Der Rassismus von Survival Games

Das Survival-Genre hat eine eindeutige Zielgruppe: Weiße Männer. Die Spiele hybridisieren Ressourcenmanagement, Building Games wie Minecraft und Hack-and-Slay-Gore nach dem Vorbild von Dead Space. Die Story ist stets eine Robinsonade: aus irgendwelchen Gründen – meist ein Flugzeugabsturz – findet sich ein weißer Mann alleine in der Wildnis wieder und muss schrittweise lernen, eine feindliche Umwelt zu durchherrschen. Im Verkaufsrekordhalter „Sons of the Forest“ (SOTF) strandet man nach einem Helikopterabsturz auf einer Insel, beginnt wie in Minecraft zunächst mit dem Fällen von Bäumen, erntet Blaubeerbüsche und fängt Fische, um sich dann schrittweise eine Basis aufzubauen, von der aus die Umgebung weiter erkundet werden kann. Schon nach kurzer Zeit machen Geräusche aus dem Wald, groteske Skulpturen aus Schädeln und Körperteilen und urplötzlich auftauchende Gestalten deutlich, dass die Insel bewohnt ist. Nach einer Zeit des kritischen Beäugens wächst die Aggression auf den Eindringling und die Gegner greifen aus Hinterhalten an. Die für den Spielfortlauf erforderlichen Streifzüge über die Insel werden daher zu adrenalingeschwängerten Schleichpartien, zumal sich nur an Camps speichern lässt.

Das Spiel ist von extremer Gewalt geprägt, die wie vergleichbare Gore-Games eine ständige, durchaus kreative Forschungsarbeit an archaischen Symbolen von Angst, Abscheu und Ekel vornimmt. Dunkelheit macht einen zentralen Teil des Effekt-Ensembles aus: die gefährlichsten Orte der Insel liegen in Höhlen, um Angstlust durch klassische jump-out-of-the-dark-Trigger zu erzeugen. Aber primär arbeitet „The Forest“ und „Sons of the Forest“ mit Tabubrüchen. Gegner können mit Nahkampfwaffen zerhackt, ihre so erhaltenen Körperteile zu „effigies“, Standbildern, zusammengesetzt und diese dann sogar noch angezündet werden, um weitere, als Kannibalen bezeichnete Gegner abzuschrecken. Trägt man einen abgeschlagenen Kopf vor sich her, lassen sich einige niedrigrangige Kannibalen davon beeindrucken und in die Flucht schlagen. Ein weiterer, selbst für das Genre extravaganter Tabubruch des Spiels ist es, mutierte Babies scheinbar hilflos auf den unveränderbar weißen männlichen Spieler zukriechen zu lassen, bis sie sich mit einem Kreischen auf ihn schleudern und ihm so beträchtlichen Schaden zufügen, sofern sie nicht vorher aus der Distanz mit Speeren, Molotov-Cocktails oder Granaten getötet werden. Alle Gegner bleiben auch auf höheren Leveln in Gruppen tödlich und der Schwierigkeitsgrad durchaus konstant auf mittlerer Höhe.

SOTF treibt klassische Horrorelemente zur Karikatur: unter den späteren Spielgegnern befinden sich Mutanten, „Fingers“ genannt, die eine Vagina denticaudata auf Beinen darstellen, mit einer Reihe von Fingern als Zähnen. Sie spinnen ihre Opfer ein und versprühen spermaähnliche Spinnenfäden in der Sterbesequenz.
Weibliche Kannibalen treten in beiden Spielteilen wie ihre männlichen Pendants mit nacktem Oberkörper und Lendenschurz auf. Im ersten Spielteil tragen sie keine Waffen, greifen aber ebenso an und sind genauso tödlich wie ihre männlichen Pendants. Im zweiten Spielteil verhalten sie sich weitgehend passiv, greifen meist nicht von sich aus an und wenn ihre männlichen Pendants getötet werden, nähern sie sich den Leichen, knien nieder und trauern. Anstelle einer Sprache geben alle Gegner nur unartikulierte Laute von sich: Knurren, Kreischen, Krächzen. Diese gegnerischen „Kannibalen“ sind meist dunkler gezeichnet als die unveränderbar weiße, männliche Spielfigur. Trägt der Spieler rote Farbe (TF) oder trägt er eine goldene Maske (SOTF), beginnen die Kannibalen, ihn anzubeten. Im Prinzip hält das Spiel jedoch dazu an, ganze Camps auszurotten, um an die Rohstoffe Seil, Stoff und Munition zu gelangen und Höhleneingänge betreten zu können. Beginnt man sich selbst sofort an allen Flecken der Insel aufzuspürende Kernstücke der Zivilisation anzueignen – Fernglas, Schußwaffen, Winterjacke -, so bleiben die Gegner im traditionellen Ornat mit Knochenzierrat, Lendenschurz, Speeren und Keulen und können die modernen Gegenstände offenbar nicht nutzen.

Das gesamte Setting wiederholt den Triumph und die Angstlust der Kolonisierung, inszeniert als Heldenreise ins „Heart of Darkness“, einer mystischen Hybridisierung von technophiler Corporate Conspiracy und Dimensionsportal in die Hölle. Unberührter Natur stehen Mutation und entglittene Experimente der Naturbeherrschung für Kapitalzwecke gegenüber. Der Krieg gegen Mutanten ist hinlänglich akzeptiertes Element von Horror-Games und speist sich aus der zelebriert aufgearbeiteten, damit der Reflexion zugeführten Inzestscheu. Fragwürdig ist nicht die reflektierte, teilweise in Satire überspitzte Verwendung tabuierter kultureller Elemente, sondern die überkommene, unnötige Darstellung und Nutzung einer Inselgesellschaft als „schwächsten“ Gegner. Kommunikation ist unmöglich, das Verhalten ist durch wenige Trigger vorbestimmt und aggressiv. Es gibt zwar eine „gute“ Mutantin, Virginia, aber keine friedlichen „Kannibalen“. Sie dienen ausschließlich als Rohstoff und Sparringspartner.

Ist der Avatar in „The Forest“ noch ganz auf sich allein gestellt, fügt SOTF fügt zwei NPC hinzu, die dem Spieler helfen: da ist zum einen der trotz Taubstummheit per Schädeltrauma qua Helikopterabsturz stets wohlgelaunte Kelvin, dessen Arbeitskraft wie die eines Sklaven ausgebeutet werden kann, der Baumstämme wie Baguettes herumträgt, der aber partout keinen Speer in der Hand halten kann. Die andere NPC ist Virginia, eine mutierte Frau mit drei Armen und drei Beinen, der man zunächst im Badeanzug bei Ballettanzübungen am Wasser begegnet. Sie kann durch Betrachten und Dulden gezähmt werden, so dass sie sich nähert, Geschenke wie tote Kaninchen und Fische bringt und schließlich bis zu zwei Waffen in ihren drei Händen kunstfertig bedienen kann, um Kannibalen und Mutanten abzuwehren.

In der Geschichte der Unterwerfung oder Ausrottung von Inselgesellschaften stellte die angedichtete oder seltener reale Anthropophagie häufig die Legitimation für die Vernichtung her. In der Ethnologie wird sie von einigen Protagonisten sogar vollständig geleugnet wird: es gebe keinerlei Belege für Anthropophagie, alles sei koloniale Projektion und Erfindung. „Kannibalismus“ ist zusammen mit dem Inzest einer der am weitesten verbreiteten „Kulturfeinde“. Freud nimmt ihn als mythisches Element in „Totem und Tabu“ zur Grundlage seiner Zivilisationstheorie: Durch das Verspeisen des getöteten Vaters wird er und sein Gesetz internalisiert. Das Christentum ist die Reinform dieser These: Der Leib Jesu Christi, Gottsohn und Vater zugleich, und sein Blut werden im Gottesdienst rituell verzehrt, um damit das religiöse Gesetz in sich aufzunehmen. Ein grotesker, auch von Christen nie verstandener Akt, der im Bild des Vampirs als „negativer Christus“ wiederkehrt oder als Hostienschändung und Ritualmord auf Juden projiziert wurde. James Georg Frazer hat im „Golden Bough“ die Gottverspeisung der Christen mit anderen Gottverspeisungsritualen verglichen, ein Akt der Blasphemie für Christen seiner Zeit. Die Anthropophagie kann daher durchaus als typische pathische Projektion einer kulturell-rituell anthropophagen christlichen Gesellschaft gelten. Zugleich tritt sie als Zuschreibung kulturübergreifend auf, weil sie die regressive orale Gier, das Verharren an der Mutterbrust darstellt, über das der Mensch durch Arbeit hinausreifen soll, den Verzicht auf Jagd und Ackerbau bei gleichzeitiger Ausbeutung anderer Menschen als Dinge, als Vorrat und Speise. Auch der Antisemitismus ist bereits in seinen frühesten Formen Vorwurf von Anthrophagie und Menschenopfer.

