Vorsprung durch Identifizierung – Die Kaperfahrten des Sören P. unter Käptn Assad

„[…] einzig der wissenschaftliche Takt vermag darüber zu wachen, daß das unabdingbare subjektive Element, an dem Spontaneität und Produktivität von Wissenschaft haftet, nicht ins Wahnhafte wuchere.“ (Adorno, „Schuld und Abwehr“, 139)

Im Gegensatz zur „Zeitschrift für Sozialforschung“ hat die Bahamas auf markiges Auftreten sich verpflicht. Das war mitunter berechtigte und lesenswerte Reaktion auf die verhärteten Verhältnisse – von der Ohnmacht gegen diese lässt man sich leider doch zu oft dumm machen.  Die errichtete Sparte verlangt Opfer und sei es der Reflexion. Zur Theorie pflegt man ein mitunter dann doch recht instrumentelles Verhältnis, der Effekt ursurpiert Konsistenz. Sören Pünjer baut diesem ganz postmodernen Eklektizismus ein Denkmal, weil er wegen Wulffens Häuschen gegen die Piratenpartei mit Assad gegen die Islamisten weil für die Alaviten segelt:

„Sich – wie Ende 2011 geschehen – über die Finanzierung des billigen und enorm hässlichen Hauses des deutschen Bundespräsidenten das Maul zu zerreißen, schafft der mündige Chatter genauso locker allein wie einen von djihadistischen Terrorbanden angezettelten aktuellen Bürgerkrieg gegen Alaviten, Christen und Laizisten in Syrien in ein neues Kapitel des arabischen Freiheitskampfes umzulügen: Die Beweise für die jüngsten Verbrechen gegen die Menschlichkeit, also Quellen vom Hörensagen aus den Foren von Islamisten, oder Zeugenaussagen von Opfern, die gestern noch als irreguläre Soldaten reguläre angeschossen haben, findet man genauso gut in den berüchtigten Qualitätszeitungen wie im Netz.“ (Bahamas 63, S. 14)

Die gleiche Strategie der Verharmlosung ist für das postnazistische Deutschland in „Schuld und Abwehr“ dokumentiert: Die Faktizität der Ereignisse wird lächerlich gemacht und als „Hörensagen“ abgewehrt, wenn nicht gleich die Erstschuld der Verfolgten (hier: „angezettelt“) behauptet wird. (S. Adorno, s.o., 165) Das Einverständnis mit dem Mord hat sich schon hergestellt, wenn nur die Identität der Opfer vom Hörensagen erwiesen wird als menschenfeindliche, hier djihadistische. Gegen diese Tendenz ist noch jeder Islamist zu verteidigen. Auch er soll für den Sturz eines Folterfürsten demonstrieren dürfen, ohne von einer Panzergranate zerfetzt zu werden und ohne von einem Schrapnell den Unterkiefer herausgerissen zu bekommen. Dass es Assad ist, den Pünjer hier in der Bahamas in Schutz nimmt, zeugt von der Gravidität der Verdrängungsleistung. Assad, jener antisemitische Baath-Klon Saddam Husseins, Helfershelfer der iranischen Henker, dem Israel noch vor ein paar Jahren einen Atomreaktor im Bau unter den Händen zerbombt hat, der die Raketenlieferungen an die Hisbollah organisierte, der im Libanon nun wirklich nicht der christlichen oder laizistischen Minderheit beisteht, sondern mitverantwortlich für die Morde an halbwegs demokratischem Personal war, Assad, dem nach den importierten Pasdaran nun die Hisbollah zur Hilfe eilt, jener Assad soll auf einmal ganz hilflos von djihadistischen Elementen konfrontiert sein und Benevolentien für Laizisten bereit halten. Mit den groben Sprüchen Pünjers maskiert sich unreflektierte Angst und Hilflosigkeit. Das ganze Schützenfest von Tiraden gegen die Piratenpartei, die grobschlächtigen Versuche, ihr Entstehen theoretisch einzufangen, ist nur Abwehr gegen eine tiefe Verunsicherung, in der man sich selbst die ärgsten Feinde Israels noch zu Garanten seiner Existenz umlügt.

Was zuerst zu kritisieren bleibt an den unausweichlichen Revolten in den arabischen Staaten: Dass man sich in Europa schon allseits darauf einstellt, nun mit „demokratisch gewählten“ Mehrheiten der Islamisten reden und verhandeln zu müssen. Als hätte man nicht vorher um die relative Schwäche der laizistischen und demokratischen Elemente gewusst, fällt man diesen nun vollends in den Rücken, indem man sie für nicht existent, weil abgewählt, bestimmt. Dieser Zirkelschluss ist das deutlichste Indiz dafür, welch geringen Rückhalt demokratische, laizistische Gesinnung in Europa selbst hat. Feiern Faschisten Erfolge wie in Ungarn, Österreich und Italien, wüten in Bulgarien und Rumänien Pogrome gegen Roma und andere Minderheiten, schiebt man Roma aus Frankreich und Deutschland ab, hat man also in Europa längst gelernt, nazistischen Terror durch die Umwandlung seiner Forderungen in allgemein gültiges Recht zu bändigen, ist es nur konsequent, dass die europäischen Regierungen den Islamisten den Hof machen, wenn sie doch nun mal gewählt sind. Die freiheitliche Gesinnung liegt ihnen ganz und gar fern. Kein gesellschaftliches Rätsel darf sich mehr stellen, das der Identifikation in drei Sätzen widersteht.

