Syrische Luft

In einer Passage sympathisiert Adorno mit der politischen Paranoia: Erst die geschichtliche Realitätsprüfung entscheide, was Wahnsinn und was begründete Einsicht in den vorherrschenden Wahnsinn gewesen sei. „Cui Bono?“ fragen die politischen Skeptiker heute, und kommen offenbar zum Schluss, dass Rebellen Giftgas eingesetzt hätten gegen eigene Kämpfer und Zivilisten, um einen Militärschlag zu provozieren und damit den Nutzen der Aktion einzufahren. Solche Gedanken, so ehrlich muss man sein, wären gar nicht allzu abwegig. Erfahrungen mit solchen djihadistischen medialen Inszenierungen haben westliche Medien vor allem in Gaza und der Westbank sowie Libanon gemacht – natürlich ohne etwas daraus zu lernen.

Das „cui bono“ ist berechtig – und Unsinn zugleich. Wäre Assad sich sicher, dass die Rebellen Giftgas einsetzen, er würde eine sofortige Untersuchung selbst einfordern, um sich die Unterstützung des Westens zu sichern. Das wäre ein Lotteriegewinn für seine Herrschaft, den er sich nicht entgehen lassen könnte: Er als Garant der Sicherheit gegen Djihadisten mit Giftgas. Munitionsbehälter, Abschussstandorte und weitere Spezifikationen ließen selbst bei einer raffinierten Fälschung ziemlich eindeutige Ergebnisse zu.

Das Szenario einer Fälschung wäre aber entweder: Es gab gar kein Giftgas und man hat Kleinkinder und andere Protagonisten entweder vergiftet oder – dann müssten es begnadete Kinderschauspieler sein – in den Symptomen trainiert und dann einen einzigen Film ohne Schnitte und Fehler produziert sowie hunderte Personen zu falschen Zeugnissen überredet, was ein für Verschwörungen unmögliches Maß an Indiskretion provoziert. Oder es gab, wie das Ärzte vor Ort sagen, tatsächlich Giftgas, das man aufwändig erwarb, schmuggelte, nach Damaskus (und nicht etwa in eine der grenznahen Städte) schaffte – und dann haben die Djihadisten aus unerfindlichen Gründen das Drehbuch und eine gute Kamera vergessen, so dass nur kurze, vom propagandistischen Standpunkt aus dilletantische ungeschnittene Sequenzen mit Kleinkameras gedreht wurden.

Stünde man wirklich im Zweifel über die Urheberschaft oder die Art des Angriffs, so wäre die richtige Antwort ein scharfes Ultimatum an Assad: Sofortigen Zugang zu der Stätte, unverzügliche Untersuchung der Vorwürfe, öffentliche Analyse des Filmmaterials. Natürlich klangen die diplomatischen Worte unendlich weicher: Die Vorwürfe seien so entsetzlich, dass sie gut geprüft werden müssten, so Westerwelle. Der Adressat der diplomatischen Mahnung ist nicht Assad, sondern jene, die die „ungeheuerlichen“ Vorwürfe erheben. In dem Fall ein paar Ärzte und Augenzeugen vor Or, die ihr bestes taten, um Patienten zu versorgen, zu filmen und tote Tiere einzusammeln.

Dass Frankreich und die USA ebenfalls kein solches Ultimatum erheben, das ihnen die Legitimation verschaffen würde, zeigt, dass es ohnehin jeder weiß und dass man ganz gute Einblicke in das Geschehen vor Ort hat. Die Beweise für Giftgaseinsätze hatten Israel, Frankreich und Großbritannien das gesamte letzte halbe Jahr über gesammelt und vorgetragen. Man kann sich einigermaßen sicher sein, dass die israelischen Institutionen unter Geheimdienstarbeit nicht Donutessen und Internetüberwachung verstehen, wenn es um eventuell frei flottierende Chemiewaffen im Nachbarland geht. Und man darf sich sicher sein, dass sie nicht leichtfertig Assad der Option einer mit Chemiewaffen ausgerüsteten Al-Qaida-Front am Golan zähneknirschend vorziehen würden.

