Die Unfähigkeit der UN und der EU sorgt dafür, dass die Islamisten der IUC Geländegewinne verzeichnen können und nun auf Mogadischu vorrücken. Unterstützt werden sie von Eritrea und aus anderen Quellen. Die AU-Mission AMISOM ist offensichtlich gescheitert, von 8000 versprochenen Soldaten hat lediglich Uganda etwa 1600 Soldaten geschickt, die sich zudem eher Aufbauarbeit und Ausbildung als auf militärisches Engagement konzentrieren sollen. Burundi verzögerte erfolgreich die Entsendung von 2000 Soldaten, lediglich 192 sind davon bislang in Somalia.
Das übliche Paradoxon bei solchen Missionen lautet: Je heftiger die Kämpfe und je instabiler die Region desto unwahrscheinlicher ein konsequentes Eingreifen der Hilfstruppen. Dazu kommt, dass die derzeit geplante AU-Mission in Darfur als Konkurrenz zu AMISOM betrachtet wird. Die finanzielle und logistische Unterstützung der EU lässt ohnehin auf sich warten und tröpfelt nur spärlich im ein- bis zweistelligen Millionenbereich – die Kosten einer mittleren Umgehungsstraße im badischen Hinterland oder der Wert eines Weinkellers einer deutschen Landesregierung.
Im Mai hatte die UNO noch eine Blauhelm-Mission in Aussicht gestellt, die aber wie für UN-Missionen üblich keinerlei Risiko eingehen will: «Wenn die Sicherheitsbedingungen und der politische Prozess stimmen, werden wir eine Friedensmission ins Auge fassen». Die UN-übliche Unterscheidung von Peace-Keeping und Peace-Making spricht schon Bände. Letztlich bleibt es wie im Falle des Iraks oder in Ruanda unzuverlässigen und spontanen Bündnissen überlassen, die Situation zu ändern.
Die Junge Welt sympathisiert natürlich mit den Islamisten, die sie als „bewaffnete Opposition“ ehrt und als Opfer von „Verteufelung“ durch die USA sieht. Während äthiopische Truppen angeblich „ganze Stadtteile in Trümmer“ schießen, zerstören UIC und Al-Shahaab lediglich Verwaltungsgebäude und Polizeistationen und befreien Gefängnisinsassen. Im nächsten Atemzug wird aber schon wieder bewundernd von der „funktionierenden Verwaltung“ in Kismayo geschrieben – womit vermutlich die Scharia-Gerichte gemeint sind. Weil es laut Koran „keinen Zwang in der Religion“ gibt, werden die Bewohner der besetzten Gebiete zum fünfmal täglichen Gebet verpflichtet, das Kauen der Droge Khat wird verboten, wer noch immer christlich ist, läuft Gefahr, ermordet zu werden. Für die Frauen ändert sich wenig, da die traditionellen Regeln ohnehin kaum zu überbieten sind – 95 Prozent der Frauen in Somalia wurden durch Genitalverstümmelung traumatisiert.
Bisherige Beiträge zum Thema: