Die beschützte Frau

Oskar Graf, der 1933 dagegen protestierte, dass seine Bücher bei der Bücherverbrennung von den Nazis übersehen wurden, und für den 1934 eine separate Bücherverbrennung nachträglich organisiert wurde, jener aufrechte Oskar Maria Graf hatte viel zu sagen über gescheiterte und erfolgreiche Annäherungsversuche. In seinem „Bayrischen Dekameron“ findet sich auch jene Geschichte von der Heirat vom hochchristlichen Schlemmer-Wastl und der nicht minder frommen Rehbinder-Traudl.

Schon das ganze Heiratmachen ging sehr hart zwischen dem Wastl und der Traudl. Der alte Schlemmer mußte mit seinem Sohn hinübergehen nach Boling und bei Rehbinder die Rede vorbringen. Der Wastl stand dabei, sagte nicht gick und nicht gack, schier so wie mit einer vollen Hose. Die Traudl hockte bei ihrer Mutter auf der Bank, die Augen niedergeschlagen, die Hände ineinander auf ihrem Schoß, und schließlich fing sie das Flennen an. Eine rechte Umständlichkeit war es. Der Schlemmer wurde zuletzt ärgerlich und sagte: „No, nachha müaßt’s hoit it heiratn, wennd’s enk oi zwoa schaamts.“

In der doch noch stattfindenden Hochzeitsnacht wird den beiden dann doch die Frömmigkeit zu arg:

Jetzt stieg’s den zweien erst recht in den Sinn, wie sündhaftig das sei, Mannbild und Weiberts nachts allein in einer Eh’kammer. Dem Wastl kam vor lauter Verlegenheit ein Drang an, so gewaltig, daß ihm ein lauter Wind hinterrücks rauskam. […]

Der Wastl schwang sich auf und gab seiner jungen Bäuerin ein Bussel. Sie röchelte und stöhnte fast weinerlich: „Wa-wastl! Wa-stei!“ Wenngleich aber jetzt Sündhaftigkeit und Heiligmäßigkeit unter dem Wastl seiner Brust hart kämpften und die erste schon halbwegs die Oberhand gewann, er raffte seine ganze Bravheit zusammen. „Trau-au-dei!“ stotterte er wieder und wieder heraus, ganz windelweich. Auf das hin erfaßte die Traudl doch ein arges Mitleid und sie legte sich ins Bett. Der Wastl fiel ihr schier nach, tapsig und dalgert wie eine einhaxerte Henne. „Trau-au-dei!“ flennte er fast: „A-a Bussei, Trau-au-dei!“ Und – gut ist’s, wenn ein Mensch Mitleid im Herzen hat – also sagte halt die Traudl, weil sie so was schon einmal gelesen hatte: „Grüß Gott, tritt ein, bring Glück herein, Wastl.“

Das Bayrische, eine der Einwanderung psychoanalytischer Begriffe ganz unverdächtige Sprache, hat neben solchen recht katholischen Verklemmungen eine der syntagmatisch kürzesten Möglichkeiten kreiert, Konsensualität zwischen prospektiven Sexualpartnern herzustellen: „Mogst?“. Die Antwort schwankte dann je nach Situation zwischen einer saftigen „Watschn“, einem „Di Brenzsoiza werd I grod no zum Fensterln hoin!“, einem „I daad scho gern meng!“ und einem „Gscherter Hamme, lass hoit aus aa, wenn uns no oana sigt!“ Bisweilen lautete die Antwort auch „Aba heirotn muaßt mi fei scho aa, göi!“ – was in der Literatur meist als sicherste Methode gilt, den Verführer in die Flucht zu schlagen.

Seine Geschichten gestaltet Graf mit einem psychologischen Feingeschick aus, das genau um die vielen Zwänge weiß, die Männern und Frauen ihre Lust wahlweise verleiden oder sie in Gewalt am Anderen umschlagen lassen, das aber auch die lustbejahende, einvernehmliche Lösung als überlegene präsentiert, am schönsten noch in seiner Geschichte von Wally und ihren 16 Liebhabern, dem „Theodor-Verein“. Die promiskuöse Kellnerin weiß sich gegen die Anfeindungen von den Ehefrauen der Liebhaber resolut zu verteidigen:

„A so a Loadsau… A so a Dreckfetzn!“ haben die entrüsteten Weiber von Aching über die Wally geschimpft. Die hingegen hat sich gar nicht versteckt und kühn ist sie jeden Tag mit dem Kinderwagerl durch die Straßen gefahren. „Ös?“ hat sie zur bissigen Reblechnerin gesagt: „Ös?…? Ös derhoits ja net amoi oa Mannbild, aba bei mir kinna zwanzge kemma, nacha bin i oiwai noch ganz!“

Graf denunziert Sexualfeindschaft und ihr Resultat, die sexuelle Gewalt, was sein Dekameron zu einer wahrhaft Freud’schen Lektüre macht. Der beschrieb in seiner Schrift „Zur Einführung des Narzißmus“ das Problem der Verliebtheit in weitaus gewählteren Worten als Graf:

Die volle Objektliebe nach dem Anlehnungstypus ist eigentlich für den Mann charakteristisch. Sie zeigt die auffällige Sexualüberschätzung, welche wohl dem ursprünglichen Narzißmus des Kindes entstammt, und somit einer Übertragung desselben auf das Sexualobjekt entspricht. Diese Sexualüberschätzung gestattet die Entstehung des eigentümlichen, an neurotischen Zwang mahnenden Zustandes der Verliebtheit, der sich so auf eine Verarmung des Ichs an Libido zugunsten des Objektes zurückführt.

Im Gegensatz dazu typisiert er einen klassisch weiblichen Verlauf:

Hier scheint mit der Pubertätsentwicklung durch die Ausbildung der bis dahin latenten weiblichen Sexualorgane eine Steigerung des ursprünglichen Narzißmus aufzutreten, welche der Gestaltung einer ordentlichen, mit Sexualüberschätzung ausgestatteten Objektliebe ungünstig ist. Es stellt sich  besonders im Falle der Entwicklung zur Schönheit eine Selbstgenügsamkeit des Weibes her, welche das Weib für die ihm sozial verkümmerte Freiheit der Objektwahl entschädigt. Solche Frauen lieben, strenggenommen, nur sich selbst mit ähnlicher Intensität, wie der Mann sie liebt. Ihr Bedürfnis geht auch nicht dahin zu lieben, sondern geliebt zu werden, und sie lassen sich den Mann gefallen, welcher diese Bedingung erfüllt.

Freud führt diese offenbar von Nietzsche inspirierte Beobachtung fort:

Es erscheint nämlich deutlich erkennbar, daß der Narzißmus einer Person eine große Anziehung auf diejenigen anderen entfaltet, welche sich des vollen Ausmaßes ihres eigenen Narzißmus begeben haben und in der Werbung um die Objektliebe befinden; der Reiz des Kindes beruht zum guten Teil auf dessen Narzißmus, seiner Selbstgenügsamkeit und Unzugänglichkeit, ebenso wie die Reize gewisser Tiere, die sich um uns nicht zu kümmern scheinen, wie der Katzen und der großen raubtiere, ja selbst der große Verbrecher und der Humorist zwingen in der poetischen Darstellung unser Interesse durch die narzißtische Konsequenz, mit welcher sie alles ihr Ich Verkleinernde von ihm fernzuhalten wissen.

Es ist so, als beneideten wir sie um die Erhaltung eines seligen psychischen Zustandes, einer unangreifbaren Libidoposition, die wir selbst seither aufgegeben haben. Dem großen Reiz des narzißtischen Weibes fehlt aber die Kehrseite nicht; ein guter Teil der Unbefriedigung des verliebten Mannes, der Zweifel an der Liebe des Weibes, der Klagen über die Rätsel im Wesen desselben hat in dieser Inkongruenz der Objektwahltypen seine Wurzeln.

Freud betont im Anschluß explizit, ihm liege „jede Herabsetzung des Weibes“ fern, er verweist zudem auf die vielen Frauen, die nach dem „männlichen Typus“ lieben „und auch die dazugehörige Sexualüberschätzung entfalten.“

Eine Herabsetzung von Frauen und ihrer sexuellen Freiheit findet indes statt, wenn heute Bettina Wulff in jener für den Puritanismus typischen lüsternen Prüderie eine mögliche Vergangenheit als Prostituierte nachgetragen wird, wenn eine hübsche Politikerin in einer Partei als Prostituierte beschimpft wird, weil sie Annäherungsversuche abgeschlagen hat, wenn Prostituierte sich von barbusigen Femen-Aktivistinnen in Hamburg erzählen lassen müssen: „Prostitution is genocide“ (1, 2, 3);  generell, wenn Prostitution verboten wird und damit eine spezifische Möglichkeitsform weiblicher Arbeit und Lust durchgestrichen wird. Die Frau hat sich nicht freiwillig mit so vielen Männern abzugeben, sie muss narzisstisch rein sein, ihre aktiven Anteile werden abgespalten und als aggressive und destruktive dem Mann zugeteilt – dieses reaktionäre Denkmodell hat an Macht selbst in Frankreich gewonnen, das Prostitution abzuschaffen gedenkt, wie auch in Schweden unter dem Druck eines zutiefst puritanischen Feminismus.