Es gibt deshalb eine andere Geschichte, die wahrscheinlicher klingt als die Verschwörungstheorie, die sich an der Frage aufhängt, warum Assad ausgerechnet jetzt Giftgas einsetzen sollte, wo UN-Inspektoren im Lande sind. Mehrfach hat Assad angedroht, Israel zur Strafe für jede westliche Intervention anzugreifen – und doch toleriert, dass die IDF sich um syrische Raketentransfers an die Hisbollah „kümmert“. Nun aber rücken Elitetruppen der FSA auf Damaskus vor, die unter anderem von Israel und den USA in Jordanien trainiert wurden. Gleichzeitig trudeln mit ein paar Monaten Verspätung doch noch UN-Kontrolleure ein, die sehr wahrscheinlich noch einmal bestätigen werden, dass Assads Truppen C-Waffen eingesetzt haben. Es wäre dann ohnehin alles verloren für Assad, also spielt er den „mad dog“. Nicht nur den obligatorischen Raketensturm der Hisbollah, sondern sogar einen Giftgasangriff auf Israel oder generell einen Gaskrieg droht er damit implizit an. Der dreiste Giftgaseinsatz gegen die Rebellen wäre in diesem Sinne ein makabres Telegramm an die westliche militärische Intelligenz, die er sowohl an seine C-Waffen-Arsenale als auch an seine eigene Skrupellosigkeit erinnert. Saddam Hussein hat eine ganz ähnliche Drohung mit C- und B-Waffen offen ausgesprochen und damit zumindest Israel von der Beteiligung im zweiten Golfkrieg abgehalten. Und Assads Vater erhielt sich wie Hussein durch Giftgas an der Macht. Gar nicht ausgemacht war und ist, ob eine internationale Reaktion erfolgt. Sudan etwa hat Giftgas gegen Nuba eingesetzt ohne je Konsequenzen zu tragen. Genauso wahrscheinlich ist, dass sich Truppenteile schon gar nicht mehr in der Kontrolle Assads befinden und Giftgas einsetzen aus situativem militärischen Kalkül.

Im Dezember 2012 ging übrigens eine Meldung durch die Presse, dass ein russisches Spezialkommando in einer konzertierten Militäraktion ein Chemiewaffenlager gesichert und evakuiert habe, das ins Zentrum eines Angriffs von Rebellen geriet. Man darf also begründete Zweifel haben, dass Rebellen überhaupt an gut bewachte und von Russland geschützte Chemiewaffen gelangen konnten. Möglich wäre lediglich ein Transfer von C-Munition aus irakischen oder postsowjetischen Altbeständen. Wieso diese dann nicht gegen Truppen des Regimes eingesetzt werden, wenn doch mehrfach Fronten der Rebellenfraktionen aufgerieben wurden, wieso also die Rebellen erst jetzt, ein halbes Jahr nach den ersten Meldungen einen solchen Angriff „vortäuschen“ sollten, solche Gedankenketten zu konstruieren bedarf einiger Kühnheit.

Wahrscheinlicher ist, dass man eigentlich genau weiß, dass dieses diplomatische Desaster mit seinen 100.000 Toten eine Menge Schuld und Fragen nach Verantwortung erzeugt hat. Das Festbeißen an den unwahrscheinlichsten Erklärungen, die Haarspaltereien, sollen darüber hinwegtäuschen, dass dieser Krieg, Chemiewaffen hin oder her, ein Ende haben muss, dass die Ära Assad ein Ende haben muss. Zum politischen Sachverstand gehört aber auch die Einsicht, dass die Elimination Assads den Krieg nicht beenden wird und dass dann erst recht eine bewaffnete Exekutive die Sekten auf Abstand halten muss. Vor dieser kostenintensiven „jugoslawischen“ Lösung – vom Gaskrieg ganz abgesehen – schreckten wohl vor allem die USA zurück, wo auch McCain weiß, dass Frankreich und England politisch vielleicht einen Monatskrieg aus der Luft durchstehen können, aber sicher nicht die gerade aus Afghanistan vor den Taliban geflohenen Truppen in einen neuen Dauerkrieg gegen den Djihadismus schicken werden. Dafür Obama die Schuld zu geben, ist eine Personalisierung der gesellschaftlich hegemonialen Ideologien über internationale Politik.

Schuld trifft unter anderem jene, die noch vor einem Jahr – mitunter in vorgeschützter Besorgnis um Israel, das es freilich damals schon besser wusste – Assad halten wollten, um neue Al-Qaida-Fronten und einen Bürgerkrieg zu verhindern. Solche politische Dummheit wird von keinem internationalen Tribunal geahndet werden.

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Siehe auch: „Vorsprung durch Identifizierung – Die Kaperfahrten des Sören P. unter Käptn Assad

17 thoughts on “Syrische Luft

  1. Zum politischen Sachverstand gehört aber auch die Einsicht, dass die Elimination Assads den Krieg nicht beenden wird und dass dann erst recht eine bewaffnete Exekutive die bewaffneten Sekten auf Abstand halten muss.