Sein und Rauch – zur Ontologie der Zigarettenschachtel

„Don’t be a maybe – just be“. Nicht das erste Mal versucht Marlboro die urbanisierte Abkehr von ihren Caspar-David-Friedrich-Cowboys, die seit den dauerrauchenden Schafhirten aus „Brokeback Mountain“ auf ewig mit der Homosexualität assoziiert sind. Die „Just be“ oder „Maybe“-Kampagne knüpft direkt an jene „Be unstoppable“-Kampagne an, die unten bereits voranalysiert wurde. Übernommen wird der Verweis auf das, was sein soll: Die Hinwendung zum Rauchen, die Abkehr von der Idee des Nichtrauchens, die bekanntermaßen zum magisierten Jahreswechsel Hochkonjunktur hat. Kein „Maybe“ – „vielleicht [sollte ich mal aufhören]“ sondern „just be“, ohne Rest und Nichtidentisches soll der Kunde sein. Kein „Maybe“ bedeutet auch: Zweifel sind für Homosexuelle. Kein May, das heißt kein Mai, kein Frühling, keine Jugend, keine Erlaubnis, kein Mayday, keine Rettung. Die Formel schwört den Raucher auf seine Identität ein, macht ihn seinem Objekt gleich, will ihn zur Mimesis an ihn beherrschende Natur zwingen, ihn noch ganz mit dem hungernden Feuer der Synapsen nach dem Nervengift eins machen. „Just be“. Kein Anderes wird akzeptiert. Die Einsamkeit dieser masochistischen, narzisstischen Projektion spricht die Vereinzelten an, die in der Kippe die pubertäre, hilflose Distanzierung von der zudringlichen Masse zelebrieren. Gereifte Solidarität, Abwägen, Vernunft, Differenz werden durchgestrichen. Der schnarrende, einsilbige Befehlston des Plakats ahmt schon den Faschismus vor, den verordneten Daseinszweck, dem zu gehorchen noch als lustvoll verkauft wird. „Sit or stand!“, „Up or down!“, keine Zwischentöne sind erlaubt zwischen Männlichkeit („Stand“, „Up“) und zu unterwerfender Homosexualität und Weiblichkeit („down“, „sit“). So reagiert der autoritäre Charakter, Herr Herrenmensch. Eine Belohnung, ein Äquivalent für Geld und Lebenszeit wie es in den „West“-Werbungen der letzten Dekade in sterilen Karikaturen von Frauen präsentiert wurde, muss gar nicht mehr vorgegaukelt werden – das Sein zur Zigarette ist als ausreichende Belohnung vorgesehen für das Durchstreichen aller Alternativen.

Die Aufgabe der Überreste von Lust oder Widerständigkeit wird in zahllosen anderen Zigarettenwerbungen zum souveränen Willensakt vexiert: Der HB-Mann, Vorläufer des Wutbürgers, unterdrückte und kanalisierte einst seine berechtigte Aggression im Rauch, für eine Camel solle man meilenweit durch die Wüste gehen, die West-Domina verordnete den ewigen Test („…the West“), gehemmte Vorlust ist Programm wie die Garantie, dass es zur Lust niemals kommt. Lord verspricht vor allem weiblichen Kompensationswünschen ein kleines „extra“ für das Opfer des Alltages in männlicher Dominanz. Lucky Strike lieferte sicherlich den Vorläufer der autoritären Ontologie der Marlboro-Werbung. Eine Urban Legend wollte im Verzicht auf menschliche Werbeträger („nichts außer der Schachtel“) einen schuldbewussten Tribut an Krebsfälle bei Lucky-Strike-Girls deuten – wäre dies wahr, so wäre das verkaufsträchtige „sonst nichts“ gleichzeitig eine recht zynische Instrumentalisierung von Trauer. Der alte disziplinierende Werbespruch von 1928 „Reach for a Lucky instead of a sweet.“ verrät hingegen das wahre Programm, die Affirmation des Opfers in der industrialisierten Gesellschaft und den Verkauf der Zigarette als äquivalentes Substitut.

