Terra preta – humoses Glücksversprechen

Dass die Wertschöpfung auf zwei Achsen ruht, wusste Marx sehr gut. Nicht nur die Arbeitskraft des Menschen, auch die drastische Vernutzung von natürlichen Rohstoffen wird im „Kapital“ benannt. Manche vermeintliche Ökorevolution, die sich als Langzeitsicherung des Verwertungsprozesses anbiederte, entpuppte sich im Nachhinein als Verschlechterung. Palmöl beispielsweise wurde unter anderem von den Grünen als nachwachsender Rohstoff auf die Agenda gesetzt und massiv subventioniert – mit dem Ergebnis der Verwüstung indonesischer Wälder für Palmölplantagen. Den zurückbleibenden Orang Utans bleibt nicht anderes als die Palmensprosse abzuknabbern – wofür sie von den Plantagenarbeitern gefangen, getötet und verkauft werden.

Nun soll eine Wiederentdeckung – Terra Preta genannt – die Welt retten. Terra Preta soll gigantische Erträge ohne Dünger liefern und nachwachsen. Terra Preta ist im Prinzip ein oridinärer Humus, der mit Holzkohle angereichert wird. Dass prähistorische Siedlungen solche Böden produzierten ist eigentlich eine recht simple Schlußfolgerung, deren empirischer Nachweis kaum anstrengend gewesen sein dürfte. Man jubelte über solche Böden am Amazonas, unterschlug aber, dass der Brandrodungswanderfeldbau im Prinzip nichts anderes bedeutet, als Holzkohle in den Boden einzubringen. Hinzu kommen Flussniederungen, an denen auch im Amazonas reichlich Humus angeschwemmt wird, der mit der überaus verbreiteten Technik der Fäkalienzugabe längerfristig haltbar gemacht wurde. Dass sich hier noch Knöllchenbakterien ansiedeln, die Stickstoff aus der Luft binden und Pilzmyzele kräftig arbeiten ermöglicht wie überall das Anwachsen einer Humusschicht, sofern Erosion unterbunden wird. Aus dem gleichen Grund wird Leguminosenanbau und Gründüngung noch in der konservativsten Bauernzeitschrift propagiert. Eine „geniale“ Entdeckung ist das Ganze nicht – lediglich die Zugabe von Holzkohle und die in weiten Teilen bereits vorher erfolgte Erforschung ihrer Funktion als Puffer und Speicher für Nährsalze ist bedingt innovativ.

Die Avantgarde solcher Entdeckungen sind stets KleingärtnerInnen. Die vergruben schon immer Hochmoortorf im Garten, um ihr grünes Paradies mit Azaleen und – man ist im Geiste immer der Krise verpflichteter Selbstversorger –  Blaubeeren zu bestaunen. Im nahegelegenen abgetorften Moor starben dafür Sonnentau, Wollgras und arktische Moosjungfer aus. Nun kommt Terra Preta in Mode und man fragt sich als Skeptiker: Woher wird diese Holzkohle kommen?  98% der in Deutschland verbrauchten Holzkohle wird importiert – aus Argentinien, Paraguay, Polen und tropischen Ländern. Natürlich wird das begeisterte avantgardistische KleingärtnerInnentum nicht aus dem verbuschenden Trockenrasen von nebenan kratzige Schlehen schlagen und im Garten verkohlen. Die Gartenbank ist aus Tropenholz, Regale und Fensterrahmen ohnehin. Wieso nicht auch die Gartenerde? Ein neues Auto zu kaufen und Holzkohle im Garten zu vergraben ist attraktiver als einen Wald zu pflanzen, den man niemals zu Gesicht bekommt. Die Entwaldung ganzer Landstriche hat allerdings einen stärkeren Einfluss auf lokale Wasserhaushalte als jeder Klimawandel.

Im Tschad ist die Verwendung von Holzkohle bereits offiziell verboten. In Ghana ist Holzkohle wie in den meisten afrikanischen Ländern der dominierende Energieträger. Ein mannshoher Sack davon kostet 4 Euro und reicht einer kleinen Familie etwa einen Monat, vielleicht zwei. Weite Teile Nordghanas sind durch – weitgehend ineffiziente – Verkohlung und Jagdfeuer zu Buschland degeneriert, das tropische Grün im Süden besteht bei näherem Hinsehen aus nur etwas üppigerem Buschland und Sekundärwald – der in der nebenstehenden Grafik leider etwas undifferenziert ebenso gelb gezeichnet wird wie die Monokulturen, Plantagen, Äcker und Steppen. Holzeinschlag in die verbleibenden geschützten Wälder findet hier unter schwerer Bewaffnung statt, Sklaverei und extreme Ausbeutung sind in solchen kriminellen Unternehmungen  wie bei der Fischpiraterie die Regel. Die Elfenbeinküste verfügt nur noch über 2% Primärwald, 99% der Schimpansenpopulation sind verschwunden. Und durch das Zusammenspiel von Marktwirtschaft und korrupten Eliten wird die entwaldete Fläche nicht etwa in Terrassen oder irgend fruchtbaren Ackerboden umgewandelt. Die Vernutzung von entwaldetem Land schreitet sehr viel schneller voran als im gemäßigten Klima. Das sind Probleme, die weitaus konkretere, berechenbarere Ursachen und Folgen haben als ein moderner Dämon wie Klimaschwankungen.

Israel  ist übrigens Vorreiter in der Trockenwald-Forstwirtschaft – am Rande der Negevwüste breitet sich neuerdings der trockenste Wald der Welt aus.

76 thoughts on “Terra preta – humoses Glücksversprechen

  1. Unsere TERRA PRETA Produkte unter http://www.terra-preta.de sind sämtlichst unter Nachhaltigkeitsaspekten hergestellt, die Holzkohle stammt z.B. aus Verkohlungsprozessen von Holzabfällen und fällt eigentlich als weitgehend nutzloses Abfallprodukt an. Von daher geht es auch CO2 neutral. Gerade in unseren Breiten gibt es eigentlich einen Überschuss an Bioholzkohle.

  2. Vielen Dank für die Ergänzung. Wie erklärt sich dann die krasse Importbilanz von 98% bei Holzkohle?
    Ich denke nicht, dass Kleingärtner auf Bioholzkohle zurückgreifen werden, um ihre Hauserde zu produzieren – sie kaufen ja immer noch Torf. Und sie importierten ja auch Originalerde aus Brasilien (ihr Produkt Terra preta do indio) – was von Beginn an ähnlich absehbare Konsequenzen bringen musste wie etwa im Torfabbau und ja zu einem Exportverbot der Erden führte.

    In den meisten mitteleuropäischen Gärten fällt genug Biomasse an, um einen fruchtbaren Kompost herzustellen. 80 Euro pro Kilo Terra Preta – davon könnte man 100 (leguminose Moringa etwa) Bäume in Ghana pflanzen, mit einer Biomasseproduktion von Tonnen. Eine Frage der Verhältnisse. Natürlich ist es äußerst begrüßenswert, wenn auf afrikanischen Böden mehr mit langfristiger Bodenverbesserung und weniger mit slash and burn gearbeitet wird.

  3. Wir arbeiten seit 2 Jahren intensiv in der Terra Preta Forschung und konnten nachweisen, dass durch den Zusatz von Holzkohle in die Kompostierung die Kohlenstoff- und Stickstoffeffizienz wesentlich verbessert werden kann! Während ohne Kohle bei einer professionellen Kompostierung rund 50% des Kohlenstoffs in Form von CO2 verloren gehen, können diese Verluste nur durch den Zusatz von Holzkohle auf 20% reduziert werden! Dasselbe gilt für Stickstoff. Wir erkennen daher in dieser Technologie eine riesige Chance!
    Die Biokohle werden wir in Zukunft mit einer Pyreg-Anlage herstellen, die noch in diesem Jahr in Betrieb gehen wird. Dabei werden kohlenstoffreiche Abfälle verkohlt, die zur Zeit unter Energiezufuhr verbrannt werden müssen.
    Wir leisten damit also einen doppelten Beitrag für den Klima- und Umweltschutz.
    Es ist bei jeder neuen Technologie und Entdeckung so, dass es immer darauf ankommt, was man daraus macht!
    Die Abhandlung der Entstehung der Terra Preta zeigt im übrigen große Wissenslücken des Autors auf.

  4. Nun rechtfertigen sie doch erstmal den Verkauf von in Übersee abgebauter Schwarzerde für den deutschen Heimgärtnermarkt – zu horrenden Preisen. Wieso sollte man den Menschen dort die Schwarzerde abgraben um sie dann hierher zu fliegen und in Kilo-Portionen in Blumentöpfe zu stecken? Da hat Blaukorn eine weitaus bessere Ökobilanz. Sollte der Verkauf inzwischen aus diesem Grund eingestellt sein, nehme ich natürlich meine Kritik zurück.

    Weiter hätte ich gerne eine Einschätzung, wie die Holzkohleproduktion entscheidend verschoben werden wird – von derzeit über 90 % Import (aus größtenteils Raubbau) zu einem Verhältnis, bei dem man davon ausgehen kann, wirtschaftliche und ökologische Nutzenverhältnisse abgewogen zu sehen.

    Ich begrüße die Forschung zu dem Thema ausdrücklich! Das Konzept ist in der Tat revolutionär und auch ich streue beim Feuermachen übrig gebliebene Holzkohle ins Beet.