Dennoch war Anthropophagie belegtes kulturelles Element zahlreicher Gesellschaften. In der Ethnologie wurde die rituelle Anthropophagie von Amazonasgesellschaften dargestellt, die Asche eines geliebten Toten mit Bananenbrei einnahmen, um den Toten zu würdigen – ganz im Sinne von Freuds „Totem und Tabu“. Diese rituelle Endo-Anthropophagie kann als kulturell integriert, pazifiziert gelten.
Bekannt und weitgehend akzeptiert sind auch Fälle von Survival-Anthropophagie, in denen das eigene Überleben in Hungersnöten oder Kriegen nur durch Menschenfleisch gesichert werden kann. SOTF zwingt den Spieler immer wieder in solche Momente. Im Zentrum einer der schwierigsten Höhlen finden sich um einen Kochtopf herum verstreute Körperteile, deren Verzehr den Spieler-Avatar retten kann. So wird den Spielenden der Griff zum menschlichen Bein mit Kaugeräuschen regelrecht aufgezwungen und diese dadurch in Reflexion über Anthropophagie und über den Wesen und die kulturelle Entstehung von Tabus getrieben.
Am stärksten tabuiert ist die Exo-Anthropophagie: nicht wenige Gesellschaften haben den Verzehr von Gegnern sowohl zur Nahrungsbeschaffung ohne wesentliche Not, zu „medizinischen“ Zwecken, als auch zum Triumph und zur magischen Aneignung spiritueller Macht praktiziert, regelmäßig auch zur Abschreckung und Demoralisierung von Feinden. Als Perversion wird sie in Medienproduktionen längst inszeniert und vor allem auf die Gruppe der Gourmets projiziert: Das Schweigen der Lämmer bringt den gebildeten Hannibal Lecter an die Tafel, in Fallout: New Vegas versucht Mortimer die White Gloves Society, einer Feinschmeckergesellschaft, Menschenfleisch anzuempfehlen und in der vierten Staffel von „Atalanta“ sehen wir eine schwarze Vanessa in der Rolle einer schrägen Amelie schlüpfen, die Menschenhände für eine französische Gourmetgesellschaft organisiert. Anthropophagie künstlerisch aufzuarbeiten bedeutet jeweils Grenzarbeit an projizierten, irrationalen Tabus und an rationalen humanistischen Tabus. Die literarische Form des Computerspiels bleibt ähnlich wie der Horrorfilm einem Bürgertum unverstanden, das die eigenen Tabus nicht dieser Grenzarbeit unterzogen hat. Die Spieler*innen, Leser*innen und Zuschauer*innen können den Stoff von Realität trennen, nehmen geschmäcklerische Wahlen ästhetischer Stilrichtungen vor, durch die sie Individualität gegenüber einer bigotten Gesellschaft unter Beweis zu stellen suchen – ein kulturindustrielles, vergebliches Unterfangen.
Sons of The Forest aber enträt, wie viele andere Survival-Games, nicht der projektiven Logik des Tabus. Trotz des Tabubruchs bleibt es in der bürgerlich-projektiven Ebene. Schließlich waren es immer wieder die weißen, christlichen Bürger, die in der Geschichte die realen und vermeintlichen Kannibalen auf grausamste Weise quälten und ausrotteten. SOTF wiederholt diese Legitimation, und erreicht kein progressives Level von Reflexion und Kritik, sondern bleibt nihilistisch, bedient sich der Reize, die es vorfindet, und dazu gehört eben primär auch die rassistische Projektion einer zur Ausmordung ausgeschriebenen kannibalistischen Inselgesellschaft und sekundär die Darstellung von „Natives“ im Kolonialstil. Ein Kommentar zu „Green Hell“ und „The Forest“ hält das Unbehagen darüber fest, die Diskussion ist von Abwehr, Verharmlosung, Leugnung und rassistischem Spott durchzogen.

Die Symbolisierung des „Anderen“ in Zombies wirft weiteres Licht auf die Diskussion. War George A. Romeros „Night of the Living Dead“ mit dem schwarzen Helden, der fälschlich für einen Zombie gehalten und von weißen Polizisten erschossen wird, noch eine Kritik des Rassismus, so verändert sich das Setting sofort, sobald die Hauptdarsteller weiß werden und sich gegen blutschwarze Horden zur Wehr setzen. Dann wird aus Zombies rasch „die Überbevölkerung“ und „die Immigranten“, die als untote Kannibalen dann bedenkenlos vernichtet werden können. Stärker noch als die Zeichnung der Gesellschaften ist daher die vorgegebene Hautfarbe des Avatars entscheidend für die rassistische Lesbarkeit eines Settings. Spiele, die dem Bildschirm weiße Avatar-Hände aufzwingen, zeugen von zivilisatorischen Defiziten, die in Verbindung mit dem konservativen, altbackenen ästhetischen Rückgriff auf Robinsonaden und kolonialrassistische Darstellung des Anderen unverdaulicher werden als jeder Tabubruch der Spiele.

Der Antisemitismus liefert unwidersprochen weiter

Absurd offen tritt der Antisemitismus zu Tage: „Israels Antwort auf die Ermahnungen“ titelt die tageszeitung über einem Bild mit einer Rauchwolke über Ruinen. Das ist nicht mehr einseitig, das ist böswillig und mutwillig. Die Kriegsschuld wird dem Opfer Israel aufgebürdet, die „Antwort“ erfolgte demnach nicht etwa auf den Bruch der Waffenruhe durch das Terror-Attentat der Hamas mit drei Toten und elf Verletzten in Jerusalem, sondern auf die „Ermahnungen“ hin. Als wäre wegen der erwartbaren, immergleichen Floskeln und Resolutionen aus UN und Umfeld diese Häuserzeile aus purem Trotz und Tunichtgutmenschentum angegriffen worden. So lässt sich eine extreme Unverhältnismäßigkeit der Mittel suggerieren.

Und wer wird eigentlich „ermahnt“? Ermahnt werden Schüler*innen, Lausbuben, generell Kinder. Aber „Israel hört nicht“, wie es in der Geschichte von Martin Luther bis Jostein Gaarder aus den Antisemiten heraus klagt, sobald Juden über sich selbst bestimmen. Und wie schon in den Wochen zuvor gefallen sich die unterschiedlichsten Autoren in Ratschlägen wie „Der Westen muss beiden Seiten Druck machen“ (Lisa Schneider), „Israel führt den Krieg im Gazastreifen mit aller Härte fort“ (Felix Wellisch) und die immergleiche Verurteilung von „Extremisten auf beiden Seiten“, die kritiklos abgedruckt wird, weil es irgendjemand aus dem Roten Kreuz so gefordert hat, anstatt diese „Forderungen“ im Zuge eines kritischen Journalismus zuallererst mit der Realität zu konfrontieren. Extrem ist nichts an der Reaktion der IDF. Man warnt die Zivilist*innen, weist sie mit Flugblättern, Lautsprechern und Durchsagen in sichere Korridore und Zonen, bevor das Terrain vorbereitet wird, und zum Schutz der eigenen Soldaten nimmt man unter Umständen auch zivile Opfer in Kauf. Nur durch Achtsamkeit ist zu erklären, dass in diesem hybriden Terrain nach zehntausenden von Explosivgeschossen und in hunderten von Scharmützeln selbst nach Angaben der Hamas erst 16.248 Menschen getötet wurden, davon sehr sicher mindestens 6-8000 Hamaskämpfer.

