Während es als „normal“ angesehen wird, dass Kinder in der Schule mit Schlägen diszipliniert werden und davor und danach bis spät in die Nacht Orangen oder Gebäck oder Wasser verkaufen müssen, beunruhigt es viele GhanaerInnen dann doch, dass in Schulen sexuelle Belästigung und Vergewaltigung offenbar stark zunimmt. Ein Vortrag des Direktors der Comission for Human Rights and Administrative Justice, Dr. Richmond Mensah vor über 1000 Zuhörern wollte über dieses Problem aufklären. In der von GhanaWeb erstellten Zusammenfassung entsteht allerdings der Eindruck, als setze er eher wirtschaftliche Prioritäten: sexuelle Belästigung könne die Aufmerksamkeit in der Schule und akademische Karierren gefährden. Und:
„…if not checked, sexual harassment could degenerate into attempted rape or defilement, or even lead to homo sexuality, if it is perpetrated between persons of the same sex.“
Die homo-, bzw. pädosexuelle Gewalt gegen ein Kind – die möglicherweise gegen ihre Tabuisierung thematisiert werden wollte – würde demnach schon mit Homosexualität gleichgesetzt. Das ist in einem Staat, in dem 3 Jahre Gefängnis die Strafe für homosexuelle Handlungen ist, mehr als nur ein Lapsus.
Die dringend gebotene Aufklärungsarbeit und das Engagement gegen das drängende Problem der sexuellen Gewalt geht leider mit einer offiziellen konservativen Sittenstrenge in Bezug auf jegliche Sexualität einher. In Broschüren für Touristen wird davor gewarnt, öffentliche Zuneigungsbekundungen wie Küsse oder Umarmungen auszutauschen: Es könne die Moral der Kinder verderben. Der Kanal „African Magic“ kennzeichnet Filme als „VL16“, wenn in ihnen „strong language or offensive words“ auftauchen. Besonders fragwürdig ist ein Aufklärungsplakat aus einem preiswerten Hotel: Ein in weiß gezeichneter Mann infiziert sich bei einer rot gezeichneten Prostituierten und wird im nächsten Bild ebenfalls rot. Er infiziert im folgenden Bild eine weitere Frau, die vormals weiß ist und dann rot wird. Die dritte Frau verwendet ein Kondom, bleibt weiß und entsorgt das Kondom mit rotem Inhalt in der Mülltonne. Weiß oder hell sein wird so mit gesund sein gleichgesetzt, dunkel mit Krankheit. Im gleichen Hotel findet sich in der Rezeption am schwarzen Brett ein Zeitungsausschnitt mit dem Bild einer Schönheit. Der Teil unterhalb des Kopfes wurde aber züchtig ausgeschnitten. Das Nebeneinander von Diskursen lässt allerdings auch den Verkauf von Pornografie auf offener Straße zu. Ferner wird auf dem Campus vor Pharmaziehütten sehr offen über Geschlechtskrankheiten aufgeklärt. Und auf Ghanaweb findet sich ein fast schon als Werbung gehaltener Bericht ueber die Homosexuellenszene in Ghana:
„Information reaching the Statesman newspaper indicates that a new gay and lesbian club night on the campus of Legon has drawn unprecedented numbers, indicating a growing sexual liberalism amongst students at the nation’s premier University. What the gay social event, which was attended by non-gay liberal students, shows is that the gay scene is getting big in Ghana. (…) Around 5pm, students from both Legon and the Kwame Nkrumah University of Science and Technology started trickling in, and by 9pm, the party was rocking – with the blaring music audible in the whole vicinity. Flamboyance characterized the outfits of the partygoers, with men and women alike donning high heels, painted nails and weave-ons for the birthday celebrations.“
Ich finde die Bemerkungen zur Ethnomedizin und Esoterik an der Uni Muenchen sicher sehr klug. Diese Ethnomedizin hat ausser der unspezifischen Definition aber nichts gemeinsam mit der 50-jaehrigen Diskursgeschichte von Ethnomedizin bzw Medizinethnologie. Da muesst Ihr mal Euer Vokabular revidieren. Freundliche Gruesse
Ekkehard Schroeder, AGEM
Editor Curare, Zeitschrift fuer Medizinethnologie (bis Vol 30 mit Untertitel Ethnomedizin und Transkulturelle Psychiatrie)
Hallo, der Kommentar ist anscheinend im falschen Artikel gelandet.
Ich trenne sehr genau zwischen der hochinteressanten Mediziniethnologie und der Ethnomedizin, ich hoffe doch auch im Artikel.
„Ihr“ bin uebrigens nur ich.
Bests!
nochmal recherchiert, bitte schoen, damals schrieb ich doch sehr eindeutig:
http://nichtidentisches.myblog.de/nichtidentisches/art/269740040/Ethnomedizin-universitar-geforderte-Esoterik
„Für die ernsthafte Erforschung medizinischer Belange und Methoden im außereuropäischen Kontext empfiehlt sich die Medizinethnologie. Dort forscht man über unterschiedliche, kulturell vermittelte Bedingungen des Diabetes mellitus, über psychiatrische Erkrankungen bei den Agni und toxische Substanzen in den Zauberpräparaten der afrikanischen Wunderheiler.
Weniger seriöse Ethnologen befassen sich dagegen mit der sogenannten „Ethnomedizin“, die unverkennbar esoterische Einschläge hat, wobei diese Abgrenzung kaum trennscharf vorzunehmen ist. Klarheit besteht jedoch über die im Folgenden beschriebene Institution.“
An den Herren Ihr = ich.
Manche sind eben stur. Dieser Unterschied zwischen Ethnomedizin und Medizinethnologie ist einfach töricht, weil er nicht auf Grund von Recherchen erfolgt ist, sondern von dem Frust, sich in einem Eibenwald an der Isar verirrt zu haben. Da wäre ich auch nicht hingegangen. Ich lade nochmal ein, sich zum Beispiel mit der Curare, Zeitschrift für Medizinethnologie zu beschaeftigen, die früher tatsaechlich im Untertitel auch Ethnomedizin hiess. Wer seriös googelt oder recherchiert, wird den Begriff noch vielerorts finden in seriösen wissenschaftlichen Bereichen.
Entweder man hält München für den Nabel der Welt, und dann mag Ethnomedizin so ausssehen wie der geschätzte „Ich“ es kritisch erlebt(e), oder die Eibennadeln haben wirklich Spuren hinterlassen. Tipp: Nur das rote Fruchtfleisch ist nicht giftig.
Genauso wenig giftig wie die Zeitschrift Curare, wohl bekomme sie zur Entwirrung von Begriffen.
Mit freundlichen Grüssen
Ekkehard Schröder, Editor Curare