„…jene kühlen Rationalisten…“

Die Rede von der Kultur war schon immer wider die Kultur, sagt unser alter Meister Adorno. Reden wir deshalb von Kultur. Kultur in Deutschland bedeutet zum Beispiel die katholische auf dem Dorfe, zu der ein Kind jüngst gegen den Willen der Mutter und dem Willen des Vaters entsprechend höchstrichterlich verdonnert wurde:

Unter Abwägung aller Umstände „erscheint es für das Kindeswohl förderlich und auch notwendig, den Besuch des Unterrichts und der Schulgottesdienste zu ermöglichen“, heißt es in dem abenteuerlichen Beschluss. Die Nichtteilnahme stelle aufgrund von „Ausgrenzung“ „eine Gefährdung des Kindeswohls dar“.

Nach Ansicht des Gerichts sei zu „berücksichtigen, dass die Kinder außerhalb der mütterlichen Wohnung sich in einem ländlich-katholisch geprägten Umfeld bewegen und christliche Symbole und Rituale für die Kinder nichts Fremdes darstellen, diese vielmehr als Teil des Alltags anzusehen sind“. So sei die Teilnahme am Religionsunterricht und an Gottesdiensten „lediglich eine Fortsetzung des Kontaktes mit Religion, den die Kinder bislang außerhalb der Haushalte der Eltern erlebt haben“. (Taz: 23.7.2012)

Auf einem katholischen Dorf – nehmen wir etwa jene aus einer alten geopolitischen Laune heraus wie Fliegen um den protestantischen Kuhfladen Marburg schwirrenden, düster vor sich hinrottenden Fachwerkmonster – auf einem solchen katholischen Dorf bedeutet dieser Kontakt mit Religion als Teil des Alltags zum Beispiel drei Meter hohe Christusstelen aus rotem Fels, der vor lauter Geißelung Christi mit gigantischen, mehrschwänzigen Peitschen starrt. Eingemeißelte Sinnsprüche scheinen direkt der ästhetischen Tristesse der verregneten Vorgärten entsprungen zu sein: „Sieh, oh Mensch, mich an und frag ob mein Leid deinem gleichen kann.“ Man kann das tolerieren als Zeichen der Geschichtlichkeit und gegen ikonoklastische Zerstörungsversuche sollte man sogar diese sadomasochistischen Sandsteinungeheuer verteidigen.

Der „Kontakt mit der Religion“ muss aber trotz dieser Öffentlichkeit von Religionsdruck gar nicht notwendig stattfinden, solange Eltern sich nicht in das Kollektiv einschweißen. Natürlich wird jeder in Kirchennähe um 6 Uhr morgens aus dem Bett geläutet, auch wenn heute jeder Laden und jeder Friedhof erst um zehn öffnet und atomuhrbeweckerte Bauern ohnehin schon um vier beim Melken sind. Und selbstverständlich werden Kinder indoktriniert. Etwa dazu, in der Karwoche um 6 Uhr morgens bis 6 Uhr abends mit dem Ratschenlauf die Glocken zu ersetzen. Übermüdete Kleinkinder werden dann von irgendeiner engagierten Furie vor sich her getrieben, damit sie nicht umfallen. Im Anschluß lernen sie das offizielle Spendensammeln für diesen Dienst am Herrn, während man „Zigeunern“ und „Scheinbettlern“ ganz christlich die Haustür zuschlägt und das Betteln mit Kindern gerichtlich verfolgt. Das christliche, ehrbare Spendengeld soll natürlich stets irgendwo einem guten Zweck dienen und zur Belohnung kriegt das Kind dann an Weihnachten eine neue Spielkonsole für 270 Euro, weil es so artig fromm war und damit es nach Weihnachten noch Sternsingen geht. Weil es sich in seiner medial marginalisierten Freizeit eventuellst doch mit „Asylanten“ aus nahegelegenen Flüchtlingsgefängnissen einlassen könnte, wird es zum Meßdienern und zur Mitgliedschaft in der KJG angehalten. Sollte immer noch Zeit für kritische Gedanken bleiben, wird es mit weiteren üppigen Geschenken zur Kommunion oder Konfirmation überredet, dann hagelt es Motorroller, I-Phones, Snowboards. Bei jedem Kirchgang passiert das sozial integrierte Kind ein Heldendenkmal, das ihm die armen deutschen Soldaten der beiden Weltkriege als Vorbilder und wahre Christen anempfiehlt, ein jährlich erneuerter Kranz der Universitätsstadt leistet offiziösen Hintergrund-Applaus, in Trachtenröcke gewickelte Öhmchen gießen die schmückenden Petunien in Angedenken an ihre gefallenen Helden der Ostfront.

Wer einem solchen Richterurteil entgeht und in wohliger Ausgrenzung nicht an diesem Spektakel teilhaben muss, räkelt sich im Bett mit Astrid Lindgren, Enyd Blyton, Charlaine Harris oder J.K. Rowling. Während in meinem einstigen, badischen Heimatdorfe andere in den Konfirmandenunterricht oder zum dort stark vertretenen syrisch-orthodoxen Pendant mussten, studierte ich auch gern die „Dokumente der Weltrevolution: Der Anarchismus“ aus dem Regal der Eltern oder ich las Emile Zolas „Bestie Mensch“. Mein kindlicher Hang zur Blasphemie beschränkte sich auf naive Vorträge darüber, dass Gott ja ein Sadist sein müsse oder es ihn nun mal nicht gebe, was ältere weibliche Nachbarn zu erschrocken geschürzten Mündern reizte. Nicht fehlte ein infantiler, antireligiöser Antisemitismus von dem ich glücklicherweise durch Kritik und diverse Lektüren geheilt wurde. Als Student las ich dann die Bibel, von vorn bis hinten, was mir einen erstaunlichen intellektuellen Vorteil gegenüber jenen verschaffte, denen das Ganze wegen Bibel- und Religionsunterricht völlig äußerlich geblieben war. Auch den Koran, versteht sich. Leider nicht auf Arabisch, aber dafür ganz durch. Und Nietzsche, den Verkannten. Mir lag nun nicht mehr soviel an Blasphemie als am Verstehen, warum Menschen diese Projektion akzeptieren und wie die atheistische Aufklärung über bloße nihilistische Negation des Christentums hinaus gehen könnte. Eines konzedierte ich jedoch nie: Dass die Nichtexistenz Gottes nicht beweisbar wäre, und daher nur Agnostizismus angebracht sei. Die Mysterien des Universums, der Mikrobiologie, der Psychosomatik oder der Tiefseezoologie mit dem religiösen Gottesbegriff zu vermischen, aus der von seriösen Wissenschaften ausgehaltenen Unsicherheit über offene Fragen der Astrophysik die Möglichkeit einer Existenz irgendeiner weltweit präsenten Gottesprojektion zu extrahieren, ist schlichtweg ein dummer Kategorienfehler.

Zeitgleich zu meiner eigenen Entradikalisierung des Atheismus entradikalisierte sich die christliche Religion. Der Religionsunterricht wurde während meiner Schulzeit langsam mit dem Ethikunterricht ergänzt, Kreuze in Klassenzimmern wurden in Frage gestellt, Kirchen leerten sich oder wurden ganz verkauft und Religion befand sich definitiv auf dem Rückzug.