    Darf man mal erfahren, wie genau Du Dir dieses Auf-Abstand-Halten bzw. die Erwirkung eines nachhaltigen Friedens in Syrien vorstellst vor dem Hintergrund, dass Islamisten durchaus bereit sind, sich solange ruhig(er) zu verhalten, bis Interventionstruppen das Land verlassen haben, um danach umso leichter wüten zu können?

  2. Sicher, das KÖNNTEN sie tun. Ebenso könnte man dann sich dazu verhalten. Wie nachhaltig ist denn der aktuelle Zustand? Und mit welchem Recht verlangt man prophetische Garantien für gesellschaftliche Prozesse? Die Ideologie ist doch, dass Nichtintervention kein Risiko berge. Und diese Ideologie hat die aktuelle Situation auf dem Gewissen. Was die Interventionisten sich zumindest nicht vorwerfen lassen können.

    • Einerseits plädierst Du hier für die Intervention in Syrien, um das Leid des Bürgerkriegs zu beenden, andererseits hast Du, wenn ich mich recht entsinne, in einem (mittlerweile gelöschten) Kommentar zu Glamour und Bergpredigt Dir Zizeks Sichtweise zu eigen gemacht, dass Charity, also die Linderung des durch Verhältnisse produzierten Leidens, nachhaltige Verbesserungen verhindert und deswegen abzulehnen sei. Ist es hier nicht genauso? Sicher, wir (wer immer „wir“ auch letztlich ist) könnten dort mit einer Intervention viel Leid verhindern, aber würde eine Intervention nicht unausweichliche und notwendige Prozesse innerhalb der syrischen Gesellschaft abwürgen? Könnten die Syrer nach der Intervention die Resultate der gesellschaftlichen Umwälzungen überhaupt als ihre genuin eigenen anerkennen, oder würden sie sie nicht eher (wie in Deutschland) als oktroyiert empfinden, was Abwehr erzeugen würde? Ist Dir einmal der Gedanke gekommen, dass gesellschaftlicher Fortschritt ganz ohne Menschenopfer nicht zu bewerkstelligen ist, weil er nur durch die Erinnerung an das Grauen und die Erleichterung über dessen Ende im Gedächtnis aller verankert werden kann? Unwille zur Unterbrechung des Bürgerkriegs ist in meinen Augen kein Anlass für ein schlechtes Gewissen. Die Situation in Syrien ist weder Auschwitz noch diesem ähnlich.

      Über dies musst Du Dir vorwerfen lassen, dass Dir (wie so ziemlich allen Politikern und Militärs dies- wie jenseits des Atlantiks) die Bereitschaft fehlt, offen auszusprechen, was nötig wäre, um im Falle einer Intervention mit anschließendem Bürgerkrieg den Islamisten wirkungsvoll zu begegnen. Das Afghanistan-Debakel hat gezeigt, dass man gegen einen Gegner, der als seine Primärstrategie Niedertracht und Heimtücke wählt, trotz materieller Überlegenheit nicht gewinnen kann, wenn man sich an Kriegsrecht zu halten gedenkt. Die Konsequenz daraus will aber keiner ziehen und kommunizieren.

      Dann bleibt noch die Frage nach der Lebensfähigkeit einer Demokratie in Syrien überhaupt. Im letzten Beitrag hast Du ganz richtig die »antidemokratische Tendenz IN den westlichen Demokraten und Demokratien selbst« beklagt und als deren Hauptproblem bezeichnet. Warum sollte es in Syrien anders laufen, zumal die demokratische Tradition dort noch weniger ausgeprägt ist als in UK, USA und D? Die Resultate der Irak-Intervention mögen bisher besser aussehen, als das vielen bewusst ist, von einer langfristigen Erfolgsstory kann man aber noch nicht sprechen.

      • „unausweichliche und notwendige Prozesse innerhalb der syrischen Gesellschaft abwürgen“ – jemand hat einmal gesagt, dass eine Demokratie von Zeit zu Zeit in Blut gebadet werden muss. Wahrscheinlich ist das sogar noch wahr.

