Reichsarbeitsdienst reloaded – Arbeitslose in die Pflege

Der Vorschlag von Ulla Schmidt, Arbeitslose doch in Pflegeberufen unterstützend einzusetzen, ist nur die logische Fortsetzung eines nach unten offenen Verfalls demokratischer Prinzipien. Auffällig ist nicht der Vorschlag an sich, sondern seine verquaste Rechtfertigung: Arbeitslose, und hier vor allem Frauen, sollen so „zurück in ihren Beruf“ finden. Offensichtlich wirkt aber ein anderer Zusammenhang: Weil Pflegeberufe skandalös unterbezahlt und durch Intensivierung mit Belastungen jenseits aller Grenzen verbunden sind, entstanden 10 000 Leerstellen. Gleichzeitig wurde und wird Pflegepersonal entlassen, das die Intensivierung nicht verkraftet. Im Rahmen der Zivildienste wurde eine ähnliche Debatte erschöpfend geführt: Die „Unterstützung“ durch Zivildienstleistende hat zu einer Absenkung des Lohnniveaus in Pflegeberufen geführt und mitnichten eine bessere Pflege garantiert. Anstatt das Notwendige professionellen ArbeiterInnen bei halbwegs gewahrtem Äquivalententausch anzuvertrauen, setzt man an neuralgischen Punkten ein unerfahrenes, desorganisiertes Lumpenproletariat ein, das stark zwischen den Stellen frequentiert und so zum Widerstand nicht in der Lage ist. Doch die modernen Streikbrecher werden nicht mehr mit Prämien geködert, ihnen selbst ist das Streiken gegens Streikbrechen untersagt: Wer sich widersetzt, bekommt im Falle des Zivildienstleistenden strafrechtliche Konsequenzen zu spüren, im Falle des Arbeitslosen wird ihm die Stütze entzogen.

Hätte Ulla Schmidt Sorge um die Qualität der Pflege, so stünden ihr als zuständige Ministerin ausreichende Mittel zur Verfügung, diese selbstverursachten Missstände aufzuheben. Die Verlockung, die Reservearmee des Proletariats auf niedrigstem Niveau auszubeuten, geht weniger aus ökonomischen Zwängen hervor, als aus der Vorstellung, diese Reservearmee hätte nichts besseres zu tun, sei ein abrufbarer Klonkrieger im Kälteschlaf oder in der Phantasie der Werktätigen: ein ewiger Florida-Rolf. „Freiwillig“ könne man sich um die Stellen „bewerben“, es sei also doch nichts Falsches daran, man erhalte „Berufserfahrung“. Wer mit den Kreisjobcentern und Arbeitsagenturen zugange ist, weiß, wie eine solche Freiwilligkeit aussieht. Da erklärt einem der Job-Akademie-Betreuer, man habe die Maßnahme doch angefragt und einen Antrag gestellt, warum man denn so unwillig sei. Tatsächlich ist man als „Antragsteller“ im Vertrag aufgeführt, die Freiwilligkeit besteht darin, zwischen Streichung von Geldern und Unterschrift unter den „Antrag“ zu wählen. Ähnlich perfide wird die Freiwilligkeit bei den „Bewerbungen“ geartet sein. Wer sich nicht auf eine solche „Stelle“ bewirbt, wird eben als „nicht arbeitssuchend“ bewertet und erhält keine Leistungen mehr. Wo man sich in den Feullietons und auf Seiten einiger FDP-Politiker Sorgen um die Qualität der Pflege macht, sollte man sich viel eher Sorgen machen um die Verfasstheit einer Gesellschaft, die den Abstieg in die offene Sklaverei – von der noch ein weniges an unmittelbarer Gewaltanwendung trennt, (soviel Marx muss sein) die Richtung ist indes eingeschlagen – noch mit Termini wie Freiwilligkeit verbrämt. So frech, den Sklaven zu unterstellen, sie wären freiwillig auf den Plantagen, waren noch nicht einmal die nord- und südamerikanischen Sklaventreiber. „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen“ – gerade auf dem bislang unerreichten Höhepunkt der Produktivität dringt dieser faschistische Lehrsatz aus jeder Pore der deutschen Ideologie.