Sie ist spätestens seit den islamischen Karikaturenkriegen wieder da, und sie nimmt aktuell das Judentum in Schutzhaft. Nicht nur das klerikalfaschistoide, antisemitische Kreuz.net entdeckt plötzlich Sympathien für das Judentum. Martin Mosebach, ein, es ist wirklich ZU infantil um lustig zu sein: „Büchner-Preisträger“, forderte jüngst in der FR ein ganz ökumenisches Verbot der Blasphemie, als gäbe es nicht selbiges schon längst. Matthias Mattussek leistet ihm im Spiegel Schützenhilfe, wegen der Beschneidungsdebatte sei ein Nachdenken über die Eindämmung der Blasphemie angeraten. Robert Spaemann schließt sich der Front in der Faz an:

Das deutsche Recht und mehr noch die deutsche Rechtsprechung muten es dem religiösen Bürger zu, dass das, was ihm das Heiligste ist, ungestraft öffentlich verhöhnt, lächerlich gemacht und mit Schmutzkübeln übergossen werden darf.

Irgendein Trauerkloß von Erzbischof wittert dieselbe Morgenluft und kopiert das natürlich sofort ab. Und im Tagesspiegel flennt sich Malte Lehming über die „Diktatur des Rationalismus“ aus, die kalt und herzlos „die Toleranz auf dem Altar des Humanismus“ opfere. Der individualistische Rationalismus in seiner „Eintönigkeit“ mache dem kollektiven, bunten Fastnachtsfest der Religionen und Kulturen die Farben und Formen madig. Ganz ähnlich überqualifiziert wertet sich Volker Heise in der FR an einem Phantom von „durchsäkularisierten“ Deutschen auf, denen er das schlimmste aller Verbrechen unterstellt: keine Hoffnung zu haben. Anders als christoide Menschen würden sie ihr Heil nur in „Rentenversicherungen,  Fernsehapparaten, oder Ferien auf Mallorca“ suchen, in einer unglaublich „vornehmeren Variante“ seien es „Apple-Computer, Theaterbesuch, Haus in der Uckermark oder im Taunus“. Ihre Kinder würden durchsäkularisierte Deutsche mit 1,8 Tonnen Ritalin jährlich füttern, während die Kirche doch für konzentrationsfördernde Therapien bekannt ist. Zum Beispiel durch jenen katholischen Franziskanermönch Brzica, der im Jahr 1942 in Serbien sehr konzentriert in einer einzigen Sommernacht 1360 gefangenen Serben und Juden die Kehle durchschnitt. Und was den vor Religionsstolz berstenden Heise ausgerechnet darauf bringt, den desolaten Immobilienmarkt in der braunen Uckermark gegen die christliche Fürbitte auszuspielen oder ein Haus im Fichtenforst Taunus gegen die Eucharistie? Vielleicht hat er in protestantischer Erwerbsethik gefehlt.

Nun ist solcher eitle, schleimige, altherrenreligiöse Furor altbekannt, schon Descartes schien sich bereits in einer Art Abwehrkampf gegen „Atheisterey“ zu befinden und Sokrates hatte bekanntlich die schönen Götter beleidigt. Speziell interessant wird das aktuelle, an der Beschneidungsdebatte aufgeladene Theater der Kulturkämpfer, wenn sie wie bei Spaemann einmal konkret werden:

Stellen wir uns vor, es erschiene irgendwo das Bild einer Gaskammer mit der Überschrift „Arbeit macht frei“, in der sich zahllose halbtote Frösche befänden. Niemand würde hier bestreiten, dass das Beleidigtsein von Menschen objektiv gerechtfertigt ist. Die Leugnung des Mordes an sechs Millionen Juden sollte zwar so wenig strafbar sein wie die Leugnung des Kreuzestodes Jesu zum Beispiel im Koran. Sie ist einfach eine falsche Tatsachenbehauptung. Für Wahrheitsfragen aber ist der Staat nicht die entscheidende Instanz. Die Verhöhnung der Opfer dagegen wäre eine objektive Beleidigung, die mit Recht nicht straffrei bliebe.

Spaemann stellt sich in dieser Ausgeburt seiner pathischen Projektion also tote Juden als halb(!!!)tote Frösche vor. Gerade mahnt uns schon Lehming an, dass Rationalisten ja auch Augen auf Fotos ausstechen würden ohne Skrupel zu empfinden, nun kommt hier noch so ein heimlicher Psychopath und bringt mental Frösche in Gaskammern „halb“ um, natürlich nur, um im besten Interesse der so verhöhnten Opfer etwas zu illustrieren. Dieses Etwas stellt sich so dar: Für Christen sei Gotteslästerung so schlimm wie eine zynische Verspottung von Shoah-Opfern für Juden und Atheisten. Die Verspottung nimmt Spaemann aber erst einmal selbst vor, in kurioser Ermangelung handgreiflicher und wirklich absurder Bösartigkeiten. Man müsse halt nur einmal drastisch vor Augen führen, was Blasphemie so bedeute und als Beispiel nimmt man dann das, was den Juden wohl so der Gott sein müsse, nämlich die Gaskammern. Und steckt da dann halbtot herumzappelnde Frösche rein. Als Gedankenspiel. Man wird ja wohl  noch, im Namen des Herrn. Sonst wäre ja Blasphemie gar nicht begreiflich zu machen, den gaskammeranbetenden Juden, Nazirationalisten und Blasphemikern, die gar nicht fühlen und wissen, wie heilig und groß und prächtig so ein christlicher Gott ist, der natürlich trotz der so feinsinnigen, spielerischen Gleichsetzung gar nichts mit Gaskammern zu tun habe. Dank Spaemann durften wir nun wirklich an Leib, Geist und Seele fühlen, wozu ein tonnenschwer gekränkter ungeglaubter Glaube bei schlecht getauften und durchaus heftig delirierenden Christen in der Lage ist.

In der Beschneidungsdebatte verläuft das ähnlich niveauvoll. Religionen, die über Jahrtausende aus ganz religiösen Gründen Pogrome durchführten, kumpeln nun das Judentum an, weil dessen offizielle Vertreter ein Ritual der Genitalverstümmelung gegen legitime Kritik und einiges antisemitisches Ressentiment verteidigen und dabei leider nicht immer genau trennen können. Die christlichen Reaktionäre wittern in dieser Gemengelage die einmalige Chance, hier das Judentum als menschliches Schutzschild für ihre Restauration des religiösen Kollektivzwangs instrumentalisieren zu können. Sie stellen dabei auf den Erfolg des Islamismus ab, der den Paragraph 166 StGB auf sich selbst zurückführte:

§ 166
Beschimpfung von Bekenntnissen, Religionsgesellschaften und Weltanschauungsvereinigungen

(1) Wer öffentlich oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs. 3) den Inhalt des religiösen oder weltanschaulichen Bekenntnisses anderer in einer Weise beschimpft, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.

(2) Ebenso wird bestraft, wer öffentlich oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs. 3) eine im Inland bestehende Kirche oder andere Religionsgesellschaft oder Weltanschauungsvereinigung, ihre Einrichtungen oder Gebräuche in einer Weise beschimpft, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören.

Die unfriedlichen Religionen erhalten demnach Recht gegen die Blasphemie, wo friedliche Religionen beschimpft werden, ist der öffentliche Friede nicht gestört. Das ist auch das Problem von Mosebach, Mattussek und Spaemann. Das Christentum mauzt nur noch gelegentlich auf, etwa wenn der Papst als inkontinent karikiert wird. Nicht ein Blasphemieverbot wollen sie einfordern, sondern Unfrieden anstiften. Wozu ihnen, wie sie bewiesen haben, wirklich jede Geschmackslosigkeit und Stumpfheit recht ist, die sie dann dem Rationalismus als Mangel an Empathievermögen auf die Rechnung schreiben.

