Der Reflexionsausfall der Antisemitismuskritik am Beispiel Dershowitz

Alan Dershowitz ist kein kleines Kaliber, das die Jüdische Allgemeine auffahren lässt. Er ist routiniert im Nahkampf mit linksintellektuellem, relativistischem und mitunter auch jüdischem Antisemitismus in den USA, er argumentiert liberalistisch, verteidigte nicht nur Mike Tyson und O.J. Simpson, sondern auch den Underdog der Underdogs, Israel.

Man kennt bisweilen exotische Positionen von ihm zur Folter oder zur Counterinsurgency im Westjordanland. Was er allerdings nun zur Beschneidungsdebatte abliefert, ist ein Reflexionsausfall, der aktuell bei einer ganzen Reihe von liberalen, proisraelischen Intellektuellen und Antisemitismuskritikern stattfindet. Dershowitz beginnt mit der rethorischen Frage:

Warum machen sich Länder, die auf eine lange Geschichte des Antisemitismus und anderer Formen religiöser Intoleranz zurückblicken, anscheinend mehr Gedanken über das sogenannte Recht von Kindern, nicht beschnitten zu werden, als andere Länder mit einer besseren Geschichte, was Menschenrechte betrifft?

Zuerst: Der Antisemitismus war keine „Form religiöser Intoleranz“ unter anderen Formen. Der Antisemitismus war eben die Absehung von der Religion. Die deutschen Pogrome des Mittelalters und der frühen Neuzeit argumentierten nicht mit einer realen Religion, sondern mit erfundenen Ritualen: Hexerei, Ritualmord, Gottesmord. Der moderne Antisemitismus wird übereinstimmend als regressiver Reflex auf die französische Revolution und die Abwehr der Assimilation, die Gleichheit der Juden vor dem Recht, interpretiert. Der jüdische Glaube war dem nazistischen Antisemitismus zwar als exotistische Bilderwelt für die Propaganda recht, aber in seiner Ideologie nahm er an, dass die Juden jenseits der Religion für Bolschewismus und Kapitalismus zugleich stünden, dass also die Religion nur Tarnung sei, hinter der sich Magie oder Verschwörung verberge.

Und was meint Dershowitz als liberaler Rechtswissenschaftler mit dem „sogenannten Recht von Kindern, nicht beschnitten zu werden“? Eine Diskussion findet nicht statt – es geht ums Identifizieren. „Andere Länder“, damit meint Dershowitz vermutlich die USA und Israel. In den USA gibt es einen wachsenden Unmut über die massenhafte Beschneidung. Die Mehrheit der Jungen wurde und wird als Säugling beschnitten, eben nicht aus religiösen Gründen, sondern aus pseudomedizinischem Ressentiment gegen die Masturbation. Und in Israel werden doch mit einer gewissen Regelmäßigkeit Mohelim verurteilt, die bei der Beschneidung Fehler machen – und einen lebensgefährlichen Behandlungsfehler „verurteilte“ das Urteil von Köln in seinem Freispruch. Auch aus Staaten wie den Niederlanden, Finnland und Schweden wird eine starke Gegnerschaft zur Beschneidung vernommen, in Finnland mit rechtlichen Regelungen.

Dershowitz beruft sich mehrfach auf die Selbstverständlichkeit der „denkenden Menschen“, der „vernünftigen Menschen“, der „guten Menschen“.

Natürlich sind diese Fragen von gänzlich rhethorischer Art, weil jeder denkende Mensch die Antwort darauf bereits kennt. Der Grund ist nicht, dass die Deutschen oder Norweger bessere Menschen sind und sich mehr aus Kindern und Tieren machen als etwa die Amerikaner. Der Grund ist vielmehr, dass sie sich weniger aus den Juden machen. Sie mögen sie einfach nicht besonders, und es ist ihnen egal, wenn Juden gezwungen werden, ihr Land zu verlassen, weil sie ihre Religion dort nicht länger ausüben können.