Nachtrag:

Der Vergleich mit dem regressiven Hören liegt auf der Hand:

„Historisch gehört das regressive Hören einer Gesellschaft an, worin der Druck von Reklameerzeugnissen so unerträglich geworden ist, daß „dem Bewusstseinvor der Übermacht des annoncierten Stoffes nichts…übrigbleibt als zu kapitulieren und seinen Seelenfrieden sich zu erkaufen, indem man die oktroyierte Ware buchstäblich zur eigenen Sache macht.“ (TW Adorno nach Alfred Schmidt in ZFS I:51*)

Der deutsche Hass auf Flüchtlinge

Zu einem Kuriosum, das einem als Reisender begegnen kann, zählt die altruistische Gastfreundschaft in sehr armen Staaten. Das sprichwörtliche letzte Schwein wird geschlachtet, um dem alten Gastrecht keinen Makel zuzufügen. Deutsche reisen mit Motorrädern und Fahrrädern entlang irgendwelcher nostalgischer Handelsrouten. Sie werden beschenkt und eingeladen, im Austausch für ein wenig Plausch und auch mal eine Adresse. Wehe den Gastgebern, wenn sie selbst nicht einmal aus Abenteuerlust sondern schon von Folter und Hunger vertrieben Zuflucht in Deutschland suchen sollten. Was man Gästen und Flüchtlingen in Deutschland anzutun vermag, geht weit über Erkaltung oder Geiz hinaus, es ist schon Hass auf jene, die es wagen, hier auf ein Gast- und Asylrecht zu pochen, das noch in den ärmsten Staaten Afrikas Millionen einlösen können:

„Dreimal am Tag bekamen die Asylbewerber Brot mit Käse, mittags noch eine Suppe dazu. Das Brot wurde rationiert. Wenn die Heimbewohner nach mehr fragten, hieß es, es gebe für jeden nur zwei Scheiben. Aus Protest traten die Afghanen in einen Hungerstreik und randalierten in der Küche. „An so vielen Abenden bin ich hungrig zu Bett gegangen“, erzählt Sepehr. „Es waren übrigens auch schwangere Frauen dort, für die das bedrohlich war.“

Von Schneeberg im Erzgebirge ging es später nach Neustadt in der Sächsischen Schweiz. Dort wohnten die Asylbewerber in Containern. Einige der Bewohner waren schon seit Jahren hier. „Ein total verlassenes Dorf“, meint Sepehr. Nur alte Menschen auf den Straßen. Ständig wurde er angestarrt, im Supermarkt folgte ihm das Sicherheitspersonal. Die Vorstellung, an diesem Ort womöglich Monate verbringen zu müssen, quälte ihn.“

„Homosexualität: Ich bin ein Niemand.“ V. Marian Brehmer: http://www.berliner-zeitung.de/gesellschaft/homosexualitaet–ich-bin-ein-niemand-,10808022,11376420.html

Obama nicht länger Präsident – von Ghana

In „Die demokratische Talibanisierung – Ghanas Krieg gegen die Homosexualität“ schrieb ich:

Als Barak Obama 2009 auf seiner ersten Afrika-Reise als US-Präsident Ghana besuchte, titelten die Zeitungen triumphal „Welcome home!“. Eine bebilderte Publikation prahlte: „Obama! Africas gift to the world!“ Da  war er noch ihr Heilsbringer, einer der ihren. Dieses Jahr war Obama einer der Unterzeichner der UN-Resolution zur Anerkennung von Homosexualität. Das dürfte ihn die virtuelle Präsidentschaft Ghanas kosten und bislang verhält er sich auch still gegen die ghanaische Homophobie.

Das muss aktualisiert werden: Seit neuestem stellt Obamas Administration wie Großbritannien Gelder für Länder in Frage, in denen LBTG-Rechte verletzt werden. Wer wissen möchte, was Internet-Ghanaer davon halten und in welchen intellektuellen Zustand sie sich befinden, kann die 500+x Kommentare auf Ghanaweb einsehen.

Kleine Auszüge:

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Frömmlerei:

let Read the Bible and we will understand where every one is belonging to. Either you are HOT or COLD there is not lukewarm Position.
ANY Ghanain leader who does not stand up and speak against this abominable act if not fit to rule this country.

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Rassismus und patriotisches Geheul:

…listen to this HOUSE SLAVE, africans killer obama ranting his stinking arse…. can’t touch ghana, you house slave obama… ghana, A NATION FREED FROM WHITE OPPRESSION BY NKRUMAH IS FREE FOREVAAAARR!!!

can’t tough ghana,,, you bastardized scum obama.

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Todesdrohung:

Would you have been born if your father were a gay? What about your prostitute mother, if she were a lesbian?

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„Die Juden und die Schotten“ – Verschwörungstheorie:

There is no wonder.WE don’t need to expect any other thing than his pointing finger on Africans, and he must not forget that he is ruled by the babylonians behind the White House which was built through mystical rituals by the Scottish.I expected this man Obama to embark on African progress on technology education etc. Has he forgotten he is a black man? His grandmother from the father side is certainly shedding tears.

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Lynchdrohungen:
What about if we throw you into a village pit latrine with all the gay people in Ghana?