Dagegen lässt sich Blasphemie nur als adäquate Protestform betreiben und begreifen, als dialektische, notwendige Entsprechung zu narzisstisch dauergekränkten, erzchristlichen und neosensualistischen, kommunitaristischen Restauratoren. Gegen solche Zumutungen hat jedes Titanic-Titelbild sein Recht und darin ist Gesellschaft tatsächlich noch zu rerevolutionieren durch einfachsten Fäkalhumor und auf diese lächerliche, stumpfsinnige, beleidigte, zur Solidarität unfähige, faule, mit dem Lockenfrosch gepuderte, hirngespinstige, pathisch daherprojizierte, selbstermächtigende, widerwärtig lügende, kastrierende, menschenopfernde und kannibalisierende, sadistische, wahnsinnige, wagnerhörende, unbelesene, ranzige, autodafierende, pogromierende, abschiebende, füsilierende, garottierende, faschisierte, flachsinnige, partout nicht zu entblödende, von siebzehnschwänzigen Fuchsgespenstern aus allen chinesischen Provinzen gerittene Gottesprojektion der Christen gemünzte Unflätigkeiten.

24 thoughts on “„…jene kühlen Rationalisten…“

  1. Das Urteil ist nicht höchstrichterlich, sondern erstinstanzlich und dementsprechend auch nicht rechtskräftig. Der Link zum FAZ-Artikel ist defekt. Der Mann heißt Spaemann, nicht Spaermann (3x). Die Wendung „pathisch daherprojizierte … Gottesprojektion“ wirkt unfreiwillig pleonastisch. Ferner stellt sich bei mir der Eindruck latenter Altenfeindlichkeit ein: “altherrenreligiöse Furor”, “in Trachtenröcke gewickelte Öhmchen” (sic), unkritische Verteidigung des sich in grausamer Weise über altersbedingte Inkontinenz lustig machenden Titanic-Titelbildes. Der Text liest sich ansonsten, als wäre er von jemandem geschrieben, der keinerlei Vorstellung davon hat, was es heißt, zu glauben, also das Problem nur unvollständig zu verstehen vermag.

  2. @Lindenblütenteebeutel,
    Zum einen scheinen Sie keinerlei Ahnung von Prozessrecht zu haben und sind zudem – wie die meisten Dilettanttanten -in einer erstaunlich analen Pedanterie verhaftet. Zum anderen, spinnen Sie?

  3. was mich an der eifeler causa so ungemein erheitert: es handelt sich um einen sorgerechtsstreit, in dem wohl ausgerechnet der pappa das gericht anrief, um durchzusetzen, dass verzwillingtes bub&mädchen am religionsunterricht usw.usf. – mit dem erstinstanzlichen spruch/beschluß war die mamma nicht einverstanden, weshalb nun demnächst das OLG Köln darf … hätte sich bei verständiger lektüre des taz-artikels eigentlich einer jedem erschließen können.
    ob die mamma nun allerdings dachte, die brut könne derweil was lesen oder eher, die brut könne doch derweil auf bäume klettern oder schwimmen gehen … wir wissen es nicht.
    wir können allerdings wiederum wissen, dass sich zu der causa ein dödelchen in einem kommentar (taz) freute, weil hier endlich mal ein mann recht bekommen habe.
    was das mit blasphemie zu tun hat? keine ahnung. ich weiß nur, dass sich auch im pfarrhaus kinder zu aufgeklärten menschen erziehen lassen. wie die gattin des probstes zu Jerusalem sagte: glauben Sie, wir beten jedes mal vorm essen?

  4. So fanatisch und bedingungslos wie Sie an die Stimmigkeit und Konsistenz Ihrer Kritik glauben, glaubt wohl kein Christ an die Wahrheit Gottes.
    Angesichts Ihres Beispiels könnte der Begriff des „ungeglaubten Glaubens“, wird er nicht im Sinne Adornos gedacht, einen gänzlich neuen, menschenfreundlichen Sinn gewinnen:
    Als etwas, das im Glauben gleichzeitig so äußerlich bleibt, dass es noch offen ist für den Zweifel. Also das Gegenteil des Bildes vom Kritiker welches Sie hier abgeben, der das Durchbrennen seiner losgelassenen, mit ihm verwachsenen Dialektik für die Wärme der Dinge hält die er zu erkennen meint.

    Ansonsten: Blasphemie sollte keine staatlichen Sanktionen nach sich ziehen. Hier ist mit Davila zu halten: Bei der Mehrzahl der Leute ist es einem heutzutage lieber, wenn sie feindselig von der Religion sprechen.
    Also machen Sie weiter und toben Sie sich aus.

    Ps: der Mann heißt übrigens Spaemann.

  5. @Lindenblütenteebeutel, ich nehme an, sie möchten mit dem Alias einem anderen citoyen eins auswischen? Dann wenden sie sich doch auch direkt an ihn. Ich bin prinzipiell dankbar für Fehlerkorrekturen und Lektorat. Da ich das ehrenamtlich mache, nehme ich mir die Freiheit heraus, nachzuarbeiten.
    Ein kleiner Pleonasmus ist auch mal legitim, insbesondere in der vorliegenden Sperrung und in pleonastischen Verhältnissen. Ich stimme aber zu, das klingt unschön.
    Der Ausdruck höchstrichterlich als juristisch streng definierter war mir neu, ich verwendete ihn umgangssprachlich. Danke aber für die Ergänzung, ich lerne gerne und Pedanterie darf dann auch sein. Nun aber zu dem, was sie wirklich ärgert:

    „Der Text liest sich ansonsten, als wäre er von jemandem geschrieben, der keinerlei Vorstellung davon hat, was es heißt, zu glauben, also das Problem nur unvollständig zu verstehen vermag.“

    Soviel Sensualismus. Wozu? Ich bin Ethnologe. Es ist mein Beruf, mich einzufühlen, und da ich einige lebendige Erfahrungen inklusive Perspektivenwechseln machen durfte, bin ich auch halbwegs gut darin. Sie machen aber wieder den alten Kategorienfehler. Was soll nämlich das Gefühle des Glaubens mit der Wahrheit zu tun haben? Und warum stellt sich jemand als treffendes Äquivalent für seinen eigenen gekränkten Gottesbegriff eine Gaskammer voller halbtoter Frösche vor?

    In ihrer Reduktion von Glauben auf ein Gefühl haben sie doch keinen Begriff von der Reichweite von Glaubensvorstellungen in Handlungen und Praktiken hinein. Glauben ist für den wirklich Gläubigen Wissen und Welterklärung. Und zwar erwiesenermaßen falsches Wissen und falsche Erklärung.

    Sie implizieren ja, Glauben sei vollständig zu verstehen, könne im verstehen somit aufgehen. Dann wäre es doch gar nicht glauben, sondern verstehen und dafür hält sich ja das halbgeglaubte Glauben immer, eine arrogante Anmaßung von Begriffen, die der Gläubige NICHT hat und die der Nichtgläubige haben KANN. Ihre Bestimmung des Nichtglaubens als defizitär ist selbst Verkehrung, Glauben ist defizitär und zwar durchaus auch im Fühlen, das bei Gläubigen recht gern aussetzt. Sie meinen aber tatsächlich einfach die alte Debatte, zu der sie wirklich keine Ahnung zu haben scheinen, und ich empfehle ihnen daher einfach mal Kippenbergs: „Magie. Die sozialwissenschaftliche Kontroverse über das Verstehen fremden Denkens“

    Im Kern bedeutet ihr Argument einfach die Verwahrung des Glaubens gegen Prüfung und Kritik.

    • Soviel Sensualismus. Wozu? Ich bin Ethnologe. Es ist mein Beruf, mich einzufühlen, und da ich einige lebendige Erfahrungen inklusive Perspektivenwechseln machen durfte, bin ich auch halbwegs gut darin.