Hier hat Dershowitz recht und zugleich liegt er völlig falsch. Die Mehrheit der Deutschen mag Juden nicht, sie sind Antisemiten – das sollte aber doch Dershowitz ein Grund sein, zu hinterfragen, warum es gerade diese Antisemiten sind, die im Bundestag einstimmig die Beschneidung legalisieren wollen, ein bislang einmaliger Rechtsvorgang, warum es christliche Antisemiten wie kreuz.net sind, die derzeit die Beschneidung verteidigen, um sich selbst zu Opfern des Säkularismus hochzustilisieren. Die Mehrheit der Deutschen, die den Antisemitismus nicht begriffen haben, wollen so gar nichts gegen die Beschneidung haben, weil sie ihnen doch noch das gewisse Quentchen Sicherheit gibt, dass „die Juden“ anders sind. Gänzlich fehl am Platz ist daher Dershowitz Unterstellung der Trauer:

Niemand sollte eine Nation, die Millionen jüdische Babys und Kinder ermordet hat, dafür loben, dass sie Krokodilstränen über das Schicksal eines armen kleinen Buben vergießt, der in der Ausübung einer jahrtausendealten tradition eine Woche nach der Geburt beschnitten wird. Jeder gute Mensch muss Deutschland dafür verdammen, denn das, was den tatsächlichen Kern der Bemühungen, die Beschneidung zu verbieten, ausmacht, ist nichts anderes als der gute alte Antisemitismus.

Weder Westerwelle noch der Bundestag vergießen Krokodilstränen, ihnen sind jüdische Kinder schnuppe, ihnen geht es ums Image und um die Anwesenheit der Juden als sichtbarer Werbeträger, das bedeutet: Als religiöse Institution mit Folklore. Nicht weil sie Juden mögen, sondern weil es sich für einen modernen Staat gut macht, ein paar Alibi-Minderheiten zu haben, um in der internationalen Diplomatie um so unverschämter rassistische und antisemitische Politik betreiben zu dürfen. Solche Alibi-Minderheiten müssen ja nicht gleich die Roma oder Exil-Perser sein, die schiebt man lieber ab, aber mit den Juden kann man inzwischen ganz gut leben. Man kann anhand der bisherigen Zeitungskommentare eindeutig festmachen, dass sich die Beschneidungsbefürworter in jüdische Apologeten, christliche Eiferer und worthülsenversprühende, völlig erkaltete Politiker gliedern. Der Nachweis von antisemitischen Positionen der Gegner in Kommentaren der großen Zeitungen steht aus – Nachweise, die in denselben Medien bei jedem Geplänkel Israels zuhauf erbracht werden können.

An der Beschneidungsdebatte werden selbst namhaften Anhängern der kritischen Theorie ihre Begriffe stumpf. Sie wenden scholastisch Folien von Begriffen an ohne sich um das jeweilige Besondere zu kümmern. Das ist die eigentliche Gefahr: Das Verkennen der Bedrohung, die vom Antisemitismus dort ausgeht, wo man ihn am schwersten bekämpfen kann. Das anstehende Beschneidungsgesetz ist ein Placebo gegen den Antisemitismus, schlimmer, ein Nocebo, der kritische Selbstreflexion, die einzige Immunisierung gegen das antisemitische Ressentiment, ausschaltet.

Heute sind neue Wörter an die Stelle der alten, diskreditierten Wörter getreten. Antizionismus statt Antisemitismus. Das Wohl des Kindes statt Verbot religiöser Rituale.

Das Verbot religiöser Rituale war aber den Verfechtern des Kindeswohles kein negativ besetzter Begriff. Der Erfolg, ein religiöses Ritual wie FGM zu verbieten verweist darauf. Das in Deutschland vergleichsweise spät gekommene Verbot der Ohrfeige war ein Affront gegen eine zutiefst kulturelle, fast religiöse Praxis.

Auch bei Dershowitz läuft alles auf eine angebliche wissenschaftliche Wahrheit hinaus, zu deren Kenntnis er sich in der Lage sieht – die Kenntnis erweist sich aber auch nur als autoritärer Glaube an Institutionen.