    Die derzeitige Vermarktung von Terra Preta sehe ich allerdings kritisch, ebenso wie ich skeptisch gegenüber der derzeitigen Praktizierbarkeit bin – unter anderem weil ich in Ghana die Produktion von Holzkohle gesehen habe und daher eine recht gute Aussage über Wirkungsgrade und sich davon zu erhoffende Agrarrevolutionen treffen kann.

    Dass ich Wissenslücken habe, ist mir klar. Ich hätte das dennoch gerne am Text konkretisiert, um den Vorwurf ernstnehmen zu können.

  5. Vor kurzem war ich in einem Workshop, in dem die Eigenproduktion von Holzkohle propagiert wurde. Von einem Teilnehmer wurde aber auch darauf hingewiesen, dass eine nicht vollständige Verkohlung zu Pech führt. Pech ist krebserregend und hat im Garten nix zu suchen.

    Meine Freude an der Kohle ist damit stark gesunken- leider.

  6. Es ist sehr gut, daß Sie die Problematik der Holzkohlegewinnung ansprechen, dennoch ist es zu kurz gedacht mittels berechtigter Kritik an Einzelkomponenten das Gesamtkonzept der Terra Preta zu kritisieren.

    Es gibt wie oben genannt auch andere Methoden Holzkohle zu produzieren wie z.B. der Pyrolyse von abgenutzten Autoreifen etc.

    Sicher, viele von Ihnen genannten Punkte klingen auf den ersten Blick trivial.

    Dünge dein Feld und du bekommst mehr Wachstum – ich denke die Beobachtung ist nach etlichen tausend Jahren Ackerbau schon oft gemacht worden.

    Jedoch sind die Tiefergehenden Zusammenhänge leider noch nicht wirklich gut durchschaut, die Humusbildung ist eine enorm komplexe Thematik. So wird zum Beispiel bei der aeroben Kompostierung sehr viel Material schlichtweg „veratmet“ und auch die für die Humusbildung wichtigen Huminsäuren im hohen 90% Bereich. Bei der anaeroben Fermentation hingegen nicht. Sie sollten sich da wirklich mal in die wissenschaftliche Fachliteratur einlesen, es steckt mehr dahinter als die meisten Hobbygärtner überhaupt erahnen können.

    Unser Institut für Bakteriologie & Mykologie – VmF Uni Leipzig forscht derzeit z.B. an der Thematik: Wie die Ureinwohner mit der Herstellung ihrer TP Infektionsketten durchbrechen konnten. (Mensch-Feld-Feldfrucht-Mensch usw.)
    Richtig angestellt funktioniert dies sogar mit primitivsten Methoden. Ins Detail möchte ich jedoch noch nicht gehen, da die Ergebnisse noch ge-peer-viewed werden müssen.

  7. „Pyrolyse von abgenutzten Autoreifen“ – das hört sich nach einer guten Sache an. In Afrika gibt es mehr Autoreifen, als Europäer sich so gemeinhin vorstellen.

    „Bei der anaeroben Fermentation hingegen nicht. Sie sollten sich da wirklich mal in die wissenschaftliche Fachliteratur einlesen, es steckt mehr dahinter als die meisten Hobbygärtner überhaupt erahnen können.“

    Genau das behaupte ich ja. Die Forschung ist super. Die derzeitige Zielgruppe Hobbygärtner allerdings nicht geeignet. Sobald das im industriellen Maßstab wirtschaftlich wird, bin ich ein großer Fan davon. Solange es noch 70 Euro das Kilo kostet und dieses Kilo womöglich noch in Brasilien abgebaut wird, geht die Ökobilanz flöten.

    Wie anaerobe Kompostierung mit primitivsten Methoden gehen soll, ist mir noch nicht ganz klar, möglicherweise Luftabschluss durch Wasser? Eine dichte Blätterschicht wird kaum ausreichen. Dass anaerobe Kompostierung neben den Vorteilen des Erosionsschutzes und der Bewahrung von Kohlenstoff höhere Temperaturen erzeugt und dadurch etwa Würmer, Keime und Unkraut abtötet, was in Afrika besonders wichtig wird, steht allerdings auch in jedem besseren Gartenbuch.

  8. Das interessante ist, daß durch die anaerobe Fermentation durch Laktobazillen, die z.B. im humanen Kot in sehr hohen Konzentrationen vorhanden sind, eine Erhitzung verhindert wird. Die Hygenisierung erfolgt definitiv nicht termisch, da die Kerntemperatur der Behälter der Umgebungstemperatur entspricht. Leider wissen wir noch nicht genau wie das von statten geht, jedoch wäre eine Erhitzung auch unerwünscht, da gerade hohe Temperaturen auf einen hohen Stoffwechsel und einen hohen Stoffverlust deuten.

    Ein absolut faszinierendes Thema aber es gibt noch enorm viele Fragen die noch geklärt werden müssen.

    Und doch find ich die Zielgruppe Hobbygärtner nicht schlecht gewählt, verklickern Sie mal einen Städter der seinen Kaffee aus Taps und Maschinen gewinnt, sein Essen 3 fach verpackt aus dem Eisfach zaubert und dabei noch die Milch mit einem Batterie betriebenen Aufschäumer schlägt, in eine Ente zu Urinieren und in einen Eimer zu koten.

    Der Hobbygärtner den Sie zeichnen, hat vielleicht nicht den geopolitischen Weitblick aber ich kann ihn mir eher vorstellen seine Fäkalien in Zukunft nicht mit dem Lebensmittel Nummer 1, nämlich Trinkwasser, abtransportieren zu lassen, als den Appartment-Bewohner dessen einziges Grünzeug der Basilikumstrauch in der Küche ist.

    Zudem glaube ich, daß der Gärtner Ihren Argumenten gegen verkokte Tropenhölzer sehr aufgeschlossen sind. Ich denke sogar eine Linkliste zu lokalen Köhlern auf Ihrem Eingangsbeitrag wäre hier sehr gut.

    Noch dazu empfinde ich, ebenso wie Sie, daß 70€ für ein Kilo „Blumenerde“ definitiv zuviel sind woher haben Sie die Zahl?

  9. Anscheinend haben sich die Preise geändert. Bei dem Terra-Preta Anbieter aus dem ersten Kommentar oben gibt es das Angebot Terra-Preta für 29 Euro den Liter. Für 29 Euro lassen sich in Ghana etwa 30 Bäume pflanzen, die ungleich mehr Biomasse erzeugen als das „Wachstum“ der Terra Preta.

    Daraus vor allem speist sich meine Skepsis. Zumal der Import von Terra Preta aus Brasilien stattfand, nun ja anscheinend verboten wurde. Gerade Kleingärten sind meines Erachtens kaum relevant für eine Ökobilanz, die in diesen eher negativ ausfällt: Kleingärtner fahren jährlich zum Baumarkt, um dort ein Vielfaches des Saatgutes und Blumenerde zu kaufen, die sie später tatsächlich jäten und pflegen können. Daran würde auch Terra Preta wenig ändern. Interessant wird sie m.E. zuerst für Gewächshäuser. Dafür müsste sie aber auch billiger werden – zumal die Holzkohleimportbilanz äußerst negativ ausfällt und der Kommentator oben keine weiteren Argumente nannte, warum der angebliche Überschuss von Bio-Holzkohle nicht längst die 98% Importe verdrängt.

    Es wäre sehr interessant für mich zu erfahren, wie die Fermentation von Fäkalien und organischen Abfällen mit einfachsten Mitteln zu vollziehen ist. Dabei wäre zu berücksichtigen, dass Holzkohle den meisten Leuten in Ghana als zu wertvoll erscheint, um sie zu verkompostieren und die saisonalen Trockenperioden mit Starkregenepisoden sich auch ungünstig auf die Bodenflora auswirken dürfte.
    Zugleich fallen bei der Herstellung und dem Verkauf von Holzkohle größere Mengen an Holzkohlestaub an, der weggeworfen wird. Einige Projekte der Pecae-Corps hatten die Idee, daraus Pellets zu pressen, ich halte aber davon nichts, nachdem ich den Arbeitsprozess bezeugte. Das Endprodukt brennt zu schlecht und es ist zu viel Arbeit: Mörsern, Sieben, Mischen, Pressen, Trocknen. Daraus ein Agens für die Kompostherstellung zu gewinnen wäre ungleich attraktiver. Zumal gerade viele ältere Frauen ohnehin einen Nachtopf verwenden, weil sie sich nachts nicht aus dem Haus trauen – sie könnten der schwarzen Magie verdächtigt werden.

  10. Ja es ist richtig, Holzkohle in normalgroßen Stücken ist sehr wertvoll. Holzkohlegruß hingegen (Abfallprodukt bei der Herstellung) bekommen Sie in Deutschland für ~50cent+MwSt/Kilo direkt beim Hersteller und ist mindestens ebenso gut geeignet, meines Erachtens sogar besser als die großen Stückchen was die Verarbeitung im kleinen Maßstab betrifft.

    Zur Hauseigenen Fermentation, die auch in Deutschland üblich war und jede gute Hausfrau beherrschte, geb ich Ihnen einen klitzekleinen Rechercheauftrag. Fragen Sie mal Ihre Großmutter oder wen aus dieser Generation: Wie deren Mütter saure Gurken oder Sauerkraut selbst gemacht haben.

