Eine Botschaft durchstreift das intellektuelle Gestrüpp der deutschen Presse: Ein britisches Wissenschaftler-Team hat das Rätsel um den Erfolg von Aktienhändlern untersucht und den Grund aller erfolgreicher Kapital-Akkumulation entdeckt: der Ringfinger macht den Unterschied.
Sage und schreibe 44 Männer (!) haben die „Wissenschaftler“ über Äonen hinweg, genauer gesagt 20 Monate lang, untersucht und festgestellt: Die Länge des Ringfingers im Verhältnis zu der des Zeigefingers korrespondiert mit dem geschäftlichen Erfolg. Es müssten also im Mutterleib absorbierte bestimmte Hormone für Durchsetzungsfähigkeit und diese für Erfolg verantwortlich sein, denn jene Hormone bestimmten das Verhältnis von Ring- und Zeigefingern.
Das Bedürfnis, kapitalistische Systeme und ihre Widersprüche zu biologisieren (und dadurch zu rationalisieren) ist ein Grundzug der bürgerlichen Gesellschaft und kommuniziert mit so unappetitlichen Auswüchsen wie Rassismus und Sozialdarwinismus. Ganz jenseits der methodologischen Fragwürdigkeit solcher Studien ist der Impetus ein hochgradig ideologischer – den Nachrichtenwert erhält eine solche Meldung nur aufgrund eben dieses Bedürfnisses nach körperlichen Merkmalen. Angeschlossen sind die zu erwartenden Vorschläge aus Frauenzeitschriften, die Finger der Männer nachzumessen, gepaart mit dem an solche Tests stets angeschweißten augenzwinkernden Relativismus, der den kruden Stoff nur doppelt näht. Warum keine Frauen in dieser Studie zu finden sind, lässt sich dann ebenso leicht vergessen wie die Frage nach der Psychopathologie von Durchsetzungsfähigkeit und Konzentrationsfähigkeit, die eine narzisstische Spröde und pathische Kälte äußeren Reizen gegenüber beinhalten. Ernster noch wird es, wenn solcher Parawissenschaft Maßnahmen im Geschäftsgebaren folgen – so mancher Bankdirektor wird nunmehr die Hände seine Einkäufer genauer mustern als den Lebenslauf.
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„Warum keine Frauen in dieser Studie zu finden sind“
na weil das verhältnis von ringfinger zu zeigefinger bei frauen nur zeigt ob diese lesbisch sind. weiss doch jeder!
wow, dann müsste ich ja verdammt erfolgreich sein.
@noir – ich kenne die Studie, gute Bemerkung, aber das ist doch dann auch hormonell bedingt und was für Auswirkungen hat das bei homosexuellen Frauen in der Geschäftswelt?
es fällt ihnen leichter ihren mann zu stehen? keine ahnung, irgendeine biologistisch-sexistische erklärung kann man sich schon zusammenbasteln…
„Frauen mit längerem Ringfinger verfügen laut den Wissenschaftlern über eine hohe Durchsetzungskraft, sind nicht besonders kommunikativ und neigen seltener zu Neurosen. Je länger der Ringfinger ist, umso ausgeprägter sind diese Eigenschaften.“
in dem artikel von 2003 (!) gibts noch etliche weitere höhepunkte wissenschaftlicher erkenntnis [o] zu fingerlängen.
http://tiny.cc/fingerkrams