Warum will Deutschland nicht der American Academy für Kinderheilkunde folgen, die nach fünf Jahren Untersuchung der besten Studienergebnisse folgerte, das [sic] die ‚gesundheitlichen Vorteile‘ der Beschneidung – inklusive verminderter Übertragungsgefahr des HIV- oder Papillomavirus – ‚die Risiken überwiegt‘.

Das Fragezeichen erübrigt sich, das Schlußplädoyer steht an:

Schande über jene Deutschen, die die Beschneidung verbieten wollen. Schande über jene Deutschen, deren Gleichgültigkeit es nicht zulässt, ihre Sitmme zu erheben gegen die pseudowissenschaftlichen Eiferer, die lügen, wenn sie von sich behaupten, das Wohl der Kinder liege ihnen am Herzen. Lob den Deutschen, die gegen die Intoleranz ihrer Landsleute protestieren. Andere Länder mit einer saubereren Geschichte müssen die Führung in der Forschung – echter wissenschaftlicher Forschung – und in der Diskussion um den Schutz der Rechte von Kindern und Tieren übernehmen. Die mörderische Vergangenheit Deutschlands disqualifiziert dieses Land für immer, bei den Versuchen, jüdische Rituale zu verbieten, Vorreiter zu sein.

Dershowitz nimmt an, das Gesetz ziele auf die jüdische Beschneidung alleine ab und er blendet die innerjüdische Debatte aus – in einer derzeit akuten rhethorischen Strategie einer chimärischen Konsensualität unter Juden. Das ist symptomatisch für die isolationistische Besprechung der Beschneidungsdebatte als „Judenfrage“. Das Gericht aber war gegen einen muslimischen Beschneider gerichtet. Zur Debatte steht überdies gar nicht ein zur Zeit wohl illusionäres Verbot der Jungenbeschneidung, das Muslime, Juden und afrikanische Religionsangehörige träfe und zugleich schützte, sondern eine deutsche Vorreiterschaft in der Legalisierung der rituellen Beschneidung auf Kosten des liberalen Rechtsstaates. Eine Vorreiterschaft, die jene aktuellen Bemühungen arabischer Säkularisten zunichte macht, die Scharia aus dem Gesetz so weit als möglich heraus zu halten. Warum sollen Tunesien, Lybien, Ägypten über das Verhältnis Religion und Staat diskutieren, wenn Deutschland den Religionen Ausnahmen des individuellen Rechts auf Unversehrtheit gewährt? Die Muslimbrüder und Salafisten werden sich über dieses anstehende Gesetz freuen.

Antisemitismus zeichnet die Anwendung von doppelten Standards aus. Die allgemeine Kritik an der Beschneidung zeichnet sich nicht durch doppelte Standards aus, diese werden vielmehr von den Beschneidungsbefürwortern eingefordert, die um jeden Preis die allgemeineren Konsequenzen der Legalisierung der Beschneidung ignorieren.

Wer sich, anders als Dershowitz, für eine kritische Wissenschaft interessiert, dem sei folgende Graphik als Beispiel für die Widerlegung von – unter Medizinern und Pharmareferenten altbekannten Statistiktricks – empfohlen. Es heißt beispielsweise, die Beschneidung schütze vor Peniskarzinomen. Unter http://www.circumstitions.com/Cancer.html finden wir folgende schlüssige Widerlegung:

Wer als philosophisch halbwegs gebildetes, zur Erfahrung fähiges Individuum sich mit den medizinischen Argumenten der Beschneidungsbefürworter skeptisch befasst, kommt zum Schluss, dass kein gültiges oder gefälschtes medizinisches Argument die Beschneidung rechtfertigt. Die Anerkennung der Vorhaut als Sexualorgan genügt, um ihre Amputation zu diskreditieren. Man zieht keine Zähne, um Karies zu vermeiden – auch wenn das hocheffizient wäre.