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AIDS-Verschwörungstheorie:

MORE THAN HALF THE WESTERN EMBASSY STAFFS ARE GAY OR LESBIANS,AMERICA CANADA UK FRENCH.THEY WANT TO EXPORT AIDS HIV TO THE BELOVED AFRICA WATCHOUT

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Kategorie „ranting elder“:

have always say it that small age presidennts have bring no good to the globe.look at what happens in libya ,after they want africans to go gay and lesbian.dam it ,ghaddafi was right.GHADDAFI GHADDAFI

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Morddrohungen:

You have robbed our strong productive young men for over 300 years, you have robbed our gold, timber, diamonds, bauxite, cobald,sulphur and everything burried in the african soil. The only thing we africans still have is our morality which you are trying to rob now. I will execute anyone who I have evidence to have engaged in homosexuality. If you need them, pleas bring a ship to ghana and take them away to your country.
Obama is one of the biggest Idiot in this world.

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Und noch ein besonders dialektischer Standpunkt:

Homosexuality has been always considered as a taboo or a moral problem in our society. On the other hand, i think the government and the religious groups needs to do alot in combating the rising number of this homos in our society. Ofcourse thier civil right has to be respected.

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Zu ergänzen bleibt die „humanistische“ Position:

Joe, you got one thing right, that they are sick or why will a man want to have sex with another man? So is discrimination the cure for their mental or physical disease?

So what do do to the heterosexual men who have anal sex with women? Shit and dirty things don’t come from women anus? Stop the homophobic bigotry and let try to help those who are willing to change. Hate is not the cure for homosexuality.

Der nationalsozialistische Obergrund

Ende der 1990-er, in der Nähe des Bodensees, passierte ich auf einer naturkundlichen Exkursion eine Mülldeponie, in der wir ein individuenreiches Vorkommen von Bombina variegata vermuteten. Unter rostigen Altglascontainern hatte sich eine riesige Pfütze aus Flaschenausfluß und Regenwasser gebildet, in der tatsächlich einige Exemplare sich wacker hielten.  Es roch nach Gärprozessen und Unmassen von Müll.

Im Kernbereich dieser süßlichen Dunstschwaden lagen auch einige Containerwohnungen am Eingang der Deponie. Hier, drei Kilometer vom nächsten Ort entfernt, hatten deutsche Behörden eine modrige Unterkunft für Flüchtlinge errichtet. Misstrauisch blickten einige Kinder heraus. Sie waren unbewacht aber ich ahnte, dass ihnen vorerst jegliche Lust, dieses Land zu erkunden vergangen war.

Heute verdächtigt man bestimmte Behörden, ob sie nicht „auf dem rechten Auge blind“ seien, weil ihnen nicht bei Serienbrandstiftungen und Serienmorden, deren Opfer Nichtdeutsche waren, der Verdacht an eine nazistische Tätergruppe kam. Ich erinnere mich an Deutschland, 30 Jahre lang. Nein. Hier war niemand „auf dem rechten Auge blind“. Die Behauptung dessen ist ein Euphemismus.

Die demokratische Talibanisierung – Ghanas Krieg gegen die Homosexualität

„Can they be healed?“ Diese Frage zählt noch zu den harmloseren Kommentaren, die sich in Ghanas Onlinezeitungen zu Homosexualität finden. Und es bleibt nicht bei Kommentaren. Der ghanaische Minister für die „Western Region“ ersuchte jüngst den Inlandsgeheimdienst Ghanas, sämtliche Homosexuelle in der Region zu inhaftieren und ihnen den Prozess zu machen. Er forderte außerdem öffentlich die Gesellschaft und insbesondere Vermieter zur Denunziation von Homosexuellen auf.

Dieser Fanatiker vertritt einen Konsens der breiten Mehrheit in Ghana. Der einvernehmliche homosexuelle Akt unter Männern wird im Criminal Code 1960, Chapter 6, Sexual Offences Article 105 zusammen mit Sodomie als minderes Verbrechen (Misdemeanor) illegalisiert. Homosexuelle leben unter der ständigen Bedrohung durch Übergriffe von Seiten selbstgerechter Christen, übereifriger Polizisten und empörter Jungmänner. In Zeitungen werden Fälle von Kindesvergewaltigung grundsätzlich als „Homosexualität“ und „Sodomie“ bezeichnet.

Als Barak Obama 2009 auf seiner ersten Afrika-Reise als US-Präsident Ghana besuchte, titelten die Zeitungen triumphal „Welcome home!“. Eine bebilderte Publikation prahlte: „Obama! Africas gift to the world!“ Da  war er noch ihr Heilsbringer, einer der ihren. Dieses Jahr war Obama einer der Unterzeichner der UN-Resolution zur Anerkennung von Homosexualität. Das dürfte ihn die virtuelle Präsidentschaft Ghanas kosten und bislang verhält er sich auch still gegen die ghanaische Homophobie. Die britische Regierung hingegen will mit der Resolution offenbar Ernst machen und droht einigen afrikanischen Staaten des Commonwealth den Entzug der Budgethilfen an, wenn sie nicht Homosexualität legalisieren würden. In Uganda hörte man natürlich den erwartungsmäßigen Aufschrei und großmäuligen Patriotismus: „If they must take their money, so be it!„.