Die wesensverwandte Empörung über eine SMS eines Politikers an eine Journalistin mit dem Inhalt „Ich vermisse deine Nähe“ mokiert sich vor allem darüber, dass männliche Politiker immer noch sexuelle Wesen sind, die es mitunter wagen, eine nicht normierte Konstellation zu denken: eine Liaison zwischen junger Frau und älterem Herrn. Wo man zumeist männliche Gesichter auf Wahlplakaten wählen soll, ist die Anmaßung anscheinend unzulässig, dass man sich mit so einem Gesicht eventuell doch sich einen Reiz auf die junge, schöne Frau einbilden dürfe, die auf dem Plakat gegenüber irgendein mineralisiertes Wunderwasser oder eine unerschwingliche Reise nach Fernost feilbietet.

Das ins Private eingewanderte Tauschprinzip fordert Ideale, die sich primär an Filmen herausgebildet haben: Der attraktive Mann verdient durch seinen Heroismus hindurch eine attraktive, passiv wartende Frau. Wer dieses Verhältnis zu überwinden versucht, gerade eben nicht sich reduzieren lässt auf sein Alter und seinen verbrauchten Körper, wer es also zumindest einmal versucht, zuletzt noch mithilfe von Geld oder der Macht auf das libidinös besetzte Objekt einzuschmeicheln, zieht sich den Hass jener zu, die weder Macht noch Geld haben. Wenn man selbst schon erfolglos ist mit allenfalls aus schlechten Journals dahergestammelten Sprüchen, so darf der Alte den Versuch gar nicht erst wagen. Man wertet seine Offerte innerhalb des Tauschprinzips als unverschämtes Angebot, nicht nur weil es ein Angebot ist, sondern weil es Billigkeit unterstellt, einen geringen Wert der Ware, die sich so leicht haben ließe und für so einen geringen Gegenwert: ein schlechtes Kompliment, einen alternden Körper. Wie oft in Verführungsgeschichten überhaupt nicht der Inhalt, sondern die Überwindung zählt, davon sprechen Teenagerlieben Bände, in denen Kommunikation häufig ganz ausfällt und Konsensualität eben körperlich ausgelotet wird nach dem Ideal der fließenden Brünnlein:

Ja, winken mit den Äugelein,
Und treten auf den Fuß;
’s ist eine in der Stube drin,
Die meine werden muß,
’s ist eine in der Stube drin,
Ju, ja, Stube drin,
Die meine werden muß.

Pubertierende zeigen auch häufiger ein ambivalentes Abwehrverhalten: Sie brüsten sich dann im Freundeskreis mit Zahl und Absurdität der abgeschlagenen Annäherungsversuche, zelebrieren aber dadurch auch die Lust, die aus einer eventuellen Einigung entstehen hätte können, sie steigern ihren eigenen Marktwert als begehrte Objekte. Ein solches Leiden an Attraktivität tendiert zur Inszenierung, wo es nicht mehr nach der Psychologie der als ewige Angreifer empfundenen Männer, nach den Zurichtungen fragt, die diese erfahren haben könnten, dass sie nicht ihren weiblichen Objekten sich als Gleiche nähern können und stattdessen zwischen masochistischer Selbstaufgabe und Herrschsucht oszillieren.

Im Rückzug begriffen sind Vorstellungen von Frauen, die sich mit deftigen Worten und Gesten und notfalls mit der Heugabel schon zu verteidigen wissen wie jene bayrischen Dirndlträgerinnen aus Grafs Geschichten, die allerdings das häufige Scheitern solcher Abwehr und somit die Vergewaltigung nicht verschweigen. Anstatt nun wenigstens den Ansatz der Selbstverteidigung fortzuführen, wo diese zu scheitern droht, treten gemäß Hollywoods reaktionärem Frauenbild Schutzmächte auf, die bedrohte Frauen an ihre Wehrlosigkeit erinnern mehr, als dass sie ihnen eine Waffe anbieten.

Die Frauen gerade so klein und unsicher halten, wie sie unter dem Druck männlicher Herrschaft geworden sind, das ist die Strategie auch des Islamismus und des konservativen Ehrbegriffs. Hilfsangebote schlagen in Paternalismus um, wenn von der aggressiven Lösung geschwiegen wird, wenn ein Kultus des Beschützens, des Stellvertretens entsteht, der letztlich doch wieder die schwache, beschützte Frau zum Ideal hat und überdies ein entsexualisiertes Frauenbild zur Norm erhebt: Wenn also solche „Wohlfühlräume“ entstehen, in denen Sexualität nur als jene von allen unangenehmen Verklemmtheiten und Missverständnissen gereinigte Prinzessinen- und Prinzenwahl idealisiert wird, die sie nicht ist. Oder eben, was wahrscheinlicher ist, Räume, in denen Sexualität bequemerweise gleich durchgestrichen wird durch die Drohung, dass jede noch so verbale und vorsichtige Annäherung als „Sexismus“ gelten kann, wenn die oder der schöne Unbekannte das so „definiert“. Selbst das letzte Resort der Kommunikation von Lust, der Blick, wird so zum passiven Anstieren, zur ewig Vorlust bleibenden, vergafften, voyeristischen Konsumption dessen, was man ohnehin nicht haben kann, das Abbild wird wenigstens ohne Tausch und Strafe eingesogen, dafür aber in Permanenz, zum Leidwesen der fernen weiblichen oder seltener männlichen Schönheiten.

Der zelebrierte Schock darüber, von einer unbekannten Person wegen der eigenen Schönheit geliebt zu werden, überhaupt sexuell attraktiv zu sein, scheint doch sehr aus dem Innersten der Gesellschaft zu entspringen. Im Kern ist er schon die Abwehr einer zutiefst bedrohlich gewordenen Sexualität. Dass Männer (oder im Ressentiment seltener Frauen) „nur“ Sex wollen würden, ist Herabwürdigung der Sexualität zum niedrigen Motiv. Schon die Enttäuschung darüber, überhaupt aus einem bestimmten Grund geliebt zu werden, und nicht ganz ohne jeden Grund, folgt dem Ideal der christlichen narzisstischen Erfüllung par excellence. Dass Brüderle einer Frau wie ein tapsiger Bauer in Grafs Geschichten das Kompliment macht, „ein Dirndl ausfüllen“ zu können, weckt Neid und zugleich die Wut derer, die eigentlich permanent auf den gleichen Reiz ansprechen, ihn aber unterdrücken. So unappetitlich dann die Zusammenrottungen der Möchtegerne sind, die in Brüderle ein Opfer einer ewig trügerischen Weiblichkeit sehen, deren Misstrauen gegen eine jahrhundertealte Kultur der Ausbeutung und Verzerrung ihrer Sexualität gerade in den dunklen Ecken der Arbeitsplätze gestellt sei, deren Sensorium für die noch zu deutlich spürbare Drohung in der Anmache auf Übersensibilität verweise, so widerlich sind die Karikaturen über Brüderle. In ihnen tritt jenes Lachen auf, das Adorno das „antisemitische Gelächter“ nannte: Das Tabuierte äfft man lustvoll nach, gleichzeitig desinfiziert man es durch Identifikation mit der versagenden Instanz.

Rezension: „Der ewige Sündenbock – Heiliger Krieg, die ‚Protokolle der Weisen von Zion‘ und die Verlogenheit der sogenannten Linken im Nahostkonflikt“

Bislang sind gut gearbeitete Bücher über den sogenannten Nahostkonflikt auf dem deutschsprachigen Markt rar. Broders „Der ewige Antisemit“, Küntzels „Djihad und Judenhass“, Gremlizas „Hat Israel noch eine Chance, Giniewskis „Das Land der Juden“ und einige wenige mehr mussten bislang ausreichen, um der Flut an plumpen Medienfälschungen und Propaganda bis in die Schulbücher hinein etwas entgegenzusetzen.

Tilman Tarachs Werk schafft es, ohne große Wiederholungen in die Geschichte und Struktur des Antisemitismus einzuführen und zugleich in den spezifischen Feldern über die genannten Werke hinaus zu verweisen. Methodologisch arbeitet Tarach wissenschaftlich und präzise, er belegt brisante Befunde in aller Regel mehrfach, lediglich an wenigen nebensächlichen Thesen wünscht man sich mitunter einen etwas ausführlicheren Faktencheck. Vier zentrale Diskurse greift Tarach auf:

1. Hitler und die Nationalsozialisten waren die Ur-Antizionisten, sie bekämpften den noch entstehenden Staat Israel und entsandten bereits erprobte Massenmörder zur Endlösung der Judenfrage in Palästina. Sie beherbergten, assistierten und bezahlten den palästinensischen Großmufti und SS-Offizier Al-Husseini üppig und bis zuletzt für den antijüdischen Krieg und für die Aufhetzung der Muslime. Der Großmufti und seine Bedeutung für die Faschisierung der muslimischen Araber in Palästina und weltweit ist zwar durch Küntzels Arbeit bereits bekannter geworden, Tarach liefert allerdings noch reicheres Quellenmaterial aus Nazi-Akten und ausführlich zitierten zeitgenössischen Dokumenten, mit denen er die genozidale Gesinnung und Praxis des Großmufti belegt.