Am Beispiel der angeblichen HIV-Prävention lässt sich das illustrieren. Beschnittene, so will eine Studie aus Uganda herausgefunden haben, solle weniger häufig HIV-Neuinfektionen erlitten haben, als eine Vergleichsgruppe von Unbeschnittenen. Nun ist der Zustand der afrikanischen Universitäten trotz beachtlicher Ausnahmen und Fortschritte eher prekär, entweder auf Religion oder Positivismus geeicht, aber nähmen wir an, die Studie sei verlässlich und belastbar, was sie nicht ist.

What’s worse, because of the publicity surrounding the African studies, men in Africa are now starting to believe that if they are circumcised, they do not need to wear condoms, which will increase the spread of HIV (Westercamp 2010).  Even in the study with the most favorable effects of circumcision, the protective effect was only 60% – men would still have to wear condoms to protect themselves and their partners from HIV. 

In the USA, during the AIDS epidemic of the 1980s and 90s, about 85% of adult men were circumcised (much higher rates of circumcision than in Africa), and yet HIV still spread. [Via circumcision myths]

Am Beispiel Ghana lässt sich auch die fatale Konsequenz ablesen, die eine Ausbreitung des HIV-Beschneidungs-Mythos haben kann. Die Mehrheit ist hier aus traditionellen Gründen beschnitten. Gleichzeitig hatten hier Aufklärungskampagnen ein hohes Bewusstsein von HIV geschaffen, die HIV-Rate ist mit 3% im afrikanischen Vergleich „niedrig“. Kondome sind überall erhältlich. Kommt nun der Mythos verstärkt durch weiße „Wissenschaftler“ in Umlauf, dass die Beschneidung vor HIV schütze, werden sehr wahrscheinlich mehr Männer ihren bereits vorhandenen Beschneidungsstatus (möglicherweise auch auf Wunsch von Frauen) gegen das Kondom eintauschen – und sei es nur in den Jugendlichen gemeinsamen Unsicherheitssituationen, bei denen Sex ohne Verbalisierung und Aushandlung verläuft. Auch wenn der medizinische Glaube wahr währe, dass die Beschneidung zu 60 % weniger Übertragungen bei Männern ermögliche, so wäre das Ergebnis des Mythos eine Ausbreitung von HIV – aus soziologischen und sexualpsychologischen Gründen.  Das Kondom mit 99% Sicherheit würde gegen die Beschneidung mit vermeintlichen 60 % Sicherheit eingetauscht. Das wäre dann das Resultat jener Pseudowissenschaft, die Dershowitz so vollmundig als „wahre Wissenschaft“ anpreist.

Quelle: Alan Dershowitz 2012: ‚Der gute alte Antisemitismus.‘ In: Jüdische Allgemeine 36/12, 6.9.2012, S. 8. Via: http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/13922

Drei weitere Artikel zur Beschneidung auf Nichtidentisches sind über folgende Links abrufbar:

Ein Beitrag zur Beschneidungsdebatte

„Die latente Unehrlichkeit ihres positiven Israel-Knacks“ – Eine Diskussion der Gegner der Gegner der Beschneidung

Schuld und Vorhaut

17 thoughts on “Der Reflexionsausfall der Antisemitismuskritik am Beispiel Dershowitz

  1. Wann werde ich endlich in einer intelligenten Welt (IQ > 200) leben können ohne diesen jahrtausendealten messianisch-beschnittenen-traumatisierten Terror überall, d.h. ohne diesen jüdisch-christlich-muslimisch-kapitalistisch-kommunistisch-faschistisch-nationalsozialistisch-amerikanisch-al-kaidisch-hypersozial-hypermedial-politisch-juristisch-pseudowissenschaftlichen Schwachsinn überall?

    Wenn also ein heutiger Körper, der beschnitten und traumatisiert ist, sich immer noch als „Jude“ bezeichnet, so ist er letztlich „selber schuld“, denn:
    Hätte es keine „Juden“ gegeben, so hätte es auch keine „Muslime“ und „Christen“ gegeben; ohne Christen hätte es aber keine Protestanten gegeben, ohne Protestanten (laut Max Weber [!]) aber keine Kapitalisten; ohne Kapitalisten aber keine Marxisten-Kommunisten, ohne Kommunisten aber keine Faschisten und Nationalsozialisten (etc. etc. etc.)…

    Daher gibt es auch keinen einzigen Unterschied zwischen einem „Juden“ und einem „Nationalsozialisten“: denn beide glauben an ein „auserwähltes Volk“ („Nation“) und an eine „selektierte Rasse“.