In der LeMonde diplomatique wiederum heißt es ganz unverschämt auf Seite 1 der Novemberausgabe, „Wem nützt die Hamas“ und dann werden mit keinem Wort die Bündnispartner der Hamas Iran und Russland genannt, sondern natürlich Israel, das Opfer der Hamas. Auf Seite 5 unterstellt der Artikel, dass Netanyahu in der Knesset die Finanzierung der Hamas gefordert hätte, um einen palästinensischen Staat zu sabotieren. Das Zitat wird regelrecht upgecycelt und geht über den Guardian und Vox.com zurück auf einen Artikel hinter der Paywall in der tendenziösen Spartenzeitung Haaretz. Wen interessiert die Zitation schon, der Kontext, geht es doch um Täter-Opfer-Verkehrung. Und dementsprechend suggeriert der gesamte Artikel, die Terrorattentate der Hamas würden erstens eine Reaktion auf israelische Politik sein und zweitens den Menschen in Westbank und Gaza letztlich auf absurden Wegen Frieden bringen, wenn am Ende beide Seiten an einen Verhandlungstisch gezwungen würden:


„Aber vielleicht mündet der Krieg ja auch in einer Initiative ähnlich der Friedenskonferenz von Madrid im Jahr 1991, in denen die USA Israel dazu zwangen, sich an den Verhandlungstisch zu setzen.“

Dieser Traum von einem Israel, das von den USA bezwungen wird, ist nichts anderes als der Antisemitismus, der Juden in einer unterworfenen, unmündigen Position sehen will, um sich daran zu berauschen. Im Artikel werden Tote im Westjordanland ausschließlich auf arabischer Seite festgestellt und ohne den jeweiligen Kontext als Opfer schießwütiger Soldaten präsentiert. Dass dort Menschen unterm Hamas-Banner auf die Straße gehen, flankiert von Steinschleuder-Schützen und Schusswaffen, dass Razzien mit gewaltsamer Gegenwehr überall tödlich enden können, interessiert die antisemitischen Medien nicht. Da wird von B’tselem berichtet und von anderen Medien skandalisiert, dass bis 2010 93% der wegen Steinewerfens inhaftierten Menschen zu Haftstrafen zwischen mehreren Tagen und Jahren verurteilt würden – darunter 19 Kinder zwischen 12 und 13 Jahren. So kann man natürlich noch die Kultur des Steinewerfens auf Juden in der islamischen Welt in die Täter-Opferverkehrung einstricken.

Tatsächlich belegen die zahllosen Videos von steinewerfenden und -schleudernden Grundschülern nur, dass die israelische Armee offenbar nicht als ernsthafte Bedrohung für diese Kinder wahrgenommen wird. Viele Videos zeigen hochgerüstete Jugendliche und junge Männer mit professionellen Seilschleudern, Stockschleudern und Zwillen. Steinschleudern können Geschosse auf bis zu 350 km/h beschleunigen und eine Durchschlagskraft von bis zu 135 Joule entfalten und mit Kleinfeuerwaffen konkurrieren. Auch einfache, in der Antike bereits militärisch verwendete Schleudern können den Schädelknochen durchschlagen und schwerste Verletzungen und Tod verursachen. Steinschleudern sind nicht nur symbolisch von Bedeutung, sondern auch reale Waffen zur Terrorisierung von Juden. In der Bilanz sind Jugendliche jedoch automatisch „Zivilisten“ oder „Kinder“, Kindersoldaten kommen schlicht nicht vor.

In der Schlacht um Mossul gegen den Islamischen Staat 2016/17 starben 40.000 Zivilisten, so schätzen kurdische Quellen die Folgen der massiven Militäroperation gegen gerade einmal 3-6000 IS-Kämpfer, davon viele Teenager ohne Militärausbildung, die mit Selbstmordgürteln ausgestattet wurden. Der IS konnte sich nirgends lange genug festfressen, um auch nur annähernd solche weitreichenden Befestigungsanlagen wie die Hamas zu errichten.


Die Qassam-Brigaden der Hamas umfassen allein 30-40.000 Kämpfer, der Palästinensische Islamische Jihad hat weitere 8000 Kämpfer, eine unbekannte Zahl von Militärberatern und Söldnern aus den Bündnisstaaten Iran, Russland und Qatar sowie hinzustoßende Überläufer aus Fatah und PFLP kommen hinzu. Im Krieg gegen den IS hatte die irakische Armee, kurdische Peschmerga, selbst die kurdische PKK mit ihren regionalen Unterorganisationen mehr Unterstützung als Israel derzeit, dem auch die USA nach extrem kurzer, demonstrativer Karenzzeit in den Rücken fallen. Wie bei vergangenen Militäroperationen gibt sich die Weltöffentlichkeit baff erstaunt, dass bei einem Krieg auch Häuser in die Luft gesprengt werden. Als sähe man nicht jeden Tag, wie die Ukrainische Armee in ihrem Verteidigungskrieg gegen die russische Armee und russische Söldner die eigenen Städte und Dörfer in der Vorbereitungsarbeit lieber in Ruinenlandschaften verwandelt, bevor Infanteristen riskieren, den Boden zu betreten.

Zivilisten sterben in einem Krieg, davon will man im Westen das erste Mal gehört haben und fordert Waffenruhe, denn darauf können sie sich alle einigen, die von der Hamas nicht bedroht werden: dass man mit den Massenmördern erst einmal reden soll, denn reden ist gut, das wichtigste, nur so versteht man auch, was der Andere will, nur: Israel ist nicht so schwer von Begriff, die Menschen dort haben längst verstanden, dass sie alle ermordet werden sollen, ginge es nach der Hamas. Wie viele westliche Politiker haben eine Waffenruhe mit dem Islamischen Staat in Syrien und der Levante oder mit Boko Haram oder mit Al-Qaida im Maghreb oder mit Ansar al-Sunna Wa Jamma in Mosambik oder mit Boko Haram in Nigeria gefordert? Allenfalls die Splittergruppe der Linkspartei, die noch jedem Genozidopfer empfiehlt, erstmal einen Antrag zu stellen auf Zuteilung einer wärmenden Decke durch das Willy-Brandt-Korps, auf keinen Fall aber eine Waffe in die Hand zu nehmen. Es gibt nichts Neues in diesem Krieg außer der wachsenden Chance, die Hamas diesmal wirklich bis ins Mark zu schwächen, um Jahrzehnte zurückzuwerfen und eine Besatzung des Gaza-Streifens als Befreiung zu planen. Medial laufen seit über 50 Jahren dokumentierte Routinen ab und man kann, wie schon bei vergangenen Militäroperationen, eigentlich einfach die Artikel mit einem neuen Zeitstempel versehen und erneut veröffentlichen. Die tageszeitung dient hier nur aufgrund ihrer in anderen Themen gegebenen Lesbarkeit als regelmäßiges Beispiel, in fast allen Zeitungen laufen ähnliche Artikel, der internationale Konsens ist ohnehin antisemitisch.

https://nichtidentisches.de/taeter-israel-die-opferumkehr-bei-moshe-zuckermann/
https://nichtidentisches.wordpress.com/2010/08/03/daniel-bax-wir-israelversteher-ein-paradebeispiel-des-linken-antisemitismus/
https://nichtidentisches.wordpress.com/2010/06/20/israelische-verteidigung/
https://nichtidentisches.wordpress.com/2010/06/02/das-gaza-gambit/
https://nichtidentisches.wordpress.com/2012/03/16/der-aparte-genosse/
https://nichtidentisches.wordpress.com/2009/01/07/gaza-fakten/
https://nichtidentisches.wordpress.com/2010/08/09/ein-aus-der-zeit-gerissenes-ultimatum-an-israel/
https://nichtidentisches.wordpress.com/2010/04/17/israel-im-kopfkino/
https://nichtidentisches.wordpress.com/2009/04/19/ein-fall-von-antiisraelischer-propaganda-im-ghanaischen-daily-graphic/
https://nichtidentisches.wordpress.com/2008/12/29/vom-zwang-zum-urteil-beckers-notorisch-antiisraelische-konfliktanalyse/