    Zur meiner Aussage über die Huminsäuren mag ich noch ergänzen, daß es sich auf Lignine bezog die in der Fermentation besser überleben als während der Kompostierung (Denn Pize können nur Lignine abbauen, die aber brauchen i.d.R. Sauerstoff um sich gegen Bakterien behaupten zu können) Aus den Ligninen werden dann Huminsäuren gebildet eben welche für die Humusbildung sehr förderlich sind.

    Eine zwei Literaturstellen zu den Diskussionspunkten

    Terra Preta Übersichtsartikel

    Bruno Glaser · Ludwig Haumaier
    Georg Guggenberger · Wolfgang Zech
    „The ‘Terra Preta’ phenomenon: a model for sustainable agriculture in the humid tropics“

    Holzkohleherstellung in Brasilien

    SN Swami, C Steiner, WG Teixeira und J Lehmann

    „Charcoal Maiking in the Brazilian Amazon: Economic Aspects of Production and Carbon Conversion Efficiencies of Kilns“

  11. Danke. Meine Frage bezog sich ja ausdrücklich auf primitive Produktionsweisen, in denen ein glasierter Steinguttopf wie er zur Sauerkrautproduktion üblich ist, nicht gegeben ist. Zwar gibt es sehr schöne Tobtöpfe in Nordghana, die werden aber üblicherweise nicht glasiert, dürften daher also Sauerstoff einlassen. Zumindest wären sie zu wertvoll. Das ist schon mal ein Problem. Plastik wäre eine schlechte Alternative, nehme ich an. Interessant wäre dann zu erfahren, mit welchen Mitteln am Amazonas gearbeitet wurde, wenn gezielt gearbeitet wurde und es sich nicht um ein Zufallsprodukt handelt.

    Die Schriften beziehen sich auf die humiden Tropen. Selbst im tropischen Süden Ghanas gibt es zwei Trockenperioden, in denen durchaus der Boden ganz austrocknet. Im Norden ist die aride Periode sehr ausgedehnt. Der Schluss, den ich annehme ist, dass dann die Bodenflora leidet oder abstirbt.

    Von daher wäre der Nutzen von Terra Preta geographisch sehr beschränkt: Auf die expliziten Tropen mit Dauerregen und die gemäßigten wasserreichen Zonen mit Bewässerungsmöglichkeiten. Man sollte das mitdenken, wenn man daraus die revolutionäre Wirkung ableiten will.

    Dennoch, ich streite die großen Potentiale der Forschung, die ich gar nicht absehen kann, gar nicht ab. Es ist ja üblich, dass solche Forschungen zu Nebenergebnissen führen, die dann etwa auch für die semiariden Zonen relevant werden. In Niger gibt es eine sehr nette Technik mit Bäumen und Kuhdung in Mulden um die Bäume zu arbeiten. Die gedüngten Bäume liefern Humus, schatten ab und in den Mulden speichert sich das Wasser länger. Was wiederum für die Malariavektorkontrolle relevant werden könnte, aber das ist unklar.

  12. Die Dichtheit wird vermutlich ausreichend gewesen sein, da die Terra Preta bei der Fermentation selbst Gas enwickelt, die Gasentwicklung ist mitunter so stark, daß ein Druckausgleichssystem erforderlich ist, mir sind schon Gefäße bombagiert, da das Druckausgleichssystem verstopft war.

    Und nein es ist ein gutes konzept für die humiden Tropen und gerade deswegen nach meinem dafürhalten auch für andere Gegenden geeignet.

    Tropenwälder sind quasi die Hardcore-Folterkammer für Böden, etwas schlimmeres gibt es auf dem Erdball nicht. Trockenheit, Dauerfrost, kein Problem. Das ist dann etwa so, als würde man die Sache in Zeitlupe betrachten was in den Tropen mit x-facher-Geschwindgkeit abläuft.

    Zudem wurde meines Wissens auch TP in weiter nördlichen Bereichen außerhalb des Amazonas gefunden gerade dort wo wir in den Subtropen sind und Jahreszeiten haben.

    Wenn die TP zur Humusbildung beiträgt ist sie für jede Klimazone ein Segen, tatsächliche Bodenkundler mögen mich eines besseren belehren wenn es Bereiche gibt wo Ausnahmen existieren. Das eigentliche Problem in unseren Breiten ist der Ackerboden, der kaum noch Humusanteile enthält. Dem helfen wir nach mit Kunstdünger aber Sie können ja auch ein Kind nicht tagtäglich mit Fastfood ernähren.

  13. Das Humusproblem kenne ich, habe ja auch bäuerlichen Hintergrund. Wie gesagt, sobald das industriell hergestellt werden kann in Kombi mit dem Klärwesen, bzw. vorheriges Abscheiden in Güllegruben, bin ich sofort dabei. Größtes Problem bei der Massenproduktion sind halt die Rohrfrei und Konsorten, die man nicht brauchen kann.

    Das Problem für Nordghana werden die Behälter sein. Da wäre es interessant ein günstiges, haltbares Konzept mit Bauanleitung o.ä. zu haben. Wenn eine Versuchsgemeinde gesucht wird, stelle ich gerne den Kontakt zu dem Projekt mit Hexenjagdflüchtlingslagern her.

  14. Es tut sich wieder etwas bei der Terra Preta, zumindest wird hier etwas diskutiert.
    Allerdings wird hier Kraut und Rüben etwas durcheinandergeworfen.
    Fakt ist, dass Kompostierung und Fermentierung zwei Paar Stiefel sind.
    Die Kompostierung ist die aerobe Rotte von organischem Material. Wesentlich für den optimalen Verlauf ist das mind. einmalige Umsetzen des Komposthaufens, siehe hier das Buch von Gerald Dunst. Ich für meinen Teil setzte noch Kompostwürmer zu und lasse das ingesamt 1 bis 1,5 Jahre liegen.
    Die Fermentierung ist die Konservierung von organischem Material unter Auschluß von Sauerstoff. z.B. Sauerkrautherstellung, Silagebereitung, Biogasherstellung. Die EM aus Japan schlagen dieselbe Richtung ein. Eine Überführung in stabile Humusformen kann ich hierbei nicht erkennen. Gerade das Restprodukt der Biogasherstellung ist mit seinem hohen Anteilen an Ammonium extrem humuszehrend.
    Was nun die Herstellung von Terrapreta angeht:
    Es gibt die „Rundgespräche der Kommission für Ökologie“ der bay. Akademie der Wissenschaften. In Band 35, „Humus in Böden“ wird unter anderem nachgewiesen, dass für eine erfolgreiche Humusbildung Eisenoxide von wesentlicher Bedeutung sind. Auch ist inzwischen aus Untersuchungen bekannt, das Lignin nicht die Rolle bei der Humusproduktion spielt, wie ursprünglich angenommen. Die Holzkohle unterliegt ebenso dem Abbau wie auch Humus auch. Erst die Bindung an Eisenoxide oder Tonminerale schützen den Humus und in besonderem Maße pyrogenen Kohlenstoff vor Abbau. Die Konsequenz daraus dürfte sein, dass Holzkohle nur fein gemahlen angewandt werden sollte.

    Ziel und Zweck für die Landwirtschaft muß werden, dauerhaft die Fruchtbarkeit zu erhalten. Erreicht werden kann dies durch:
    1. Erosionsvermeidung,
    2. Dauerhafte Erhöhung des Humusgehaltes

    Irgendwo habe ich gelesen, dass eine Studie zum Schluss kam, dass bei Unterbindung der jährlichen Auswaschungsverluste Englands Äcker einen Humuszuwachs erleben würden.

  15. Der Eingangsbeitrag ist doch sehr oberflächlich, auch wenn er die Problematik mit der Holzkohle deutlich anspricht.

    Die Terra Peta der Indianer entstand nicht durch Wanderfeldbau bei der Abrennung, sondern wurde durch Köhlerei bewusst hergestellt. Die starkverwitterten Ferrasolböden im Amazonasbecken sind nicht in der Lage Nährstoffe zu poduzieren und zu halten. Durch Zumischung von Holzkohlekompost konnte die Auswaschung unterbunden werden.

    Übrigens gibt es solche Böden auch in Deutschland: die Schwarzerdeböden. Die bisherige Ansicht, sie seien auf natürlichem Wege entstanden ist kaum mehr haltbar. Die Ausdehnung dieser Böden ist sehr eng an die Siedlungstätigkeit der Menschen gebunden. Funde menschlicher Artefakte und Ausdehnung der Schwarzerde sind praktisch identisch. Meine Theorie ist, dass damals nach jeder Ernte die Felder abgebrannt wurden, da ansonsten die neue Ernte nicht ordentlich bestellt werden konnte und zugleich unerwünschte Pflanzen und Krankheiten auf einem akzeptablem Niveau gehalten wurden. Das würde auch erklären, warum die Menschen damals im trockensten Flecken Erde Deutschlands gediedelt haben: Im Regenschatten des Harzes. Ein Abbrennen des Strohes über 2000 Jahre in der Steinzeit dürfte ausreichen, um pyrogenen Kohlenstoff in dem Ausmaß einzubringen, wie er dort heute vorhanden ist.

    Was ich vorhin vergessen habe: Die anfallenden Nebenprodukte bei der Holzpyrolyse wie Holzgeist oder Holzteer lassen bei Einbringung in den Boden die Bodenlebewesen förmlich explodieren.