Mehr dazu unter:

Der Euphemismus – Instrument der Herrschaftsausübung

70 thoughts on “Reichsarbeitsdienst reloaded – Arbeitslose in die Pflege

  1. wieso verfall demokratischer prinzipien? – kant sprach zB ausdrücklich von besitzbürgern.
    die andere variante wäre – die konsequent freiheitlich-demokratische -, die menschen verarmen zu lassen, bis sie scheinbar „freiwillig“ solche jobs annehmen. wie in den usa zB. ist beides nicht das gelbe vom ei.

  2. Nun, ich muss eine Einschränkung vornehmen: es stellte sich heraus, dass die Langzeitarbeitslosen nach Tarif bezahlt werden sollen. Die Ausbildungsdauer ist allerdings skandalös niedrig, was eine hohe Intensität der Arbeit garantiert: In der Hierarchie der Krankenhäuser heißt das Boppesbutzen den ganzen Tag.

    Zu „unterdemstrich“: Und doch sind beides grundverschiedene Ansätze. Auch in den USA gibt es Stütze und nur in den USA gibt es flächendeckend Charity-organisationen, die Härtefälle mit ein wenig christlicher Missionierung verkleidet abfangen. Der darwinistische Kampf ums Überleben wird gerne von Seiten Deutschlands in die USA hineinprojiziert. Dabei wird übersehen, dass dort das Lohnniveau sehr viel höher ist.
    Durch Hartz-IV entsteht eine Doppelmoral: Auf der einen Seite herrscht die gesellschaftliche Ideologie von faulen Stützeempfängern vor, die Illusion, jeder sei doch versorgt – was gesellschaftliches Eingreifen wie in den USA versiegen lässt. Auf der anderen macht man jenen Hilfeempfängern systematisch die Hölle derart heiß, dass sie entweder jeden noch so eklen Job annehmen müssen oder eben lieber Betteln gehen.
    Ich bin sehr der Meinung, dass in modernen Gesellschaften aus dem verbrieften Recht auf Menschenwürde und Leben eine garantierte Grundversorgung hervorgehen muss. Diese ist in Deutschland nicht garantiert, sondern mit Bedingungen aller Art befrachtet. Weiter wäre es ein Trugschluss, die Arbeit, in die man hineingepresst wird, sei eine marktförmige: Es geht hier ums „Gemeinwohl“, der Arme soll sich nützlich machen oder sterben, und wenn das reguläre Stellen gefährdet (wie bei ALGII in hohem Maße der Fall).

  3. >dass sie entweder jeden noch so eklen Job annehmen müssen oder eben lieber Betteln gehen

    was hast denn du für ein idealisiertes bild von den usa?
    es kommt doch bei beiden varianten das gleiche raus.
    du übersiehst, dass millionen menschen in den usa unter der armutsgrenze leben.

    und nein, das ist keine verteidigung von h4 – aber die äußerung von unverständnis, das du tatsächlich meinst, die stärkung der freiheitlich-demokratischen ordnung sei die lösung.

    >Ich bin sehr der Meinung, dass in modernen Gesellschaften aus dem verbrieften Recht auf Menschenwürde und Leben eine garantierte Grundversorgung hervorgehen muss. Diese ist in Deutschland nicht garantiert…

    und wo sonst?

  4. Meines Erachtens ist das Problem, daß die Leute auf einen 2. und 3. Arbeitsmarkt abgeschoben werden und das ist wohl immer eine Stelle von Staates Gnaden. Es wird also eine Kaste von Staatsunmittelbaren (neben dem Beamtentum) geschaffen, die aber kaum ernsthaft gegen ihre beschissenen Verhältnisse rebellieren wird, sondern sich gegen „Heuschrecken“ echauffieren o. ä., sich also als autoritäre Gesellen gerieren.