Die Zusammenarbeit mit der AFD

Vor jeden Wahlen betonen die sogenannten „demokratischen“ Parteien, dass sie mit „allen demokratischen Parteien“ zusammenarbeiten würden, also nicht mit der AFD. Nachdem die AFD dann satte Zugewinne einstreicht, überall auf 20-30% kommt und vor allem immer mehr bei Jugendlichen ankommt, merken dann die Wahlverlierer, dass man in Deutschland keine Wahl gewinnen kann, ohne gegen Geflüchtete und „Migration“ zu hetzen. Was machen also die gleichen Parteien, die vor den Wahlen schwören, dass sie nicht mit der AFD zusammenarbeiten würden? Sie schauen sich die Forderung der AFD an und sagen sich: Achso, das haben diese Protestwähler gewählt, dann machen wir das einfach, um die zurückzugewinnen. Dann brauchen wir jetzt sofort eben wirklich mehr Abschiebungen und weniger Immigration, scheißegal, was für Probleme es wirklich gibt, wen interessieren Klimakatastrophe, Renten, Löhne, Mieten, Reichtumsverteilung und schon spricht man auch im Radio freundlichst und gutgelaunt davon, dass ja Migration wirklich ein wahnsinniges Problem sei, das größte Problem, ein gewaltiges Problem.

Und also ist das erste, was die gescheiterte Innenministerin Faeser nach der Wahl macht, sich Maßnahmen auszudenken, mit denen Geflüchtete gequält werden können. So sollen nun Abschiebungen nicht mehr angekündigt werden. Es werden also Familien und Traumatisierte in einem ständigen Schwebezustand belassen, in der ständigen Angst, dass um drei Uhr nachts die Polizei die Türe aufbricht. Die Abschiebehaft soll verlängert werden auf 28 Tage, einfach nur, um den Eindruck zu verstärken, dass Flucht ein Verbrechen ist und Geflüchtete in Gefängnisse gehören. Und bei Abschiebungen aus Gemeinschaftsunterkünften – sprich: Flüchtlingslagern – soll das gesamte Lager durchsucht werden dürfen. Das bedeutet, dass Polizisten, die vermutlich wie die Soldaten auch mehrheitlich AFD gewählt haben, in größeren Unterkünften jede zweite Nacht Kinder aus den Betten schubsen, weil sich dort ein Mensch aus dem sicheren Drittstaat Afghanistan oder Iran verstecken könnte. Und da jeder Grenzübertritt nach Deutschland eine Straftat ist, weil es keine legale Möglichkeit gibt, nach Deutschland zu fliehen, und das erste, was Geflüchtete machen müssen ist, sich einige hundert Euro Strafgebühr für den „illegalen Grenzübertritt“ von anderen Geflüchteten zusammenzuleihen, kann im Prinzip fortan auch jeder Geflüchtete als Straftäter abgeschoben werden.

Wer solche „demokratischen“ Parteien hat, braucht die AFD nicht mehr zu fürchten. Wäre die AFD keine demokratische Partei, man müsste sie verbieten. Dazu liegt alles vor, die Informationen sind gesammelt, aber man weiß genau: Das Problem sind nicht die 20% AFD-Wähler*innen, sondern die Leute in den eigenen Reihen, die genauso denken. Also verbieten die „demokratischen“ Parteien nicht die „undemokratische“ Partei AFD, sondern reden ihr das Wort, treten als „Wettbewerber“ in „Konkurrenz“ mit ihr, denn im Kern sind die „demokratischen“ Parteien nicht der wehrhaften Demokratie verpflichtet, sondern der Marktwirtschaft, in der der Kunde recht hat.

Derweil verpestet rechte Propaganda die sozialen Medien, weil dort reiche „Patreons“ ihre rechten Sprachrohre ausgefeilteste Clickbaits produzieren lassen. „Witzige“ Clips, in denen eine Frau aus den 50ern im Pettycoat der bärtigen Transvestitenfrau aus 2023 gegenübertritt und sich wundert, wie wichtig Pronomen sind. Oder irgendein „Kirchenketzer“, der Aiwangers Flugblatt als „morbiden Jungenstreich“ verharmlost und fragt „wo ist der Antisemitismus“. Oder die hunderte Videos, in denen Autos in Klimaproteste hineinfahren. Oder Jordan Peterson, wie er eine Feministin zerstört. Oder Jordan Peterson, wie er woke Kultur zerstört. Oder Jordan Peterson wie er den Sozialismus zerstört. Oder die Ayn-Rand-Stiftung. Oder die Epoch-Times, rechtsradikales Onlinemedium der Falun-Gong-Bewegung, das im trumpistischen Milieu führend wurde mit Klimaleugnung und Hetze gegen Geflüchtete. Oder der „Welt-Nachrichtendienst“, der es trotz allem blocken immer wieder in die tollen Angebote von Youtube schafft, die vor allem Datenkraken-Handyspiele, Grillfleisch und tonnenweise Wick Medinight unters Volk bringen sollen.

Es gibt keine Blase mehr. Die Algorithmen erkennen „links“ nicht, weil es sich nicht monetarisiert. Man erhält auf Youtube nicht immer linkere Videos, wenn man mal etwas über Che Guevara oder die Arbeiterkultur im 19. Jahrhundert angeklickt hat. Man erhält als Mensch mit politischem Interesse automatisch die „kontroversen“ Videos eingespielt, die Clicks und Kommentare einbringen, sprich: man wird mit rechtsradikaler, zynischer Gülle ertränkt, die man dann entweder unkommentiert stehen lassen kann oder denen man noch zusätzlich Clicks durch Kritik verschafft. Solange die Creators nicht für die Qualität ihres Contents, sondern für Clicks bezahlt werden, wird Youtube nach rechts drücken. Und solange die „demokratischen“ Parteien nicht das Gegenteil von dem machen, was die AFD fordert, werden die Leute AFD wählen, weil sich das direkt in Politik umsetzt, obwohl die AFD kurioserweise keinerlei Regierungsverantwortung hält.




Der Sieg der Hamas bedeutet ihr Ende

350 tote Israelis, 1900 Verwundete, eine unbekannte Zahl („Dutzende“) an Israelis entführt – es ist für mich als Freund Israels nicht leicht, die Bilder des Überfalls der Hamas auf sämtliche Siedlungen im Umfeld des Gaza-Streifens als real einzuordnen oder überhaupt zu kommentieren. Die über zwei Jahrzehnte aufgebaute militärtechnologische Überlegenheit und die relative Sicherheit, die der Sicherheitszaun und die Mauerteile nach der zweiten Intifada mit sich brachten, erzeugten ein falsches Gefühl von Sicherheit: Israel würde es schon irgendwie schaffen, den Djihadismus langfristig auf Abstand zu halten, mit überlegenen Geheimdiensten, Merkavas, Iron Dome, Luftwaffe und allem.

Nun wird der Weltöffentlichkeit vor Augen geführt, dass die angeblich bestbewachte Grenze der Welt, die angebliche „Apartheid-Mauer“, nur ein Zaun war. Ein Zaun, der an vielen Stellen offenbar nicht einmal ansatzweise der europäischen Sperranlage entspricht, die EU-Staaten teilweise binnen wenigen Monaten zur Abwehr von wehrlosen Geflüchteten aufbauten.

Die Zahl der beteiligten Kämpfer spricht dafür, dass hier ein Geheimbund innerhalb der Hamas die Planung ausgeführt hat und dann Untergruppen auf sehr kurzen Zuruf spontan aktiv wurden. Geheimbünde sind eine alte Strategie von Aufstandsbewegungen: Ludditen, der Bund der Kommunisten, Gelaohui und viele andere hatten Strategien entwickelt, Spitzel zu enttarnen oder fernzuhalten und Kommunikationsnetze ohne Überwachung aufzubauen.
Nur so lässt sich das vollständige Versagen der Geheimdienste erklären. Die klandestine Vorbereitung des massenhaften Abfeuerns tausender Raketen allerdings verweist auf tiefe Defizite bei Mossad und Shin Bet, wie auch beim Militär. Am Ende des Sukkot-Festes, an einem Shabbat, waren die Grenzposten offenbar verwaist oder unter der Grenze der Wehrfähigkeit besetzt.

