Die IDF-Seiten aufzusuchen ist kein großes Kunststück. Man trüge durch diesen Mindeststandard dazu bei, die Narratio um die Flotilla-Intervention zu glätten. Gegen den Vorwurf, Israel habe sich den Ausnahmezustand angeeignet und internationale Gesetze missachtet liest sich der folgende Bericht:
Interception of the Gaza flotilla-legal aspects.
Fazit: Die Aktion war innerhalb des geltenden internationalen Rechts (sofern man innerhalb dieses sehr schwachen Konstrukts argumentieren möchte) legal, da bei einer rechtmäßigen Seeblockade auch ein Schiff aufgebracht werden kann, das kurz vor der Durchbrechung einer Blockade steht und in eindeutiger Absicht dahingehend handelt. Durch das Ausschlagen des Angebotes des freien israelischen Geleites zum nächsten israelischen Hafen trat dieser Fall in Kraft.
Schleierhaft ist vielen die Absicht der Flotilla-Mitglieder – ging es etwa darum, das Schiff nach Hausbesetzermanier militant zu verteidigen im Wahn, möglicherweise damit bis nach Gaza durchzukommen? Dafür sprächen die primitiven Waffen. Weitere Klarheit darüber bringt folgende Differenzierung:
Report: How the IHH prepared itself for confrontation.
Die Mannschaft auf dem Schiff unterlag demgemäß einer Aufteilung zwischen einem harten Kern, der den Angriff plante und einem großen Teil von mehr oder weniger informierten Mitläufern, die vor der Konfrontation unter Deck geschickt wurden. Ein Clip einer Versammlung findet sich hier:
Ein weiterer Clip ist hier zum Download verfügbar, eine Zusammenstellung der Vorbereitungen gibt es hier.
Nachvollziehbar sind die Motive der israelischen Navy:
1. Das Schiff musste gestoppt werden, bevor es die Blockade durchbrochen hatte – weil es dann in Reichweite der Hamas-Boote gewesen wäre und eine Eskalation nicht auszuschließen gewesen wäre.
2. Man bewaffnete die Soldaten zunächst mit Paintball-Gewehren, da man sich schlimmstenfalls auf Crowd-Control einstellte. Als die angegriffenen Soldaten, davon einer mit einem Stich in den Magen, sich ins Wasser retteten, Teile ihrer Ausrüstung verloren, weitere scharfe Schüsse meldeten und Soldaten als Geiseln genommen wurden, schritt man mit scharfen Waffen ein.
Aus der Zahl der Toten auf die tatsächliche Verhältnismäßigkeit der Mittel zu schließen ist ein populärer Fehlschluß, der in der Guerilla-Kriegsführung von je einkalkuliert wird. Die Indizien der tödlichen Waffen und hocheskalativen Rüstungen, ihre schiere Zahl (100 kugelsichere Westen und 200 Gasmasken!) sowie die zur Eskalation führenden Attacken mit potentiell letalen Folgen (Magenstich, das Werfen der verletzten Soldaten auf die tieferen Decks) geben allen Grund, der israelischen Position zu folgen, nach der für die Soldaten mehrfach undurchsichtige Situationen mit extremer Todesdrohung bis hin zu Schüssen auf sie entstanden sind. Am deutlichsten geht das aus der folgenden Passage aus dem sehr lesenswerten zusammenfassenden Bericht des „Intelligence and Terrorism Information Center“ hervor:
Interviewed by the Turkish media at Ataturk Airport in Istanbul upon arrival in Turkey, IHH
leader Bülent Yildirim said that the Israeli investigators [who questioned him] asked him if the
IHH operatives had attacked the IDF soldiers with iron bars and axes. He said he answered
that “What I did was in self defense,” adding that “at first our comrades neutralized ten
soldiers. Then we took their rifles. You are considered legally innocent if you take
the weapon of a person attacking you.” He also said that they threw the weapons [they
took from the soldiers] into the sea (Zaman, June 4, 2010).
Weitere Quellen:
Die Aussagen des Kapitäns und des Offiziers.
Eine erste Zusammenfassung der Ereignisse auf Deutsch.
„Go Back to Auschwitz!“ – Der Funkverkehr mit der Marmara.
„Lizas Welt“ arbeitete ausführlicher mit „Die Banalität des Guten„, „Im Dialog mit Pax Christi“ und „links, zwo, drei gegen Israel„.