    Die spezifisch deutsche Vorstellung von sog. Vollbeschäftigung und Stellen auf Lebenszeit, sprich der sog. Beruf muss verschwinden.
    Die Menschen müssen in der Konkurrenz des 1. Arbeitsmarktes bleiben, hier bleiben sie dem Wettbewerb ausgesetzt, der ihnen ein erträgliches Leben oder den gesellschaftlichen Untergang beschert, aber immerhin beides zur Individuation beiträgt.

    Wer ernstlich über ein besseres Leben nachdenkt, sollte bedenken, daß der Mensch im Arbeits- bzw. Produktionsprozess immer überflüssiger wird. Dieser Zustand ist sehr begrüßenswert, doch um ihn auch lebenswert zu machen, müsste man die heutige Gesellschaftsordnung über Bord geworfen werden. Dazu jedoch wären wiederum -zumindest mit Ziel einer freien Gesellschaft- nur Individuen in der Lage.

    Just my 2 Cents.
    Hochdorff

  5. „und wo sonst?“

    Erstmal ist eine Armutsgrenze in Deutschland was anderes als in den USA oder auch in Indien, je nach Armutsbegriff.
    Zum Sozialsystem in den USA müsste ich mich mehr einarbeiten. Ich habe insgesamt den Eindruck, dass es gesellschaftlich zwar als notwendig empfunden wird, einen Job zu suchen, (man erhält Sozialhilfe nur ein Jahr und auch das nur unter bestimmten Voraussetzungen) dass aber gleichzeitig ein recht fest fundierter Solidaritätsgedanke herrscht, der in bestens funktionierende, überaus professionelle und wohl recht gut finanzierte Hilfsorganisationen mündet. Der Staat hält sich weitgehend zurück, aber die Gesellschaft ist reif genug, um sich entsprechend zu organisieren. Arbeitslosigkeit führt dort nicht in dem Maße zur Absenkung des Lohnniveaus wie in Deutschland in den letzten Jahren der Fall.
    Ach egal, dazu bräuchte man länger als ich gerade Zeit habe.

    Womöglich ist es schwer, Staaten zu finden, in denen man als Arbeitsloser mehr Geld bekommt.
    Auf die Idee, Institutionen zu finanzieren, die den Staat eher mehr Geld kosten, als sie ihm indirekt an Steuereinnahmen bringen, und dies alleine in der Absicht, Arbeitslose zu piesacken, ist man wohl zuerst in Deutschland gekommen. Ich möchte nochmal darauf hinweisen, dass Hartz IV eben nur sehr sekundär „faule“, aber hochqualifizierte Notärzte dazu bringt, sich um eine Stelle als Notarzt zu bewerben, sondern dass es primär den Zweck hat, dass Menschen, denen kaum eine andere Wahl als die Stütze bleibt, lieber aus diesem System oder in kurzzeitige Billigjobs fliehen, und letztlich Parteien sich mit schöneren Statistiken brüsten können um der deutschen Krisenideologie zu gefallen.
    Wer selbst einmal in diesem System war, wird ein Liedchen von dessen Perfidie singen können. Nicht zuletzt schmerzen die Beleidigungen, die man als sensibler Mensch erfährt, wenn man mit dem zynisch-verlogenen Vokabular konfrontiert wird – ergo systematisch für dumm verkauft wird.

  6. Der Staat hält sich weitgehend zurück, aber die Gesellschaft ist reif genug, um sich entsprechend zu organisieren.

    unfassbar, wie sehr du dich in der affirmation des kapitalismus übst. das gab’s bei uns auch mal, das ist christliche almoserei.

    du hast geschrieben:

    Dabei wird übersehen, dass dort das Lohnniveau sehr viel höher ist.

    wenigstens in wiki könntest mal reinschauen:

    Im Gegensatz dazu heben sich Japan, Deutschland und die USA mit hohen relativen Löhnen und hohen Produktivitäten hervor (Hochlohnländer).