    Und zum Angriff Israels („Juden“) auf den Iran („Arier“):
    Geht lieber Karotten und Bäume pflanzen, ihr verdammten Idioten überall, die mir tagtäglich meine Welt kaputt machen!

    P.S.: Nur Idioten (von Beschneidern bis Breivik) benutzen körperliche Waffen. Die stärkste Waffe (seit Sigmund Freud, Kastrastionsangst) war schon immer die Sprache…

  2. „…Weder Westerwelle noch der Bundestag vergießen Krokodilstränen, ihnen sind jüdische Kinder schnuppe,…..“

    Ich glaube, das geht etwas zu schnell. Für Dershowitz sind Westerwelle und Bundestag doch gerade die Deutschen, die er lobt. Während er in den Beschneidungsgegnern die mit den Krokodilstränen sieht, also scheinheilige Antisemiten.

    Ich denke, Sie müssten im ersten Schritt Dershowitz überzeugen, dass die Anbiederei unserer Politiker und die Trittbrettfahrerei unserer Pfaffen eben nicht den überwundenen Antisemitismus darstellen, sondern das alte schlechte Gewissen über die nie wirklich aufgearbeitete Unrechtsgeschichte gepaart mit dem alten verdrängten Ressentiment.

    Dann könnte er misstrauisch werden gegenüber jenen, die er jetzt lobt. Dann könnte er sich auf die Gedanken derer einlassen, die er jetzt als scheinheilig verachtet (und die es ja nicht nur in Deutschland gibt, sondern auch in Amerika und Israel und anderswo).

    • Westerwelle hatte ein Titelinterview in der gleichen Ausgabe der Jüdischen Allgemeinen, das hervorragend vom Zustand des deutschen Liberalismus zeugte. Ich hoffte genau das geleistet zu haben, was du bemängelst, aber vielleicht beziehe ich da auch zu viel aus meinen anderen Texten mit ein.

      • Das Westerwelle-Interview zeugt vom Zustand des deutschen Liberalismus, ja, aber in welchem Sinne? Für den Interviewer und wohl für die meisten Juden doch nicht in dem kritischen Sinne, den du meinst, sondern eher im Sinne: ‚Gott sei Dank, der deutsche Außenminister ist ein liberaler Verfechter von Demokratie und Grundgesetz, der uns bei der Verteidigung der Religionsfreiheit helfen will.‘

        Der Reflexionsausfall (von Dershowitz und vielen anderen in dieser Debatte) ist, glaube ich, ein Abwehrreflex, wie du ihn in ‚Schuld und Vorhaut‘ beschrieben hast: Die Beschneidung in Frage zu stellen, hieße 4000 Jahre rituelle Praxis in Frage zu stellen, hieße zu fragen, ob 4000 Jahre möglicherweise ein Irrtum, etwas Schädliches praktiziert wurde. Dass diese Vorstellung schlimme Gefühle auslöst, kann ich nachvollziehen.

        Andererseits: Das heliozentrische Weltbild, Darwins Evolutionslehre, Freuds
        Theorie vom Unbewussten haben ja auch einiges über den Haufen geworfen. Und die Menschheit gibt es trotzdem noch. Und die katholische Kirche auch. Und jetzt macht sich ausgerechnet das tapfere Volk der Juden Sorgen, an der fortschreitenden Entwicklung der Kinderrechte zu Grunde gehen?