In Ghana ließ sich der international als großer Demokrat gefeierte Präsident und radikaler Pfingstkirchler Atta Mills auf das gleiche Niveau herab. Seine Partei werde niemals Homosexualität legalisieren und die Briten sollten gefälligst nicht Ghana ihre kulturellen Werte aufoktroyieren.

Das ist auch der Tenor der Gossenkommentare: „It is our culture“. Und es ist wahr. Es ist ein Bestandteil afrikanischer Leitkultur geworden, Homosexuelle zu hassen und bis hin zum Mord zu drangsalieren. So hustet die „spirituelle Lunge der Welt“. Wie bei der Verfolgung von „Hexen“ und Dieben sehen sich gerade die frömmsten Christen und liebsten Menschen noch im Recht, extremen Sadismus walten zu lassen, wenn es kollektiv sanktioniert ist. Das ghanaische Ministerium für Bildung wird diese Situation weiter anheizen. In einer Erklärung gab der Minister an, Homosexualität werde bald ein Phänomen der Vergangenheit sein. Zur Bekämpfung vor HIV/AIDS und aus dem Etat der vermutlich von Entwicklungshilfe finanzierten HIV-Abteilung seines Ministeriums seien massenhaft Lehrer ausgebildet worden, um in Schulen vor den Gefahren der Homosexualität zu warnen. Wie üblich werden Vergewaltigung, Prostitution, HIV und Homosexualität in einem semantischen Feld platziert, man verspricht die Abschaffung von sexueller Gewalt und die Abschaffung von Homosexualität und HIV in einem. Der Effekt bleibt nicht aus. Kommentare lesen sich wie folgt:

„find this junior homos and kill dem b4 they grow to spread their shit around my BELOVED GHANA“

„Homosexualism is a sin that leads to a country’s downfall. God have mercy upon those homosexuals and forgive them their sins.“

„i think the GES is doing a good job but i think it can not be completely abolish but at least we can go far with the campaign, bravo.“

Ebenso besorgniserregend wie diese berechenbaren Auswüchse, die durchaus von kompetenten und ironischen Verteidigungsreden angefochten werden, ist eine andere Sparte von Kommentaren. Die Online-Zeitung „Ghanaweb“ hatte den Bericht in einer Mischung aus Archivautomatismus und Berechnung mit einem Bild eines unbekleideten lesbischen Pärchens publiziert. Ein gutes Drittel der Kommentare lobt den Beitrag, fordert aber dieses „pornographische“ Bild im Interesse der nationalen Moral zu entfernen. Diese Blockwartmentalität ist in Ghana widersprüchliche Realität wie das allgemeine Missverhältnis zwischen Rede/Prahlerei und Tat. Zwar gibt es immer wieder Gewaltakte und es herrscht ein gesellschaftlicher Konsens über die Homosexualität.

De facto aber lässt man sich in Ruhe, Christen, Traditionalisten und Moslems leben in einem unvergleichlichen Liberalismus nebeneinander her. Lynchmorde geschehen, sind aber dennoch eine Ausnahmeerscheinung. Man rümpft die Nase und lästert über Schwule, man ist aber auch in der Lage, sie weitgehend in Ruhe zu lassen. Das gleiche gilt für Prostituierte. Besorgniserregend ist allerdings der Anstieg von regierungsoffiziellen Drohungen und Kampagnen – so prahlen viele afrikanische Minister über ihre konstruktiven Pläne (ein ghanaischer Minister versprach, Überflutungen bis 2013 „total“ abzuschaffen), bisweilen haben sich aber dieselben als sehr kreativ und fähig erwiesen, wenn es um Projektion, Destruktion und Propaganda geht.

Fatal wäre es, die Wahrnehmung der erst jüngst errungenen Fortschritte des Westens im Umgang mit Homosexualität als „kulturelle Institution“ des Westens zu stärken. Die Gesetzgebung gegen Homosexuelle in afrikanischen Staaten wurde häufig noch unter den Kolonialherren formuliert. Insofern erscheint es wenig angemessen, von diesen Staaten eine sofortige Abschaffung der homophoben Paragraphen zu fordern, zu deren Aufhebung die progressiven Kräfte in westlichen Demokratien Jahrzehnte brauchten. Dringlicher wäre eine ausformulierte öffentliche Kritik an der Homophobie, die reflexiv ist und auf staatliche Pressalien verzichtet. Die afrikanische Homophobie zu skandalisieren ist etwas anderes als ihre Abschaffung mit ökonomischen Drohmitteln einzufordern.

Der erste reflexive, wenngleich mit rechtlichen und institutionellen Unwägbarkeiten überforderte Schritt wäre, Homosexualität als Asylgrund anzuerkennen und gangbare Fluchtwege nach Europa einzurichten. Das scheitert schon am Rassismus der Europäer. Indes droht Homosexualität erst recht zum Gegenstand nationaler Selbstbehauptung zu werden – nach gutgemeinten Forderungen aus dem Ausland bleiben die Homosexuellen vor Ort verwundbar, aber sie sind zudem noch ein ärgerliches Politikum, an dem jeder bei Gelegenheit seine Frustration auslassen kann.