    Land Stundenentgelt für Produktionsarbeiter, 2000
    USA 100
    Deutschland 121
    Japan 111
    Spanien 55
    Südkorea 41
    Portugal 24
    Mexico 12
    Sri Lanka (1969) 2

    deutschland liegt ÜBER den usa.

    armut wird sowohl in d als auch den usa gleich definiert:

    The poverty threshold, or poverty line, is the minimum level of income deemed necessary to achieve an adequate standard of living in a given country.

    wieder wiki:

    Most, 58.5%, of all Americans will spend at least one year beneath the poverty line at some point between ages 25 and 7. While there remains some controversy over whether the official poverty threshold over- or understates poverty, the United States has some of the highest absolute and relative pre- and post-transfer poverty rates in the developed world.

    h4 und co verfolgen den zweck, die löhne zu senken. (in den usa haben nicht wenige menschen schon mehrere job, weil einer nicht genug abwirft.) den arbeitslosen darf es nicht zu „bequem“ gemacht werden, die müssen sich brav in der konkurrenz bewähren. (das frühere höhere arbeitslosengeld hatte die soziale befriedung zum ziel, das wurde aber aufgrund der standortkonkurrenz aufgegeben argumentation: wer wird schon nen billiglohn annehmen, wenn es ne stütze in erträglicher höhe gibt.) aber ich zweifle eh nicht dran, dass demnächst weiter gekürzt wird, dann können sie sich mal „individualisieren“ auf dem arbeitsmarkt. hihi

    bestand eigentlich nicht mal mal ein zusammenhang mit den zumutungen des kapitalismus und antisemitismus zB?

  7. @lahmacun: Du wirfst mir vor, den Kapitalismus gutzuheißen und kannst dir selbst ein „hihi“ nicht verkneifen.

    Im Gegensatz zu dir sehe ich nicht, dass in Deutschland etwas anderes als Kapitalismus praktiziert würde.
    Ich rede von kulturell bedingten Unterschieden, die mir persönlich in Deutschland aufgrund gewisser Traditionen jeden staatlichen Zugriff auf meine Person unter dem Mantel der Fürsorglichkeit als bedrohlich erscheinen lassen.
    In den USA würde ich eben Erntehelfer werden oder im Supermarkt als Einpacker arbeiten oder einen Kredit aufnehmen, bzw. ich wäre als Akademiker wohl gar nicht erst arbeitslos, aber das ist ja wieder eine Frage des Antiintellektualismus.

  8. In den USA würde ich eben Erntehelfer werden oder im Supermarkt als Einpacker arbeiten oder einen Kredit aufneh

    das wäre bestimmt viel besser. du kannst übrigens auch hier erntehelfer werden, schon beworben?

  9. Auch in den USA gibt es Stütze und nur in den USA gibt es flächendeckend Charity-organisationen, die Härtefälle mit ein wenig christlicher Missionierung verkleidet abfangen.

    => Yeah, ein hoch auf die Elends-Selbstverwaltung!

    In den USA würde ich eben Erntehelfer werden oder im Supermarkt als Einpacker arbeiten oder einen Kredit aufnehmen, bzw. ich wäre als Akademiker wohl gar nicht erst arbeitslos, aber das ist ja wieder eine Frage des Antiintellektualismus.

    => Dann wandere doch aus und berichte uns vom Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Ein unbekannter Mann mit Vornamen Theodor hat die USA sehr schnell wieder verlassen weil es dort sehr antiintellektuell zuging.