2. Die Palästinenser werden nicht in Israel, sondern von islamisch-arabischen Potentaten unterdrückt und diskriminiert. Tarach weist nach, wie rassistisch die Behandlung der Palästinenser in den arabischen Staaten tatsächlich ist und wie egal diese Behandlung der ewig über Israel empörten Palästinasolidarität ist. Palästinenser unterliegen herkunftsspezifischen Steuern, sie erhalten keine Staatsbürgerschaft, werden in Ghettos belassen, damit sie „eine rieseige, im Elend lebende Manövriermasse gegen Israel“ bilden können. Ohne die Diskriminierung der Palästinenser würde das „Rückkehrrecht“, Euphemismus für die demographische Vernichtung Israels, sich so abschwächen, dass es am Ende zu einer Aussöhnung kommen könnte. Ein Alptraum für die 30.000 Angestellten der UNRWA,  die dann arbeitslos würden und das Gegenteil dessen, was die Förderer des Djihad wollen: Die Vernichtung Israels und die andauernde Versklavung der islamisch-arabischen Welt unter archaische Feudaltheokratien. Tarach überrascht die Leser mit Informationen über Demonstrationen von Palästinensern in Ostjerusalem für eine Erweiterung der Mauer auf palästinensisches Land – damit sie einen israelischen Pass erhalten oder behalten dürfen. Oder mit der Tatsache, dass Fatah-Kämpfer aus Gaza nach Israel flohen und nicht nach Ägypten. Palästinenser sind in Israel freie Staatsbürger, in allen arabischen Staaten aber entrechtete und ausgebeutete Menschen.

3. Israel ist kein imperialistisches Projekt, sondern ein antiimperialistisches. Tarach bringt nicht nur reiches Quellenmaterial für die Beteiligung von geflohenen Nazis an den arabischen Armeen, sondern auch für die britische Unterstützung der jordanischen Armeen im Unabhängigkeitskrieg Israels: Der Oberbefehlshaber der arabischen Legion Transjordaniens „war der britische General John Glubb („Glubb Pascha“), das Offizierskorps war britisch, und die Finanzierung ebenso.“

Israel sah sich bei der Staatsgründung sogar dem heftigen Widerstand der USA ausgesetzt, die eine imperialistische Lösung vorgezogen hätten, sprich: Besetzung der Region durch die USA. Die Sowjetunion wird von Tarach demnach in der Gründungsphase als einzige unterstützende Macht gewertet, allerdings handelte es sich dem Autor zufolge auch hier um instrumentelle Diplomatie mit dem Ziel, die britische Präsenz im arabischen Raum zu brechen. Die halbherzige Anerkennung durch die USA sei nur durch den Druck erfolgt, Israel vor einem kompletten Überdriften in den Ostblock abzuhalten. Auch später diagnostiziert Tarach den USA eine im besten Fall „neutrale“ Haltung, niemals jedoch eine verlässliche. In zahllosen Fällen arbeitete die CIA mit Terroristen zusammen, nicht selten auch mit Altnazis. Der globale Charakter des Antisemitismus, seine Fähigkeit zur internationalen Kooperation und Täuschung wird von Tarach einer zutiefst bigotten, kleingeistigen und halb vom islamischen Faschismus faszinierten Haltung der Demokratien  gegenübergestellt, die ihre Todfeinde üppig bezahlen.

4. Die üblichen Medien sind nicht annähernd geeignet als Informationsquelle über Israel. Tarach setzt bei der langen Geschichte der „Protokolle der Weisen von Zion“ an und bringt auch für den informierten Leser noch neue Informationen über die globale Attraktivität dieser Mutter aller Verschwörungstheorien – bei weitem nicht nur in arabisch-islamischen Universitäten. Als einführenden Aufhänger für eine unendliche Reihe von Medienfälschungen wählte Tarach ein wenig bekanntes Beispiel, das von Tuvia Grossmann. Der jüdische Student wollte die Klagemauer besuchen und wurde auf dem Weg dahin von einigen Dutzend Palästinensern als Jude erkannt, überfallen und gelyncht. Mit letzter Kraft konnte er schwer verwundet fliehen zu einem israelischen Polizisten. Sein blutüberströmtes Porträt vor dem Polizisten lieferte ein Foto, das als Foto eines misshandelten Palästinensers um die Welt ging und von allen renommierten Zeitungen abgedruckt wurde, es fand seinen Weg in palästinensische Boykott-Kampagnen und djihadistische Banner.

An oddballs ist die Geschichte so überreich, dass das gesamte Buch von Aha-Effekten durchzogen ist. Von Chomsky, Carter, Clinton, Trittin, Solana weiß Tarach Zitate auszugraben, die auf einen massiven Aufklärungsverrat verweisen. Tarach erklärt das zum Teil als Identifikation mit dem Aggressor, zum Anderen mit der naiven Hoffnung, sich von der Wut der Islamisten freikaufen zu können, indem man Israel opfert – so geschehen vor allem nach dem Massaker von München 1972.

Ein unvermeidlicher Nebeneffekt der Lektüre ist der dringende Wunsch, nach Israel auszuwandern. Aber zumindest darüber lässt Tarach keine Illusionen aufkommen: Israel ist zwar eine der fortschrittlichsten Demokratien weltweit, führend in der Wissensproduktion, aber es ist eben auch nur fast so groß wie Belize und seine Fläche beträgt nur 2/3 der Fläche Kretas, die Hälfte davon ist von Wüsten bedeckt. Strittig ist daher, ob das Land dem Auftrag, im Notfall weitere Millionen von geflohenen Juden aufzunehmen überhaupt noch gerecht werden kann.

Für das Westjordanland und Gaza hat Tarach hingegen ein einfaches, logisches und gerechtes Rezept parat: Den Anschluss des Westjordanlandes an Jordanien und den Anschluss Gazas an Ägypten. Über 70 % der Jordanier sind sogenannte Palästinenser, in Sprache und Kultur von den restlichen 30 % nicht unterschieden – allein würde das das Ende der Monarchie bedeuten, das bereits Arafat verhinderte, der vom Endziel der Vernichtung Israels durch die Maximalforderung des „Rückkehrrechts“ niemals abrückte. Allerdings stellt sich aktuell wieder die Frage, ob eine solche für die Palästinenser günstige Option tatsächlich eine Erleichterung für Israel darstellen würde, da es die Kontrolle über das strategisch bedeutsame Jordantal verlieren könnte, und der Friedensvertrag mit Jordaniens reaktionärem Königshaus in einer ohnehin fragilen Konstellation eine immens wichtige Grenze sichert. Eine aktualisierte strategische Perspektive auf dieses Problem wäre hilfreich zu einem weiteren Verständnis der Komplexität der Situation im Westjordanland.

Wer schon glaubte, er kenne alle Argumente für Israel, wird von Tarach noch einige Dutzend obendrein erhalten. Wer glaubt, er wisse gegen Israel Bescheid, wird mitunter feststellen, dass er professoralen Fälschungen aufgesessen ist und sein unartikuliertes Ressentiment hoffentlich in produktive Scham verwandelt sehen.

Man wünscht sich daher vom Autor für die hoffentlich zahlreichen Neuauflagen lediglich eine neue Umschlaggestaltung, die an Stellen etwas spontan aufgetragene Polemik stört nur selten die nüchterne Sprache, die das Buch auch als wissenschaftliche Quelle höchst arbeitsfähig macht. Dem Buch ist eine weitestmögliche Verbreitung zu wünschen. Erhältlich ist es für knapp 20 Euro über den Buchhandel oder einschlägig bekannte Onlineversände.

Crosspost: „Augstein hat eine Grenze überschritten“

http://lizaswelt.net/2013/01/10/augstein-hat-eine-grenze-ueberschritten/

Dass ein unbezahltes Blog ein Interview mit Rabbi Cooper vom SWC erhält, ist schon bemerkenswert, vor allem hinsichtlich des Gejammers im Spiegel, dass man vergeblich versucht hätte, Cooper für ein Interview zu gewinnen, dessen Bedingungen aber so unannehmbar gewesen seien. Gratulation an Liza’s Welt. Unbedingt lesenswert.

Kritische Rezension: „Interventionen gegen die deutsche „Beschneidungsdebatte““

Zülfukar Çetin/ Heinz-Jürgen Voß/ Salih Alexander Wolter

Münster 2012: edition assemblage

 92 Seiten; 9,80 Euro

Die Beschneidungsdebatte, die keine war, produzierte manche merkwürdige Blüte. Sicherlich das sonderbarste Gewächs liegt nun mit den Interventionen gegen die deutsche „Beschneidungsdebatte“ vor. Dankenswerterweise ist das Buch so kurz gehalten, dass man alle falschen Sätze darin rasch abgeschrieben hat – und das sind ungefähr alle. An diesem Buch gibt es nichts zu retten. Wenn es hier dennoch eine ausführliche Kritik erhält, dann nur, weil es beispielhaft gleich zwei Phänomene vereint: den Doppelcharakter des neuen deutschen kulturalistischen Antisemitismus, der sich in der Beschneidungsdebatte ein weiteres Mal herauskristallisierte, und den emanzipationsfeindlichen Zynismus einer innerhalb des akademischen Feminismus grassierenden identitären Ideologie.

Der Verlag warnt den Leser in einer verlegerischen Notiz:

Wir haben uns für die Veröffentlichung dieses Buches entschieden, um die rassistische und antisemitische ‚Beschneidungsdebatte’ anzugreifen und zu dekonstruieren.

Der Titel spricht ähnlich Bände über das autoritäre Zensur-Bedürfnis: „gegen“ eine Debatte, die ohnehin keine war, wollen Çetin /Voß/Wolter „intervenieren“.

Über die Autoren erhält der Leser keine Informationen. Ein Blick ins Netz stellt Klarheit her. Die drei publizieren regelmäßig zusammen. Jürgen Voß ist Biologe und schrieb über Intersexualität, Zülfukar Çetin promovierte über Intersektionen von Homophobie und „Islamophobie“, und den Namen Salih Alexander Wolter findet man beispielsweise über einen Link der BDS-Campaign.