  16. „dass eine Studie zum Schluss kam, dass bei Unterbindung der jährlichen Auswaschungsverluste Englands Äcker einen Humuszuwachs erleben würden.“ Daher auch meine Skepsis gegenüber der Verwendung in gemäßigten Zonen. Die Böden in Mitteleuropa sind nun mal super und Frostgare besorgt auch einen steten Nachschub an Ton-Mineralen. Solange man da nicht allzu groben Mist baut und Erosion fördert, d.h. Gründüngung, Zwischensaaten, Weggehölze und Niederdruckreifen, kann da wenig schief gehen. Ob es sich dann noch lohnt, gigantisches in die „humusbildende“ Bodenverbesserung zu investieren, ist fraglich. Besser wärs, die Mais-Subventionen abzusägen.

    Gibt es Beweise für die Existenz der Köhlerei? Ich halte das nicht für unwahrscheinlich. Allerdings könnte ein stetes Slash and Burn an bestimmten Stellen durchaus für erhöhte Holzkohlebestandteile sprechen. Bei Slash and Burn entstehen sowohl Holzkohle als auch jede Menge Restholz, das häufig zwischen den Pflanzen liegen bleibt.

  17. Dein Optimissmus in allen Ehren, aber davon sind wir doch meilenweit entfernt. In Mitteleuropa sind wir inzwischen kurz vor dem Kollaps der Böden. Die Erträge steigen quasi nicht mehr. Meiner Meinung sinken sie bereits seit Jahren, wenn man den immer steigenden chemischen Aufwand rausrechnet. Die Tonminerale unterliegen der Auswaschung, da helfen auch Niederdruckreifen nicht um die gravierenden dauerhaften Bodenverdichtungen zu verhindern. Grad in Meck-Pomm und Brandenburg haben die Böden teilweise schon fertig. Wüstenstatus. Fahrt mal durch die Gegend dort. Weite Flächen liegen brach, da sie durch die massiven Beregnungsmaßnahmen der 80iger Jahre ausgewaschen sind und durch schwere Maschinen hoffnungslos verdichtet sind. Reiner Sand, Flugsand.. Die Schwarzerdeböden in der Magdeburger oder Hildesheimer Börde sind teilweise stark degeneriert, dass man eigentlich gar nicht mehr von Schwarzerden sprechen kann.
    Bruno Glaser konnte nachweisen, dass in der terra preta der Holzkohleanteil pro Gewichtseinheit die 10-fache KAK von organischer Masse hat. Und vor allem auf diese kommt es an. 10 to Holzkohle bewirken von der KAK etwa soviel, wie 100 to Humus und das bei deutlich längerer „Haltbarkeit“.

    Es gibt Humusbilanzkarten für Gesamteuropa, z.B. abgebildet auch in oben genannten Rundgesprächen. Dort kann man die Grenzen des römischen Reiches erkennen, kenntlich durch verminderten Humusgehalt gegenüber nichtrömischen Landbesitz, z.B. nördlich der Donau oder in schottischen Gebieten. Das ganze ist inzwischen so brenzlig, dass die EU bereits Rahmenrichtlinien erlassen hat, um die fortschreitende Degenerierung der Böden zu bremsen: Bewirtschaftungeeinschränkungen auf bestimmten Flächen, Bonuszahlungen für bestimmte Maßnahmen.

  18. Slash an burn wqurde bereits seit langem untersucht. Die Böden degerieren innerhalb von ein paar jahren, der Eintrag von Holzhohle ist quasi gleich null. Untersuchungen zeigten, dass die Köhlerei deutlich mehr an Rückständen von unverkäuflichem Holzkohlestaub und -grus pro ha anfällt als bei slash an burn. Und dabei doch der größte Teil verkauft wird.

    Gründüngung, Leguminosen:
    Es ist einfach, hier das als gegeben zu propagieren. Die konservativen Bauernzeitschriften urteilten vor 35 JAhren noch anders, als innovative Bauern die Mischung Erbse-Ackerbohne-Wicke als Gründüngung einführten. Übernommen in den organischen Landbau treten inzwischen massive Probleme auf, dass die Böden ermüden und einen rentablen Anbau von Erbsen/Ackerbohnen nicht mehr erlauben. Anbaupausen von 8-10 Jahren sind inzwischen notwendig.

    Auch die vielgepriesene hochgiftige Sojabohne muß inzwischen mit Stickstoff gedüngt werden, weil sie sonst nicht mehr wächst.

  19. Vielen Dank für die wirklich aufklärende Nachricht. Ich höre das Argument „Die Böden ermüden“ schon sehr lange und kann es aus eigener Anschauung kaum beurteilen. Wenn in BW noch so viel Mais und Zuckerrüben angebaut werden kann wie derzeit, kann es kaum so schlimm sein, denkt man. Ich glaube dir auf jeden Fall, dass in Meck-Pomm nochmal andere Degradierungsstufen eintreten.

    In Ghana habe ich Slash and Burn ähnlich negativ erlebt und bin sehr skeptisch gegenüber der Behauptung, das sei ein Beitrag zur ökologischen Nutzung, könnte mir aber durchaus vorstellen, dass es intelligentere Methoden gibt, die Erosion der Nährstoffe abzubremsen und wenn das dann über Jahrtausende zu denken ist… Wie ist das mit den Schwarzerdböden in der Ukraine? So viel Schwarzerde auf derart gigantischen Flächen kann doch keine Steinzeit-Gesellschaft produziert haben? Von daher denke ich auch an natürliche Faktoren wie bestimmte Grasarten, Tiere, Schneedecke, Waldbrände, Biber oder ähnliches.

  20. Böden sind immer über Jahrtausende zu denken. Spanien und Nordafrika ist ja nicht umsonst Wüste, Italien nicht umsonst waldlos.
    Natürlich ist es sinnlos, Holzkohle in den Boden zu mischen, wenn man den Böden jährlich wegschwemmen lässt.

    http://www.buch.de/shop/home/typhoonartikel/ID18920223.html;jsessionid=fdc-kdyp87gmtl5.tc1

    http://www.buch.de/shop/home/wkartikel/der_soja_wahn/norbert_suchanek/ISBN3-86581-216-3/ID21265727.html?jumpId=3241823

  21. Je nun, Spanien, Italien und Jugoslawien wurden aber sehr fix nicht für Ackerbau, sondern für Schiffe und Venedig, dann Holzkohle entwaldet und dadurch verkarstet. Halb Spaniens Wälder wurden als spanische Armada in einer Seeschlacht versenkt.

    Deutschland dito. Schwäbische Alb und andere Karste sind Produkte des Schafwollbooms und nicht unbedingt des Ackerbaus. Genauso wie in Afrika Überweidung ein größeres Problem ist als Ackerbau, der erst in größerem Umfang mit Bewässerung Versalzung fördert.

    Bei herkömmlichem Ackerbau bleibt einiges an organischem Material im Boden und es wird ja auch noch Festmist und Fäkalien eingebracht. Zumindest in historischen Maßstäben war und ist das eher die Regel der Landwirtschaft. In die Weingärten schleppte man ja die Fäkalien noch hoch, daher ja auch der Gagen-Witz: „Jetzt hammas ganze Joahr umsonscht gschissn“.

  22. Ohne Frage ist natürlich der industrielle Ackerbau wie er aktuell stattfindet kaum haltbar. Die Frage ist, ob Holzkohle tatsächlich für diese industriellen Maßstäbe eine Lösung ist. Ich halte das nicht für unmöglich. Nimmt man aber eine gesteigerte Nachfrage nach billiger Holzkohle für die Bodenaufwertung an, ist derzeit völlig klar, wohin das führen wird: Zur Verkohlung von Wäldern in Entwicklungsländern.

  23. Lieber Richard,

    vielen Dank für die Literaturempfehlung der bay. Akademie der Wisssenschaften, bezüglich der Humusbildung und dem Zusammenhang mit der Verfügbarkeit von Eisen. Ich werde es mir so bald wie möglich einmal durchlesen

    meine Informationen zu Ligninen erhielt ich aus der Diplomarbeit (Agrarwirtschaft) von Michael Härle 2008/2009 (Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürthingen-Geislingen)Vorgelegt bei
    Prof. Dr. rer. hort. Barbara Elers.

    Dort steht folgendes, mit gleichzeitigem Verweis auf weitere Literatur:

    —————————————
    Abbildung 3: Chemische Zusammensetzung von frischer und vergorener Gülle
    (WELLINGER et al. 1991)

    Die Abbildung zeigt, dass schwer zersetzbare, relativ stabile Substanzen wie
    beispielsweise Lignin, als Ausgangssubstanz für die Bildung von Huminstoffen
    im Boden, weitgehend erhalten bleiben. Andere Quellen bestätigen die
    Aussage (ASMUS et al. 1988, BRAUN 1982, PERETZKI 2006, GUTSER,
    EBERTSEDER 2006)

    —————————————————

  24. Hallo liebe Diskutanten,

    Ich bin einer der Terra Preta-Geschäftsleute die Kleingärtnern Ausgangsmaterialien verkaufen (TriaTerra-Streu). Für 18,-€ kann man bei uns 50-80 l Terra Preta herstellen. (Literpreis fertige Terra Preta ca. 0,25€)
    http://www.triaterra.de
    Auf meiner Internetseite werden auch viele praktische Fragen erläutert. Unter anderem kann ich Nichtidentisch erklären wie man simpel anaerobe milchsaure Fermentation hinkriegt. Der bäuerliche Hintergrund sollte es ihm erleichtern das Prinzip des Stapelmistes und des Silagehaufens zu verstehen. Durch richtige Feuchtigkeit und Verdichtung ist es sehr leicht möglich weitestgehend anaerobe Verhältnisse herzustellen. Selbst ohne Abdeckfolie dringt Sauerstoff nur Zentimeter in den Haufen ein. Zusammen mit milchsauren Mikroorganismen, wie EM-Effektive Mikroorganismen, ergibt das erstklassige milchsaure Fermentation. Wir haben das Prinzip Stapelkompost getauft. Meine ersten, jetzt nach 6 Monaten verarbeiteten Terra Preta Stapelkomposte sind ein Traum.