  10. ein empfehlenswerter Artikel zur Auswertung der McCain/Obama-Kandidatenpläne zum US-Pflegesystem:
    http://content.nejm.org/cgi/content/full/359/8/781?query=TOC

    und ja, eine „elends-selbstverwaltung“ ist einer staatlichen elendsverwaltung a la reichsarbeitsdienst allemal vorzuziehen.

    wg: antiintellektualismus: wir haben 2008, Baby, 2008. Nicht 1948. Adorno reflektiert viel ausführlicher über seine Rückkehr als du das hier auf einen Push-Faktor zurückführst. Nicht zuletzt war Adorno so etwas wie ein verkappter Romantiker, der schlichtweg auch Heimweh hatte. Andere blieben in den USA und haben dort wesentlich zur Liberalisierung beigetragen.

  11. Das ist hier auch bereits der Fall. Vielleicht sind es noch wenige, aber die Zahl steigt.

    ja, ich zum beispiel. derzeit „nur“ 2, deshalb mangelts auch an cash. vor nem halben jahr waren es noch 3. (40 stunden job + ~20 stunden job + ~10 stunden job.)

    Im Gegensatz zu dir sehe ich nicht, dass in Deutschland etwas anderes als Kapitalismus praktiziert würde.

    wo habe ich das behauptet. ich habe lediglich geschrieben, dass in europa und auch in d, länger sozial befriedet wurde. das heißt nicht, dass es keinen kap gab/gibt.

    In den USA würde ich eben Erntehelfer werden oder im Supermarkt als Einpacker arbeiten oder einen Kredit aufnehmen, bzw. ich wäre als Akademiker wohl gar nicht erst arbeitslos, aber das ist ja wieder eine Frage des Antiintellektualismus.

    es hindert dich niemand dran, spargel für 2 euro die stunde zu ernten, nichtidentisches. derweilen sitzt du aber lieber auf h4, stimmt’s? warum, frage ich mich, wenn du die billiglohn-erntehelferei als besser empfindest? du kannst dich dem staat jederzeit entziehen, indem du in ein call-center gehst für 4 euro die stunde. etc.

    und bzgl der hochschulabsolventen-arbeitslosenquote haste wohl auch ein etwas idealistisches bild. oder meinste echt, dass die chance, in den usa rumzuphilosophieren derart viel höher wäre auf ner bezahlten stelle? huh! die hochschulabsolventen in den usa wissen mehrheitlich einfach nur, dass solche schreiberei nicht verwertbar ist, und steigen nach dem studium gleich brav ins geschäft ein. so wie das hier auch viele machen. in d ist die arbeitslosenquote unter absolv. auch nicht gerade riesig.
    du kannst dich doch in ner pr-abteilung bei ner ngo bewerben. der bundesnachrichtendienst sucht auch regelmäßig geisteswissenschafter (in den usa auch) 😀

  12. Die Praxis, mein Gutster, „verharmlost“ den NS. Da findest du so interessante Passagen wie die ersatzlose Streichung des Streikrechts für Zeitarbeiter undundund. Der Reichsarbeitsdienst war ein Produkt der Weimarer Republik, das nur so.
    Du würdest überrascht sein, wie wenige Jobs es hier im sogenannten „Spargelstechsektor“ gibt (Mittelhessen ist zu kalt für Obst und Gemüse) – wenn man zudem noch unmobil ist und noch dazu ein Rückenleiden mit sich herumschleppt, bleibt der Burger King, und der ist Schülern vorbehalten, Überqualifikation ist da ein ziemliches Ärgernis, weil solche Leute sich gerne wehren. Aber mach dir mal um mich keine Sorgen.