Diese hat sich den internationalen Boykott Israels auf die Flagge geschrieben. 2009 erfolgte der bislang größte Schlag des Bündnisses: der britische Gewerkschaftsbund UCU beendete die Zusammenarbeit mit dem israelischen Gewerkschaftsbund Histadrut.[1]

2010 unterschrieb Wolter zusammen mit der BDS-Gruppe Berlin einen offenen Brief, der sich darüber empört, dass am Gedenktag der Reichspogromsnacht in Berlin der israelische Botschafter sich in Berlin über Rüstungsprodukte informieren ließ. An dem Tag, der dem Aufruf zufolge dazu mahne, dass „Menschen“ nicht „noch einmal“ Opfer von „staatlicher Gewalt“ würden – verharmlosender Stalinisten-Sprech zur Umdichtung der Shoah in eine Art Klassenkampf von oben – an jenem Tag also zelebriere der israelische Botschafter eine „Kultur des Tötens“. Der Text setzt Nazis und Israel gleich, weil eben jene Reichspogromnacht Anlass dazu liefert, ausschließlich Israel zu verurteilen für

[…] die permanenten Verstöße aller israelischen Regierungen ebenso wie der israelischen Armee gegen das Völkerrecht und die Menschenrechte.

Der Aufruf endet mit den Worten:

Keine Waffenlieferungen nach Israel. [2]

Das ist für den vorliegenden Band nicht ganz unbedeutend, weil es den Doppelcharakter des kulturalistischen Antisemitismus illustriert: Für den Judaismus als marginale Folklore ist in Deutschland ein Plätzchen freigeräumt worden, man findet allseits Gefallen an Klezmer, Hummus und Hitler-Filme mit „Success-story“ (Claussen) und Happy End. Antisemitismus verurteilt man natürlich. Gegen den jüdischen Staat aber heißt es von allen Seiten „Auf die Barrikaden“. Einstimmig wie nie wurde 2009 vom Bundestag eine Propagandaaktion der Hamas unterstützt, der Überfall der Besatzung der „Mavi Marmara“ auf Israel. Und eine solide Mehrheit hält Israel für das bedrohlichste Land der Welt.

Von solchen hegemonialen Diskursen wissen die Autoren nichts, weil sie daran teil haben. Ihr Begriff von Antisemitismus bleibt zwangsläufig eindimensional:

In der breiten Ablehnung der Knabenbeschneidung durch die mehrheitsdeutsche Öffentlichkeit verschmelzen Elemente des Antimuslimischen Rassismus und des stets latent gebliebenen Antisemitismus. (21)

Nun blieb der Antisemitismus im offenen Brief, den Wolter unterschrieb, sicher nicht latent, er will praktisch werden und Waffen für Israel boykottieren. somit Israel der Vernichtung preisgeben und lüstern-friedlich dabei zusehen. Was Wolter und seine beiden Mitstreiter im Zitat wohl gemeint hatten, war ein „stets vorhandener latenter Antisemitismus“, den zu entdecken sie anscheinend ohne Verdacht auf sich selbst im Bereich ihrer Kernkompetenzen verorten. Sie lokalisieren ihn dann auch am Anderen:  hinter der „offiziellen Rhetorik von den „jüdisch-christlichen Wurzeln unserer abendländischen Kultur“.

Geschickt verband solches Pathos die „Aufarbeitung“ der Schoah mit den gemeinsamen global-strategischen Interessen „des Westens“. Doch nun, da es nicht um die von der Bundeskanzlerin zur Staatsraison erklärte Sicherheit Israels geht, sondern um einen Angriff auf spezifisch jüdisches, wie muslimisches Leben hierzulande, erweist sich der Bindestrich [zwischen jüdisch und christlich, FR] als die geschichtsvergessene „abstruse Konstuktion“, die Almut Shulamith Bruckstein Çoruh (2010) schon auf dem Höhepunkt des Sarrazin-Hypes zurückwies. (22)

Was auch immer damit gesagt werden sollte, außer der Klage darüber, dass die Bundeskanzlerin die Sicherheit Israels für nicht komplett unwichtig hält, bleibt verborgen: Schließlich erwies sich die Kanzlerin mit ihrem Bonmot von der „Komikernation“ als regelrechte Schutzpatronin der religiösen Vorhautamputation im Kindesalter. In völliger Verkehrung der historischen Befunde wird weiter behauptet:

Die europäische Mission der Zivilisation, die „barbarischen“ Jüd_innen und Muslim_innen zu säkularisieren, wird durch die Debatte um die Vorhaut und ihr ‚grausames‘ Ende verstärkt.

Historisch hat die Säkularisierung Europas den Juden die Möglichkeit zur Assimilation eröffnet, und dadurch Juden wiederum in Konflikt zum Judaismus treten lassen: Entstehungspunkt unter anderem des säkularen Zionismus und des Reformjudentums. Den gängigen Forschungsbefunden zufolge war es dieser Assimilationsprozess, den die modernen Antisemiten abwehrten und der für diese die nachträgliche rassistische Bestimmung des Jüdischen als Körpereigenschaft erforderlich machte – wozu die Beschneidung den Antisemiten ein eher willkommenes Hilfmittel war. Man kann sich angesichts dieser komplexeren Hintergründe der „Diskurse“ natürlich auch in die Tasche lügen. Die Autoren schrecken jedenfalls nicht davor zurück, Adorno/Horkheimer als Schmuckzitat über ihren Text zu setzen:

„Das Wunder der Integration aber, der permanente Gnadenakt des Verfügenden, den Widerstandslosen aufzunehmen, der seine Renitenz hinunterwürgt, meint den Faschismus.“

 Adorno/Horkheimer meinten im Kontext des Kulturindustrie-Kapitels, in dem sich das Zitat findet, mit Integration gewiss nicht eine fiktive deutsche Bereitschaft zur Integration von assimilierten Juden, sondern ein kulturindustrielles Prinzip, das die Außenseiter abschleift und zurichtet. Nicht das Verhältnis von Kollektiven zueinander steht hier zur Disposition, sondern das Verhältnis vom Kollektiv zum Individuum: „Einmal war der Gegensatz des Einzelnen zur Gesellschaft ihre Substanz.“ heißt es einige Zeilen vorher bei Adorno/Horkheimer, ein Satz, der für die drei Apologeten anscheinend völlig belanglos ist.

Es liegt nun Çetin/Voß/Wolter nämlich gänzlich fern, im Gefolge Adorno/Horkheimers eine individualistische, säkularistische Position zu vertreten: Säkularismus und Individualismus werden von Çetin/Voß/Wolter systematisch mit dem Westen und dieser mit dem Faschismus oder wahlweise Imperialismus identifiziert. Die Beschneidung kann so implizit zum subversiven Akt der Renitenz gegen den Faschismus verklärt werden. Çetin /Voß/Wolter sehen daher auch in dem Verweis des Beschneidungskritikers Putzke auf die statistische Erfassbarkeit von etwaigen Beschneidungen in immigrierten Familien und Gemeinden eine Wiederkunft des Nationalsozialismus:

Die Migrant_innen, denen die Gruppenidentifikation als kulturell-religiöse verwehrt sein soll, unterliegen ihr also im Sinn einer rassistischen Fremdzuschreibung weiterhin: Nichts anderes war die historische Erfahrung der jüdischen Assimilation in Deutschland.

Wenn nämlich die Beschneidung verboten werde, müsse man zu rassistischen Befragungstechniken greifen, die auf den religiösen oder kulturellen Kontext zurückgreifen, um überhaupt noch stattfindende Beschneidungen in eingewanderten religiösen Kollektiven zu erfassen. Das sei dann sowohl die – im Falle der jüdischen Assimilation gar nicht relevante – „Verwehrung“ einer „kulturell-religiösen“ Gruppenidentifikation, und zugleich die Erfahrung, dass diese Identifikation als Fremdzuschreibung doch stattfände. So setzen die Autoren – wohl in Ermangelung tatsächlich antisemitischer Kommentare, die aufzuspüren man für zu arbeitsintensiv befand – die Diskussion des Beschneidungskritikers Putzke mit primitivem Rassismus gleich, schlimmer, mit Nationalsozialismus.

Völlig beliebig wird nämlich nun von Çetin /Voß/Wolter ein weiteres Zitat von Adorno/Horkheimer eingestreut:

„Die den Individualismus, das abstrakte Recht, den Begriff der Person propagierten, sind nun zur Spezies degradiert. Die das Bürgerrecht, das ihnen die Qualität der Menschheit zusprechen sollte, nie ganz ohne Sorge besitzen durften, heißen wieder Der Jude, ohne Unterschied.“ (24)

Genau das ist aber das Geschäft von Çetin /Voß/Wolter, die den Individualismus, das abstrakte Recht und den Begriff der Person zu einer Spezies, nämlich einer westlich-imperialistischen Kultur degradieren und dann selbst die Gesellschaft in Beschnittene und Unbeschnittene einteilen, indem sie ständig nach der Zugehörigkeit der Diskursteilnehmer fragen:

Es geht uns dabei insbesondere darum, aufzuzeigen, wie die betroffenen Jüd_innen und Muslim_innen sich zu dem antisemitischen und antimuslimischen Diskurs äußern, bzw. positionieren.