Der zweite reflexive Schritt beinhaltet die Etablierung eines intellektuellen Standpunkts, der auf eben jene Windbeutelargumente der kulturellen Besonderheit routiniert zu reagieren weiß. Es gab Homosexualität als akzeptierte Institution in einigen afrikanischen Gesellschaften, Homophobie als rechtliches Dogma ist ein koloniales Erbe, die Anerkennung der Homosexualität bedeutet nicht die Legalisierung von Vergewaltigung, sie stellt keine Gefährdung anderer Individuen dar im Gegensatz zur Homophobie, Staaten die Homosexualität akzeptieren sind wirtschaftlich erfolgreich und erleben keine HIV-Epidemie usw. usf.

Der komplexeste Punkt ist der Widerspruch der individuellen Homosexualität zur Reproduktion und zur Macht des Kollektivs in Afrika. So sagt der homophobe Einpeitscher Bahiti in Uganda:

“The potential for homosexuality to destroy our family is so huge that if you don’t act now in the coming years our society will be finished.

Wer keine Kinder zeugt, bringt das Ewigkeitsversprechen in Gefahr, das die afrikanischen Religionen, das afrikanische Kollektiv und das synkretistische Christentum anbieten. Wer stirbt, geht als Ahne in eine Ahnenreihe ein oder kommt in den Himmel, zumindest hat er Familie, die ihn fortleben lässt. Wer keine Kinder oder Enkel hat, wird als Ahne in ewiger Einsamkeit leben und vergessen werden. Die Ethnologin Laura Bohannan berichtet aus Nigeria, dass man alte, erwührdige Menschen nicht eines natürlichen Todes sterben sieht – sie werden immer Opfer von Hexerei und meistens sind sie selbst als Hexen gefürchtet. Das schlimmste, was einem illegitimen Hexer geschehen könne, sei es, alleine in seinem Haus zu sitzen und keinen Besuch von Freunden und Verwandten zu haben. Andere fanden in verschiedenen Teilen Afrikas die verstörende Meinung vor, der Tod an sich sei unnatürlich und immer Wirkung eines spirituellen Verbrechens. Unfruchtbar zu sein ist jedenfalls auch heute noch für eine afrikanische Frau das schlimmste Unglück. Homosexualität stellt den Wert der Reproduktion an sich in Frage, sie ist eine Erinnerung an die tabuierte Todesdrohung und eine Identifizierung mit der Unfruchtbarkeit. Dass man ohne Kinder glücklich sein könne gerät jenen Frauen zur Provokation, die sich unter dem gesellschaftlichen Zwang kein Glück ohne Kinder vorstellen können.

Zugleich erfrecht sich das Individuum noch, dem Zugriff des Kollektivs zu entfliehen und sich als Besonderes, Individuelles zu behaupten. Das afrikanische Kollektiv ist Gesetzgeber. Erlaubt man Individuen das Ausüben eigener sexueller Interessen, wird das mit einer Kette anderer Tabubrüche assoziiert: Kindesvergewaltigung, Sodomie, Kannibalismus, Hexerei, Korruption. Diesen Mechanismus bewusst zu machen ist eins mit der Verteidigung des Privaten gegen das Öffentliche.

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„An overwhelming majority of respondents disapproved of homosexual behaviour. In three countries – Zambia, Kenya and Cameroon – this was a massive 98%. Interestingly, one of the countries with the highest numbers of people – 11% – accepting homosexuals is Uganda, where an MP is trying to get legislation passed which would punish homosexual acts with life in prison and even death in some cases. The former Portuguese colonies of Guinea-Bissau and Mozambique were also relatively tolerant of homosexuality.“

(BBC News – Ten things we have learned about Africa. 15.4.2010: http://news.bbc.co.uk/2/hi/africa/8620249.stm)

Weiteres auf Nichtidentisches: Obama nicht länger Präsident – von Ghana

Repost Wall-E: wegen gestern

„Mit Wall-E erreicht die zur Mythologie verwandelte Ideologieproduktion auf der Höhe der technologischen Möglichkeiten ihren eigenen Höhepunkt. „Konsum- und kulturkritisch“ wird Wall-E in praktisch jeder Rezension genannt, jedoch steht der Verdacht nahe, dass hier der letzte „Widerstand der Individuen gegen Selbstverrat“ überwunden werden soll: man „baut das gegen die Individuen Gerichtete ein in das, was ihnen familiär ist“ (Marcuse nach Fritz-Haug). Möglich wiederum ist auch, dass das Privatprojekt eines Konzerns wie Walt Disney sich aus eigenem Interesse das populäre Unbehagen gegen Kulturindustrie und Verwertungszwang zu Nutze macht und als total opportunistisches Kapital aus seiner eigenen Gegenbewegung noch selbiges schlägt: gemäß dem Lenin-Zitat: „Die Kapitalisten verkaufen uns noch den Strick, an dem wir sie hängen.“ Tauchen wir also tiefer in die Materie ein, um die als unbegriffene zum Hängen und Würgen treibenden Widersprüche mit hochsensiblen Kakerlakenfühlern im Dunkel des Kinosaales zu ertasten. […] “

Mehr:

Wall-E – Roboanalyse und robotische Theorie einer amüsanten und ganz anders kritischen Robinsonade.