Benjamin Netanyahu, der über lange Zeit für die Sicherheit Israels einstand und deshalb von der internationalen antisemitischen Presse als „der Jude“ gezeichnet wurde, wie vor ihm Ariel Sharon, dürfte an diesem Versagen stürzen. Er hat Lapid und Gantz eine Notstandsregierung angeboten, aber das Eindringen hunderter Kämpfer aus Gaza ins israelische Kernland, umherfahrende Hamas-Pickups in Sderot, das wird von den israelischen Wähler*innen nicht vergessen werden. 17 Stunden konnte die Hamas das Kibbutz Be’eri kontrollieren und die über 1000 Einwohner*innen terrorisieren, Häuser anzünden, Menschen entführen und ermorden.

Vermutlich über einhundert israelische Geiseln aus Folter und Geiselhaft zu befreien, ist nach dem Austausch von Gilad Schalit gegen 1027 palästinensische Häftlinge nur zu den Konditionen der Hamas möglich: Freilassung aller palästinensischer Gefangener. Das streicht zusätzlich Jahrzehnte an Geheimdienst- und Polizeiarbeit durch, die dazu führten, diese Häftlinge zu ergreifen. Die einzige Alternative wäre der Versuch, einer gewaltsamen Befreiung aller Geiseln im Gaza-Streifen, unter extrem hohen Verlusten und in der Gewissheit, dass einige Geiseln womöglich schon aus dem Gaza-Streifen herausgeschmuggelt wurden. Das Versagen der IDF und damit den Sieg der Hamas anzuerkennen und den Austausch abzuschließen, muss rasch und konsequent geschehen, um danach den Krieg gegen die Hamas professionell durchführen zu können und möglichst viele der freigelassenen Djihadisten wieder einzufangen oder zu töten, bevor sie erneut Terror gegen Israelis verüben können.

Dass es niemals Frieden mit der Hamas geben wird, war klar. Es befreit in der derzeitigen Situation aber auch von der Pflicht, eine rasche Lösung zu erzielen oder einen raschen Sieg zu präsentieren. Die Schadensbegrenzung ist weitgehend abgeschlossen, die Siedlungen wieder befreit, die Grenze weitgehend wieder gesichert, auch wenn unbekannt ist, ob sich noch Zellen der Hamas in Verstecken in Israel aufhalten. Vergeltungsschläge wären dem Gefangenenaustausch und dem weiteren Vorgehen nur abträglich. Die Zerstörung von zwei Hochhaustürmen in Gaza erfolgte aufgrund der dortigen Hamas-Basen und nach Warnung der Bewohner*innen. Der entsetzte Schrei einer Al-Jazeera-Korrespondentin vor dem Hintergrund der Türme dürfte daher Teil einer Inszenierung sein, die den Hintergrund bewusst ausgewählt hat.

Im Norden hat unterdessen die Hisbollah Raketen gezündet. Entweder war dieser Zweifrontenangriff abgesprochen, oder die Hisbollah reagiert opportunistisch auf diese Gelegenheit, Israel größtmöglichen Schaden zuzufügen. Serverangriffe auf die Jerusalem Post am Mittag des 8.10.2023 mit einem seit über einer Stunde andauernden Ausfall der Seite sprechen dafür, dass hier auch einige Geheimdienste anderer Staaten mitmischten, und der Verdacht fällt natürlich auch auf Russland und Syrien, die Bündnispartner Irans.

In den Foren lebt wieder einmal der Antisemitismus auf, mit der Täter-Opfer-Verkehrung als Hauptstrategie: Die eigentlichen Opfer seien die Palästinenser, der Djihadismus sei nur verzweifelte Reaktion auf angeblich unhaltbare Zustände. Immerhin sorgen einige Luftaufnahmen auch dafür, dass Gazas Villenviertel gezeigt werden und dass die Hamas eine ständige Bedrohung für Israels territoriale Integrität ist, kann angesichts der von der Hamas verbreiteten Videos von Folter und Mord an wehrlosen israelischen Menschen niemand mehr leugnen.

Ein lesenswerter Kommentar von Haviv Rettig Gur in der Israel Times sieht einen Phyrrus-Sieg der Hamas: ein starkes Israel konnte die Hamas tolerieren, ein verwundetes, geschwächtes Israels wird die Hamas nicht mehr dulden können. Der Sieg der Hamas bedeutet das Ende der Hamas.

Der Djihadismus hat mit seinem Video von weitgehend unbewaffneten Männern, die durch den Zaun nach Israel ziehen und dort in Ekstase den Boden küssen, den größten Propaganda-Erfolg seit dem Islamischen Staat in Syrien und Irak und seit dem Siegeszug der Taliban in Afghanistan erzielt. Hier schließt sich wieder einmal sein ewiger Zirkel von Aufstieg, Niederlage und Wiedererstarken, der Kernerzählung des Islam ist. An diesen Bildern lässt sich den westlichen Medien das Propagandamärchen vom geraubten Land und vom Volk ohne Land erzählen – als wären Palästinenser*innen keine arabische Gesellschaft und als gäbe es nicht die arabischen Staaten, von denen sie in Jordanien die Bevölkerungsmehrheit stellen; als hätten Jüd*innen nicht immer wieder ihr verbrieftes Recht auf das gesamte Land westlich des Jordans in Verhandlungen zur Disposition gestellt, während die mehrheitlich erst im späten 19. Jahrhundert aus Syrien, Libanon, Jordanien eingewanderten Araber*innen und die arabischen Staaten immer wieder jeden Frieden ablehnten und nicht ein Land für Araber*innen, sondern ein Land ohne Jüd*innen wollen. Für die arabische Öffentlichkeit filmte die Hamas daher ihre Massaker und Geiselnahmen, die öffentliche Misshandlung von jüdischen Geiseln auf einem Triumphzug durch Gaza, die öffentliche Peinigung von jüdischen Kindern durch arabische Kinder auf den Straßen Gazas. Das ist der Kern des „Widerstandes“: Die Erniedrigung der Jüdinnen und Juden durch das islamische Kollektiv, das durch die jüdische Emanzipation gekränkt wurde.

Die Geschichte des Judentums ist jedoch ebenfalls eine von Aufstieg, Niederlage und Erneuerung – seit über 2500 Jahren und durch weitaus größtere Niederlagen und durch ein fast zwei Jahrtausende währendes Exil, durch antisemitische Erniedrigung unter islamischer und christlicher Herrschaft hindurch. Anders als Palästinenser*innen können Jüd*innen nirgendwo anders selbstbestimmt und sicher vor antisemitischer Gesetzgebung leben. Der Staat Israel wird den Angriff der Hamas überleben, weil er muss.