Das tun sie aber noch  nicht einmal, nur zwei Muslime und etwa zwei Juden kommen zusätzlich zu den Autoren zu Wort. Im Kapitel Der schlechte Sex der Anderen skandalisiert man dafür den angeblichen „Blick in die Hose“ durch Beschneidungskritiker. Denen, sofern „mehrheitsdeutsch“ schauen die Autoren aber nun selbst in die Hosen, das abzuschaffende Leiden werde „von diesen offensichtlich gar nicht empfunden“ – sie seien nämlich nicht beschnitten. (29) Laut Voß fände eine „Hexenverfolgung“ statt, in der zum einen „Menschen aus jüdischen und muslimischen Familien“ sich in der Debatte zurückhalten müssten, wenn sie denn eine beschneidungskritische Position tatsächlich vertreten würden, dagegen aber

„atheistische, junge Menschen, die über einen mehrheitsdeutschen sozialen Hintergrund verfügen, unentwegt über den Verlust der Vorhaut klagen (können), die sie selbst aber in der Regel noch besitzen. (12)

Anstelle einer „Stellvertreter-Diskussion“ sollten sich „beschnittene Jungen und Männer selbst äußern (können)“. Allein:

Es ließ sich im deutschen Sprachraum keine innerjüdische oder im weitesten Sinn innermuslimische Initiative von Zirkumzisionsgegnern ausfindig machen, und ein Beschnittener, der sich während der Debatte dann doch negativ äußerte, sprach sich zugleich gegen ein Verbot aus (s.u.). (29)

Dass sich beschnittene Beschneidungskritiker trotz der „einladenden Debattenkultur“ nicht so kritisch äußerten, dass die Autoren etwas davon gehört hätten, läge an der „von ihnen wahrgenommenen rassistischen Tendenz“. (30) Lediglich Ali Utlu konnten Çetin/Voß/Wolter nicht ignorieren. Dreimal wird er zum Kronzeugen aufgebauscht, für die These, dass den beschnittenen Beschneidungskritikern der Rassismus der „mehrheitsdeutschen“ Beschneidungskritiker allemal mehr Angst einflößt als die Beschneidung und dass Utlu sich aus diesem Grunde gegen ein Verbot ausgesprochen habe. Von Utlus tatsächlich sehr detaillierter und drastischer Kritik der Beschneidung bleibt wenig übrig, an ihm interessiert vor allem seine Homosexualität, nicht seine leidvolle Erfahrung. Dreimal müssen die Autoren noch betonen, dass er in der Berliner „Siegessäule“ schrieb.

Utlus Stellungnahme unterschied sich damit vom Gros des zirkumzisionskritischen Diskurses, in dem kaum thematisiert wurde, dass auch jeder wissenschaftlichen Bewertung der Beschneidung bestimmte kulturelle Normen zugrunde liegen, und die Ausrichtung der rezipierten Forschung ausschließlich auf ein heterosexuelles Funktionieren der Beschnittenen stillschweigend akzeptiert schien. (35)

Hatten sie den Beschneidungsgegnern unterstellt, die Gesellschaft würde in „Beschnittene und Nicht-Beschnittene polarisiert“, (39) so erweisen sich Çetin/Voß/Wolter als die eifrigsten Polarisierer und Hosenkontrolleure. Das hat natürlich System: Von Argumenten kann bequem abgesehen werden wenn Zugehörigkeit entscheidet. Wie „einladend“ die Debatte war, davon zeugten die zahlreichen hasserfüllten Kommentare unter Artikeln von Beschneidungsgegnern, die sich dem panoptischen Blick in die Hose verweigerten und so den rassistischen Blick provozierten, der sie aufgrund vager Anhaltspunkte als Unbeschnittene einsortierte. Ihnen diagnostizierte man pathologischen Vorhautfetischismus, Fixierung auf „das stinkende, eklige Hautfetzchen“, kündigte „Hausbesuche“ wie bei Neonazis an, empfahl die Kastration mittels Backsteinen und wirklich alles was an „einladendem“ pathologischem Material zum Vorschein kommen wollte, erhielt hier Einlaß.

Stoßen Çetin/Voß/Wolter in jedem ihrer Strohmannargumente auf einen Selbstwiderspruch, so zwangsläufig auch, wenn sie es mit feministischer Kritik versuchen. Der Entwurf von Beschnittenen als Verstümmelten folge dem Stereotyp der Verweiblichung/Kastration von „de-maskulinisierten „Orientalen““, „“jüdischer Männlichkeit“. Bei Çetin/Voß/Wolter hat die Zivilisation heteronormativen Charakter, um den Preis jeder Ehrlichkeit im Argument:

In dieser Debatte wird also wieder ein Opfer präsentiert, ein Opfer des Judentums und des Islams: es ist der Mann als „ein vollständiger Mensch“ (Oestreich 2012). (43)

Und Juden und Muslime würden zu Tätern gemacht. (42) Was interessiert es, dass die Beschneidungs-Kritik gerade das Mannbarkeitsritual in Frage stellte und die Verwundbarkeit von Jungen unterstrich, gegen die sich die Befürworter allzu häufig barbarisch hart machten. Und dass wohl niemand den christlichen oder den abstrakten Mann als Opfer jüdischer oder muslimischer Beschneidung entwarf, sondern das muslimische und jüdische Kind in Schutz genommen werden sollte. Die Beschneidungskritiker müssen nun mal heteronormativ sein, und so schreckt man vor keiner Peinlichkeit zurück:

Dadurch dass in der Beschneidungsdebatte die Existenz der abendländischen Zivilisation von der Existenz der Vorhaut des Mannes abhängig gemacht wird, erscheint diese Zivilisation bewusst oder unbewusst als „Männersache“. (39)

An der Vernunft, an Adorno/Horkheimer, aber auch an Foucault halten sie sich schadlos. Religionsfreiheit als Freiheit von Religion habe religiöse Wurzeln. (24) Adorno/Horkheimers Kritik an Kultur die „den Körper als Ding, das man besitzen kann“ kennt (26) verwursten diese Genderforscher zum Argument, an der Beschneidungskritik sei der Besitzanspruch auf den eigenen Körper verdächtig. Und nun kommen Foucaults Untersuchungen zur Gouvernementalität „die im deutschen Sprachraum neuerdings für queerfeministische Beiträge zur Staatstheorie bedeutsam werden.“ (26) Neuerdings ist natürlich ein dehnbarer Begriff und kann natürlich auch die letzten 20-30 Jahre meinen. Gegen das folgende Attentat jedenfalls ist selbst Foucault noch in Schutz zu nehmen. Man muss das schon in Länge zitieren:

Mittels des Versprechens von Freiheit und Souveränität wird Regieren erst ermöglicht und zugleich konstitutiert sich so das Subjekt als ‚freies’ und ‚souveränes’. Diese Bewegung des Regierbarmachens setzt, so Foucault, ein spezifisches Körperverhältnis der Subjekte voraus: […] Nur wenn die Subjekte lernen, einen ‚eigenen’ Körper zu besitzen, können diese als freie und souveräne regiert werden, da dieses Besitzverhältnis über den Körper zur Grundlage von Freiheit und Souveränität wird.“ (Ludwig 2012:105f) Die Kritische Theorie hat das Herrschaftsverhältnis herausgearbeitet, das dem zugrunde liegt, was Foucault als diffuse „Macht“ behandelt. Gerade mit [sic!] Bezug auf die laufenden diskursiven Aushandlungen zur Zirkumzision sollte nicht vergessen werden, dass sich die Normen der modernen kapitalistischen „Zivilgesellschaft“ in einer Geschichte der Klassenherrschaft und des Kolonialismus, des Rassismus und des Antisemitismus gebildet haben, die ebenso die Geschichte der Heteronormativität ist. (26)

Ein flottes Stück Impertinenz, das ihnen selbst nicht ganz geheuer scheint. Weil das mit der Herrschaft so gar nicht zum Abstimmungsverhalten im Bundestag passt, kommt auf einmal folgendes Argument um die Ecke:

Indes zeigt die aktuelle Debatte, dass sich „Expert_innen“ im Kampf um die Deutungshoheit über diese Normen mit der „Volksmeinung“ gegen die Regierenden verbinden können. Denn in dem Maß, in dem das Recht, einen eigenen Körper zu „besitzen“, von wenigen Oberen im Prinzip auf alle – zunächst: europäischen, männlichen – Menschen ausgeweitet wurde, etablierte sich die Macht der dafür als sachverständig angesehenen Wissenschaft. (27)

Diese „Medizinisierung“ ist den Autoren nun grundsätzlich verdächtig, obwohl sie sich selbst für die besseren Mediziner halten. Wenn Voß in seiner Einleitung auf zwei Seiten gleich viermal „Unwissen“ bzw. „Unwissenheit“ beklagt, meint er damit gewiss nicht das antiisraelische Ressentiment seines Co-Autoren, sondern er beruft in offenbarstem Selbstwiderspruch die Medizin, die er später als „neue Art hegemonialer „Religion““ verurteilt.(6f) Dass – von Medizinern wohlgemerkt – die Beschneidung mit FGM vermengt werde, sei „wissenschaftlich nicht haltbar“. Wer diese Voß’schen Quellen der Wissenschaft dann aufsuchen will, stößt auf zwei Blogeinträge von Voß, die Altbekanntes summieren,[3][4] aber gewiss keine wissenschaftliche Diskussion der Argumente der Gegner darstellen. Tatsächlich massiert der letzte Teil des Buches etwas ausführlicher einige medizinische Studien.