Shocking: Nazis auf einmal Terroristen – was ging schief im Wintermärchen?

Das Bekanntwerden der Täterschaft definiert die Opfer neu und macht den Terror gegen sie erst wirksam. Anstelle devianten Verhaltens innerhalb abgeschotteter krimineller Strukturen wurde Existenz zum Verfolgungsgrund. Nicht weil sie sich verhielten, sondern weil sie waren wurden Menschen ermordet – das ist der Kern des Nazismus seit seinem Anbeginn.

Die Aufregung über die fehlgeschlagene Verfolgung dieser Verfolger tutet ins falsche Horn. Die Existenz des Nazismus ist der Terror. Die auswendig gelernte Phrase, dass Faschismus keine Meinung sondern ein Verbrechen sei, ist schief projiziert. Nicht wird gesagt was Faschismus sei und was das Verbrechen. An gesundes Rechtsbewusstsein wird appelliert – und moderne Rechtsstandards im Ruf nach Zensur verraten. Der Faschismus ist Meinung, deren Existenz Terror ausübt, seine Praxis die Vernichtung.

Wer das Aufblühen der schon immer von Gewalt begleiteten völkischen Zorn-Zonen im Osten Deutschlands über Jahrzehnte mit ruhiger Miene anzuschauen vermochte, hat kein Recht, jetzt von Terror zu sprechen. Mindestens 182 Menschen wurden seit 1990 von deutschen Neonazis ermordet. Die Existenz des Nazismus ist gerade darum ein gesellschaftliches und kein polizeiliches Problem. Es mag sein, dass verschiedene Institutionen, allen voran der schon immer faschistisch durchwirkte Verfassungsschutz, versagt haben bei der Verfolgung der konkreten Morde. Dass die deutsche Gesellschaft sich darüber so plötzlich so ausnehmend empört ist Schuldprojektion.

Die postnazistische Gesellschaft hat den Nazismus integriert und nicht abgeschafft. Vieles wurde geschrieben über die institutionelle Durchwanderung von rechts und deren Traditionalität. Irritiert aber zeigt sich die liberale Gesellschaft über Kritik an ihrem eigenen Makel.

Man macht einen mittleren Skandal, wenn ein Politiker der „Jungen Freiheit“ ein Interview und vielleicht sogar Contra gibt. Der liberalen Presse, den Schulbüchern, den Demonstranten sieht man den täglichen antiisraelischen Exzess nach. Die NPD listet gleiche Meinungen in ihrem Programm, man nennt es antisemitisch. Die Zeit, die taz, die Süddeutsche, der Stern, ARD, ZDF, mitunter Arte bedienen diese Einstellungen nach Kräften – und wo sie Kritik daran nicht ignorieren können empören sie sich über die Aufweichung des Antisemitismusbegriffs, bemäkeln jüdische Überempfindlichkeit und Philosemitismus. Es gibt keinen Reflexionsprozess in diesen Medien – Kritik wird als liberaler Bonus eingereiht und neben die unabdingbaren empörten Hetzartikel gedruckt.

Eine vernachlässigte Opfergruppe von Neonazis sind Obdachlose, die als sichtbarste Opfer befürchten müssen, nachts überfallen und unter hässlichsten Schmerzen zu Tode gebracht zu werden. Obdachlose wurden aber bereits im Zuge der sterilisierenden Fitmachung von zumeist CDU-regierten Innenstädten systematisch verfolgt, mit Bettelverboten belegt und verschoben. Eigens zur Abschreckung von Obdachlosen wurden in den 1990-ern schräge Bänke entwickelt, die das Nächtigen auf diesen unmöglich machen.  Auch Bushaltehäuschen bieten seitdem allenfalls in kurze Strecken portionierte Sitzplätze an. Noch vor kurzem schloß ein Bürgermeister eine öffentliche Brücke mit Bauzäunen ab, damit dort niemand Schutz finden kann. In meiner Kindheit wurde einem Obdachlosen, der in einem verlassenen Bienenhäuschen nächtigte vom Dorfmob mit dem Feuertod gedroht, falls er nicht sofort weiterziehe. Diese widerwärtige Mentalität ist vom selben Holz wie jene, die aus Hass und Langeweile später auf wehrlose Schlafende einprügelt und sticht.