    Wie Hendrik bin ich der Meinung das die nächste Revolution nämlich die Umstellung unserer Garten- Landwirtschaft und Abwasserwirtschaft von den Kleingärtnern ausgehen wird. Die praktische Naturverbundenheit der Kleingärtner und ihr tägliches Erleben natürlicher Kreisläufe ermöglicht ihnen leicht ein Verständnis, das der typische Agrarmanager nur mühsam erreicht. Wir haben schon vielen hunderten Kleingärtnern beigebracht, Laub und Grasschnitt zu mulchen statt zu entsorgen und mit eigenem Urin zu düngen statt minderwertige und teure Baumarktdünger zu kaufen. Immerhin gut 300 Kleingärtner nutzen unser ganzes Toilettensystem zur Herstellung von Schwarzerde aus eigenen Fäkalien.

    Die Holzkohlefrage ist wichtig und muß geklärt werden. Die Aufmerksamkeit auf Terra Preta hat bereits dazu geführt das innovative saubere und dazu noch Energie liefernde Holzkohleverfahren auf den Markt kommen. Pyreg und Schottdorf sind hier zwei Beispiele. Diese bezahlbare Technik wird nicht nur für Deutschland interessant sein, sondern kann die verschwenderische und giftige Holzkohleherstellung weltweit aus dem Mittelalter in die Neuzeit bringen.
    Zur Frage wo bekommt Deutschland seine Materialien zur Holzkohle/Biokohle-Herstellung her: Ganz klar sollte dazu der Weg der Agroforstwirtschaft beschritten werden. Sprich die riesigen Felder werden aufgebrochen durch Maschinenbeerntbare Baumstreifen (Kurzumtriebsplantagen KUP). Aus der Vergangenheit als Knick bekannt. Solche Gehölzstreifen haben vielfältige positive Auswirkungen auf Wasserhaushalt Kleinklima und Errosion und können bei 3-10 jähriger Ernte allen nötigen Kohlenstoff liefern um Deutschland in wenigen Jahrzehnten komplett zu Terra Preta zu verwandeln.

    Hier der Link zum Stapelkompost:
    http://www.triaterra.de/Praxis-Stapelkompost

    Schönen Gruß Marko Heckel

  25. Hallo Ihr Streithähne,
    wäre nicht die Holzverstromung geeignet, genügend Holzkohle zu erzeugen?
    Holzvergasermotoren waren in Notzeiten sogar in Kraftfahrzeugen eingebaut. Der Entgasungsprozess kann doch bestimmt so gesteuert werden, das die Kohle übrig bleibt.

  26. Wird er aber nicht. Es gibt gigantischen Holzkohlebedarf vor allem in Afrikas Städten. Das meiste kommt aus den Wäldern, siehe Kenia. Holzverstromung wäre sicher nett, aber wie und wo wäre das rentabel?

    Die „Biokohle“ wurde ja erwähnt. Es gibt aber merkwürdigerweise keine Biokohle in den Baumärkten. Anscheinend ist wie schlichtweg nicht konkurrenzfähig und das schon gar nicht im landwirtschaftlich-industriellen Maßstab.

  27. Hallo liebe Diskutanten,

    Zur Frage des Preises von Terra Preta. Ich bin einer der Geschäftsleute die Kleingärtnern Ausgangsmaterialien verkaufen (TriaTerra-Streu). Für 18,-€ kann man bei uns 50-80 l Terra Preta herstellen. (Literpreis fertige Terra Preta ca. 0,25€)
    http://www.triaterra.de

    Die Holzkohlefrage ist wichtig und muß geklärt werden. Die Aufmerksamkeit auf Terra Preta hat bereits dazu geführt das innovative saubere und dazu noch Energie liefernde Holzkohleverfahren auf den Markt kommen. Pyreg und Schottdorf sind hier zwei Beispiele. Diese bezahlbare Technik wird nicht nur für Deutschland interessant sein, sondern kann die verschwenderische und giftige Holzkohleherstellung weltweit aus dem Mittelalter in die Neuzeit bringen.
    Zur Frage wo bekommt Deutschland seine Materialien zur Holzkohle/Biokohle-Herstellung her: Es gibt zum einen ohne Ende geeignete Reststoffe aus Landschaftspflege und Gärten usw die heute lieblos in Kompostwerken wegkompostiert werden. Außerdem sollte dazu der Weg der Agroforstwirtschaft beschritten werden. Sprich die riesigen Felder werden aufgebrochen durch Baumstreifen (Kurzumtriebsplantagen KUP). Aus der Vergangenheit als Knick bekannt. Solche Gehölzstreifen haben vielfältige positive Auswirkungen auf Wasserhaushalt Kleinklima und Errosion und können bei 3-10 jähriger Ernte allen nötigen Kohlenstoff liefern um Deutschland in wenigen Jahrzehnten komplett zu Terra Preta zu verwandeln.

    Schönen Gruß Marko Heckel

  28. Leider konnte ich die Texte, die Richard Lausser angegeben hatte, nicht finden. Zumindest nicht auf der Seite der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Ich bitte um Hinweise….

    eine grinsende Stadtgärtnerin mit Wurmkiste vor der Heizung (im Winter)

  29. Und immer wieder wundersame Wundermittel mit Wunderversprechungen.
    Da gibts einen großen Topf, in den kommt Terra Preta, Schwarzerde, Humus, Silage, natürlich EM – und dann wird der ganze Mist wohl in einem Kuhhorn vergraben….
    Dabei weiß noch niemand so recht, was eigentlich Terra Preta ist und wie (und ob…) sie funktioniert. Alles klammert sich an Akzidentien, wie die Holzkohle drin.
    Wie toll müßte dann die damit schwarz gefärbte Graberde für Friedhöfe sein.
    Oder sinds vielleicht doch die Tonscherben drin?
    Oder die Muscheln?
    Oder die Fischknochen?
    Oder ganz was anderes?
    Oder etwa gar gar nix?
    Mal abwarten, wieviele der Anfangsversprechungen nach ein paar Jahren übrig bleiben.
    Holzkohle an sich schadet im Boden sicher nicht, sie liegt wie ein toter Hund drinnen, oft schon seit prähistorischen Zeiten. Bestenfalls adsorbiert sie diverse Stoffe.
    Und was sollen die Drittweltländer übrigens zum Kochen ihres bescheidenen Essens verwenden? Flaschengas vielleicht?

  30. „Und was sollen die Drittweltländer übrigens zum Kochen ihres bescheidenen Essens verwenden? Flaschengas vielleicht?“

    Exakt das ist der Plan und die Praxis. Das ist sogar für Städter billiger. Die meisten sind aber überforder auf einen Sitz 30 Euro in eine Flasche zu investieren und zahlen lieber in der gleichen Zeit jeden Tag 40 ct für holzkohle oder Holz. Die häufig im inneren von Wohnhäusern abgebrannt wird, die zwar belüftet sind, aber die Schwelstoffe dürften doch sehr viel schädlicher sein als Flaschengas.

  31. Wie wäre es denn damit:
    -Holzkohle, welche sonst hierzulande zum Grillen verbrannt wird, in die Erde einbringen
    – gekocht wird -zumindest im Sommer oder in heißen Ländern- mithilfe der Sonne: sonnenöfen ob Kiste oder Spiegel

    Auch im Garten fallen Abfälle an, die man gar kompostieren sollte: Pflanzenteile, welche von diversren Krankheiten, wie Schimmel, Krebs etc. befallen sind, sollte man gar nicht kompostieren, da die Erreger im Boden verbleiben. Normalerweise verbrennt man diese dann, um die Erreger loszuwerden. Eine ausreichend hohe Temperatur müste doch auch bei der Verkohlung anfallen.
    Eine Anleitung, wie man das zuhause richtig macht, wäre hilfreich.

    Die Intention des Autors zielt wohl weniger darauf, das Konzept „Terra Preta“ an sich madig zu machen, sondern eher das, was daraus gemacht wird: ein Verkaufsartikel, der den Menschen am Amazonas Wüsten hinterlassen könnte, weil Geschäftemacher die Terra Preta komplett abbauen könnten um des Profites willen.