Was den Vergleich von FGM und Jungenbeschneidung angeht, haben sich Aktivisten gegen FGM inzwischen fast durchweg auf den Vergleich von FGM Typ I (Ritzen oder Exzision der Klitorisvorhaut) und der Amputation der männlichen Vorhaut eingelassen, so z.B. Ayaan Hirsi Ali und Thomas Osten-Sacken. Und diese haben darauf hingewiesen, dass die Legalisierung der Beschneidung im Extremfall auch die Legalisierung, aber zumindest Legitimierung von FGM enthält, zumal in islamischen Staaten mit noch unklarer Rechtslage. Bei Çetin/Voß/Wolter werden solche Befürchtungen gar nicht erst  beachtet. Von Bedeutung erscheint ihnen allein die Abgrenzung zur zwangsweisen Geschlechtsumwandlung im Kindesalter oder zu FGM Typ II und III, der Entfernung von Klitoris und Schamlippen. So würden im Falle der Beschneidung weder Eichel noch Keimdrüsen entfernt und auch keine Hormonbehandlung oder Vaginalplastik wie bei Geschlechtsumwandlungen fände statt. Nun auf einmal solle in einer weiter gefassten Allgemeinheit im „Dialog“ eine Diskussion stattfinden darüber

[…] wie die engen Geschlechternormen und die Eingriffe in die Selbstbestimmung von Geschlecht grundlegend geändert werden können. Das träfe aber alle gesellschaftlichen Normen, es würde bedeuten, dass grundlegend etwas gegen die Gewalt gegen Frauen getan werden müsste, grundlegend Geschlechterstereotype angegriffen werden müssten, grundlegend etwas gegen die Medizinisierung und Psychiatrisierung der Menschen getan werden müsste. (36)

Aber vorsicht:

So gesehen geht es gar nicht um ein Missverhältnis in der Abwägung eines „Unrechts“ gegen ein anderes, sondern der öffentliche Aufschrei über die Zirkumzision entspricht genau der allgemeinen Unempfindlichkeit für das Leid der Intersexe. Beiden liegt die unerbittliche Norm zugrunde, der sich nichts entziehen darf. (38)

Die Beschneidungskritik ist also unempfindlich für das „Martyrium der Zwischengeschlechtlichen“ (36), sie wird dergestalt Täter und eine Kooperation mit ihr schließt sich Çetin/Voß/Wolter geradezu aus. Sie widerspreche nämlich der Medizin, die sie zuvor als gouvernementales Instrument benannt haben. Die nichtheteronormative Beschneidung gegen den Hegemon aus Medizin und faschistischer „Zivilisierungsmission“ zu verteidigen, und das mit medizinischen Argumenten, das ist in schärfster Kürze das Programm von Voß/Çetin/Wolter.

Kulturalismus, mit dem islamische Rechtswissenschaftler FGM rechtfertigen, ist zwangsläufig das Gärprodukt einer solchen abenteuerlichen Melange:

Durch die Argumente „Traumatisierung, sexuelle Störung und Körperverletzung“ werden religiös und gesellschaftlich bedingte Riten psychologisiert, medizinisiert und kriminalisiert und als „archaisch“ eingestuft. (43)

Daher greifen die Autoren hier auf eine wirkliche Autorität zurück, Aiman Mazyek, Vorstand des „Zentralrat der Muslime“:

Geht es um Hygiene, Krebsvorsorge […] und um die Vorbeugung von Geschlechtskrankheiten, so ist aus medizinischer Sicht die Sachlage unumstößlich zugunsten der Beschneidung. […]Die menschliche Gesundheit hat Priorität im Islam, die Bewahrung der menschlichen Unversehrtheit ist ein ebenso göttliches Gebot. (44)

Solange nur „existentielle Relevanz“ (41) über die Jahrtausende zugrunde liegt, ist Religion schon ok so:

Die kollektive sexualmedizinische Online-Erörterung bewegt sich also gänzlich innerhalb des Horizonts einer post-christlichen deutschen Mehrheitsgesellschaft, die sich zwar nicht mit ihrem besonders antisemitischen, dafür aber mit dem gesamt-westlichen kulturellen Erbe einer „Zugehörigkeit der Lust zum gefährlichen Bereich des Übels“ (Foucault 1986: 315) auseinandersetzt. Es liegt offenbar jenseits der Vorstellungskraft, dass Sex schon im vorkolonialen Islam „als etwas uneingeschränkt Positives gesehen“ wurde (Bauer 2011: 278). (32)

Nach dieser umfassenden Eliminierung kritischer Vernunft versucht der abschließende Artikel von Voß Zirkumzision – die deutsche Debatte und die medizinische Basis noch einmal ausführlicher, eben jene Medizinisierung, diesmal freilich der Beschneidung zu verteidigen. Komplikationen bewegen sich den zitierten Studien zufolge im Bereich von maximal 2%, davon seien fast keine schwerwiegend. Verluste der Empfindsamkeit seien wahlweise nicht nachgewiesen oder nicht relevant. Die präventiven Vorteile der Beschneidung seien nachgewiesen für HIV, Eichelentzündungen und Harnwegsinfekte. Wenigstens gesteht er noch negative Folgen für den Fall zu, dass die Beschneidung als „Mittel“ gegen HIV das Kondom ersetzen könnte.

Die Rezitation ausgewählter wissenschaftlicher Studien ist zwar positivistisch, aber kaum wissenschaftlich zu nennen. Es fehlt jede Reflexion auf Methode und Fragestellung. Studien gerade im medizinischen Bereich haben sich zuallererst durch ihre Unabhängigkeit von Pharma-Unternehmen und anderen Lobbyisten zu legitimieren. So fällt bei Voß bemerkenswerterweise die vorher regelrecht gebrüllte Frage unter den Tisch, ob die jeweiligen Studienleiter selbst beschnitten sind oder (religiösen) Organisationen angehören, die Beschneidungen einfordern. Es werden Ergebnisse präsentiert, an die man dann glauben soll. So sieht tatsächlich Medizin als Religion aus und so funktioniert Biomacht: Die invasive Herrschaft über Individuen zu ihrem vermeintlichen Besten.

Dass die Vorhaut ein zentraler Teil eines Sexualorgans ist, ein komplexes Hautsystem mit zahlreichen Nervenendungen und biologischen Funktionen, dass also die, zumal schmerzhafte, Entfernung desselben eine gewaltsame Eroberung des Individuums durch das religiöse Kollektiv bedeutet, diesem Machtverhältnis verschließt sich Voß völlig. Von diesem Grundproblem aber ist auszugehen, wenn Prävention überhaupt diskutiert wird. Kein ähnliches Organ würde vorsorglich entfernt werden, relativistische Vergleiche mit Blinddarm, Polypen oder Mandeln (sehr beliebt ist auch der Haarschnitt) haben den Sexualakt schon völlig entwertet. Diese spezifische präventive Organentfernung ist eben nicht mit dem hippokratischen Eid zu rechtfertigen und daher wird Kritik daran von beschneidenden Ärzten so heftig abgewehrt: Es geht um Schuld.

Bleibt man aber im statistischen Argument, dann gibt es für alle der Befunde, die Voß anführt, heftigste Widersprüche von anderen Studien. Gänzlich wertlos werden die zitierten Studienergebnisse auf der Metaebene, wenn entsprechenden Krankheitsraten für Länder, in denen Beschneidungen mehrheitlich stattfinden (USA, islamische Staaten, Israel, Teile des südlichen Afrikas) mit denen jener Ländern verglichen werden, in denen die Beschneidung sehr selten ist (z.B. Dänemark). Voß, dem Kritiker der zwangsweisen Geschlechtsumwandlung, genügen jedoch ein paar Studien und eine Komplikationsrate von „nur“ 2 %, damit er die Amputation der Vorhaut im Kindesalter für unbedenklich erklärt.

Die drei Autoren haben es geschafft, auf 90 Seiten Adorno/Horkheimer und Foucault für ihren Aufklärungsverrat als Geiseln zu nehmen. Es bleibt zu hoffen, dass dieses durchsichtige, zynische Manöver nicht nur Laien auffällt, sondern auch der akademischen Kaste, an die sich der Band richtet und dass aus dem Entsetzen über diese besonders offensichtliche und krasse Ent-Kritisierung von Theorie heraus ein Begreifen einsetzt darüber, wie akademische feministische Theorie wieder eine kritische werden könnte. Eine wirklich wissenschaftliche Analyse antisemitischer Kommentare zur Beschneidungsdebatte (tatsächlich gab es auch einige harte antisemitische Beschneidungsbefürworter) und eine medizinische Diskussion, die nicht in positivistischem Zauber aufgeht, stehen leider noch aus.

Beiträge auf „Nichtidentisches“ zum Thema:

Ein Beitrag zur Beschneidungsdebatte

“Die latente Unehrlichkeit ihres positiven Israel-Knacks” – Eine Diskussion der Gegner der Gegner der Beschneidung

Schuld und Vorhaut

Der Reflexionsausfall der Antisemitismuskritik am Beispiel Dershowitz

Das Recht des Kindes


[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Boycott,_Divestment_and_Sanctions

[2] http://www.antiimperialista.org/node/6665; http://www.bds-kampagne.de/articles/2010/11/11/keine-waffenlieferungen-nach-israel/

[3] http://dasendedessex.blogsport.de/2012/09/21/vorhautbeschneidung-bei-jungen-weg-von-vorannahmen-hin-zu-fundierter-diskussion/

[4] http://dasendedessex.blogsport.de/2012/06/29/die-gleichsetzung-beschneidung-der-vorhaut-bei-jungen-gewalttaetige-medizinische-eingriffe-gegen-intersexe-funktioniert-nicht/

Another end of history, islamist style

To motivate prospective martyrs, djihadists decry the upcoming destruction of the Al-Aqsa Mosque on the temple mount in Jerusalem – through Jews, as they say. Indeed, there is a small group of radical jews, and a much larger group of evangelical christians who advertize the idea of rebuilding the temple. Israel is a pluralistic state, that’s true. In 1967, Moshe Dayan gave back the temple mount to muslim authorities. Though it was a rational choice between a religious war and a jewish Jerusalem, he better shouldn’t have done that. The mosque, which employs a shrine with some whiskers and a large footprint of Mohammed, might be easily destroyed: by Djihadists.