Ebenso hegten bislang alle im Parlament befindlichen Parteien den ausländerfeindlichen Konsens: Es kam nun mal beim Wähler schlecht an, die eigentlich gebotene Aufnahme von mindestens einer Million Kriegsflüchtlinge aus dem subsaharischen Afrika zu fordern. So blieben sie in ihren kongolesischen Camps, wurden rekrutiert, von Epidemien hingerafft, im Wald vom Hunger vernichtet und später massakriert, wo sie nicht selbst massakrierten. Dasselbe wiederholte sich in je anderer Form in Darfur, in Somalia, in den arabischen Staaten. Niemals ist in Deutschland eine universalistische „Operation Moses“ denkbar, bei der es um Hilfsbedürftige anderer Nationalitäten oder gar Hautfarben geht. Täglich werden Abschiebeflüge mit Roma oder Afrikanern organisiert. Die Infrastruktur zum Retten von Menschenleben stünde, man müsste ihren Zweck und damit ihre Richtung umkehren. Es sieht nicht danach aus. Die deutsche Öffentlichkeit ist slightly shocked über die Rechtsverletzung durch Nazis – und sah und sieht mit lauen Gefühlen und rechtlich abgesichert zehntausenden Schwarzen beim Ertrinken im Mittelmeer zu. Das ist kein Vergleich sondern eine Kontinuität. Die aktuelle Flüchtlingspolitik ist bekanntermaßen die Belohnung der nazistischen Brandsetzungen und Morde in Solingen, Mölln, Rostock und den ganzen anderen Orten.

Die Verkürzung gilt: Der Nazismus tötet heute im Mittelmeer – durch die Regierenden der bürgerlichen Parteien hindurch, die sich der Herausforderung, eine offene Gesellschaft zu schaffen nie gestellt haben. Triftige Ausreden werden zum Mantra: Jeder müsse ja einsehen, dass eine Volkswirtschaft nicht unbegrenzt Einwanderer aufnehmen kann und niemand oder wahlweise jeder wisse ja, wie sich solche Horden im Land benehmen würden. Das ist das Argument der Nazis und es wird konsensual geteilt. Und es ist wahr: Dieser auf den Nationalismus eingeschworene muffige Staat würde tatsächlich kollabieren, würde er mit der Verantwortung, die mit seiner ökonomischen Macht einhergeht, im Positiven Ernst machen und ein paar Millionen Flüchtlinge aufnehmen sowie in Kriegsgebieten bewaffneten Schutz für sie organisieren. Er würde ein anderer Staat werden, in dem die politisch bestärkte Hoffnung der Nazis, durch Terror Gesetze in ihrem Sinn zu formen, an die Wand der gesellschaftlichen kosmopolitischen Realitäten fahren müsste.

Die drei Nazis waren gewiss keine Wahnsinnigen – sie stuften die Möglichkeiten der Abschreckung und Umsetzung ihres wahnhaften Ressentiments in Realpolitik ganz realistisch ein. Gegen ihre Morde meint man wieder einmal vorzugehen mit Lichterketten, ökumenischen Gottesdiensten, kommunalen „Bunt statt Braun“-Kindergeburtstagen und gutherzigen Apellen, dass man doch ganz so radikal nicht gegen Ausländer sein muss. Und man meint wieder einmal, die NPD verbieten zu müssen. Das mag man tun – die Elemente nazistischer Weltbilder waren und sind mehrheitsfähig, sie sind politische Praxis und Gesetz.

Nazis morden, der Staat schiebt ab – auch das ist eine der halben Lügen der Linken. Dieser Staat, das sind alle. Die Flüchtlingspolitik rutschte in der Agenda der Linksautonomen immer weiter herab, vielleicht sind sie auch selbst erodiert worden. Die Methoden stehen allemal zur Disposition – durch die Straßen rennen und Parolen brüllen, ganz witzige Clownerien und Pink Block haben bislang keinem Flüchtling geholfen und keinem Blutsdeutschen den Nationalismus ausgetrieben. Bleierner Hedonismus macht sich bei den sogenannten Antideutschen im Namen der Reflexion und des Glücksversprechens breit, andere ächzen unterm Systemzwang, vermeintliche neue Facebook-Liberale spielen Kritik am Antisemitismus der Islamisten gegen Immigration aus, vermeintlich neue Brandsatz-Linke fluchen auf die Flüchtlingspolitik und wollen den gleichen Flüchtlingen in Afghanistan aber lieber die autochthonen Taliban als die ausländischen amerikanischen und deutschen Truppen zudenken. Und jene Millionen, die erfolgreich einwanderten, ducken weg um ihre eigene Integration nicht aufs Spiel zu setzen oder weil sie längst die ökonomische Lüge von den Grenzen der Aufnahmefähigkeit übernommen haben oder weil sie tatsächlich selbst keine Kurden, Schwarze, Schwarze aus anderen Teilen Afrikas und Juden mögen. Über allem steht die Angst, sich demokratisch zu organisieren und zu engagieren. Das ist mit dem Kulturalismus zu parallelisieren. Engagement bedeutet Risiko. Niemand will scheitern. Nichtstun ist die bequeme Wahl und Lebenslüge, virtualisierte Ersatzhandlung wird zur Folge der Verdrängung, gebotene Reflexionsprozesse werden zum „Spott auf die Dringlichkeit“ (Adorno) im Angesicht von Folter, Hunger und Tod des Anderen.