  32. ASA 10 Terra Preta Ist eine Mischung aus hochwertigem Kompost und Biokohle. Biokohle ist kein Dünger, sondern vor allem ein Trägermittel für Nährstoffe sowie Habitat für Mikroorganismen. Biokohle ist ein kohlenstoffreicher Feststoff, der durch Erhitzung von Biomasse in sauerstoffarmer Umgebung erzeugt wird und für den Einsatz als Bodenverbesserer vorgesehen ist. ein gramm Biokohle verfügt über 300 Quadratmeter innere Fläche welche Mikrobakterien als Habitat dient. Zahlreiche Studien zeigen, dass Biokohle unter den meisten untersuchten Bedingungen die Bodenfruchtbarkeit steigert und die Wasserspeicherfähigkeit der entsprechenden Flächen verbessert . Aufgrund der hohen spezifischen Oberfläche und der Porosität der Biokohle, wächst die Adsorptionsfähigkeit für Wasser und für Nährstoffe Die Nährstoffdynamik wird optimiert Die mikrobielle Aktivität der Böden wird erhöht und der Humusaufbau gefördert Die Fixierung von Schwermetallen und Pestiziden wird ebenso wie die Stabilisierung der organischen Materie verbessert. Der Ausstoß von klimaschädlichen Gasen wird verringert. Erstmals ist Terra Preta in der Schweiz zu so einem Preis erhältlich. Hergestellt aus CH-Rohstoffen! Viele Gärtner warten schon lange auf diesen Moment… Wiederverkäufer Weltweit gesucht! Anwendung: Terra Preta wird gemischt mit Kokosfasern oder Erde. Am besten im Verhältniss 50/50. Wir haben unsere TP auch 100% eingesetzt. Funktioniert ohne Probleme.
    Wer hier Terra Preta runtermachen will hat keine Ahnung, Arbeitet für die Düngemittelindustrie oder will ein veraltetes TP Konzept zu teuer Verkaufen. Unsere Biokohle wird aus Biomasse hergestellt, 100% Biologisch.

    http://www.growbox.ch

    Link shop: http://www.grow-box.ch/products/de/Anbaumedien/Terra-Preta/ASA-10-Terra-Preta-30-KG.html

  33. Pingback: Terra Preta-Experimente am E-Werk

  34. Nach einer weiteren Forschung in Nordghana Folgendes zum Thema Holzkohle:

    1. Ein 2-Meter-Sack Holzkohle kann im Verkauf eine Person eine Woche oder länger ernähren.
    2. Holzkohle wird auf lange Zeit nicht als Energieträger verschwinden.
    3. Die einfachen Holzkohlekochstellen sind extrem ineffektiv und trotzdem Massenmittel. Sie werden darüber hinaus im Haus/Hütte angewandt, wo die Rauchgase trotz guter Belüftung (kein Fensterglas) stehen.
    4. Kompost war um Gushiegu vielen Menschen unbekannt, ebenso die gute alte Düngung per Defäkation. Die wird teilweise lieber im Busch vollzogen als auf dem Feld. Dafür spielen sowohl der körperfeindliche Einfluss von Kirchen als auch abzuwägende medizinische Gründe (e-coli etc) eine mittlere Rolle.
    5. Das wichtigste: Holzkohle wird hier weggeworfen, wenn die Stückchen zu klein für die Kochstellen sind. Da fallen sehr große Mengen an, richtige Haufen. Die werden dann von Zeit zu Zeit von Kindern in schweren Schalen zur lokalen Müllkippe geschleppt.
    6. Organisches Material wird am allerliebsten verbrannt. Erdnussschalen (große Mengen), Gras und ein paar Plastiktüten auf einen Haufen und ordentlich rauchen lassen.
    7. Größere Holzteile werden nicht in Meilern verkohlt, sondern mangels Sägen mehrfach angefackelt, abgelöscht und dann Kohle herausgeschlagen. Oder gleich ganz abgefackelt. Feuer ist gut. Brennt Unkraut und Viechszeugs weg. Tolle Sache. Und raucht. Rauch ist gut. Keine Moskitos. Mehr Rauch.

    Ich versuche jetzt in Nordghana mit einem Projekt auf einer Fläche mit einer 1000 meter Hecke (auch unbekannt oder nicht verwendete Technik) um 3 ha Land jährliches Schnittmaterial erntbar zu machen und die daraus erarbeitete Holzkohle verkaufen zu lassen und den „Abfall“, den Staub und die kleinen Stückchen in den Boden einbringen zu lassen. Das konkurriert mit einer anderen Idee von Entwicklungshelfern, die Abfälle zu pulverisieren und mit Lehm und Wasser in Förmchen zu Holzkohlepellets zu formen. Die in der derzeit verwendeten Mischung leider zu niedrigtemperaturig abbrennen, um anständig kochen zu können.

  35. In Deutschland wird der Kohlenstaub, der bei der industriellen Produktion von Holzhohle entsteht, zu Pellets gepresst. Als Bindemittel wird Mehl und Wasser verwendet. Wenn mich die Erinnerung nicht trügt, sind das etwa 5% Mehlzusatz.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Knick

    Solche Knicks aus Hecken haben zudem den vorteil, die eingegrenzte Fläche fruchtbarer zu machen, indem die Windgeschwindigkeiten gebremst werden und das Laub als organischer Dünger fungieren kann

  36. @Felix Riedel

    Handelt es sich um dieses Projekt:

    Biokohle bietet Lösungsansätze für verschiedene Probleme von Bauern in tropischen Entwicklungsländern. Durch bessere Wasserspeicherung und Nährstoffversorgung kann die Biokohle die Erträge insbesondere von Kleinbauern langfristig erhöhen. Im Norden Ghanas versucht die schweizerische NGO Abokobi mit mobilen Köhleröfen den Bauern zu helfen. So können die auf dem Feld und in der Küche anfallenden Biomassereste gleich vor Ort verkohlt und der Erde beigemischt werden.

  37. @Felix Riedel

    Die Preis für Pflanzenkohle liegen mittlerweile bei
    10 kg 24 €

    In Großmengen:

    ab 10m3 (entsprechend ca.3230 kg) nur noch bei ca. 0,50 €/kg

    Und es handelt sich hier um reine Pflanzenkohle ! auf Basis heimischer Pflanzenreste

  38. Das ist natürlich ein schöner Trend, wenn er so lange anhält, dass tatsächlich die Grillsaison nicht mehr mit tropischem Holz bestritten wird. Was aber auch unerheblich ist, solange der Biosprit-Druck es lohnenswerter macht, die Wälder abzufackeln und da Zuckerrohr hinzustellen.

    Das Projekt kannte ich nicht, danke für die Information.
    Unser Projekt: http://gushiegu.wordpress.com

  39. Wie wärs denn mit Pyrokochern? Da kann man mit Biomasse kochen und nebenbei ensteht Pflanzenkohle. Habe leider kein Link parat, gibt aber viel Info dazu auf den Seiten zu Biochar/Pflanzenkohle. Ist wohl in Indien recht beliebt.

  40. Pyrokocher haben einen Nachteil: Das Holz muss klein gemacht werden. Das ist oft nicht möglich, weil die Werkzeuge fehlen oder es einen zusätzlichen Arbeitsaufwand bedeutet. Einfacher ist die Dreiästefeuerstelle. Dabei werden die schwelenden Äste einfach immer ein Stückchen weiter unter die Feuerstelle gerückt. Um von dieser Simplizität abzukommen bedarf es schon eines überzeugenden und einfachen Modells das dazu noch ebenso billig ist oder so einfach in der Fertigung. Hinzu kommt, dass Rauch gar nicht als Übel betrachtet wird, sondern als probates Mittel um Moskitos zu vergraulen.

  41. Danke für den Link zu Ingenieure ohne Grenzen, die Analyse der Hygienisierung von Fäkalien durch verschiedene Kompostierungstechniken ist sehr gut. Um 45 Frauen Toiletten zu ermöglichen, die geruchsarm und für ältere Menschen geeignet sind, muss ich noch weiter herumdenken – es ist in jedem Fall eine etwas größere Investition. Zumal die meisten die Hockhaltung gewohnt sind, Komposttoiletten mit Urinabscheidern aber häufig auf Sitzhaltung basieren.

  42. Bei der Frage nach der benötigten Menge Holzkohle gehen die Meinungen der Experten ziemlich auseinander. Das liegt hauptsächlich daran dass manche Forscher den Nebeneffekt mit der CO2-Senke (Holzkohlepulver bleibt für tausende Jahre im Boden stabil) in den Mittelpunkt stellen. Je mehr Holzkohle pro Hektar desto mehr Knete möglicherweise aus dem Zertifikatehandel.

    Bei unseren neuesten Versuchen im Reisanbau waren es jedenfalls höchstens 100 KG pro Hektar. Ganz genau wissen wir das nicht weil wir die aus den örtlichen Öfen der Bäckereien und Trockenanlagen anfallende Asche nutzen. Diese Öfen werden mit Reishülsen befeuert die nur unvollständig verbrennen und deshalb noch einen Holzkohleanteil haben der irgendwo zwischen 5 und 15% liegen dürfte. Der Ascheanteil sorgt zudem für hohe P, K, S und Mineraliengehalte wobei wir noch keine Überdüngungsprobleme hatten.

    Ein weiterer Vorteil liegt auf jeden Fall darin das diese Methode eine Art Langzeiteffekt hat. D.h. bei der Folgepflanzung werden wesentlich geringere Mengen benötigt. Das hat etwas mit der langsamen, aber stetigen Freisetzung der in der Holzkohle gespeicherten Nährstoffe durch die Bodenbakterien zu tun. Es gibt also im Vergleich zur reinen Gülle oder Mineraldünger deutlich geringere Verluste durch Auswaschung und Ausgasung.