    Was ich bemängele, ist eine Diskrepanz zwischen gesellschaftlicher Ideologie und Praxis: Dass nämlich „freiwillig“ heißt, was nicht „freiwillig“ ist – ein terminus technikus der Ideologie, den etwa Marx schon in deinem Sinne entlarvte und der deshalb zur kapitalistischen Ideologie natürlich auch in den USA gehört.
    Wo man dort vom Tellerwäscher zum Millionär kommen will (und, man staune, aufgrund geringerer Standes-Schranken, auch gelegentlich kann), und so verinnerlicht, dass Tellerwaschen Scheiße ist, Mittel zum Zweck allenfalls, hat man hier ein Bewusstsein von Arbeit als Therapie: Nicht ökonomische Zwänge werden als Grund angeführt, sondern die grauenvolle nervenzerrüttende unmenschliche „Verwahrlosung“ der Arbeitslosen, die an die Kandare genommen werden müssen: Man will ihnen „helfen“, ganz wolfsgesichtig menschlich.
    Und das ist ein wesentlicher Unterschied zu einem ehrlichen Kapitalismus, der, ja, eine imperfekte und christlich getönte Elendsselbstverwaltung hervorbringt, die wohl auch niemandem wirklich Spaß macht.
    Trotzdem wird man da wenigstens nicht noch für dumm verkauft.

  13. So sieht denn auch die Argumentation Ulla Schmidts aus: Anstatt zu sagen: wir brauchen Stellen in der Pflege, ich bin Gesundheitsministerin, batsch, hier Geld und Job, kommt Arbeitslose trieft sie öffentlich vor Besorgnis um die armen Pflegekräfte, von denen sie sicher ist, dass sie schon immer zum niedrigsten Tarif arbeiten wollten, um ja genug „Berufserfahrung“ zu bewahren, um auf dem Arbeitsmarkt weiter attraktiv zu bleiben, für wen eigentlich? Und Merkel hälts für eine großartige Idee, ja, da gehört schon was dazu, sich so was auszudenken, dass man für fehlende Stellen Arbeitslose einstellt, was für ein Genie…und so weiter, ende der sendung

  14. Narodnik:
    „Ein unbekannter Mann mit Vornamen Theodor hat die USA sehr schnell wieder verlassen weil es dort sehr antiintellektuell zuging.“

    …ließ mal „Culture und Kultur“…
    Zudem las ich aus des Mannes Feder andere Gründe für seine Rückkehr…

    Zu den USA: Das System der USA ist ohne Frage „hart“, allerdings streng individualistisch abgestellt. Das fehlen 2. und 3. Arbeitsmärkte sorgt dafür das keine staatsunmittlebare Hartz-4-wir-sind-die-Ausgebeuteten-und-uns-fällt-nichts-besseres-ein-als-„Heuschrecken“-totzuschlagen-ein-Volksgemeinschaft entsteht.

    Der Zusammenhang zwischen Antisemitismus und Kapitalismus ist ohne Zweifel gegeben, aber stärker und noch problematischer scheint mir der Zusammenhang zwischen Antikapitalismus deutscher Prägung und antisemitischem Vernichtungswahn zu sein.

    Grüße
    Hochdorff

  15. @ Hochdorff:

    Was haben denn 2. und 3. Arbeitsmärkte mit Antisemitismus bzw. regressiver Kapitalismuskritik zu tun und warum gibt es dann in den USA antisemitische Bewegungen ?

    Ganz nebenbei ist der „Antikapitalismus deutscher Prägung“ der Aufklärung nicht entgegengesetzt, sondern deren Produkt.

  16. wenn man zudem noch unmobil ist und noch dazu ein Rückenleiden mit sich herumschleppt

    der kapitalismus ist kein zuckerschlecken! glaubst du wirklich, das interessiert jemanden in den usa, ob die mutter, die 2 jobs nachgehen muss, rückenschmerzen hat?

    zum rest hab‘ ich echt keine lust mehr, was zu schreiben. ihr – mit ausnahme von dirk und narodnik – klingt, als hättet ihre 4 wochen lang durchgehend reality-tv geschaut. man muss nur wollen! ja, nicht-id, geh‘ doch mal tellerwaschen und arbeit dich „hoch“. weil das gar nicht „so selten“ gelingt.
    mir ist schlecht.

    nen dich bitte nicht mehr kommunist.