        Mit dem Kommentar meinst du vermutlich den Film, in dem Zizek eine bestimmte Form von Charity als Reformismus kritisiert. Diese Kritik teile ich. Ungerechtigkeit wird nicht durch Fair Trade oder Bio-Siegel bekämpft werden. Hier aber geht es nicht um Ungerechtigkeit, sondern um Blutbäder. Und die sind, daran halte ich fest, auch im Kapitalismus verhinderbar. Vulgärmaterialismus ist, noch jedes Massaker als „notwendige“ Folge der Produktionsverhältnisse zu interpretieren. Natürlich scheinen Klassenkonflikte, und schlimmer, verdrängte Klassenkonflikte in Kriegen auf. Aber wer in seine Geschichtsphilosophie aus diesen Blutbädern Nutzen schlägt, ist schon dicht am Zoologen, der einen Kampf zwischen Ameisenvölkern beobachtet. An einem entscheidenden Punkt verrätst du dich selbst:

        „Unwille zur Unterbrechung des Bürgerkriegs ist in meinen Augen kein Anlass für ein schlechtes Gewissen. Die Situation in Syrien ist weder Auschwitz noch diesem ähnlich.“

        So wäre denn alles, was nicht Auschwitz ist, kein Grund für ein schlechtes Gewissen. Das ist die Sprache der Verdrängung, der Abtötung des Gewissens. Um so enervierender, als das Floskel gewordene „Auschwitz“ heute zur Legitimation dafür herhalten muss.

      • Ich sage es doch: Bigotterie!
        Riedel und die anderen Missionare hier müssen doch immer im Hinterkopf behalten, was für Israel jeweils die besseren Ergebnisse bringt, und da werden Grundsätze und -haltungen auch zu Lasten Anderer ganz schnell und pragmatisch auf den Kopf gestellt.
        Syrien wird sicher noch für viele ein extrem unangenehmer Prüfstein sein.

  3. Ist das Problem (und es mag sein ich verkürze jetzt) nicht längst das folgende: westliche Demokratien können aufgrund der friedliebenden Heimatfront (friedliebend, das bedeutet, der Westen darf sich nicht zu sehr in Kriegen engagieren), womöglich notwendige Interventionen gar nicht lang genug aufrechterhalten, um wo nicht für demokratische, so doch für stabile Verhältnisse mit Aussicht auf Demokratie zu sorgen?

    Mit Bezug auf Irak wie auf Afghanistan wird sich das Narrativ durchsetzen, erst die von den USA initiierten Kriege hätten das Land die stabilisiert und die Gewalt der Banden ermöglicht. Selbst dass die Regimes davor (und im Falle Afghanistans bald danach) eine Vielzahl der Toten der Bürgerkriegszeit in jedem Jahr zu verantworten hatten ist Menschen mit ganz viel Meinung nicht eine Fußnote wert…

    Es würde mich übrigens auch nicht überraschen, wenn später der frühere Rückzug/die Nichteinmischung das wäre, was vorgeworfen wird… Ob Eingriff oder nicht, ob früher Rückzug oder „imperialistische Besatzung“, ich sehe in den Reaktionen wenig Unterschiede. Es stimmt sehr traurig hier hoffen zu müssen, dass wirtschaftliche Interessen in demokratischen Staaten manchmal noch die Wählermeinung ausstechen, die seit langen im schlechten Sinne pazifistisch gestimmt ist.

    Und auch für diesen liberalen Idealismus (es gibt ja die recht unausgegorene Theorie, dass Staaten in denen es McDonald’s Filialen gibt niemals keine Kriege führen), stehen die Zeichen schlecht. Die Zusammenarbeit (nicht nur) deutscher Konzerne mit Iran, der allgemeine bejubelte Aufstieg des totalitär- kapitalistischen Chinas, die dauernde Hoffierung der Golfmonarchien, all das lässt die These des unauftrennbaren Zusammenhangs zwischen Kapitalismus und individueller Freiheit zunehmend u-topisch erscheinen. Warum aber dann für Freiheiten anderswo kämpfen. Das Kapital braucht sie nicht, der Wähler will sie nicht…

    Dieser Kommentar wurde nicht nur von diesem Artikel und den Reaktionen darauf angeregt, sondern auch von zahlreichen Artikeln und Kommentaren zu Lybien, dem Aufstieg und Ende der Muslimbrüder in Ägypten und weiterem. Er endet nun leider in dem pubertären „Alles Scheiße“, das ich einmal zu überwinden hoffte. An der Menschheit hat der Mensch wohl wenig Interesse. Dass er sich damit ins eigene Fleisch schneiden könnte versteht er nicht, solange es andere sind, die geschnitten, erschossen, vergiftgast werden…

  4. An einem entscheidenden Punkt verrätst du dich selbst: »Unwille zur Unterbrechung des Bürgerkriegs ist in meinen Augen kein Anlass für ein schlechtes Gewissen. Die Situation in Syrien ist weder Auschwitz noch diesem ähnlich.« So wäre denn alles, was nicht Auschwitz ist, kein Grund für ein schlechtes Gewissen. Das ist die Sprache der Verdrängung, der Abtötung des Gewissens. Um so enervierender, als das Floskel gewordene “Auschwitz” heute zur Legitimation dafür herhalten muss.