Das Beaver-Dam-Sabotage-Movement – ein naturfeindliches Youtube-Phänomen

Millionen Aufrufe generieren Videos von forschen Männern, die Biberdämme einreißen. In Hochwasserhosen oder Gummistiefeln, mit Baggern oder Gabeln tragen sie Stück für Stück Holz vom Bau ab, bis der Bach wieder frei fließt. Manche sind neutral untertitelt, andere machen aus ihrer Abneigung gegen Biber keinen Hehl: „Beavers set me up!“ oder „Beavers should be more on the menue!“. Typische Kommentare sind „Great Job!“ und „Why don’t you use dynamite!“


Fox River Bushcraft (3340) und Gene Plumley (1370) gehören zu den eher kleineren Kanälen, während msTech86 mit 20300 Abonnenten, Terell Spivey mit 26.100 und Kenislovas mit 50300 Abonnenten bereits deutlich größere Dimensionen erreichen. Im Umfeld der Beaverdam-Removal-Videos finden sich auch Beaver-hunting-videos, in denen Amateure und professionelle Jäger sich beim Abdrücken von Bibern filmen.
Das Kuriose ist, dass sich unter den Filmen eine endlose Liste an Kommentaren findet, die das beklatschen und bejubeln. Kritische Kommentare werden mindestens im Verhältnis 10:1 überstimmt.
Europa beherbergt nach einem Tiefpunkt von 1200 Tieren in etwa acht Reliktpopulationen in ganz Eurasien heute wieder 1,2 Millionen Tiere. In ganzen Regionen gilt die Art Castor fiber noch immer als ausgerottet und Biberdämme gelten als Attraktion und besondere Sehenswürdigkeit.
Anders in Nordamerika. Dort gab es vor der Ankunft der Europäer etwa 60-400 Millionen Biber der genetisch abzugrenzenden Art Castor canadensis, die auch in Finnland und Asien eingeführt wurde und parallel zu Castor fiber Populationen bildete. Bis kurz nach der letzten Eiszeit existierten noch die bärengroßen Riesenbiber Castoroides. Heute existieren noch etwa 15 Millionen Tiere der Art castor canadensis.
Biberdämme werden teilweise über Generationen aufgebaut und gewartet, bis sie beachtliche Größen erreichen. Die Tiere passen die Höhe der Dämme an den Wasserstand an und regulieren aktiv den Wasserabfluss. Dadurch verbessern sie die Wasserretentionsfähigkeit des gesamten Bachlaufs erheblich. Lediglich Sturzfluten können die Dämme wegreißen und für erhebliche Flutwellen sorgen.
In den fast stehenden Gewässern hinter Biberdämmen vermehren sich Amphibien und Fische, Libellen und andere Wasserinsekten. Langfristig entstehen Schilfgürtel, in denen Wasservögel brüten. Die gefällten und teilweise halbgefällten Bäume liefern Totholz für Insekten. Der Stockausschlag von Weiden garantiert eine nachhaltige Nahrungsgrundlage für die Biber, die sich von Rinde, Trieben und Blättern, aber auch von Kräutern ernähren. Der Umkreis, in dem sie Bäume fällen, ist begrenzt. Allerdings plündern Biber gern auch Rüben- und Rapsfelder. An Steilufern entstehen „Biberrutschen“, die für Eisvögel interessant werden. Aus ökologischer Sicht ist der Biber einer der besten Landschaftsarchitekten und ein Großteil der wasserbasierten Artenvielfalt ist nicht nur an den Biber angepasst, sondern sogar auf ihn angewiesen.
Reale Konflikte entstehen dort, wo Obstbäume gefällt werden, wo Klärwerke, Straßen, Gleise, Brücken geflutet oder Deiche untergraben werden. In sehr seltenen Fällen ist eine Gefährdung von Orchideenstandorten durch Überflutung denkbar. Bibermanagement ist daher notwendig, und dazu gehört selten auch, einen Damm zu öffnen, Biber umzusiedeln oder zu vergrämen.
Das Publikum der Biberdammentfernungsvideos ist allerdings von Hass und Hohn für die Tiere geprägt. Sie werden als Schädlinge („varmint“, „vermin“, „parasites“) bezeichnet. Der Biberdamm repräsentiert ihnen den Triebstau, das Fließen des Flusses die Ejakulation, die braunen Biber selbst werden mit dem Fäzes gleichgesetzt. Der Biberhass kann als typisches Beispiel für eine zivilisatorische Kanalisierung sexueller Energie gelten, die aus Halbbildung geboren ist. Der Anspruch, die umgebende Natur zu kontrollieren und zu beherrschen wird durch die Präsenz eines eigenwilligen, in großem Stil wirksamen Tieres gekränkt. Mit der technologisch eher stupiden Arbeit der Öffnung von Biberdämmen kann durch einfachste Mittel ein Schwall von Selbstwirksamkeit erfahren werden, der auf das Publikum abfärbt.
Da die Zerstörung von Biberdämmen die Tiere Stress aussetzt und Prädatoren ausliefert, sind die Videos als Tierquälerei anzusehen. Zahllose an stehendes Wasser angepasste Tiere werden abgeschwemmt oder verenden im trockengelegten Land. Davon unberührt schwelgen Kommentare im „ASMR“-Moment, das Wasser wieder plätschern zu hören.


Die Entfernung des Damms gilt als Akt der Befreiung. Rationalisierungen werden stets nachgeliefert, die Videos erklären meist weder Zweck noch Inhalt der Arbeiten. Es handelt sich nicht um Bibermanagement im Sinne eines vermittelnden Naturschutzes, sondern um stupide Landschaftsgärtnerei im Auftrag von Kommunen oder Privatpersonen. Erst aus der Defensive heraus werden Argumente geliefert wie die Gewährleistung der Dränierung, die Wiedergewinnung von Ackerland, oder die beliebteste Rationalisierung überhaupt: „I just do my job, fuck you very much!“

Biberdammentfernungsvideos bewerben eine extrem zerstörerische und nur in Ausnahmefällen rational begründbare Tätigkeit als „fun“ und, heute eventuell noch wichtiger, „relaxation“: „calming to watch!“

Solche zelebrierte, als Naturliebe maskierte Naturfeindschaft verhärtet sich gegen jedes Argument. Sie ist Resultat konservativer, aber auch sozialdemokratisch-technokratischer Aufklärungsrückstände. Wo man nicht einmal eine der wichtigsten Tierarten der Welt verstanden hat, herrscht naturkundlicher Analphabetismus und dieses Nichtwissen öffnet Portale für die pathischen Projektionen auf unverstandene Natur.

Kommentare aus:
https://www.youtube.com/watch?v=UIVhMi5M_VM (Polen)


Siehe auch:
https://nichtidentisches.wordpress.com/2011/02/15/hommage-an-den-maulwurf/



Zur Absetzung des Panels „Moderne Hexenjagden“ auf dem Freiburger Filmforum 2023

Auf dem Freiburger Filmforum 2023 sollte der Film „Ordalies“ aus Brazzaville gezeigt werden. Der sehenswerte Film folgt einer Gruppe von selbsternannten Friedensrichtern, die Hexereianklagen verhandeln, um diese friedlich zu verregeln.
Der Organisator des Panels lud mich ein, mit zwei weiteren Personen auf einem eigens für den Film geschaffenen Panel „Moderne Hexenjagden“ zu sprechen. Eingeladen wurde ebenfalls David Signer, der ein Buch über Hexereivorstellungen in Westafrika geschrieben hat. Auch wenn ich mit David Signer an wesentlichen Punkten nicht einig bin, konnte ich mir eine Diskussion vorstellen. Der Organisator versuchte in mehreren Anläufen, entweder Betroffene oder schwarze Aktivist*innen für das Panel zu gewinnen. Ich konnte ihm den Kontakt mit Leo Igwe, einem der renommiertesten Aktivisten für Hexenjagdopfer, vermitteln und er sagte eine Teilnahme per Online-Panel zu. Das Budget und der begrenzte Zeitumfang begrenzten die Zahl der Referent*innen.

Eine Woche vor der Veranstaltung wurde das Panel nach einer Diskussion im Team abgesagt. Die genauen Gründe sind mir nicht bekannt, es ist jedoch klar, dass das Thema Hexenjagden in Afrika ein Problem war und der Wunsch im Raum stand, das Thema nur von Menschen aus Afrika besprechen zu lassen. Im Gegensatz zum Statement, Leo Igwe sei ein akzeptabler Referent gegen den im Team nichts spreche, wurde auch er ausgeladen.

Ich wurde kurze Zeit später von der NZZ angesprochen, ob ich Fragen zum Vorgang beantworten könne. Die Neue Züricher Zeitung ist durchaus eine Qualitätszeitung, jedoch mit eindeutig rechtspopulistischer Agenda und klarer Ausrichtung auf ein rechtsliberales FDP-Publikum mit klaren Übergängen zur AFD. Es ist, kurzum, eine Zeitung, die ich boykottiere. Ich war jedoch damit konfrontiert, dass die Zeitung ohnehin den Vorgang ausschlachten kann und habe mich nach reiflicher Überlegung entschlossen, wie folgt ausführlich zu antworten. Diese Antwort möchte ich öffentlich machen, um einer erwartbaren Verkürzung entgegenzutreten.

