Kurioses aus Ghana

Hakenkreuzfahne

Hakenkreuzfahne

Der Schneider, den ich um ein Foto bat, wusste schon, warum ich fotografieren wollte: Jaja, die Flagge sei aus Deutschland. Sie gefalle ihm, er sei aber gegen Krieg. Man muss wissen, dass Schwarz und Rot in Ghana hochsymbolische Farben sind, die bei Beerdigungen getragen werden. Die sogenannten Adinkras sind ganz ähnliche und sehr populäre Symbole, warum also nicht auch ein Hakenkreuz, das überdies auch schon auf frühen Asanti-Goldgewichten zu finden ist? Geschichtsunterricht ist leider wie der gesamte Lehrplan Makulatur. Gelehrt wird durch kollektives Nachbrüllen von vorgefertigten Antworten, in den allermeisten Schulen wird „diszipliniert“, d.h. mit dem Stock geschlagen. Wenn man nicht ohnehin auf eine der fanatischen Missionsschulen geschickt wird und dort vor allem lernt, dass das Ende der Welt nahe ist. Nun ja, das Problem der neo-nationalsozialistischen Bewegungen stellt sich in Europa und Russland. In Ghana sind Nazi- und Sowjetflaggen eher eine Anekdote wert – woher er die Flaggen hatte, blieb im Dunkeln, möglicherweise eine Spende aus der Altkleider-Sammlung.

The Urgency of the Message - The Earth may be on the Verge of Destruction in this 21st Century

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Rambo, please help! Allerdings ist Rambo vielen Leuten hier überhaupt kein Begriff. Filme werden in unerträglich (und unnötig) schlechter Qualität raubkopiert und in Kollektionen von 25 Stück auf einer DVD zusammengepresst. In einem mir bekannten Fall werden diese dann noch mit einer X-Box, die man von einem Touristen geschenkt bekam, wiedergegeben – das Resultat ist ein experimenteller Kunstfilm, grobpixeliges Schwarz-Grün mit unlesbaren chinesischen Untertiteln und brummendem Ton. Hier ist es trotz zahlreicher Filmverkäufer schwieriger, selbst einen der lustigen ghanaischen Originalfilme zu bekommen, als einen der monströsen Flachbildfernseher, die es überall am Straßenrand zu erstehen gibt. Überhaupt Statussymbole: Viele Menschen sind zwar bettelarm, haben aber irgendwoher ein edles Handy oder einen Flachbildfernseher ergattert. Versace-Flip-Flops und Hugo-Boss-Gürtelschnallen sind ohnehin gang und gebe, weil gefälscht für einen Euro an jeder Ecke zu erhalten.

Wer kein TV-Gerät hat, kann für 10 Cent eines der Bretterbuden-Kinos besuchen und dort chinesische Martial-Arts-B-Movies, „Jack Chan“ oder eine der hochwertigen nigerianischen Heimatfilm-Komödien mit Kleinkindern in der ersten Reihe zusammen ansehen. Im TV läuft häufig Al Djaseera, das von Metro, einem Sender mit Sitz in Accra übertragen wird. Um 12 gibt es CNN-Nachrichten und um 13 Uhr Al-Djaseera. Danach African Movie oder Fernsehprediger. Nach einem Mariah-Carey- oder Beyonce-Videoclip von MTV kann man einen islamisch korrekten Reggae-Lobgesang auf Allah hören, bei dem sich streng verschleierte Frauen zaghaft im Takt wiegen und strahlend Mohammed oder den kommenden Mahdi preisen. Alles sehr demokratisch hier. Wer  sich DSTV leisten kann, bekommt über Satellit auch „African Magic“ in perfekter Bildqualität ins Haus. Ein ganz hervorragendes Vergnügen für Twi-kundige Liebhaber des wirklich ganz exquisiten afrikanischen und ghanaischen Films.

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