    So war es nicht gemeint. Es ist doch nun einmal unbestreitbar so, dass Syrien als Besitzer des viertgrößten Chemiewaffenarsenals der Welt über kein kleines Abschreckungspotenzial verfügt, und dass ergo eine Intervention unter diesen Bedingungen grundverschieden ist von für Interventionstruppen weitaus weniger gefährlichen Situationen, wie sie beispielsweise in Ruanda bestanden. Die Amis mögen Assad technisch haushoch überlegen sein, aber auch sie können nicht zaubern, und es ist fraglich, ob sie die Chemiewaffenbestände wirklich vollständig lokalisieren und zerstören können, bevor Assad sie gegen wen auch immer einsetzt bzw. ob im Zuge der Übergangswirren Islamisten wie Al-Nusra Teile davon in ihre Gewalt bringen können (ich erinnere mich an einen Fernsehbericht aus dem Irak-Krieg, der zeigte, wie US-Truppen in einer Stadt ein Gebäude bewachten, während ein paar Blocks weiter Aufständische ein Sprengstoffdepot plünderten). Weiter bleibt die Frage, was nach Assad kommen soll. Ohne Besatzung mit zahlreichen Bodentruppen wird ein sunnitischer Rachefeldzug gegen Alawiten und andere Unterstützer des Assad-Regimes kaum zu vermeiden sein, und dies könnte seinerseits Spannungen zwischen Sunniten und Schiiten in Nachbarstaaten verschärfen und zu weiteren Bürgerkriegen führen.

    Wie dem auch sei, meiner Informationslage nach scheinen mittlerweile so ziemlich alle, auch die Israelis, davon auszugehen, dass Obama zeitnah Luftschläge nach Vorbild des Kosovo-Krieges inkl. Cruise Missiles durchführen lassen wird.

  5. http://www.weeklystandard.com/articles/assad-calls-obama-s-bluff_750054.html

    „Well, Assad is not a fool: The purpose of waging an attack under the watchful eyes of the U.N. is to show his adversaries that the international community, the Europeans, and even the Americans are not going to help them, no matter what. Assad’s message to the rebels is: In spite of their moral posturing, their stern admonitions, even their revulsion and horror at watching children paralyzed by nerve agents, your Western friends won’t help you. Indeed, they are so craven, so eager for a reason to do nothing, they will suggest that the chemical attack was perhaps a ploy—that to get them to enter the war on your side, you killed your own children.“

  6. Je länger der Bürgerkrieg in Syrien läuft, umso mehr bewahrheitet sich die Aussage, dass es sich um einen von sunnitischen Djihadisten angezettelten und weitergeführten Krieg handelt. Nicht von diesen Gruppen angezettelt waren die Proteste gegen das Assad-Regime, die den Ausgangspunkt des Bürgerkriegs bildeten. Aber vor einem Jahr konnte man schon wissen, wer denn die bewaffneten Rebellen sind, die da kämpfen: Die sunnitisch-djihadistische Internationale, Al Qaida et al., unterstützt, finanziert und bewaffnet von Türkei, Saudi-Arabien und Katar. Laut US-Quellen sind ca. 7 von 9 der aktuell dort kämpfenden Rebellen Leute mit Al-Quaida-Kontakt.

    Und es war sehr wohl die bewusste Entscheidung der Obama-Regierung, diesen Krieg nicht selbst zu beenden und sich dort zu engagieren, sondern Erdogan freie Hand zu lassen und stattdessen die Rebellen zu bewaffnen. Das weiß man übrigens in Israel ganz genau:

    „Out of habit, the eyes of the world turned to Washington. But Obama has no policy to offer. Obama’s America can do nothing.

    America’s powerlessness in Syria is largely Obama’s fault. At the outset of the Syrian civil war two-and-a-half years ago, Obama outsourced the development of Syria’s opposition forces to Turkey’s Prime Minister Recep Erdogan. He had other options. A consortium of Syrian Kurds, moderate Sunnis, Christians and others came to Washington and begged for US assistance. But they were ignored.