      Ach ja? Wie kommen Sie darauf, dass Sie „halbwegs gut“ sind? Ihrem Text entnehme ich, dass Sie von Geburt an Atheist waren. Da stellt sich mir eine Frage: Was ist Ihnen heilig? Und wenn die Antwort darauf “nichts” lauten sollte, frage ich mich ferner: Wie wollen Sie die unterschiedlichen Konzepte des Heiligen, die Ihnen im Zuge Ihrer ethnologischen Arbeit unweigerlich begegnen, auf Ihr eigenes Äquivalent abbilden und sich in sie “einfühlen”, wenn Sie gar nicht darüber verfügen?

      Nur damit hier keine Missverständnisse aufkommen: Ich verteidige den Glauben nicht, denn ich bin selber Atheist, allerdings nicht von Geburt an. Ich sage lediglich, dass Ihre Angriffe darauf notwendigerweise wirkungslos und deswegen Zeitverschwendung sind, da Sie die andere Seite der Medaille nicht gesehen, nie geglaubt haben, ergo Ihre Gegner noch nicht ausreichend verstehen.

      Sie machen aber wieder den alten Kategorienfehler. Was soll nämlich das Gefühle des Glaubens mit der Wahrheit zu tun haben?

      Sie haben insofern miteinander zu tun, als dass sie gleichzeitig in demselbem Gehirn und mit diesem existieren müssen. Wo dies, aus welchen Gründen auch immer, nicht (mehr) möglich ist, geschehen Anpassungen, und hierbei wird Wahrheit stets unterliegen und Verluste hinnehmen müssen. Die individuelle Psychopathologie des einzelnen Gläubigen ist hierbei ausschlaggebend dafür, ob jemand seinen Glauben ablegen kann oder nicht.

      Und warum stellt sich jemand als treffendes Äquivalent für seinen eigenen gekränkten Gottesbegriff eine Gaskammer voller halbtoter Frösche vor?

      Weil die Shoah im zunehmend entchristianisierten Deutschland dem Konzept des Heiligen noch am stärksten ähnelt: sie ist tabuiert; die meisten verstehen sie nicht; es gibt Gesetze, die ihre Leugnung unter Strafe stellen; es gibt Gedenktage und die KZ-Gedänkstätten ähneln in ihrer Funktion Wallfahrtsorten. Weitere Parallelen ließen sich finden. Spaemann unternimmt durch das Bild der Frösche in einer Gaskammer den Versuch, Menschen, die keinen Begriff vom Heiligen haben, aber die Pseudoheiligkeit der Shoah kennen, verständlich zu machen, was es bedeutet, Blasphemie gegen ein Heiliges zu üben. Das Resultat ist dementsprechend bizarr und ähnelt ein bisschen dem Versuch, einem Blinden die Schönheit des Anblicks eines Sonnenuntergangs verständlich zu machen.

      Dann wäre es doch gar nicht glauben, sondern verstehen und dafür hält sich ja das halbgeglaubte Glauben immer, eine arrogante Anmaßung von Begriffen, die der Gläubige NICHT hat und die der Nichtgläubige haben KANN. Ihre Bestimmung des Nichtglaubens als defizitär ist selbst Verkehrung, Glauben ist defizitär und zwar durchaus auch im Fühlen, das bei Gläubigen recht gern aussetzt.

      Es gibt zwei Varianten des Nichtglaubens: den des Geburtsatheisten, und den des Häretikers. Der Geburtsatheist hat dem Häretiker gegenüber definitiv ein Defizit an Erfahrung. Es stimmt schon, dass er dem Gläubigen Erkenntnisvorteile voraushat; er muss dafür aber auf andere Funktionen des Glaubens verzichten, von denen der Häretiker wenigstens noch eine Vorstellung und Erinnerung hat.

      Ich meine, mich zu erinnern, dass Nietzsche an einer Stelle in Menschliches, Allzumenschliches sinngemäß schreibt, dass Religiösität ein Stadium ist, welches man im Zuge der eigenen Entwicklung durchlaufen und hinter sich lassen, aber nicht überspringen sollte. Ob und, wenn ja, wie sich das nachholen lässt, weiß ich nicht.

      • Wie kommen sie darauf, dass ich nie etwas geglaubt hätte? Ich hatte bis zum siebten Lebensjahr den Aberglaube meiner Großmutter geglaubt, dass Libellen stechen würden. Zählt das?

        Man weiß, was Gewalt ist, auch wenn man sie nicht am eigenen Leib erlebt hat. Man weiß, dass Sterne weit weg sind, auch wenn man nie da war. Und man weiß, dass man sehr klein ist, wenn man in den Himmel schaut und weiß dass die Sterne weit weg sind. Und eine Prise LSD hat schon manche religiöse Epiphanie auf emotionaler Ebene simuliert – leider kann sich niemand am nächsten Morgen daran erinnern.
        Nein, sie übersehen den täglichen Kampf des „Geburtsatheisten“ gegen ein soziales Regime, das ihm den Glauben einflößen will. Und gegen sich selbst, da auch das atheistische Kind seine Eltern zu gern vergottet und sich kleine Götter baut. Ihr Atheist in Reinform, der nie einen Glauben gekannt hat, war niemals Kind. Wer Kind war, weiß was Glauben ist. Wer erwachsen wird, weiß, was enttäuschter Glauben ist.

        Nur um nochmal etwas auszuschließen: “ ähnelt ein bisschen dem Versuch, einem Blinden die Schönheit des Anblicks eines Sonnenuntergangs verständlich zu machen.“

        Nein, tut es nicht. Jeder bessere Schriftsteller und Musiker macht uns Blinden den Anblick von „Sonnenuntergängen“ verständlich, Spaemann versucht nichts dergleichen, weder glaubt er, noch bin ich blind, noch ist seine widerliche Projektion ein Sonnenuntergang.

      • „Heilig“ ist ja nur eine Übertragung einer Gefühlslage auf eine Form von Göttlichkeit, „Mana“ war eine andere, „Ehrfurcht“ eine dritte. Sie stellen vielmehr in Frage, dass ein „geborener“ Atheist überhaupt fühlen kann, was ja auch Spaemann macht. Der Ungläubige erscheint ihm, und im Kern stimmen sie ihm merkwürdig zu, so kalt wie er selbst es unter einer dünnen Schicht von religiöser Furcht und Trost ist. Das ist die Anmaßung, die mich diskriminiert. Ich verehre gewisse Kunstwerke, ich werfe mich einigen Formen der Schönheit irrational zu Füßen, ich schwelge in kulinarischen Genüssen, ich liebe mein Kind, ich frohlocke über gewisse besonders unglaubliche Produkte der Evolution und ich erstarre vorm kalten All und ich fürchte den Furor der Gläubigen, auch wenn sie Geschenke bringen. Kurz: Wenn man mich kitzelt, lache ich auch.

        „die andere Seite der Medaille nicht gesehen“ – sie machen mir Spaß, ich beschreibe doch eine gesamte Kindheit in der anderen Medaille.

      • „Es stimmt schon, dass er dem Gläubigen Erkenntnisvorteile voraushat; er muss dafür aber auf andere Funktionen des Glaubens verzichten, von denen der Häretiker wenigstens noch eine Vorstellung und Erinnerung hat.“

        S.o.
        Was wären diese Funktionen? Das I-Phone zur Konfirmation? Wer ist dieser Gläubige und kann man ihn interviewen?

