Jüdische „Siedler“ als „Gift“ – immer neuer Antisemitismus aus der taz

Susanne Knaul schreibt seit Jahrzehnten ihre Wut über den jüdischen Staat in die taz. In der Ausgabe vom 9.-15.12. titelt die linksliberale Zeitung: „Sie sind Gift für die Koexistenz„. Die Siedler stellten „allein durch ihre Anwesenheit“ einen „Verstoß gegen das Völkerrecht“ dar. Die Gewalt einiger Extremisten ist offenbar also gar nicht ausschlaggebend für den Hass, was zählt, ist, dass der Staat Israel in seiner Hauptstadt, die von Juden gegründet, benannt, und über Jahrtausende bewohnt, in Gebeten permanent als Heimstatt der Juden benannt, tatsächlich Wohnraum erschließt.

So gut wie alle großen Städte der Welt wachsen, die Urbanisierung bleibt ein anhaltender Trend. In Kambodscha werden ganze Seen verfüllt, das Ökosystem des Mekong zerstört, um teuren Wohnraum zu errichten. Jede deutsche Stadt und Kleinstadt nimmt sich heraus, alle paar Jahre ein neues Neubaugebiet zu erschließen, ein gigantischer Flächenfraß. In Afrin siedelt die Türkei aktiv islamistische Geflüchtete an, und hat die kurdische Bevölkerungsmehrheit dadurch gebrochen.

Aber in Jerusalem soll die Ausschreibung von ein paar Neubauten „ein Verstoß gegen das Völkerrecht“ sein. Israel hat in seiner Geschichte mehrfach nichtjüdischen Arabern in Grenzgebieten die israelische Staatsbürgerschaft mit vollen Rechten angeboten.

In Israel ist die Kontrolle Jerusalems und insbesondere der strategisch bedeutsamen Berge unverhandelbar. Während des Unabhängigkeitskrieges wurden die angreifenden arabischen Legionen zurückgeworfen, mit Ausnahme jener Legion, die unter Führung der britischen Armee Jerusalem belagern und halten konnte, dabei mindestens 22 Synagogen abbrannte, das Viertel plünderte und die jüdische Bevölkerung vertrieb. Dieses jüdische Quartier mit der Klagemauer im Zentrum ist das „Ostjerusalem“, in dem jüdische Präsenz ein „Verstoß gegen das Völkerrecht“ sei.

Natürlich wurden seit der Befreiung der Altstadt von Jerusalem neue Wohngebiete erschlossen. Israel sieht Jerusalem als Hauptstadt und das mit allem Recht. In diesen Wohngebieten können auch israelische muslimische, atheistische und christliche Araber leben und arbeiten. Für Knaul allerdings ist es eine Zumutung, dass hier „günstiger Wohnraum“ entsteht, nicht weil er günstig ist, sondern weil dort wieder Juden leben dürfen, denn was einmal nichtjüdisch war, soll offenbar auf ewig judenrein bleiben. Sie ätzt im besten Nazi-Jargon: „Die radikalen SiedlerInnen sind Gift für die Koexistenz der beiden Völker und für jegliche Perspektive auf ein die Region befriedendes Abkommen.“
Und um noch einmal zu betonen, dass das Jüdischsein und nicht etwa konkrete Taten den Unterschied machen, schiebt sie nach: „Es sind aber nicht nur die gewalttätigen SiedlerInnen. Sondern die Siedlungen, die die kargen Wasservorräte aufsaugen und die die wirtschaftlichen Möglichkeiten Palästinas massiv einschränken, blockieren den Weg zum Frieden.“ Statt BDS solle „das Augenmerk vielmehr auf die SiedlerInnen gerichtet werden. Die Radikalen gern zuerst, aber auch die, die gerade auf eine günstige Neubauwohnung in Ostjerusalem hoffen.“

