

    Seis drum
    Euch noch einen schönen Tag
    Ingo

  12. Pingback: Kanalratten-Reiki und Pottwal-Akupunktur… « excanwahn-Blog

  13. Wer heilt, hat nicht recht, sondern heilt. Und meistens nicht einmal das, sondern schreibt die Effekte aller in komplexen Prozessen unberechenbar ablaufende Faktoren seinem Handeln zu. Ob die Katze etwa selbst im Freien an einem Kräutchen knabberte oder mit dem Winterfell auch die Parasiten abwarf, kann ja schlecht überprüft werden.

    Auffällig ist, dass fast alle Fallgeschichten diese teleologische Kette aufweisen, dass nach Universitätsmedizin etc. ENDLICH der Homöopath geheilt hat.
    1. Ist nicht sichergestellt, dass die Ungeduld dieser Menschen tatsächlich den Erfolg der verabreichten Medikamente abwartete (Bei manchen Antibiotika 3 Wochen) und einfach direkt nach der Medikamentengabe zum Heilpraktiker fuhr.
    2. Werden fast alle der esoterischen Heilpraxisrezepte ausdrücklich als „Vorab“-Alternativen empfohlen. Es heißt dort nicht: Gehen sie zuerst zum Veterinär, dann zum Kräuterli und dann zum Heilpraktiker sondern dort kommt das Ritual an erster Stelle. Und das ist maßlos und unverantwortlich. Ich kritisiere ja nicht, dass jemand sein Tier mit einem Pinsel in Mustern streichelt oder Zaubersprüche murmelt – sondern dass die Autorin in keinster Weise absteckt, wo der Gang zum Tierarzt dringendst angebracht und jedem Ritual vorgeordnet ist.
    Das – mit Verlaub – ist eine Anleitung zur Tierquälerei.

    Gegenbeispiel: Unsere Katze hatte eine Bissinfektion an der Schwanzwurzel, die wir lange nicht erkannten. Als wir dann Eiter entdeckten gingen wir zur Tierärztin. Die entdeckte die typischen Eiterkanäle. Eiter frisst sich durch Gewebe, bis zu 10 cm waren die beiden Gänge bereits. Die Tierärztin verabreichte mit einer Spritze ein Antibiotikum und nach drei Wochen war die Wunde geschlossen. Hätten wir Zeichen gemalt, wäre die Katze sehr sicher tot.

  14. Ich kann dem Kommentar weitgehend zustimmen. Nur ein paar kurze Hinweise:

    Für mich war das Katzenbeispiel kein Beleg für die Wirksamkeit von Homöopathie, sondern sollte v.a. auf den Umgang des Schulmediziners verweisen. Nachdem er mit seinem Können am Ende war, hat er nicht gesagt, probieren sie doch mal einen Homöopathen. Aber er konnte zumindest relativ gelassen dessen Arbeit akzeptieren.

    Ich kann in dem Beispiel nichts teleologische sehen. Wie immer sind wir zu unserem Tierarzt gegangen, anstelle zur „Kräuterli“ sind wir anschließend zur Uniklinik gegangen. Dann hat uns jemand auf den Homöopathen aufmerksam gemacht und wir haben auch das ausprobiert. Für mich drückt sich in diesem Vorgehen ein großes Vertrauen in die Schulmedizin aus. Der umgekehrte Weg wäre doch in deinem Sinne Tierquälerei gewesen.

    Gesundheit und heilen ist ein sehr großes Thema. In unserer Gesellschaft hat sich in den letzten zwei Jahrhunderten ein bestimmter Umgang damit als Standard etabliert. Dieser Standard definiert gleichzeitig alles andere als Alternativmedizin. Ob das nun Geistheiler, Körpertherapeuten, Quantenmediziner, Kräuterexperten, Homöopathen, Akupunkteure, Schamane, Energiearbeiter usw. usw. sind. All diese Leute einigt ja nicht ein bestimmtes Weltbild, Methode oder auch nur Vorstellung von Gesundheit, sondern einzig der weitgehende Ausschluss vom Standard mit der entsprechenden Infrastruktur.

    Ich bin froh, dass wir eine sehr gut ausgebaute Schulmedizin haben. Aber sie steht nur für einen begrenzten Blick auf das Thema Gesundheit. Verantwortliche Orientierung bezieht die so genannte Alternativmedizin differenziert mit ein.

  15. „Verantwortliche Orientierung bezieht die so genannte Alternativmedizin differenziert mit ein.“

    Das hätte ich gerne einmal belegt. Psychoanalyse und Psychotherapie sind als Universitätsmedizin zu betrachten. Was genau kann die Esoterik, was diese nicht können? Bei verantwortbarer Nebenwirkungskalkulation selbstverständlich.

  16. Ich verstehe nicht genau, was du da belegt haben willst.
    Meine Aussage war, dass der Bereich der Gesundheit und Heilung sehr groß ist und dass es bei uns einen Standard gibt, der gleichzeitig auch die Alternativmedizin mit definiert. Und ich finde es sehr sinnvoll, sich nicht nur am rechtlichen oder kassenzulassungsmäßigen Standard zu orientieren.