      • „…Spaemann unternimmt durch das Bild der Frösche in einer Gaskammer den Versuch, Menschen, die keinen Begriff vom Heiligen haben, aber die Pseudoheiligkeit der Shoah kennen, verständlich zu machen, was es bedeutet, Blasphemie gegen ein Heiliges zu üben. …“

        Das Bild der halbtoten Frösche wird nicht dadurch besser, das man die Verantwortung für seine vermeintliche Notwendigkeit „Menschen, die keinen Begriff vom Heiligen haben,“ in die Schuhe schiebt. Das ganze Gedankenspiel ist ohne Würde.

  6. @Spaermann: Sie haben recht, auf keinen Fall irgend mit Adorno denken, es könnte ja sonst noch etwas dabei heraus kommen.

    „Wärme der Dinge“, ja sie haben schon ihren Latour intus. Wo bitte unterstelle ich den Gegenständen, von denen ich spreche, „Wärme“? Man kann sich natürlich vor ontologische Radiatoren setzen und dann meinen, die Eiseskälte, die „Dinge“ ausstrahlen, sei ja so muckelig.

    Dieser spezifische Text will gar nicht dialektisch sein. Was ich mir auch einmal erlaube, sobald ich als Individuum angegriffen werde durch prospektive Klerikalfaschisten, die, um Joachim Helfer zu zitieren, selbst nicht einmal an Gott, sondern an Kollektive, Kirche, Tradition und tradierten Aberglauben glauben, und das vermutlich auch nur halb und weil es die kulturindustrielle Feullietonlandschaft gerade honoriert.

  7. man könnte nun allerdings mal die frage stellen, wo denn die rechte des kindes/der kinder abgeblieben sind, wenn ein pappa loszieht und beim gericht beantragt, dieses möge der mamma einen teil des sorgerechts entziehen, auf dass er, der pappa, die kinder in den religionsunterricht schicken könne. wie besitzergreifend ist das denn?!

  8. In Anbetracht der Unsinnigkeit hier eine Diskussion zu führen die mehr wird als ein Schwanzvergleich wer nun seinen Adorno gründlicher gelesen hat, belasse ich es bei einigen Bemerkungen. (Über den Begriff des „Schwanzvergleichs“ können Sie gerne psychologistisch räsonnieren, bzw. auch über die Tatsache dass ich Ihnen nahelege über den Begriff des „Schwanzvergleichs“ psychologistisch zu räsonnieren, usw. usf.)
    Meine Einlassungen zu Ihrem Kritikerdasein bezogen sich auf Ihren ganzen Blog und der Kälte und Feindseligkeit die einem aus diesem entgegenschlägt. Diese vermitteln das Gefühl bei jedem falschen Wort verbal liquidiert zu werden. Leider bei Adorniten keine Seltenheit, bei Adorno selbst dagegen ist mir dies noch nicht aufgefallen. Zu überlegen in wieweit dies mit dem ungeglaubten Glaube (diesmal mit Adorno gedacht), die praktizierte Kritik möge dereinst doch noch gesellschaftlich wirkmächtig werden zusammenhängt überlasse ich anderen.
    Auch dem Adorniten ist schließlich klar, dass die Menschen, wenn sie tatsächlich nochmal soviel Spontanität aufbringen sollten sich zu erheben, sie nicht die befreite Gesellschaft, sondern Faschismus produzieren werden.

    Nun wieder zu Ihrem Atheismus:
    Vermutlich entgegen Adornos Intentionen (Minima Moralia, 153) wäre zu überlegen ob die Forderung, im Angesicht der Verzweiflung alle Dinge so zu betrachten, wie sie vom Standpunkt der Erlösung sich darstellen nicht doch zu dem Katholizismus führen kann, der diesen Standpunkt schon seit zwei Jahrtausenden inne hat und den Menschen in seiner Entstelltheit und Bedürftigkeit ernstnimmt.
    Statt anderen einen ungeglaubten Glaube zu unterstellen, stellen Sie sich doch einmal vor wie es wäre, wirklich an den Gott zu glauben der Mensch geworden ist und in dem Logos und Liebe in eins fallen. Angesichts des Potenzials dieses Gedankens, ist die Frage nach der Wirklichkeit oder Unwirklichkeit der Erlösung tatsächlich selber fast gleichgültig.

    • Sie machen aus einem sehr konkreten textgebundenen Glauben eine Abstraktion, mit der man einiges an Esoterik, aber keinen Katholizismus betreiben kann. So haben sie Glauben von seinen Wundern entgöttlicht und beibehalten als irgendwas mit „Liebe und Logos“ – also aus dem konkreten Wunderglauben eine Metapher gemacht, in der magische Akte „eigentlich“ eine hochrationale Form annehmen und daher unglaublich weise seien.
      Katholizismus mag auf einer abstrakten Ebene die Ehe von Liebe und Logos in einem Mensch gewordenen Gott sein, wie auch die Schöpfungsgeschichte eine tiefere Ratio enthält, der Katholizismus ist aber auch die Stellvertreterschaft Gottes auf Erden durch den Papst, die Auferstehung des Fleisches, die Beichte und der praktizierte Ritus.

      „…wie sie vom Standpunkt der Erlösung sich darstellen nicht doch zu dem Katholizismus führen kann, der diesen Standpunkt schon seit zwei Jahrtausenden inne hat und den Menschen in seiner Entstelltheit und Bedürftigkeit ernstnimmt.“

      Das hätte ich dann doch gerne belegt. Oder ist die Geschichtsfälschung ihnen mittlerweile doch auch zu süßlich?

      „Meine Einlassungen zu Ihrem Kritikerdasein bezogen sich auf Ihren ganzen Blog und der Kälte und Feindseligkeit die einem aus diesem entgegenschlägt. Diese vermitteln das Gefühl bei jedem falschen Wort verbal liquidiert zu werden.“

      Wenn sie tatsächlich meinen ganzen Blog gelesen haben, und erst jetzt ein Haar in der Suppe finden, sich trotz aller „Kälte“ und „Feindseligkeit“ und „Liquidationsängsten“ nun doch getrauen etwas zu sagen, kommt da nicht mindestens ein kleiner Widerspruch ans Licht? Ich erkläre jedem, der Fragen stellt, ich reagiere freundlich auf freundliche Kritik und dankbar auf harsche und ehrliche Kritik und ich beantworte jede ernstgemeinte Frage in den einfachst möglichen Worten. Sie allerdings kamen schon im ersten Kommentar mit „durchgebrannt“ „toben“ „fanatisch“ „bedingungslos“. Was erwarten sie?

      Das antisemitische Geschwätz, das sich bei der kleinsten Kritik schon einem Meinungsverbot ausgesetzt sieht, hat mich tiefstes Misstrauen gegen solche Gleichsetzungen von Kritik und „Liquidation“ gelehrt. Hier wird in aller Regel nicht zensiert. Anders als Kommentatoren stehe ich mit meinem Namen gerade für meine Argumente und meinen Stil. Woher diese Angst, „liquidiert“ zu werden? Ist es die Angst, zu irren, etwas zurückzunehmen? Und warum wird der Irrtum so lebensbedrohlich empfunden? „Unsinnigkeit hier eine Diskussion zu führen“…

      Ich diskutiere in ernsthafterem Tone gerne über tatsächlich dialektische Wendungen des Katholizismus oder versöhnlichere Positionen der Kritischen Theorie zu Religionen, etwa im Glücksversprechen. Im Text wird aber konkretes entworfen, das sie einfach ignorieren und ganz trotzig mit einem „Liebe und Logos“-Märchen auftrumpfen. Rationalisieren sie doch erst einmal irgendetwas von den Zurichtungen, die ich beschrieb, mit „Logos“ oder „Liebe“. Vielleicht gelingt es ihnen sogar, mich zu überzeugen.