„Ich bedaure die kurzfristige Entscheidung des Teams des Freiburger Filmforums, da die Veranstaltung die Möglichkeit geboten hätte, ein globales Problem und dessen Opfer sichtbar zu machen und qualifiziert mit Fachleuten zu diskutieren. Ich habe vollstes Verständnis dafür, dass das Thema Hexenjagden einige Studierende erstmal überfordert. Es ist eine komplexe Aufgabe, das Phänomen in einer extrem konservativen, von rechter Propaganda durchseuchten Gesellschaft zu thematisieren. Hexereivorstellungen lassen sich nur mit erheblichem Lektüreaufwand und entsprechendem Rüstzeug aus empirischem Wissen, Psychoanalyse und Kritischer Theorie angemessen bearbeiten. Während meiner Forschung habe ich auch von bürgerlichen Professor*innen genug Ressentiments und Widerstände gegen das Thema erlebt. Daher hatte ich auch keine Chance, das Thema an Universitäten weiter zu beforschen. Das ist nichts Persönliches: Es gibt bundesweit keine einzige dauerhafte Stelle für moderne Hexenjagdforschung. Deshalb ist der Ausschluss auch nichts Neues für mich.
Das letzte, was die christkonservative Gesellschaft hören will, ist, dass kein intellektueller oder moralischer Unterschied besteht zwischen einem Jesus, der übers Wasser läuft und einer Hexe, die durch die Luft fliegt. Oder zwischen einer armen Gesellschaft, die Menschen als Hexen lyncht und einer immens reichen Gesellschaft, die Ertrinkende zurück ins Mittelmeer schubst.
Und auf Seiten des linken Kulturalismus vertritt man die Ansicht, dass sich die Religion der „Anderen“ nicht kritisieren lässt, solange vor der eigenen Tür genug Dreck liegt. Der entscheidende Unterschied zwischen linken und rechten Kulturalisten ist dabei, das es den linken wenigstens nicht um die bornierte Verteidigung der eigenen Religion und Kultur vor Kritik geht.  
Nicht zuletzt liefern die Institute der Ethnologie den Studierenden nicht das notwendige theoretische Rüstzeug, komplexe Konflikte in anderen Gesellschaften zu bearbeiten. Der Trend geht ganz im Sinne des Konservativismus zu konfliktfreien Gefälligkeitsthemen, die niemanden verschrecken: Esskultur, Tattoos, Filme oder Tourismus. Mit Praxis und Interventionen will man nichts zu tun haben. In diesem bräsigen Klima überreagieren manche Menschen dann eben aus Überforderung heraus oder sie sind noch etwas ungelenk in ihrer Kritik und treffen daneben. Die sind mir oft lieber als die Mitmacher und ich sehe es als „friendly fire“, wenn es mich trifft.
Die Leute im Team konnten sich offenbar aus der schlechten Erfahrung an Universitäten heraus gar nicht vorstellen, dass die drei Eingeladenen sachlich diskutieren und den Horizont der Anwesenden erweitern. Ich hätte mir natürlich gewünscht, dass man Erwartungen und Ängste vorab mit mir diskutiert. Es wäre sicher hilfreich gewesen, wenn man Experten und Aktivist*innen aus Indien oder Papua-Neuguinea mitsamt Übersetzern hätte hinzuziehen können. Es gab Versuche dazu und ich habe erfolgreich den Kontakt zu Dr. Leo Igwe aus Nigeria vermittelt. Für mehr fehlten der Moderation des Panels aber schlichtweg die Mittel und die Zeit.“

The Undoing – wie man den Hammer loswird

Ein Film über eine Psychoanalytikerin macht sich verdächtig, seine Bilder bewusst einzusetzen und ist für seine Inhalte in besonderem Maße verantwortlich zu machen. Die Story ist ein platter whodunnit: ein Arzt „betrügt“ seine Ehefrau, eine Paartherapeutin, mit einer Künstlerin und bringt diese um. Über fünf Folgen werden nun Andeutungen gestreut, die auch den Vater der Ehefrau, diese selbst oder ihren Sohn ins Visier nehmen. Aber es war dann trotz aller Finten und Maskeraden eben doch der angeklagte Ehemann der Paartherapeutin, was wir auch schon wissen, denn bereits zu Beginn hören wir mehrfach Frauen resolut urteilen: „Es ist immer der Ehemann!“
Die Message-to-go von The Undoing ist demnach erstaunlich simpel: Ehebruch ist ein Verbrechen.
Die Staranwältin verrät das am deutlichsten. Sie präsentiert ein Jurymitglied mit den Worten: „Er hat selbst Ehebruch begangen. Er weiß, dass Ehebrecher nicht auch Mörder sind.“ Der Rest des Filmes dreht sich darum, diesen Satz als Lüge zu entlarven, die die Anwältin selbst nicht glaubt. Beim Schuldspruch bricht ihre Kontrolle zusammen und sie giftet ihren Mandanten an: „Verdammt, Sie hätten einfach nur den Hammer vernichten müssen! Wie blöd kann man sein!“
Den Hammer vernichten. Man muss kein großer Psychoanalytiker sein, um den Doppelsinn zu verstehen.
Nicole Kidman wird als überwältigend schöne und perfekte Ehefrau aufgebaut. Sie hat keine Makel und ist am Ende das reine, betrogene Opfer. Wer hier – im oridinären Modus des Films gesprochen – seinen Hammer nicht loswird und treu bleibt, muss blöd sein. Oder ein „Arschloch“, wie der Pflichtverteidiger den Ehemann beurteilt. Er heilt krebskranke Kinder – und „bricht“ seine Ehe mit der Mutter eines Patienten.
Sie hingegen ist Therapeutin und „heilt“ Ehen: Einem homosexuellen Paar empfiehlt sie ganz in der Tradition konservativer Psychoanalyse in den USA, den Akt des Fremdgehens als Resultat einer Störung zu verstehen. Therapie führt nicht in freiere Sexualität, in Versöhnung mit dem Trieb, sondern dazu, dass freie Sexualität nicht stattfindet: Dass es nie wieder vorkommt und man sich „vertraut“.
Ihr Vater gesteht ihr gegen Ende des Films, dass er Zeit seines Lebens untreu war. Nicht Versöhnung, sondern ewige Selbstverachtung gibt der Film ihm zur Strafe mit. Der Film sanktifiziert die Straflust des Vaters, einem selbstbezeichneten „Hurensohn“, der zur Verteidigung der Familie mafiösen Druck ausübt. Das Überich ist zwar selbst bigott, aber weil es sich selbst verachtet, darf es regieren. Am Ende fliegt dieser Vater an der Seite seiner Tochter und seines Enkels im Hubschrauber davon, während unten der Ehemann verhaftet wird.

Am deutlichsten wird diese Identifikation mit einem sadistisch strafenden Überich in der Behandlung des Mordopfers. Die verführerische Künstlerin dringt in die intakte Familie ein und als sie ihr Kind, das Produkt der Affäre, im Haushalt der Reichen und Schönen unterbringen will, wird sie dafür vom Ehemann erst mit dem Kopf an die Wand geschmettert, und als sie ihm voll Wut mit dem Hammer nachläuft, von diesem entwaffnet und getötet. So kann der Film von der Figur des männlichen Ehebrechers beides haben: Schuld und Strafinstanz gleichzeitig. Der Mörder ist verachtenswert, schlimmer noch: bemitleidenswert. Aber er straft die wahrhaft Schuldige, den „homewrecker“, eine bekannte Figur im konservativen amerikanischen Film. Das ist der Grund, warum der Film hier, und nur an dieser Stelle, die Sehgewohnheiten verletzt und das Mordopfer wie in einem schlechten Splatterfilm mit zermatschtem Kopf zeigt. Wieder, und immer wieder.
Die derart aggressiv zerstörte Verführerin ist die Trophäe des Films. Für sie riskiert er eine Abwertung in der Altersfreigabe. Hier sagt der Film: So soll es allen Ehebrecherinnen gehen, die ihre Grenzen nicht kennen.
Daher ist „The undoing“ nur als Stück reaktionärer Ideologie zu lesen, als konformistische Revolte im Bündnis mit einem sadistischen Überich und gegen den Trieb.