  17. Trotzdem wird man da wenigstens nicht noch für dumm verkauft.

    ich verkauf‘ dich nicht für dumm: h4 mit scheiß-maßnahme, die dich dazu bringen soll, mobiler und felxibler und nicht so anspruchsvoll zu sein. meingott, dann fahrst du halt 4 stunden am tag zur arbeit und zurück – für nen minilohn. wen interessiert die scheiße? träum‘ weiter!

  18. Anstatt zu sagen: wir brauchen Stellen in der Pflege, ich bin Gesundheitsministerin, batsch, hier Geld und Job,

    du hast nicht wirklich verstanden, was neoliberalismus bedeutet, oder?

    trieft sie öffentlich vor Besorgnis um die armen Pflegekräfte, von denen sie sicher ist, dass sie schon immer zum niedrigsten Tarif arbeiten wollten, um ja genug “Berufserfahrung” zu bewahren, um auf dem Arbeitsmarkt weiter attraktiv zu bleiben,

    natürlich. billig, mobil, fexibel. du hast NICHTS verstanden.

  19. Die Praxis, mein Gutster, “verharmlost” den NS.

    zum schluss:
    1. nein. du hast vom RAD wohl nicht die geringste ahnung (er wurde 1935 geschaffen, google wenigstens mal, bevor du schreibst). werden h4-bezieher/innen militärisch gedrillt? – nein. müssen sie autobahnen bauen, die man braucht für den krieg? – nein. …. (auf jeden fall noch nicht.)
    2. bin ich kein gutester, sondern wenn dann ne gute. – die böse antiamerikanistische islamophile, die nicht mehr im adf ist. du weißt schon.

    laura

    Morgen kann eine andere Gruppe drankommen als die Juden, etwa die alten, die ja im 3.Reich gerade eben noch verschont wurden, oder die Intellektuellen, oder einfach abweichende Gruppen. (Adorno)

  20. in amerika wird sicherlich kein „elend“ verwaltet. narodnik benutzt den begriff, als ob in den usa das gleiche stattfindet wie in failed states. aber wie richtig gesagt wurde, ist es v.a. gesellschaftliche selbstverwaltung. der staat zieht sich dort keine klasse von unterwürfigen heran, die dann auf eine „gruppe“ schimpfen. dem beschuldigen von gruppen ist ja gerade in amerika dank des schlimmsten, was der liberalismus hervorgebracht hat: dem insistieren auf individueller verantwortung, ein riegel vorgeschoben. wenn jeder sich selbst irgendwie durchschlagen muß und dafür verantwortlich oder schuld ist, dann eben nicht kapitalisten oder juden. nicht zufällig dürfte der von adorno in den mm zitierte ein amerikaner gewesen sein. man schafft es schon als bürgerliche gesellschaft, denn die probleme können oft harmlos und leicht noch gegenüber ihren verschiedensten unliberalen lösungen sich darstellen.

    und adorno ist bestimmt nicht deshalb nach deutschland zurückgekommen, da die dort alle einem kasper spaliergestanden haben, während man, wie er richtig feststellte, in den usa auf eine sich so aufplusternden figur wie hitler schon sozialcharakterologisch gar nicht hätte anspringen können. in amerika und deutschland weiß man, was das schlimmere im schlimmen ist. nur in deutschland heißt es oft das gute und man glaubt daran, während man gerne auf die schlimmen schimpft, die „es“ so ganz anders meistern. ach, und hat nicht adorno auch was zu dem satz „dann wandere doch aus, wenn es dir hier nicht gefällt“ gesagt? yeah, hehe.

  21. Und hier ziehe ich jetzt einen Trennungsstrich und sage die »Diskussion« mit den hier versammelten Liberalala-Deppen ab. Hier wird nichts erklärt, hier wird mit einem geschichtsphilosophischen Modell die USA zum Lieblingsstaat erklärt mit dem Verweis auf den NS-Faschismus. Affirmativer geht es nicht, ihr blöden Imperialisten!