  9. Die Liquidation vollziehen sie in Ihrem Text beispielsweise an Spaemann aufgrund seines Vergleichs den man gerne als missglückt einstufen darf, auch wenn #Lindenblütenteebeutel# die Intentionen dahinter wohl recht treffend dargestellt hat („Weil die Shoah im zunehmend entchristianisierten Deutschland dem Konzept des Heiligen noch am stärksten ähnelt“)
    Aufgrund dieses Vergleichs ist Spaemann nun ein „heimlicher Psychopath“ der in Wahrheit die Opfer der Shoa verspottet. Selbstverständlich deshalb, weil sie besser wissen als Spaemann selbst was er denn nun meint. (Eine unangenehme Angewohnheit von Adorniten, die das eh schon in Zerfall begriffene Subjekt noch weiter destruiert).
    So wissen sie natürlich auch, dass Spaemann gar nicht glaubt („tonnenschwer gekränkter ungeglaubter Glaube“, „weder glaubt er“). Nicht dass Sie seine Position kritisieren, sie sprechen ihm ab was ihn vermutlich, soweit ich ihn kenne, im Innersten ausmacht und das ohne ihn überhaupt zu kennen.
    Vielleicht bin ich empfindlich, aber solch ein Verhalten lässt Sie nicht unbedingt als angenehmen Diskussionspartner erscheinen.

    Daher unterstelle ich, dass es keinen Sinn macht mit Ihnen über Katholizismus zu diskutieren, da Sie dem Gläubigen von vornherein schon die Legitimation und die Authentizität seines Standpunktes bestreiten, der im Glauben an die reale Ehe von Liebe und Logos in einem Mensch gewordenen Gott, die Stellvertreterschaft Gottes auf Erden durch den Papst, die Auferstehung des Fleisches, die Beichte, den praktizierte Ritus und vielem mehr besteht.
    Dies ist ja dann bloß trotzig angesichts der Vorkommnisse in irgendwelchen Kuhkäffern in denen man halt aus Konvention katholisch ist. Zudem muss ich doch nicht wirklich darlegen, dass die Taten Brzicas und vielen anderen in der Geschichte nichts mit der katholischen Lehre zu tun haben? (Das die Kirchenführung sich hier, wie in vielen anderen Fällen nicht deutlich distanziert, ist fürwahr zu kritisieren!)

    Ich rationalisiere hier garnichts. Der Mensch ist sündig, verbricht eine Scheiße nach der anderen und ist eben daher erlösungsbedürftig.
    Deshalb ist das Angebot der Gnade die Gott den Menschen in seiner Kirche gewährt auch realistischer als die Hoffnung, die Menschen mögen die Welt doch noch menschlich einrichten.

    Ps: ich befürchte übrigens dass Sie das Konzept der Sünde auch zum Vorwurf der Rationalisierung verwenden werden.

  10. Nun machen sie aber wirklich aus einem Verfolger einen Verfolgten. Jemanden, der bekennende Atheisten gerne ins Gefängnis schicken würde (denn nichts anderes wäre die Steigerung des bestehenden Paragraphen), der den Holocaust implizit leugnet (die Frösche sind „halbtot“), der die instrumentelle Verhöhnung von Opfern des Holocaust berufsmäßig betreibt, liquidiert selbst und zwar öffentlich und zwar zuerst seine Vernunft.

    Die Polemik vom heimlichen Psychopathen bezieht sich auf diese mentale Tierquälerei (so ein Bild muss man ja erstmal herbeidenken) und den anderen Versuch Lehmings, Atheisten das „Augenauskratzen“ auf Fotos unterzuschieben, was er dafür selbst im Geiste schon vollzieht. Selbiges Augenauskratzen, wie auch die Tierquälerei, sind sowohl medial eingeübte Symbole als auch real anzutreffende Charakteristika von Psychopathen. Sowohl zeigen die beiden Merkmale tiefe Störungen, als sie auch den Atheisten diese Störungen unterschieben wollen und dann selbst als „Heilende“ auftreten.

    Warum sehen sie, der sie sich als Atheisten bezeichnen, nicht physisch angegriffen durch das Ansinnen, die öffentliche Widerlegung der Existenz Gottes strafbarer zu machen, als sie es im gar nicht säkularisierten Deutschland ohnehin schon ist? Spaemann definiert ja nicht einmal Blasphemie. Es kann also alles gemeint sein, das Nichtglauben, die Wissenschaft, das Huldigen anderer Götter. Und seine Offenheit meint das alles, diese Zumutungen der Vernunft und des Anderssein.
    Der in dieser Offenheit vorgetragene Ruf nach dem Blasphemieverbot ist zutiefst nationalistisch gefärbt. Im Kern geht es wieder darum, das gute alte Deutschland von der Aufklärung und ihren Nutznießern, den Atheisten, Einwanderern, Andersgläubigen, Feministinnen, etc. zu reinigen. Menschen wie ich kommen darin nur als Dhimmies vor, Urteile der Vernunft fallen unter die Schweigepflicht. Das propagiert Spaemann, es ist seiner Forderung inhärent und sie sekundieren ihm noch.

  11. Man weiß, was Gewalt ist, auch wenn man sie nicht am eigenen Leib erlebt hat. Man weiß, dass Sterne weit weg sind, auch wenn man nie da war. Und man weiß, dass man sehr klein ist, wenn man in den Himmel schaut und weiß dass die Sterne weit weg sind. Und eine Prise LSD hat schon manche religiöse Epiphanie auf emotionaler Ebene simuliert – leider kann sich niemand am nächsten Morgen daran erinnern.

    Für jemanden, der ansonsten großen Wert auf präzise Gedankenbildung legt, gehen Sie hier ziemlich grobschlächtig vor. Wer nie Gewalt am eigenen Leib erfahren hat, weiß lediglich, dass es besser ist, sie nicht zu erfahren. Er weiß aber nicht, wie es sich anfühlt, Gewalt zu erfahren. Das autobiographische Gedächtnis bleibt unangetastet, was durch das Fehlen von Vermeidungsverhalten, wie es z.B. bei Folteropfern auftritt, bewiesen wird.

    Nein, sie übersehen den täglichen Kampf des “Geburtsatheisten” gegen ein soziales Regime, das ihm den Glauben einflößen will. Und gegen sich selbst, da auch das atheistische Kind seine Eltern zu gern vergottet und sich kleine Götter baut. Ihr Atheist in Reinform, der nie einen Glauben gekannt hat, war niemals Kind. Wer Kind war, weiß was Glauben ist. Wer erwachsen wird, weiß, was enttäuschter Glauben ist.

    Das Ausmaß der Enttäuschung ist aber nicht bei jedem Glaubensverlust gleich groß, und genau darum geht es. Den Glauben, dass Libellen stechen, enttäuscht zu sehen, ist etwas qualitativ vollkommen Anderes, als den Glauben an das Reich Gottes, das eigene Seelenheil, das ewige Leben enttäuscht zu sehen. Niemand fällt wegen ersterem in existenzielle Verzweiflung.

    “Heilig” ist ja nur eine Übertragung einer Gefühlslage auf eine Form von Göttlichkeit, “Mana” war eine andere, “Ehrfurcht” eine dritte.

    Ja, aber es ist nicht irgendeine Gefühlslage, die da beim Heiligen übertragen wird, sondern die allerhöchste. Ihr Problem ist, dass Sie das Heilige für eine Gefühlslage unter vielen anderen und im Grunde austauschbar halten. Für Menschen wie Spaemann und mich ist sie die Gefühlslage, neben der alle anderen bedeutungslos werden.