  3. Verstehe ich das richtig:

    Den Forschungen der American Academy of Pediatrics zu folgen ist „autoritärer Glaube an Institutionen“, während die Seite circumstitions.com (neben katastrophalem Layout) eine „schlüssige Widerlegung“ bietet und eine Studie aus Uganda ist vorn vornherein nicht „verlässlich und belastbar“, aber sogar wenn sie es denn wäre, täte das nichts zur Sache, weil die Afrikaner in ihrer Einfalt dann nur wieder aufs Kondom verzichten würden
    Desweiteren sind Studien aber auch unwichtig unabhängig davon was sie erweisen, denn kein „philosophisch halbwegs gebildetes, zur Erfahrung fähiges Individuum“ könnte zu einem anderen Schluss als dem Ihrigen gelangen.

    Das ist insgesamt weniger kritisches Denken, als vielmehr autoritäre Geste.

    • Der Satz steht zu isoliert, das ist wahr – ich wollte nicht in einem ohnehin langen Artikel noch einmal die altbekannte Argumentation wiederholen. In Stichworten:
      1. Vorhaut=Sexualorgan – Amputation eines Sexualorgans auch zur Präventation unzulässig.
      2. Präventation in der Argumentation sekundär, Prävention ist Versuch der säkularisierten Rettung der Beschneidung.
      3. Prävention ist in aller Regel gefälscht oder äußerst fragwürdig. Siehe Grafik mit dem tatsächlichen Verhältnis von Beschneidung und Peniskarzinom im Vergleich Dänemark-USA.

      Dershowitz nennt kein Argument, er nennt eine Institution ohne deren Argument überhaupt offen zu legen. Das ist autoritär. Ich verweise darauf, dass die Argumentation auf verschiedenen Beschneidungsgegnerseiten „schlüssig“ ist, das bedeutet, dass sie nicht andauernd positivistisch in fragwürdigen Studien sich auflöst, sondern dass das Hauptargument von jedem mit der Kraft der Vernunft nachvollzogen werden kann. Es braucht keine einzige Studie, um die Beschneidung zu hinterfragen, lediglich die Einsicht um die Bedeutung der Vorhaut und ihre Würdigung als Organ.

      Über Einfalt und Vielfalt in Afrika gäbe es ebensoviel zu sagen wie über Einfalt und Vielfalt in Europa. Die Beschneidung ist nun mal keine Prävention und wenn man diesen Mythos bewirbt, wie das die WHO leider macht, dann nimmt man eben dies an: Dass Afrikaner zu naiv für Kondome seien und man ihnen eher eine Beschneidung aufschwatzen könne als ein Kondom. Was dann leider auch in einer erheblichen Summe von Fällen sich als wahr erweist. In Uganda wurde ein Mann durch die Straße gejagt, weil er sich nicht beschneiden lassen wollte – das gilt dann dort als asozial, weil er ja alle mit HIV anstecken könnte.

      • Im Übrigen sehe ich sehr wohl, was du mir mit deinem „Exzerpt“ unterschieben willst. Entweder du hast den Text nicht gelesen, oder du rüstest dich selbst mit solchen infamen Verzerrungen zu, weil du Angst hast vor einem ausdifferenzierten Argument.

    • „Den Forschungen der American Academy of Pediatrics zu folgen ist “autoritärer Glaube an Institutionen”“

      Yep! Die AAP ist diejenige Organisation, aus der heraus vor einiger Zeit vorgeschlagen wurde, Frauen durch ihre Ärzte beschneiden zu lassen, was nur nach Aufschrei der Öffentlichkeit zurückgezogen wurde. In den USA wird auch ganz unabhängig von der Stellung der AAP beschnitten. Angenommen die AAP repräsentierte den jeweiligen Stand des medizinischen Wissens, dann hätten in den vergangenen Jahren die US-amerikanischen Ärzte entgegen dem damaligen Wissensstand massenhaft beschnitten und schon alleine deshalb eklatant gegen die ethischen Grundsätze der Medizin verstoßen. Die US-amerikanische Ärzteschaft (genauso wie die Israelische) ist in dieser Angelegenheit nicht satisfaktionsfähig.