    Du führst die Psychotherapie (als Standard) an und stellst dem die Esoterik gegenüber.

    Ein paar kurze Aussagen dazu:
    Mich hat etwas gewundert, dass du die Psychoanalyse so explizit anführst. Ist das für dich eine wissenschaftliche Perspektive? Ich denke nur an den Begriff der Libido und den damit verbundenen Vorstellungen. Aber OK, ich kann damit gut leben.

    In meinen Augen ist die Psychoanalyse ein sehr weit entwickeltes Therapieverfahren. Aber von Beginn an war sie eindeutig auf ein bestimmtes Klientel ausgerichtet. Breite Bevölkerungsschichten tauchen doch in den Praxen gar nicht auf. Das hat sicher viele Gründe, aber diese liegen eben auch in der Methode (z.B.: Stichwort Verbalisierungsfähigkeit) selbst.
    Das spricht nicht gegen die Psychoanalyse, sondern gegen das Fehlen z.B. körperorientierter Zugänge zur Psyche im Standard.

    Ja, ich gehe davon aus, dass eine energetisch- oder körperorientierte Therapieform teilweise effektiver auch mit psychischen Themen umgehen kann als eine rein sprachorientierte Methode.

    Verschiedene Menschen mit evtl. ähnlichen Problemen benötigen unterschiedliche Zugänge. Warum werden in der Universitätsmedizin keine tiefenpsychologischen Methoden gelehrt, die neben der sprachorientierten Mittelschicht noch andere Personen ins Blickfeld nehmen? Warum gilt die Individualpsychologie nach A. Adler als Psychotherapie und die Bioenergetik nach W.Reich/A. Lowen nicht? Das hat sicher nichts mit Esoterik zu tun. Reichs wissenschaftlicher Anspruch war mindestens so hoch wie der von Adler.

    Abgesehen von dem weiteren Zugang zur Psyche, den z.B. körperorientierte Methoden nutzen, liegt hier auch ein psychosomatisches Konzept vor, das in sich stimmiger ist als eins, das sich nur in der Psyche auskennt.

    Noch vor ein paar Jahren wurde Bioenergetik von den Kassen bezahlt, dafür gibt es heute Akupunktur und man kann das Nadelpiksen an der Uni lernen.

    Die Aufteilung: hier wissenschaftlich begründete Methoden – da die Esoterik, funktioniert doch einfach nicht. Oder hast du irgendeinen Hinweis darauf, der diese Aufteilung rechtfertigt?

    Und in diesem Punkt stimme ich Petra Neumayer zu: „Und was heute noch als esoterischer Schnickschnack abgetan wird, steht vielleicht in 10 Jahren schon im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen.“
    Das ist kein Aufruf zur Beliebigkeit. Ich erwarte von der Krankenkassen, dem Recht und den Unis wissenschaftliche Qualitätskriterien. Diese können sich ändern und die entsprechenden Forschungsergebnisse auch. Darum wird sich auch der Standard ändern.

    Aber ich für mich muss mich selbst orientieren. Ich muss z.B. abwägen, ob ich darauf warten will, dass bestimmte Verbände so effektive Politik machen, dass sie akzeptiert werden. In meiner Orientierung können die gerade aktuellen Kataloge hilfreich sein. Aber vielleicht wird mir auch klar, dass mir gerade eine schamanische Schwitzhütte besser tun würde als der Besuch beim Arzt.
    Was spricht dagegen?

  17. Ich frag mich mich immer wie die ESOabzocker mit ihren Lügen klar kommen. Nur weil sie dran verdienen? Haben die denn kein Gewissen diesen Müll zu verbreiten und einen Scheiss nach dem nächsten zu erfinden um die gutgläubigen Schwachmaten abzuzocken?

    Ich denke mit den Esofutzis muss man radikaler umgehen.

    Wir brauchen ein Gesetz, welches den verdammten Astrologen (insbesondere den Seekühen von Questico), den psychopatischen Homöopathen, Wünscheldeppen, Pendelverbrechern, Geistheiler, Schamanen, Mediumen…lach…was ist die Mehrzahl von Medium?….nun, nennen wir sie einfach Arschlöcher….endlich einen Riegel vorschiebt.

    Beginnen wir damit, alle Eltern wegzusperren, die ihren Kinder homöopatihschen Müll geben. Ein guter Anfang.

    Los…sammeln wir Vorschläge wie wir diese Esoaffen ausrotten können.

    Eure Sandra

  18. ist dieser letzte kommentar hier wirklich ernst gemeint oder soll er nur irgendwie die stimmung hier auf dem block anheizen, um die diskussion wieder aufleben zu lassen.
    Ich fühle mich auf jeden fall aufgefordert, dir, liebe Sandra Becker, vielleicht ein paar bachblütendrops zur beruhigung zu empfehlen oder wenn es dir besser gefällt dann irgendwelche psychopharmaka oder vielleicht auch ein antiaggressionstraining.

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