    Sie sind übrigens der Beantwortung meiner Fragen ausgewichen. Ich weiß immer noch nicht, was Ihnen heilig ist. Oder soll die Auflistung epikureischer Genüsse Ihre Antwort gewesen sein?

    Sie stellen vielmehr in Frage, dass ein “geborener” Atheist überhaupt fühlen kann, was ja auch Spaemann macht. Der Ungläubige erscheint ihm, und im Kern stimmen sie ihm merkwürdig zu, so kalt wie er selbst es unter einer dünnen Schicht von religiöser Furcht und Trost ist. Das ist die Anmaßung, die mich diskriminiert. Ich verehre gewisse Kunstwerke, ich werfe mich einigen Formen der Schönheit irrational zu Füßen, ich schwelge in kulinarischen Genüssen, ich liebe mein Kind, ich frohlocke über gewisse besonders unglaubliche Produkte der Evolution und ich erstarre vorm kalten All und ich fürchte den Furor der Gläubigen, auch wenn sie Geschenke bringen. Kurz: Wenn man mich kitzelt, lache ich auch.

    Spaemann unterstellt nicht, dass Leute wie Sie gar nicht fühlen können, sondern dass die Gefühle, die Sie zu fühlen pflegen, im Vergleich zum Heiligen derart bedeutungslos sind, dass sie gar nicht wert sind, gefühlt oder auch nur genannt zu werden. Für ihn sind Sie ein Banause, der nicht weiß, was er verpasst. Ihre obige Aufzählung ist für ihn bloß gratifikatorischer Plunder, mit religiöser Ekstase nicht einmal annähernd zu vergleichen. Sie müssen sich lediglich zwei Fragen zu Ihrer Auflistung stellen, um den Unterschied zu sehen: Wären Sie bereit, für Kunstwerke, Schönheit etc. zu sterben? Wären Sie bereit, dafür zu töten? Wohl kaum. Das Heilige in all seinen Variationen aber ist als Gefühl so mächtig, dass dafür unzählige Menschen gestorben und getötet worden sind.

    Das Problem, vor dem Leute wie Spaemann stehen, ist, dass die autobiographische Erinnerung an das Gefühl des Heiligen auch dann noch fortbesteht, wenn sie den Glauben daran längst abgelegt haben. Das heißt, dass sie sich über andere Dinge nicht in demselben Maße wie Sie freuen können, weil sie doch nur den Mangel im Vergleich zum Gefühl des Heiligen spüren oder durch die lebenslange Fokussierung auf das Heilige unfähig zum Genuss anderer Gefühle sind, und für die, die diesen Mangel aus ihrer eigenen Psychopathologie heraus nicht ertragen können, bleibt der Sprung in den Unglauben ein Ding der Unmöglichkeit. Leute, die auch dann noch am Glauben festhalten, wenn sie ihn im Grunde schon längst durchschaut haben, tun dies, weil sie nicht anders können; über die Jahre sind mir im Netz einige solcher Menschen begegnet, die, nachdem sie einen konsequenten Atheismus bereits entwickelt hatten, zu einer Variation ihres früheren Glaubens zurückgekehrt sind, weil sie anders einfach nicht weiterleben konnten. Solche Menschen verformen ihren Glauben dann so, wie sie ihn brauchen. Dagegen dann kritisch anzuschreiben in der Hoffnung, irgendeine Wirkung zu erzielen, ist, als redete man gegen eine Wand.

    Die Empathieschwelle, über die Sie noch nicht hinaus kommen, verläuft nicht zwischen Gläubigen und Ungläubigen, sondern zwischen verschiedenen Psychopathologien. Ihre eigene psychopathologische Prädisposition erschwert es Ihnen, sich in die von Spaemann hineinzuversetzen, und zu sehen, wie und warum er den Glauben für sich gebraucht. Sie reden über ihn, als wäre er im Prinzip wie Sie und müsse lediglich die Augen aufmachen. Zumindest ist das mein Eindruck.

    Was wären diese Funktionen? Das I-Phone zur Konfirmation?

    Ohne Anspruch auf Vollständigkeit: eine erhöhte Schmerztoleranz, Selbstopferbereitschaft und Leidensfähigkeit durch den Glauben, das eigene Leid vergolten zu bekommen; ein erhöhtes Durchhaltevermögen und Selbstvertrauen; ein verstärkter Korpsgeist durch den Glauben an Gottes Schutz; ein niedrigeres kognitives Stressniveau; ein verringertes Verzweiflungsrisiko durch Glauben an ein ewiges Leben incl. Bürgschaft dafür, dass das eigene Leben bei gottgefälligem Verhalten nicht sinnlos und vergeudet gewesen sein wird, ganz gleich wie schrecklich und leidvoll es letztlich abgelaufen sein sollte; ein verstärktes Zusammengehörigkeitsgefühl der Ingroup; ein nie versiegender Strom hochreiner narzisstischer Gratifikation; die Reinigung von Schuldgefühlen u.v.a.m. Die einzelnen Religionen mögen sich in Auswahl und Gewichtung dieser Elemente unterscheiden, und jeder Gläubige passt diese dann noch seinen eigenen Bedürfnissen an, aber im wesentlichen ist es das.

    Die Bedeutung dieser Dinge sollten Sie nicht unterschätzen. Alles, was Sie oben aufgezählt haben, trägt den Makel der Vergänglichkeit. Warum weiterleben und all das Leid ertragen, wenn es in hundert Jahren sein wird, als hätte man nie gelebt? Ihnen mag das egal sein, aber nicht jeder sieht das so. Sobald Sie an chronischen Schmerzen leiden werden, werden Sie das vielleicht etwas besser verstehen.

    Wer ist dieser Gläubige und kann man ihn interviewen?

    Gehen Sie in ein beliebiges Salafisten-Forum. Dort werden Sie seine Manifestationen zuhauf finden. Auf mykath.de finden Sie vielleicht auch noch die eine oder andere.

    P.S.: noch eine Anmerkung zu Spaemanns Bild von Fröschen in der Gaskammer: Es kann durchaus sein, dass die Wahl dieses Bildes durch die PETA-Kampagne “Der Holocaust auf Deinem Teller”, deren Verbot durch das Bundesverfassungsgericht bestätigt worden ist (BVerfG, 1 BvR 2266/04 vom 20.2.2009), inspiriert ist.

    • “ Niemand fällt wegen ersterem in existenzielle Verzweiflung.“

      Und weil sie und Spaemann in Verzweiflung verfallen, wollen sie andere Leute ins Gefängnis bringen, weil sie die Wahrheit sagen?

      “ Ihr Problem ist, dass Sie das Heilige für eine Gefühlslage unter vielen anderen und im Grunde austauschbar halten.“

      Nein, das ist ihr Problem.

      „Für Menschen wie Spaemann und mich ist sie die Gefühlslage, neben der alle anderen bedeutungslos werden.“

      Dasselbe qualifiziert einen soliden Alkoholismus.

      „Sie müssen sich lediglich zwei Fragen zu Ihrer Auflistung stellen, um den Unterschied zu sehen: Wären Sie bereit, für Kunstwerke, Schönheit etc. zu sterben? Wären Sie bereit, dafür zu töten? Wohl kaum. Das Heilige in all seinen Variationen aber ist als Gefühl so mächtig, dass dafür unzählige Menschen gestorben und getötet worden sind.“

      Vielleicht benutzen sie mal ein Geschichtsbuch und sehen nach, wie viele Atheisten für den Glaube an Freiheit oder Wahrheit sich von Klerikalfaschisten füsilieren ließen. Zum Beispiel in Spanien.