    Obama’s decision to outsource the US’s Syria policy owed to his twin goals of demonstrating that the US would no longer try to dictate international outcomes, and of allying the US with Islamic fundamentalists.

    Both of these goals are transformative.

    In the first instance, Obama believes that anti-Americanism stems from America’s actions. By accepting the mantel of global leadership, Obama believes the US insulted other nations. To mitigate their anger, the US should abdicate leadership.

    As for courting Islamic fundamentalists, from his earliest days in office Obama insisted that since radical Islam is the most popular movement in the Islamic world, radical Islam is good. Radical Muslims are America’s friends.

    Obama embraced Erdogan, an Islamic fascist who has won elections, as his closest ally and most trusted adviser in the Muslim world.“

    http://www.carolineglick.com/e/2013/08/resetting-us-foreign-policy.php

  7. „dbddhkp“ – kannst es auch noch öfter schreiben, es wird nicht wahrer. Assad hat friedliche Demonstrationen zusammenkartätscht und Blogger mitsamt jeder kritischen Opposition in die Folterkeller gesteckt. Weil sich niemand dafür interessierte, hat sich nach einem Jahr eben Al-Qaida beworben für den Konflikt und den Zuschlag mangels Mitbewerbern erhalten. Der Krieg gegen die Demonstranten, gegen die von Assads Truppen abfallenden Deserteure war da im vollen Gange. Ganze Truppenteile sind mitsamt Kommandanten desertiert damals.

    Niemandem mit politischen Sachverstand war verborgen, dass es in Syrien (wie in allen islamischen Ländern) solide radikalkonservative und damit Al-Qaida-nahe Elemente gibt, die auch den Konflikt nutzen würden. Das ist überhaupt nichts neues oder überraschendes.

    Gelogen ist, dass dieser Krieg von jemandem anderen als Assad vom Zaume gebrochen wurde.

  8. http://de.scribd.com/doc/164270521/USG-Assessment-on-Syria

    „Preparation:
    We have intelligence that leads us to assess that Syrian chemical weapons personnel – including personnel assessed to be associated with the SSRC – were preparing chemical munitions prior tothe attack. In the three days prior to the attack, we collected streams of human, signals andgeospatial intelligence that reveal regime activities that we assess were associated with preparations for a chemical weapons attack.

    […] Satellite detections corroboratethat attacks from a regime-controlled area struck neighborhoods where the chemical attacksreportedly occurred – including Kafr Batna, Jawbar, ‘Ayn Tarma, Darayya, and Mu’addamiyah.This includes the detection of rocket launches from regime controlled territory early in themorning, approximately 90 minutes before the first report of a chemical attack appeared in socialmedia.

    […] We interceptedcommunications involving a senior official intimately familiar with the offensive who confirmedthat chemical weapons were used by the regime on August 21 and was concerned with the U.N.inspectors obtaining evidence. On the afternoon of August 21, we have intelligence that Syrianchemical weapons personnel were directed to cease operations. At the same time, the regimeintensified the artillery barrage targeting many of the neighborhoods where chemical attacksoccurred. In the 24 hour period after the attack, we detected indications of artillery and rocketfire at a rate approximately four times higher than the ten preceding days. We continued to seeindications of sustained shelling in the neighborhoods up until the morning of August 26.“

  9. „Gelogen ist, dass dieser Krieg von jemandem anderen als Assad vom Zaume gebrochen wurde.“

    Ein Bürgerkrieg, in dem eine Regierung gegen ihre Gegner kämpft, muss bereits nach den Regeln der Logik von den Regimegegnern vom Zaun gebrochen werden. Man kann mit den Regimegegnern sympathisieren, aber diese simple Tatsache auch noch als Lüge zu bezeichnen, ist dummsreist und erübrigt jeden weiteren Kommentar.

  10. „Ein Bürgerkrieg, in dem eine Regierung gegen ihre Gegner kämpft, muss bereits nach den Regeln der Logik von den Regimegegnern vom Zaun gebrochen werden.“ Wunderbare Welt der Logik. Oder Rabulistik. Mit einer solchen Philosophie magst du im Westen durchs Leben kommen. Du kannst damit natürlich auch nachträglich die nationalsozialistische Partisanenbekämpfung legitimieren, denn wo es einen Krieg gibt, ist immer der Gegner schuld. Logisch.

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