    Bei der ersten Pflanzung mit Hybridreis lag der Mehrertrag bei 95%. Wir hatten unsere Mischung, also die besagte Asche und Hühnerdung, zusätzlich zum Mineraldünger ausgebracht. Bei der Folgepflanzung mit normalen Reis und nur Mineraldünger lag der Ertrag 30% höher. Wegen der kleinen Felder und ungenauen Meßmethoden sind diese Werte aber nicht repräsentativ.

    In 2 Wochen werde ich wieder eine Praktikantin, Agrarstudentin aus Deutschland, für 4 Monate hier haben. Dann sind entsprechende Versuche geplant wo wir den Dingen etwas näher auf den Grund gehen wollen.

  43. In diesem Thread steht, dass Holzteer und Holzessig die Bodenlebewesen gradezu explodieren lassen. Normale Pyrolysekocher wie der Everythingnicestove hinterlassen am Boden eine Schicht halbverkohlten Holzes, das mit Holzteer getränkt ist, da die Flamme ausgeht, bevor alles komplett verkohlt ist. Holzteer enthält aber giftige Sustanzen wie Furane und andere böse Ringmoleküle. Kann ja sein, dass die Bazillen das mögen, aber ob das gut ist, wenn es in die Gurken wandert? Auch in Grillkohle hab ich schon halbverkohlte Stücke gesehen. Ich vermisse bei dem Terra-Preta-Hype, so gut er auch sein mag, Gefahrenhinweise. Auch der aus Konservendosen zu bastelnde Everythingnicestove ist super, habs ausprobiert. Aber vielleicht wäre es wichtig, drauf hinzuweisen, die untere Schicht Kohle daraus nicht zu Bokashi zu verarbeiten, sondern nochmal zu pyrolisieren. Und Kresse-Keimtests auf der Kohle zu machen. Technologiefolgenabschätzung muss auch im alternativen Bereich gemacht werden, gell?

  44. Danke für die Ergänzung, Helmut. Soweit ich das sehen kann, wird in allen Anleitungen auf die Bedeutung einer effiziente Verkohlung in entsprechenden hochtemperaturigen Retorten (Adams-Retort z.B.) hingewiesen.

  45. Christoph Kolon
    Ich habe vor kurzem einen Beitrag aus Osteuropa über enliche Idee wie Terra Preta gelesen.
    Es geht dort praktisch um das Gleiche nur mit einer sorte Braunkohle die dafür
    geeignet zu seien scheint.Gibt es solche Ideen oder sogar Erfahrungen auch im deutschsprachigen Raum.
    Im Großen und Ganzem geht dabei um ein Tausch.Bauer geben Biomasse für eine Energiegewinnung und bekommen dafür ein nachhaltiges Eqivalent in Form des Substrats ( Terra Preta aus Braunkohle).Also Erneurbares für Fosiles.

  46. Eine Frage noch, anscheinend lesen viele Leute mit, der Beitrag besorgt den Löwenanteil der Hits. Schade dass ich kein kommerzielles Blog betreibe.

    Also, es geht um die kalte Fermentierung. Als ich mich zu Komposttoiletten und Parasiten eingelesen habe, fand ich da überall den Verweis auf die Geruchsbildung bei anaeroben Prozessen und den Temperaturverlust. Bei der Kompostierung fährt die Temperatur auf über 60 Grad hoch. Bei der anaeroben Rotte bleibt alles kalt, es entsteht soweit ich weiß Methan.

    Das ist nun interessant für die Parasitologie. Askariden sind ja in Europa nicht so ein Problem, in Afrika aber das größte Hindernis für die gefahrlose Anwendung von Komposttoiletten. Würde man nun anaerob betreiben, wären die Askarideneier noch Jahre da drin. Je heißer, desto besser. Also muss ich kompostieren. Hat jemand eine Kosten-Nutzen-Rechnung für anaerobe Prozesse im Vergleich zur Steigerung des Gehaltes und zur Parasitologie?

  47. Hallo Herr Riedel,

    Frage anaerobe kalte Umsetzung?
    Es gibt zwei wesentliche Formen anaerober Umsetzung organischer Substanz – Fäulnis – versus – milchsaure Fermentation –
    1. Die Fäulnis, bei der Methan, Ammoniak, Schwefelwasserstoff und einiges mehr an Gift und Geruchsstoffen entsteht. Gleichzeitig entwickeln sich in diesem Milieu begeistert Krankheitserreger wie Clostridien und Salmonellen. Der Kohlenstoff geht überwiegend als Methan verloren.
    2. Milchsaure Fermentation mit hauptsächlich Milchsäurebakterien, aber auch Hefen und fermentierenden Pilzen und mehr. Es ensteht Milchsäure, Essigsäure, etwas Alkohol, Enzyme und jede Menge Antioxidantien und Vitamine. Von Sauerkraut und Silage ist die milchsaure Fermentation gut bekannt. Dabei entsteht nur CO2 und kein Methan. Die Energie und der Kohlenstoff bleiben überwiegend im Substrat und der ganze Stickstoff. Die milchsaure Fermentation kann alle möglichen Krankheitserreger neutralisieren, nach wenigen Tagen. Selbst die widerstandsfähigsten Parasiteneier werden nach 4 Wochen neutralsiert, weil sie schlüpfen und dann eingehen (Untersuchungen Prof. Monika Krüger -Veterinärmedizinerin die Terra Preta-Experimente an Uni Leipzig macht.). EM-Effektive Mikroorganismen sind eine von vielen Möglichkeiten milchsaure Fermentation zu fördern.
    Hier ausführliches Video zur milchsauren Fermentation und EM von mir.
    http://bewusst.tv/2011/07/effektive-mikroorganismen/

    Gruß Marko

    PS: Ich bin gerade auf Bildungsreise in Thailand und hier bekommt man bei den meisten Reismühlen verkohlte Reisspelzen tonnenweise, fast oder ganz umsonst.
    Kyusei-EM Nature Farming Center Thailand http://www.apnan.org

  48. Hallo Marko, ein skeptisches danke für den Beitrag. Die Website ist eines der üblichen pseudowissenschaftlichen Organe an denen die Esoterik sich belebt.Das übliche Kombinat aus Verschwörungstheorie und handfest in Magie umgeschlagenen Positivismus.
    Dennoch werde ich mich mal in die milchsaure Fermentierung einarbeiten. Wie das mit Toiletten funktionieren kann ohne ständig durch Austragen den Kontakt mit Fäkalien zu riskieren, wäre insbesondere interessant.

  49. Hallo! Hab auf einem Terra-Preta-Vortrag von einem Professor (Name leider vergessen) gehört, dass er bei der Verwendung menschlicher Exkremente eine Lagerungszeit von sieben Jahren empfiehlt. Solange plane ich nicht, und würde deshalb meine Exkremente lieber dem Klärwerk anvertrauen. Auch irgendwelchen tierischen Mist würde ich nicht nehmen (Ehec etc.). Stickstoff und Kalium kommt beides genug aus Gründünger, Phosphor weiss ich nicht, aber auf meinen Acker kommen nur eigene Pflanzenabfälle und zugekaufter Biodünger und Steinmehl. Was den Sinn oder Unsinn von Holzkohle angeht finde ich: Es gibt viele positive Erfahrungsberichte und das Argument der Kohlenstoffsequestrierung. Pyrolysekocher verwerten Holzhackschnitzel, die massenweise beim Baumschnitt anfallen. Sie werden von Gärtnereien zum Mulchen verwendet, sind dafür aber eigentlich suboptimal, besser sind schneller und weniger sauer verrottende Pflanzenteile. Also, warum nicht mit Holzhackschnitzeln kochen, heizen, und nebenbei Holzkohle für den Bokashi bzw. die Terra preta herstellen. Ich arbeite grad an einem Pyrolysebrenner, der einen Nachbrenner enthält. Dieser wird gegen Ende der Verkohlung mit Petroleum, Rapsöl oder Gas betrieben, und treibt den Rest-Teer aus der Holzkohle raus. Mehr dazu später, dauert noch etwas bis zur Serienreife, muss auch erstmal meinen anderen Job kündigen, der geht aber noch bis Ende Februar. Bis dann,
    Gruß!