      Sie machen aus dem Morden, das die narzisstische Überhöhung der Religion erzeugt, noch ein Markenzeichen.

      “ Das heißt, dass sie sich über andere Dinge nicht in demselben Maße wie Sie freuen können, weil sie doch nur den Mangel im Vergleich zum Gefühl des Heiligen spüren oder durch die lebenslange Fokussierung auf das Heilige unfähig zum Genuss anderer Gefühle sind“

      Sehen sie doch bitte einmal nach unter „Unfähigkeit zu Trauern“ und „Melancholie“. Ihre intellektuelle Privattristesse rechtfertigt nicht, anderen das Leben zur Hölle zu machen und ihnen den Aufenthalt im Gefängnis zuzudenken, weil sie die Wahrheit sagen. Ich schreibe nicht „kritisch“ gegen Spaemanns Privatglaube an, sondern gegen seine Übergriffigkeit. Ich will ihn nicht bekehren, nicht zu glauben, sondern ich will mich davor verwahren, von seinem Glaubensideal künftig noch ernsthaft terrorisiert zu werden.

      “ Ihre eigene psychopathologische Prädisposition erschwert es Ihnen, sich in die von Spaemann hineinzuversetzen, und zu sehen, wie und warum er den Glauben für sich gebraucht. Sie reden über ihn, als wäre er im Prinzip wie Sie und müsse lediglich die Augen aufmachen. “

      Nochmals, ich will mich in diesem Text nicht in einer Psychoanalyse des aggressiven Narzissmus des Glaubens versuchen, dazu empfehle ich stets Grunberger/Dessuants hervorragende Analyse des Christentums, sondern politisch gegen den Angriff aussprechen, den er auf meine Freiheit und die anderer Personen ausführt.

      „ein nie versiegender Strom hochreiner narzisstischer Gratifikation“

      Und falls er beim Anblick eines Juden oder einer blasphemischen Äußerung doch einmal versiegen sollte, dann gnade dem Verursacher Gott.

      „die Reinigung von Schuldgefühlen“ – was das Christentum wirklich ganz großartig gemacht hat über die letzten zwei Jahrtausende. Erbsünde, Gottesmord, Sexualtabus… eine schöne Reinigung war das.

      „Die Bedeutung dieser Dinge sollten Sie nicht unterschätzen.“

      Ganz gewiss nicht. Wirklich nicht. Ich höre die Drohung und ich kenne sie gut, ich studierte sie, ich studiere sie noch.

      „Alles, was Sie oben aufgezählt haben, trägt den Makel der Vergänglichkeit. Warum weiterleben und all das Leid ertragen, wenn es in hundert Jahren sein wird, als hätte man nie gelebt? Ihnen mag das egal sein, aber nicht jeder sieht das so. Sobald Sie an chronischen Schmerzen leiden werden, werden Sie das vielleicht etwas besser verstehen.“

      Sie wissen schon über meinen Gesundheitszustand Bescheid, wie nett. Marx, der durchtrainierte, wurde ja auch schmerzensfrei hundert, aber es war ihm egal, er lebte ja ohnehin nie. Was ich verstehe ist, dass sie Schmerzen, Tod und Verzweiflung neben einem nie versiegenden Strom narzisstischer Gratifikation gleichzeitig als Werbeträger ihres anmaßenden Urteils über Gefühlsintensitäten anderer Leute verwenden.

      1. glaube ich ihnen nicht, dass sie und Spaemann überhaupt so fühlen, weil sie sonst nicht in so logische Unstimmigkeiten stürzen würden wie die ganze Tristesse und die Forderung nach einem verschärften Blasphemieverbot.
      2. selbst wenn sie so fühlten, und selbst unter der Voraussetzung, dass sie nicht Geschichte sich zurechtfälschten, halte ich sie für anmaßend in ihrer Behauptung anderer „epikureischer“ Gefühle als defizitär. Ihr „Glaube“ an Ewigkeit, Gott, Heiliges lässt ihnen diese Gefühle verarmt erscheinen. Sie können nicht annähernd begründen, warum nicht die Gefühle der Atheisten stärker, heiliger sein sollten, als ihre Beispiele armseliger Gratifikationen und Ekstasen. Jeder bessere Schamane kann sie binnen 3 Minuten in Ekstase versetzen, ein Ayahuascarausch legt ihnen Mysterien offen, ein LSD-Trip erlaubt ihnen Epiphanien, Schmerzrituale lassen sie in Verzückung delirieren – aber das sind ja nur depravierte Heiligtümer der Barbaren für sie. Was ich nun kenne, ist ihre Anbetung ihrer eigenen Empfindung des Heiligen. Sie verehren den Glauben selbst, die narzisstische Fähigkeit, eine Lüge trotz allen von ihnen selbst angeführten Argumenten gegen sie zu glauben, aber sie verehren dadurch sehr sicher nicht Gott.

  12. Mit dem in Aussicht gestellten Beschneidungsgesetz wittern die katholischen, evangelischen, muslimischen und an „weibliche Göttliche glaubende“ Taliban Morgenluft. Die Forderungen nach einem Blasphemiegesetz oder einem vollständigen Verbot der Abtreibung dürften demnächst von dieser Seite immer lauter werden. Ich wundere mich dass sich der ZDF Hardliner Peter Hahne noch nicht zu Wort gemeldet hat.

    Mit einem Schmunzeln verfolge ich die inständigen Beschneidungs-Verteidigungsreden von gewissen Antizionisten die ansonsten beinahe täglich gegen Israel hetzen, Boykottaufrufen gegen Juden initiieren und Israel mit dem Apartheidstaat Südafrika vergleichen. Für diese religiös motivierte Gruppe wird das Judentum eindeutig als menschliches Schutzschild ihres religiösen Kollektivzwangs benutzt.

    Jedes Stückchen Emanzipation der Menschheit, ist nicht mit, sondern gegen Religion und Kirche erkämpft worden. Schmerzlich diese alte Binsenweisheit noch bemerken zu müssen.

  13. Kuhdorf – Kirche – Kulturbazar im Gemeindehaus: diesen Dreiklang des Grauens kenne ich auch: als zwangseingemeindeter Protestant von Taufe an im gefährlichen Katholikenumfeld; Osnabrücker Land. Dann Selbstbeschneidung während des Studiums in Münster: kirchenloser Atheist seitdem. – – –
    Tolle Diskussion, beginnend mit seiner Tollität, dem Teebeutelweitwurf in ein ‚ganz anderes‘ Diskussionsfeld scheinbar.

  14. typisch! alte männer schwätzen sich einen über glauben ab!
    statt einen konstruktiven vorschlag zu erarbeiten, was die streitbefangenen kinder tun während sie nicht am religionsunterricht mittun, ohne dass sie unbeaufsichtigt unversichert wären.
    aber wozu über pudels kern nachdenken, wenn manns über den intrauterinen atheisten viel schöner kann?!

  15. isch ´abe nur eine golden doodle, aber der denkt für mich wie ein schopenhauer … rahab, alte verbitterte weibsbloggerin, go home! sagt er öfters zu mir …

    • ja Rainer is ja gut.
      allerdings: meine kinder, wenn sie denn zu religionsunterricht verdonnert worden wären, hätten sich bei mir längst rechtlichen rat geholt, wie sie denn ihren rechten zu beachtung verhelfen könnten. außer bei jeder übernachtung beim pappa ins bett zu pissen, weil ihnen im traum der gekreuzigte erschienen ist… und was der ideen noch mehr wären, auf welche meine kinder ganz ohne mich gekommen wären.

  16. Pingback: Der Reflexionsausfall der Antisemitismuskritik am Beispiel Dershowitz « Nichtidentisches

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