  4. Wann werde ich endlich in einer intelligenten Welt (IQ > 200) leben ohne diesen jahrtausendealten messianisch-beschnitten-traumatisierten Terror überall, d.h. ohne diesen jüdisch-christlich-muslimisch-kapitalistisch-kommunistisch-faschistisch-nationalsozialistisch-hypersozial-hypermedialen Schwachsinn überall?

    Durchbrecht endlich diesen jahrtausendealten Teufelskreis und seid nicht mehr die Sklaven dieser dummen „jüdischen Tradition“ („Juden“ > „Christen“ > „Marxisten“ > „Nazis“ etc. …).

    Darum hatte Nietzsche recht mit seiner „Verjüdelung und Pöbelisierung“ überall – kein einziges starkes, perfekt ausgebildetes und stolzes Individuum weltweit…

    Der Beweis, dass Beschneidung zur Traumatisierung führt, ist eben diese blutige und dumme jüdisch-christlich-muslimisch-protestantisch-kapitalistisch-kommunistisch-faschistische Geschichte der letzten 2000 Jahre selbst!

  5. Dass die Amputation von hochsensiblen und erogenen und deshalb für das Eindringen von Erregern empfänglichen Hautarealen eben vor diesem Eindringen schützt (ungeachtet der angesprochenen sexualpsychologischen Problematik), kann man ruhig konzedieren. Die Nichtverfügbarmachung von solchen Hautarealen für den Kontakt mit potentiell infektiösem Material senkt die Wahrschneinlichkeit einer Ansteckung mit HIV und anderen Erregern. Dazu gehört die Amputation von Teilen des Genitals, ganz gleich bei welchem Geschlecht sowie das Zunähen der Frau. Es ist nur ein Null-Argument.

  6. Jeder Körper, der den Mund aufmacht und sagt, es gebe so etwas wie „wir Juden“, ist wohl ein Dummkopf. Denn: es gibt zunächst einmal nur individuelle Körper − von denen die meisten zwar vielleicht sprechen, aber darüber hinaus wohl nicht einmal denken können…

    „Ich habe schon genug mit meinem Menschsein zu tun. Warum muss ich denn auch noch Franzose und Calvinist (etc.) sein?“ (Michel de Montaigne). Wenn also jemand behauptet,
    er sei „Jude“ oder „Deutscher“ (etc.), so ist er letztlich „selber schuld“ (Immanuel Kant, 18.Jh.) − oder noch schlimmer: hat einfach den Montaigne (16.Jh.) nicht gelesen…

    Tja, überall nur noch jüdische „Meme“, die mir meine Welt versauen (=> Christen => Protestanten => Kapitalisten => Kommunisten-Marxisten => Nazis => jüd. Hollywood => …) — und keiner merkt was, weil sie alle schon fest im Griff „jüdischer Meme“ (Political correctness) sind!

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  8. ES WAR EIN KLEINER MUSLIM, den seine Mutter blutend auf die Straße trug und um Hilfe rief. Typisch ist wieder mal, dass der Israellobby nichts besseres einfällt, als zum x-ten Male auf die Tränendrüse zu drücken und sich als Berufsopfer der bösen Deutschen aufzuspielen. Das Kölner Urteil kam nicht von ungefähr, es war die Folge eines Einflusses, den eine ISLAMOPHOBE Gruppe auf die Richter ausgeübt hatte. Ihr Grundtenor ist der, dass Muslime deshalb eine Affinität zu Gewalt entwickelten, weil sie bereits als Säuglinge sinnlosen Schmerzen ausgesetzt würden. Dieser Mumpitz zirkuliert gerade in jenen Kreisen, die den ganzen lieben langen Tag nichts anderes zu tun haben, als der ach so toleranten Mehrheitsgesellschaft chronisches Einknicken vor dem Islam zu bescheinigen- so wie es ihr Guru Broder vorbetet („Hurra, wir kapitulieren“, „Kritik der reinen Toleranz“). Dumm nur, dass hier die Ladung nach hinten losgegangen ist und gerade sie, die doch so fest an Israels Seite stehen wollen, von eben dieser Seite ganz furchtbar verdroschen worden sind.

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