  50. Den Lucia Stove kenn ich garnicht. Was ich nachgebaut hab, und gut funktioniert, ist der Everythingnice-Stove von Worldstove, derselben Firma, die auch den Luciastove vertreibt. Hier ein paar Tips zum Selbstbau des Everythingnice-Stoves: Wichtig ist, dass das Flammloch in der äusseren Dose wie erwähnt nur den halben Durchmesser der inneren Dose hat. Als Durchmesserdifferenz zwischen innerer und äusserer Dose kann ich 16 mm empfehlen (also einen Spalt von 8 mm). Die äussere Dose muss keinen Deckel haben (wie in der Bauanleitung), sondern man kann sie einfach umgekehrt positionieren, mit dem Flammloch im Boden, der dann oben ist. Ihr Rand (jetzt unten) kann auf Klötzchen o.ä. stehen, dann spart man sich auch die Lufteinlasslöcher. Für den Injektor hab ich folgende Verbesserung: Die innere Dose hat ein Lochblech als Boden (Löcher reinbohren, oder Lochblech als Rost verwenden). Keine Löcher in der Zarge. Die äussere Dose, wie gesagt umgekehrt, endet unten mit ihrem Rand auf selber Höhe. Innere und äussere Dosen kann man mit Schrauben und Abstandshaltern konzentrisch verbinden, der Spalt zwischen dem oberen Rand der inneren Dose und dem Boden der umgekehrten äusseren Dose kann auch 8 mm sein. Von unten wird jetzt ein Becher, dessen Höhe 4 cm sein kann, und dessen Durchmesser genau zwischen den Durchmessern der beiden Dosen liegen sollte, folgendermassen positioniert: Ist die Blechstärke der Becherwand 1 mm, beträgt der Spalt sowohl zur äusseren, wie zur inneren Dose 3,5 mm. Die Positionierung bitte selber überlegen: Schrauben und Unterlegscheiben, Abstandshalter, etc. Ich mache es so, dass an diesem Becher auch der Rost befestigt ist, also, dass wenn man den Becher nach unten rausnimmt, auch die fertige Holzkohle rausfällt. Für grössere Brenner (Brennkammerdurchmesser 150 mm), kann man die Maße raufskalieren, also z.B. statt 16 mm 20 mm oder mehr. Die Wand dieses Bechers bildet ein Leitblech für die angesaugte Luft. Diese Luft saugt nun das Gas aus der inneren Dose an. Die Becherwand bildet eine Art Trennblech oder Impulsdichtung, die dafür sorgt, dass, solange Luft angesaugt wird, diese nicht in die Holzkohle gelangen kann und diese entzünden kann. Denn das gilt es zu vermeiden, und bei dem Everythingnice-Stove passiert genau das zum Ende des Brennprozesses: Luft strömt in die Löcher der inneren Dose und entzündet die Holzkohle. Mit meinem Design wird das verhindert.
    Mist, ich glaub, das alles kann man garnicht verstehen, wenn man es nicht mindestens 10 Mal liest. Naja, Zeichnungen und Prototypen dazu später. Gruß!

  51. Hier noch ein Nachtrag zum Bau grosser Pyrolysebrenner, also z. B. Durchmesser 300 mm, und die Durchmesserdifferenz zwischen innerem und äusserem Rohr 30 oder mehr mm: In diesem Fall sollte die Becherwand mäanderförmig sein, also gewellt oder eine Rechteck-Zickzack-Form haben. Damit wäre das Verhältnis: „Länge der Saugkante/Volumenstrom“ dann wieder hergestellt. Andernfalls wäre die Injektorströmung nicht mehr laminar, sondern turbulent, und die Luft würde nicht genügend Holzgas mitreissen. Das Spaltmaß 3,5…5 mm sollte eingehalten werden, und das geht eben damit, dass man das Leitblech (die Becherwand) faltet. Ich schreibe dies hier auch deswegen, damit es hiermit veröffentlicht ist, und somit nicht mehr patentierbar. Es ist hiermit also Stand der Technik, Allgemeingut, jede/r darf es bauen und verkaufen.
    Gruß!

  52. Lieber Helmut, ein ghanaischer Freund arbeitet gerade an einer Version des Lucia-Stoves, leider rückt die Firma nicht wirklich detaillierte Skizzen raus. Ich würde ihm gern deine Skizzen und Empfehlungen zukommen lassen. Hast du sie auch auf Englich?

  53. Ja, gerne halte ich Euch auf Englisch auf dem laufenden. Bisher hab ich nur ein Versuchsmodell, das gut funktoniert, mit einem zusätzlichen Gasanschluss von unten. Die Maße kann ich Euch mailen. Wenn der Nachbrenner mit Pflanzenöl laufen soll, kann der Anschluss dafür nicht von unten kommen, sondern muss über ein schräges Rohr von weiter oben von der Seite kommen. Das Öl muss ja das Rohr herunterrinnen und dabei verdampfen. Diese schräge Rohr ist dann aber im Weg, zwischen den Holzhäckseln, die ja aber beim Verkohlen schrumpfen, das kann Probleme geben (Ungleichmäßiger „Downdraft“-Durchfluß). Wenn ich das gebaut hab und es funktioniert, mail ich dann auch die entsprechenden Zeichnungen. Also, meine Mailadresse ist: .
    Viele Grüße, Helmut

  54. Hallo,

    ich habe Eure Diskussion gelesen und frage mich, ob nur Holzasche den gleichen Effekt hat. Wir haben eine Holzheizung – Bayern ist ein großer Wald – und auf 30 l Kompost mische ich 0,5 l Holzasche unter. Das ist die Düngung für jeweils ein Beet mit 1,2m x 6,5 m.

    Wird hier auch Terra Preta entstehen?

  55. Hallo

    Verfolge mit interesse diese Diskussion. An Helmut:
    Kannst du mir auch eine Skizze oder Bauanleitung deine Pyrolysepatents schicken. Möchte das ganze ausprobiern und selbst in die Hand nehmen.
    Vielen Dank.

    e-mail.: mos.joh44@ymail.com

    Hannes

  56. Zum Thema Nachbrenner hatte ich mit Helmut korrespondiert: Der Nachbrenner mag für eine perfekte Verbrennung sorgen. Bei den meisten Stoves (Lucia, everything-nice) ist bei guter Kalibrierung kaum Rauch zu erwarten und keine Glut vorhanden. Die hohen Temperaturen führen zu fast PH-neutraler Kohle.

    Es geht nicht darum, emissionsfreie Öfen zu liefern, sondern emissionsarme und diese so einfach und so billig wie möglich zu bauen. Alles was Extraaufwand versursacht oder „Geheimwissen“ beinhaltet, hat keine Chance auf den Trikont-Märkten.
    Im Vergleich zu den Schwelbränden wie sie in deutschen Holzöfen massenweise präsent sind und zu den Schwelfeuern der Dreisteinöfen in Afrika ist der Lucia und andere emissions“frei“. Nicht die letzten 5 % machen es, sondern die 90 % davor.

    Dass ein guter Stove nicht rauchen oder teeren sollte, ist allerdings selbstverständlich. Laut Lucia-Hersteller geht es wohl, und die Modelle aus Indien und Sri Lanka behaupten ähnliches.

  57. Hallo!

    Übereinstimmend wird man wohl zugeben müssen, dass die eierlegende Wollmilchsau auch dieses Mal nicht gefunden wird…

    Wir sollten außerdem nicht zu Effizienz-Fetischisten verkommen und versuchen hier und dort noch die letzten % herauszukitzeln resp. -forschen. Es ist doch (mehr als) genug für alle da…

    In Tansania erlebt und wohl auch für Ghanaer, Mecklenburger, Kongolesen und andere Kleingärtner interessant:

    domestic biogas stations
    http://www.biogas-tanzania.org/
    http://www.ease-web.org/wp-content/uploads/2009/08/NEW-LOW-COST-BIOGAS-TECHNOLOGY-INTRODUCED-IN-TANZANIA.pdf

    Grüße,
    Tillman

  58. Moin!

    Ich finde das Konzept der Pflanzenkohle aus einem ganz anderen Grund interessant: Durch das Einbringen der Pflanzenkohle (natürlich nur wenn ökologisch und ethisch korrekt, sprich aus „Abfällen“ gewonnen) werden die physikalischen Eigenschaften des Bodens verbessert (z.B. Wasserspeicherfähigkeit…) ohne dass kiloweise leicht verfügbare Nährstoffe eingebracht werden. In Weinbergsböden (womit ich mich beschäftige) ist oftmals ein Überschuss an Stickstoff vorhanden, wenn intensiv mit Humus oder Kompost gearbeitet wird. Die Rebe kann oft nicht so viel aufnehmen wie durch die Bearbeitung des Bodens aus diesen Ressourcen freigesetzt wird. Meine Bedenken sind nur, dass irgendwann eine Verknappung der Dinge geben wird, die wir heute z.T. noch als „Abfall“ bezeichnen.

    Grüße,
    Elisa

  59. Hallo,
    ich verfolge dieses Thema schon länger und habe zwei selbst gebaute Prototypen laufen. Die zeigen, dass das System funktioniert, sind aber noch nicht ideal. Deshalb habe ich jetzt einen Satz „Sampada“ in Indien bestellt, sollten in 3 bis 4 Wochen da sein. Ich denke, dass der Stückpreis mit Verschiffung, Zoll, Steuern und Gebühren unter 100,- Euro bleibt. Auf das erste Anschüren bin ich sehr gespannt.

    Grüße,
    Norbert

    • Auch ich bin auf die Ergebnisse gespannt. In Indien kostet das Teil 1700 Rupien, das sind ca. 25,- Euro. Bei uns ist es vor Allem wegen dem Transport so teuer.

  60. Die äussere Dose muss keinen Deckel haben (wie in der Bauanleitung), sondern man kann sie einfach umgekehrt positionieren, mit dem Flammloch im Boden, der dann oben ist. Ihr Rand (jetzt unten) kann auf Klötzchen o.ä. stehen, dann spart man sich auch die Lufteinlasslöcher. Für den Injektor hab ich folgende Verbesserung: Die innere Dose hat ein Lochblech als Boden (Löcher reinbohren, oder Lochblech als Rost verwenden). Keine Löcher in der Zarge.

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