Kostenpflichtige Tests? Neoliberale Ideologie!

Neoliberale Ideologie verkleidet sich gern als Klassenkampf von unten. So war es eine Zeitlang schick, Studiengebühren für sozial zu erklären, weil die Reichen von kostenfreier Bildung am meisten profitieren würden. Diese Ideologie abzuwehren, hat zehntausende streikende Studierende mehrere Semester gekostet.

Aktuell wollen ausgerechnet Stimmen aus SPD und von links kostenpflichtige Corona-Tests für Urlauber aus Risikogebieten. Peter Tschentscher findet es vertretbar, „wenn es die bezahlen, die ganz bewusst diese Reisen in Risikogebiete machen. Man kann auch woanders Urlaub machen.“
Lars Klingbeil sieht ein „Gerechtigkeitsproblem damit, dass man in die Risikogebiete fährt und dann auch noch den Test vom Staat bezahlt bekommt.“

Die einfache Gleichung, dass Tests eine Ausbreitung von Herden verhindern, und daher vor allen politischen Debatten von Staats wegen durchzuführen sind, ist offenbar nicht ins Bewusstsein gerückt. Hier wird ganz bewusst ein verquerer klassenkämpferischer Impuls auf eine kleine Gruppe kanalisiert, dadurch vermutlich domestiziert und dann aber auch noch in den Dienst neoliberaler Ideologie gestellt mit ihrem Mantra: Gesundheitssystem, Bildung und andere lästigen Staatsleistungen wie Sozialhilfe seien ungerecht, weil sie die einfachen arbeitenden Leute benachteiligen.

Eine einzige Frage stellt sich bei den Coronatests: Ist es eine notwendige Aufgabe des Gesundheitssystems Pandemien zu verhindern oder einzudämmen? Ja, natürlich ist sie das, Seuchenbekämpfung ist sogar die historisch vermutlich allererste Aufgabe eines Staates, und leider diskutieren wir in Deutschland im Monat acht der Pandemie noch immer über die Finanzierbarkeit von Tests!

Fordern, dass irgendeine Leistung des Gesundheitssystems privatisiert werden solle, also Rückkehrer zahlen müssten, ist zunächst einmal kein Klassenkampf, sondern die Forderung nach privatisierter Medizin. Die Reichen können zahlen – gemeint ist: der Staat soll nicht dafür zuständig sein, Gesundheitsvorsorge zu tragen.

Es mischt sich aber noch ein üblerer Ton hinein. Tatsächlich machen die meisten Besucher der Risikogebiete nicht aus purem Spaß dort Urlaub. Rückkehrere kommen derzeit vor allem aus Rumänien, Bulgarien, dem Kosovo und aus der Türkei.
Sie kehren von Saisonarbeit in Deutschland zurück, besuchen sterbende oder alte Verwandte, nutzen ihren Urlaub, um den Olivenhain in Schuss zu bringen, feiern Familienfeiern, Hochzeiten, Taufen, leider auch Beschneidungen und verhalten sich aber insgesamt eher wie familiensolidarische, kosmopolitische Proletarier*innen denn als elitäre Kreuzfahrer oder Luxusurlauber, die sich Isolation leisten können.
Es sind, kurzum, Albaner*innen, Roma, Türk*innen, die Diskussionen um kostenpflichtige Rückkehrertests treffen werden.

Es ist eigentlich Regierungsversagen, dass noch keine Massentests durchgeführt werden und dass tatsächlich inmitten des Wiederanschwellens der Infektionsraten erneut um Basisbanalitäten wie ordentlich ausgestattete Gesundheitsämter und die Verfügbarkeit von Tests diskutiert wird und nicht darüber, wie man Ländern in Afrika oder Südamerika helfen kann. Tunlichst gebotene Reichensteuern konnten lange genug unabhängig von Corona verhandelt werden. Dass auch diese nicht längst da sind, dass die Einkommensschere immer weiter auseinanderklafft, dass die oberen 10 % in Deutschland weiter in unglaublichem Tempo Reichtum und Macht akkumulieren, Corona hin oder her, dass bald halb Deutschland SUV fährt, während die Wälder im August schon aussehen wie im Herbst, das ist ebenfalls Ausdruck des allgemeinen Staatsversagens, das bürgerliche Ideologie letztlich im Sinn hat: Das Auseinanderdriften des wie auch immer widersprüchlichen ideellen Gesamtkapitalisten unter dem ideologischen Druck der konkreten bürgerlich egoistischen Einzelkapitalien. Das Gesundheitssystem hat diese Tendenz für die ganze Gesellschaft vorgezeigt. Privatisierung führt in konkurrierende Konzerne, die Arbeit an Subunternehmer auslagern, intensivieren, rationalisieren, Kosten vergesellschaften und Gewinne privatisieren.
Wer darunter leiden wird, sind die Armen, nicht die Reichen.
Staatliche Corona-Tests sind das Mindeste, was man von einem halbwegs funktionsfähigen Staat erwarten kann. Wenn ein Staat das inmitten des exorbitanten Reichtums der deutschen Gesellschaft nicht leisten kann, ist er ein failed state.

Asylum for Mubarak Bala, imprisoned for atheism in Nigeria!

Atheist Mubarak Bala is in police-custody now for 40 days, either to punish him without trial or to protect him from muslim death-squadrons. In 2010, 51% of Nigerian muslims demanded death-penalty for blasphemy.
For his atheism, Mubarak Bala was forced into a psychiatric institution and forcibly drugged in 2014.
In April 2020 he was arrested after a Facebook-post and then imprisoned without charge. He was then transferred from Kaduna to Kano, which is under Sharia-law.
Nigeria has to release Mubarak Bala now! Western states have to grant him instant asylum in case he feels the need to seek a secure home outside Nigeria now or in the future!

This is Mubaraks last Facebook-Post:

Bala spread real information about the Coronavirus and mocked religious reactions:

He also shared a reference to medieval muslim doctors – just to mock the law against autopsy in Kano:

There were attempts to shut down his Facebook-Account before:


While we heard instant and deep concern about the wellbeing of white anthropologists in Cameroon during the lockdown, there has been no solidarity with Mubarak Bala by German anthropologists or Africanists so far.

As a human and especially as a trained anthropologist, I do have to judge religion. Why do we study religion, if not to judge better?
After reading the Q’ran for at least four times in different translations, after reading scientific literature on Islam, islamic theology and the recent expanse of the salafiyya in Africa, after studying islam I do judge islam. Among the many religions mankind has created, islam ranks among the worst ten.
In solidarity with Mubarak Bala, I do judge Mohammed as the founding father of the religion of Islam. In anthropological terms he was a typical spirit medium: Suffering a personal crisis, experiencing his epiphany in a cave, meeting „an angel“, then gathering advice of „his angel“ in ways useful to his conquest. In psychological terms, Mohammed can be classified as a typical megalomaniac, starting with a deep narcissistic wound to be filled with power, manipulating followers into his sect with promises, then forcing them to stay with threats of eternal damnation and cruel punishment. His conquest started with genocidal atrocities, murder and robbery. This was his primitive accumulation, and he projected his guilt on a supposed „conspiracy of jews“ against him. Like all genocideurs he was feigning defense while attacking.

Mohammed justified his power-centered ideology with fragments of theology taken from jewry, which he then totally distorted towards his own selfish needs. There is no philosophical value left in the Q’ran. His only quality is in poetry, but it is a poetry of a numbed mind drunken with fear, addicted to consume the fear of others, of women, of heathens. The Q’ran is a message of stupidity. Any free thought is threatened with punishment both in live and after death. Liberating almost two billion muslims from this cult of death, stupidity and fear remains one of the biggest tasks enlightenment faces today. The good thing is: by relying on fear, Islam does it’s best to drive people away from religion. We just have to open our arms and embrace those people. Sadly, there is no embracing aside from a few organized humanists.

Solidarity with Mubarak Bala!