Djihadists have already destroyed the Bayiman Buddha-statues in Afghanistan.

Arab forces have destroyed the jewish old town in Jerusalem, now better known as „East-Jerusalem“, or in the European press as „Illegal jewish settlement“:

In the intervening 19 years the Jordanians waged systematic destruction, desecration and looting of Jewish sites.

57 ancient synagogues (the oldest dated to the 13th century), libraries and centers of religious study were ransacked and 12 were totally and deliberately destroyed. Those that remained standing were defaced, used for housing of both people and animals. Judiasm’s Holiest site, the Temple Mount, became a slum.

On the Mount of Olives, the Jordanians removed 38,000 tombstones from the ancient cemetery and used them as paving stones for roads and as construction material in Jordanian Army camps, including use as latrines. When the area was recaptured by Israel in 1967, graves were found open with the bones scattered. Parts of the cemetery were converted into parking lots, a filling station, and an asphalt road was built to cut through it. The Intercontinental Hotel was built at the top of the cemetery. Sadar Khalil, appointed by the Jordanian government as the official caretaker of the cemetery, built his home on the grounds using the stones robbed from graves.

In the past months, Djihadists not only relied on the destruction of monuments of other religions. Al-Qaida in Maghreb has ravaged the famous muslim shrines in Timbuktu, employing a rationalist speech of iconoclasm well-known from ancient Judaism and medieval christians: „We think it is stupid, praying at a human being. No matter who it is, you can only pray to god.“

These enlightened djihadist iconoclasts are right, it is stupid to pray in front of a door. But it is equally stupid to pray in a mosque. Or to pray at all. And it is cruel to steal a lollypop from a child, just because you want it.

Believers tend to narcissism: They believe into believing, as Grunberger/Dessuant say about christian believers. Believers need other believers to shoo away their own doubts. And because doubts come back with reality, they forge and force reality to resemble their picture. The religion of djihadism is never iconoclastic, it’s iconodul, it thrives on post-apocalyptic icones. Through the destruction of the shrines of Timbuktu, Djihadists created a picture of their god, which is a god of destruction, of ruins.

In Somalia, bundle-sales of tomatoes and cucumbers were outlawed by djihadists, because both resemble genital organs of different sexes. In most radical islamic communities women are forbidden to display the images of their faces  – the deadly artists of djihad have created a fauvistic abstract picture of THE woman, pale blue or deep black, without faces, without mimics, without curves. This negative creation is the same reason, why 9/11 was considered as „wicked art“ by Damien Hirst and by Karlheinz Stockhausen as „the greatest art work ever“. Children can’t seperate destruction from creation. But you can’t play with djihadists. They might pray to an invisible god, but unlike mysticistm they are incapable to think of religion exclusively within the realm of the mind: they act in the visible public realm.

In this respect, it is just more surprising, that European leftists don’t display any outrage against such infamous acts. They rather rally for Hamas and Ahmadinedschad. Hippies at least travelled to Timbuktu. Todays pacifists ignore it. Another djihadist state the size of france in the belly of northern Africa is definitely a reason to worry: for Nigeria, for Ghana, for all the neighbouring countries with muslim communities, but also for Europe. Sadly, it is only the European conservatives, who seem to have a strategy:

Take it for granted, that Gegenstandpunkt and other leftists will see a conspiracy for oil behind any upcoming military action.

Das Ende der Propaganda

Die finale Grenze der Aufklärung ist wieder einmal erreicht. Was auch immer an Material vorgelegt wird, um den Charakter der Hamas sichtbar zu machen, wie voluminös oder präzise man auch immer die Verwerflichkeit und Bigottrie der sogenannten palästinensischen Position belegt, man stößt immer auf die europäische Mauer: Das haben die Israelis verursacht. Das haben die Israelis ja so gewollt und erzeugt.

Wenn endlich erkannt ist, dass die Hamas Nazis sind, was beileibe schon ein Fortschritt ist, selbst dann wird noch die Schuld der Juden an diese Erkenntnis geheftet. Die Israelis haben ja die elenden Zustände erzeugt, aus denen Nazis hervorgehen müssen. Je negativer die Hamas erscheint, desto negativer müssen dann die Juden sein, die als Ursache, als störender Fremdkörper unverrückbar feststehen. Daher wird den Antisemiten das heutige Attentat auf einen Bus in Tel Aviv auch wieder nur als Aufforderung gelten, den Israelis wohlweisliche Friedenswünsche, Ratschläge und Weisheiten zu unterbereiten, die allesamt herunterzubrechen sind auf den christlichen Irrationalismus von der hinzuhaltenden Wange. Weil die Juden sich weigern, sich für das europäische Friedensverständnis ans Kreuz nageln zu lassen, sind sie schuld.

An diese Grenze führen alle Diskussionen, und es besteht wenig Aussicht, daran etwas zu ändern. Nicht einmal mehr zu wissen, was man NICHT tun sollte, ist aber der Postleninismus kritischer Theorie. Verzweiflung führt bei Adorno nicht zur Aufgabe von Praxis, sondern zum trotzdem Tun, zum Stören. Die Medienparty stören, das Zusammenrotten stören, und sei es durch Propaganda, durch Bilder, die sie reizen, das bleibt ein Stachel und vielleicht irritiert es manchen doch bis zur Erkenntnis.

Der Psychologie der Massen folgt das Racket der Medien nicht nur nach – es ist ganz selbstständig dumm und zynisch, verlogen und brutal. Die IHT inszeniert perfekt ausgeleuchtete Bilder, deren Komposition jede bekannte Ästhetisierung des Elends in den Schatten stellen will. Da ist eine palästinensische Mater dolorosa, die auf ihr totes Baby nach links unten herabblickt – ein originalgetreues Zitat der Rennaisance-Madonnen. Da sind die ins Bild gestikulierenden palästinensischen Trümmermänner, ihre Beine im goldenen Schnitt, die Arme eine perfekte kommunizierende Linie, kunstakademische Professionalität, kühl kalkuliert von den Dutzenden für den Betrachter unsichtbaren Kameras, für die das Bild inszeniert wird, in mehreren Abläufen geprobt, nachselektiert, bezahlt von den Millionen Klicks auf die Werbeanzeigen daneben und von der journalistischen Lust am Mitmachen, am getrieben sein, an der konformistischen Revolte. Und in Deutschland immer wieder Schutthaufen – Wiedererkennungseffekte, die jedes Denken abtöten zum Aggress.

Nervenkitzel, den sie auf die vermeintlich „kriegsgeile“ IDF projizieren, Wahlkampfinteressen, die sie auf Netanjahu projizieren, das sind die Antriebskräfte europäischer Vulgarität. Was nützt es, zu verweisen auf die lange Linie von israelischen Potentaten, die in immer riskanten Kriegen Ansehen in Israel verloren: Golda Meir, Ariel Sharon, Ehud Olmert, die Wut über die tödlichen strategischen Fehler im Libanonkrieg 2006, über die vermeidbaren israelischen Opfer in der Operation „Cast Lead“. Israels Armee zog jetzt tausende Reservisten ein, Menschen im mittleren Alter, die aus ihren Berufen und Familien geholt wurden, aber man denkt, diese Menschen würden zum Dank dann das Empfohlene wählen, anstatt um ihr Leben zu fürchten. Man phantasiert, es gebe ernstzunehmende israelische Parteien, die nicht schon längst den Raketenterror als völkerrechtliche Verpflichtung gegenüber der eigenen bedrohten Gesellschaft angegriffen hätten, Parteien, die länger still gehalten hätten als die aktuellen Regierungsparteien. Der Wahlkampf der anderen Seite verläuft tatsächlich gemäß der Projektion der Europäer: Hier wird gewählt, wer die meisten Juden in die Luft sprengt und einige Raketen fliegen nur, um vor der Konkurrenz nicht allzu blass auszusehen.

Europäer, die Wahlen als nutzlose und instrumentelle Wiederholungen des immergleichen Klassenkampfes von oben erfahren und wünschen, die selbst keinerlei Konzept gegen den aufwogenden Faschismus haben oder an ihm noch partizipieren, die doch selbst zehntausende Flüchtlinge ins Meer oder durch verschneite Berge trieben und treiben durch ihren Isolationismus, diese gleichen Europäer fantasieren und projizieren jetzt munter von verelendeten Flüchtlingslagern, von Mauern, von Abschottung. Mit Gaza trinken sie sich ihre Flüchtlingsbaracken schön, in denen man von den chinesischen Mopeds und Smartphones nur träumen kann, mit denen die wohlgenährte Hamas-Junta ihre Opfer durch die Straßen schleift und filmt. Die dauernden Abschiebungen von Zigeunern in die antiziganistischen Hexenkessel Südosteuropas sind vergessen, wenn man von Mord und Massakern an Palästinensern fantasiert, die bislang nur die Hamas verübt. Ihr eigener Wunsch zum Zerstören, zum Alles-Kaputt-Schlagen, den artikulieren sie in ihrer Projektion einer tollwütigen IAF, als gäbe es keine Flugblattwarnungen, keine Massen-SMS an Palästinenser, keine abgebrochenen Luftschläge auf bedrohliche Ziele – zugunsten palästinensischer Kinder und in potentieller Gefährdung israelischer Kinder, auf die die Raketen zielen.