Israel hat einen Wasserüberschuss erreicht und baut eine mehrere Meter durchmessende Pipeline nach Jerusalem, durch die mit gewaltigem Druck Wasser aus den Desalinisationswerken gepumpt werden soll, was die Wasserversorgung der gesamten Region verbessern wird. Israels bewohnbaren Bereiche außerhalb der Wüsten sind dicht besiedelt, wenn in Jerusalem Wohnraum erschlossen wird, handelt es tatsächlich aus echter Wohnungsnot und zugunsten der ärmeren Gesellschaftsteile.
Aber Sozialpolitik und sozialer Wohnungsbau ist für die tageszeitung schlecht, sobald Juden dort wohnen dürfen. Wohin Israel wachsen soll, nachdem die Wüste infolge der Klimaerhitzung immer heißer wird, und die Küstenbereiche zwischen Archäologie, Artenschutz und Hochhäusern schon vollständig aufgeteilt sind, das ist Knaul einfach egal. Anstatt nichtjüdischen Arabern nahezulegen, dass sie in einem der vielen arabischen Staaten ringsum ja unter Umständen eine neue Bleibe suchen könnten, sagt sie den Bewohnern des einzigen jüdischen Staates, dass sie ja in der Wüste leben könnten. Letzteres ist hegemonialer Konsens, ersteres tabuiert.

Die Radikalisierung von einigen Siedlern wird bei Knaul wie immer ohne jeden Kontext präsentiert. Geht es um die Gewalt der nichtjüdischen Araber, werden stets Rationalisierungen nachgeschaltet, die diese Gewalt „erklären“ sollen. Dass Juden in Israel im größten Freiluftghetto der Welt leben, umgeben und belagert von verfeindeten Staaten und Jihadisten, die jede Möglichkeit zu Pogrom und Terror nutzen werden, das wird nicht herangeführt, um die stellenweise gewaltsame Landnahme, Racheakte oder arrogantes Gebaren durch jüdische Extremisten zu erklären. Wenn sich Juden nach dem 7.10.2023 Waffenscheine holen, dann ist das für Knaul ein Beleg für Extremismus. Juden, die auf Land wohnen, dem Juden Namen und archäologischen Reichtum gaben, dürfen nicht „die Schnauze voll“ haben von täglichem Terror, Steinewerfen, Schüsse, Messerangriffen, Sniperattacken, antisemitischer Nachbarschaft. Selbst die extremsten Ansprüche der extremsten israelischen Siedler betreffen nur den kleinen Landstrich westlich des Jordans, gerade einmal 5000km², die nicht nur historische Judäa darstellen und zahlreiche Heiligtümer beherbergen, sondern auch die militärische Sicherheit Israels entscheidend verbessern würden und mit dem Jordan eine dauerhafte Grenze erhielte. Einen Revisionismus, der östlich des Jordans Ansprüche vertritt, gibt es praktisch nicht mehr.
Die Jihadisten hingegen wollen eine Welt ohne Juden und unter der Herrschaft des Islam, die die Versklavung der weiblichen Hälfte der Menschheit beinhaltet. Einen Staat Palästina auf Grundlage der aktuellen, durchweg antisemitischen Gesellschaft würde einen Brückenkopf des Jihadismus bedeuten, kommt der Forderung an Juden gleich, der Hamas und Iran strategischen Raum zu geben. Wer Zweistaatenlösung ohne Reeducation sagt, will Israel vernichten.
Dem jüdischen Staat die Westbank zu geben ist keine extreme Forderung, sie wäre ein moderater Ausgleich für Kriege, Terror, Gewalt und Landnahme in vielfachem Umfang durch die arabischen Staaten und insbesondere die Terrorgruppen in Westbank und Gaza. Israel hat gezeigt, dass es eine jüdische arabische Bevölkerung und eine nichtjüdische arabische Bevölkerung integrieren kann und demokratische Rechte für alle garantiert – kein muslimischer arabischer Staat hat das bislang unter Beweis gestellt. Wer wie die taz in solchen Verhältnissen meint, es seien die jüdischen Extremisten, die das „Zusammenleben der Völker“ vergiften würden, verkehrt Täter und Opfer, redet dem Jihadismus und dem palästinensischen Mythos das Wort.


1 thoughts on “Jüdische „Siedler“ als „Gift“ – immer neuer Antisemitismus aus der taz

  1. Sehr schön! Freut mich, dass Du in letzter Zeit wieder so aktiv geworden zu sein scheinst! Nur dürften es nicht 5000 Quadratmeter, sondern wohl 5000 Quadratkilometer sein, oder täusche ich mich?

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