Judith Butler hat Recht – der CSD e.V. ist ignorant gegenüber Diskriminierung

Stundenlang könnte man recherchieren und rätseln, was denn nun dran ist an Judith Butlers „Rassismusvorwürfen“ gegen den Cristopher Street Day e.V.. Ich fand lange anstelle der überall angekündigten „heftigen Diskussion“ keine halbwegs verwertbaren Zitate, die irgendwie meinem Anspruch an eine Diskussion genügen würden. Schließlich stieß ich bei „Theorie als Praxis“ auf eine ausführliche Analyse der von Drittpersonen aufgeführten Vorwürfe, die zudem mit vielen weiterführenden Links aufwartet:

Noch einmal zu den Rassismusvorwürfen gegen den Berliner CSD

Hören wir ergänzend dazu Butler noch einmal in einigen Zitaten:

http://radicalarchives.org/2010/03/28/jbutler-on-hamas-hezbollah-israel-lobby/

Similarly, I think: Yes, understanding Hamas, Hezbollah as social movements that are progressive, that are on the Left, that are part of a global Left, is extremely important. That does not stop us from being critical of certain dimensions of both movements. It doesn’t stop those of us who are interested in non-violent politics from raising the question of whether there are other options besides violence. So again, a critical, important engagement. I mean, I certainly think it should be entered into the conversation on the Left. I similarly think boycotts and divestment procedures are, again, an essential component of any resistance movement.

Oder hier ein anderes Beispiel auf Deutsch ( siehe auch „Die Butler-Bibel“ auf Nichtidentisches):

Ein paar Tage später besuchte ich eine Konferenz, auf der ich einen Vortrag über die wichtigen kulturellen Bedeutungen der Burka hörte, darüber, wie sie für die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft und Religion, zu einer Familie, einer umfangreichen Geschichte von Verwandtschaftsbeziehungen steht, daß sie eine Übung in Bescheidenheit und Stolz, einen Schutz vor Scham symbolisiert und daß sie auch als Schleier wirkt, hinter dem und durch den weibliche Handlungsfähigkeit wirken kann. Die Sprecherin fürchtete, daß die Zerstörung der Burka, so als sei diese ein Zeichen der Unterdrückung, der Rückständigkeit oder sogar des Widerstandes gegenüber der kulturellen Moderne selbst, zu einer erheblichen Dezimierung islamischer Kultur führen würde und zu einer Ausbreitung von US-amerikanischen kulturellen Annahmen, wie Sexualität und Handlungsfähigkeit zu organisieren und darzustellen seien.“

Ich schließe mich daher ganz Judith Butlers Kritik am CSD e.V. an: Ihr den Preis verleihen zu wollen zeugt tatsächlich von Ignoranz gegenüber den von ihr wiederholt, lautstark, informationsfrei und völlig kritikresistent unterstützten menschenfeindlichen Ideologien Rassismus, Misogynie und Antisemitismus. Demnächst freuen wir uns als Kommerzialisierungskritiker auch über die kostenlosen Judith-Butler-Editionen aus dem Hause Suhrkamp.

Siehe auch:

Felix Riedel 2005:  „Israel ist, was Judith Butler über Israel denkt, Das Gerücht fungiert als Diskurs.“ In: Bahamas 48 (auf Anfrage bei der Bahamas-Redaktion als PDF erhältlich)

Postscriptum: Jan Feddersen kritisiert in vergleichbarer Meinung Butler in der Taz. „Karneval des linken Milieus“. 29.6.2010, S. 10.

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