Und von Landraub faseln die Europäer, von Imperialismus. Die Europäer, die in Afrika ganze Regionen durch korrupte Chiefs enteigneten für ihren Traum vom (natürlich bezahlbaren) Bio-Sprit, die in ganz Südamerika Millionen von Kleinbauern ins Elend treiben mit ihren Soja-, Palmöl und Zuckerfarmen, die für ihre Tropenholz-Kollektion aus dem Baumarkt südostasiatische Wälder mittels der jeweiligen Mafiosi plündern lassen.

Diese Europäer wollen trauern um ein paar Hektar entmilitarisierte Zonen, um ein paar hundert Meter Sicherheitsabstand für ein neun Kilometer dünnes Land im ewigen Kriegszustand, um ein paar israelische Siedlungen in Westjordanien, in denen ohnehin nur noch alle paar Jahre ein Haus gebaut werden darf. Und nicht nur trauern, sie wollen draufschlagen, und weil sie nicht selbst draufschlagen dürfen, soll wenigstens die Hamas „zurückschlagen“ dürfen, denn sie schlägt ja immer nur zurück, das ist ihr europäisches Wesen, dagegen kann sie noch so oft auf ihr ehrliches Bekenntnis zur ehrbaren Aggression, zum ewigen Djihad gegen die Juden pochen. Und wo die Europäer und Russland durch die fortschreitende Faschisierung den Atomkrieg wahrscheinlicher machen, fürchten sie, dass Israel die Welt in einen Atomkrieg treiben würde, dass alle sterben müssten, wenn Israel seine Interessen verfolgt – und welcher vernünftige Mensch würde nicht dem Tod von Milliarden Menschen durch angebliche 200 israelische Nuklearwaffen den Tod von ein paar Millionen Juden vorziehen. Dieser Rationalität folgten die deutschen Hitleristen, dieser Rationalität folgen heute die pazifistischen Verschwörungstheoretiker von rechts bis links. Sie alle arbeiten daran, die Vorstellung einer Welt ohne Juden, ohne Israel bewohnbar, akzeptabel, ja vernünftig zu machen. Der erste Weg dahin ist die penetrante Zensur der israelischen Position, das Ignorieren oder Verhöhnen israelischer Opfer durch das Racket der Medien.

Der nette Antisemit von Stoodley Pike

Eine Wanderung vom Pendle Hill durch die Pennines kann trotz lauwarmen Regens und nasser Wanderschuhe eine entrückende Erfahrung sein. Nach zwei wenig mit Schlaf gesegneten Nächten unter einer Brücke und an einem Forsthaus stand mir aber der Sinn nach einer etwas geräumigeren, abgeschlossenen Unterkunft.
Ein Maurer im schönen Kurort Hebdenbridge empfahl mir, mich doch zum Stoodley Pike zu begeben, der Ort sei zwar „very spooky“, aber möglicherweise geeignet für eine gesegnete Nachtruhe. Das selten hässliche Monument erreichte ich nach einem knapp gewonnenen Wettlauf mit einem Wolkenbruch. Trotz der meterdicken Steinen war es allerdings nicht wasserdicht und gar nicht zum Übernachten geeignet. Über die stockdunkle Wendeltreppe lief das Wasser, während ein Mann aus Pakistan sich mit seinen Kindern dazugesellte. Wir kamen ins Gespräch, Belanglosigkeiten zuerst, dann der Terrorismus, Iran, Pakistan. Ich lasse ihn reden. Die Pakistanis würden ja die Terroristen hassen. Die Religion sei doch Privatsache. Ich nicke ermunternd. Ja, sagte der nette Mann, wenn man den Pakistanis Waffen gäbe, dann würden sie die Terroristen schon vertreiben. Sie hätten keine Waffen. Das wäre das Problem. Sehr interessante Theorie, denke ich, aber ein guter Mann. Dann legt er los. Die Amerikaner, die würden ja die Terroristen bezahlen. Ach so? Ja, das sei erwiesen. Aber wieso das? Nun gerät er ins Grübeln: Er habe gehört, dass die Amerikaner die Taliban aus Afghanistan raushaben wollten, daher würden sie ihnen Geld geben, damit die Terroristen in Pakistan bleiben und dort das Land verwüsten. Das kommt ihm aber nun doch selbst etwas ungereimt vor und er wechselt das Thema. Er sei ja in England aufgewachsen. Am Anfang hätte man ihn nicht gegrüßt, misstrauisch beäugt, aber heute seien alle Nachbarn beste Freunde und sie würden sogar zum Zuckerfest gratulieren, das übrigens heute stattfindet. Ach, das Fastenbrechen ist heute? Ja, ein schöner Brauch, die Kinder lieben es. Man darf aber doch abends essen während der Fastenzeit, nicht wahr? Sicher, nur abends. Da ruft er auch seinen Bruder immer an, in Pakistan, jeden Tag telefoniert er mit ihm, das sei ja heute ganz anders, früher habe es nur ein Telefon in der nächsten Ortschaft gegeben, heute könne man in ganz Pakistan sehr gut und billig telefonieren. Schöne Sache, sage ich. Er hat einen kranken Fuß, ist arbeitslos. Kein Spaß in England. Aber er mag alle Leute hier. Alle Menschen seien ihm gleich recht, egal woher. Das sei das schöne an England. Ich nicke zustimmend: in der Tat, so ist es. Sehr nettes Land. Sehr höflich. Außer die Juden, sagt er da. Die Juden, nein, von denen habe er nur schlechtes gehört. Die würden sich nicht integrieren und die würden auch so viel Macht haben und Geld. Nein, die Juden seien nicht seins. Er möge auch die Deutschen. Ich sei als Deutscher ja bestimmt kein Jude. Ich erschrecke ihn ein wenig und sage: Nun, aber es könnte ja doch sein, oder nicht? Man sehe es ja nicht. Zweifelnd wiegt er den Kopf. Nein, sehen könne man es wohl nicht. Aber er habe auch gehört, dass in Iran 2/3 der Bevölkerung aus Juden bestehe und die würden nun Krieg gegen Israel machen oder auch umgekehrt, aber die Juden profitieren in jedem Fall davon. Ich korrigiere ihn höflich: In Iran gebe es sicher nur 25000 Juden, eher weniger. Er ist ehrlich erstaunt. Ach. Da habe ihm wohl sein Bruder aus Pakistan etwas falsches erzählt. Ob ich sicher sei? Ja, ganz sicher, gar kein Zweifel, er könne es im Internet prüfen. Es gehe ihnen da eher schlecht. Ich würde übrigens einen sehr netten Rabbi kennen, kein reicher Mann, auch recht arme russische Juden gäbe es in Deutschland. Ob er denn selbst Juden kenne? Verzagt wirkt er da, nein, sagt er und dann: vielleicht liege es ja daran. Vielleicht müsse er mal einen kennen lernen. Nagt bedenklich an seiner Lippe. Eine prächtige Aussicht sei das hier. Ja, wirklich, eine prächtige Aussicht. Es hat auch aufgehört zu regnen. Fantastisch.

Ruft dann seine Kinder, die nette Tochter hilft ihm den rutschigen Abhang hinunter, ich stapfe ihm nach. Als ich mich umdrehe, sehe ich über dem Eingang des Mahnmals noch ein Hexagramm, ein in England häufiger anzutreffendes Zeichen auf Maurerhandwerk. Das zeige ich dem guten Mann besser nicht, suche stattdessen die hübsche kleine Jugendherberge in Mankinholes auf. Da esse ich dann auch ein sehr kräftiges Lamm in Rotweinsauce, das erste und letzte gute Essen, seit ich hier bin.

Vortragsangebot

Ich biete aktuell folgende Vorträge und Workshops für die politische Bildungsarbeit, studentische Gruppen und andere Zirkel an:

1. „Beschneidung, Blasphemie und Antisemitismus – Reflexionsausfälle mit System“
Über das intime Verhältnis einer verflachten Antisemitismuskritik, routiniert begriffslosem Staatsantifaschismus und zwei verschwisterten Debatten um das Verbot der Blasphemie und das Recht auf Jungenbeschneidung

2. Judith Butlers Antisemitismus.
Wo Judith Butler in Absehung des pseudodementierten Zitates über Hamas und Hisbollah systematisch in Verschwörungstheorie und Ressentiment schwelgt und was nicht der Grund dafür ist.

3. Psychoanalyse und Antisemitismus – Eine Einführung über gängige Konzepte nach Freud, Grunberger-Dessuant, Simmel, Adorno und anderen. Ein eigener Vorschlag zur Reichweite psychoanalytischer Begriffe für die Antisemitismuskritik und zum Verhältnis von Antisemitismus und Antipsychologismus.

http://audioarchiv.blogsport.de/2012/12/18/psychoanalyse-des-antisemitismus-felix-riedel/

4. Moderne Hexenjagden – Eine Einführung über ein konstant aktuelles Problem, seine Anforderungen an und seine Auswirkungen auf das kosmopolitische Bewusstsein.

Andere Themen aus dem Spektrum dieses Blogs nach Nachfrage und Aushandlung.

Kontakt via nichtidentisches[@@@]web.de