  22. liberaler depp geht natürlich an watchman, nicht an narodnik. aber ich denke, das versteht sich von selbst.

    Affirmativer geht es nicht, ihr blöden Imperialisten!

    zustimmung und auch ciao.

    nicht-id: entferne bitte den link zu mir aus deiner blogroll. danke.

  23. wenn jeder sich selbst irgendwie durchschlagen muß und dafür verantwortlich oder schuld ist, dann eben nicht kapitalisten oder juden.

    du hast das mit adorno und dem antisemitismus wirklich gecheckt! gratulation, du vollhorst.

  24. und du bist derart auf einhundertachtzig, daß du das „tendenziell“ nicht mitlesen kannst. das wäre ja auch eine steile these. aber die verfolgung von menschen und gruppen wird dadurch doch erschwert, wie auch ihre „affirmation“. so etwas wie, ‚proletarier führen qua gesellschaftlicher notwendigkeit den kommunismus ein, also glauben wir jezt alle blind ihrer partei‘, ist doch undenkbar. da dies ein beispiel für geschichtsphilosophie war, wo unterliegt meinen paar worten ein gp-modell? wo steht, daß es in den usa keinen rassismus gibt, und imperialist? dies, wie der liberale depp geht wohl darauf zurück, daß in meinen beitrag was reingelesen wurde. dabei möchte ich noch einmal darauf hinweisen, daß es im beitrag zu münchen von dessen verteidigern nicht einen kommentar zum ende des films gab, sozusagen der am geschichtsphilosophischsten modellierten szene des films, und somit letztlich auch keine erklärung…

  25. @mané: ich schreibe hier seit tagen kommentare, nur um immer wieder den gleichen affirmativen mist zu lesen, um den rum etwas adorno drapiert wird.

    in amerika wird sicherlich kein “elend” verwaltet. narodnik benutzt den begriff, als ob in den usa das gleiche stattfindet wie in failed states. aber wie richtig gesagt wurde, ist es v.a. gesellschaftliche selbstverwaltung.

    narodnik hat geschrieben:

    => Yeah, ein hoch auf die Elends-Selbstverwaltung!

    dem stimme ich zu. elends-selbstverwaltung ist angesichts dessen, dass sich in den usa armut findet, die sich sonst in keinem anderen sog. hochentwickelten land findet, der treffende begriff.

    der staat zieht sich dort keine klasse von unterwürfigen heran, die dann auf eine “gruppe” schimpfen. dem beschuldigen von gruppen ist ja gerade in amerika dank des schlimmsten, was der liberalismus hervorgebracht hat: dem insistieren auf individueller verantwortung, ein riegel vorgeschoben.

    das ist eine idealisierung. nicht erwähnt wird rassismus („die neger“ stehlen, vergewaltigen, entwerten durch zuzug die grundstücke, nehmen den guten weißen die jobs, weil heute werden ja dank affirmative action weiße diskrimiert blabla; die usa, die super zivilgesellschaft, in der vor ein paar jahrzehnten das militär schwarzen zugang zu unis verschaffen musste. schaut euch doch mal an, wohin schwarze junge männer hingeschoben werden – ins gefängnis. ein totales traumland, wo man kaum rauskommt ausm dreck und dann bei diebstahl einer kleinigkeit gleich mit ner fußfessel aufm acker steht und zwangsarbeit leistet.). des weiteren gibt’s auch in den usa antisemit/innen. etc.

    man schafft es schon als bürgerliche gesellschaft, denn die probleme können oft harmlos und leicht noch gegenüber ihren verschiedensten unliberalen lösungen sich darstellen.

    von was ist hier die rede? die bürgerliche sklaverei? (schwarze, kinder und frauen waren nicht inkludiert.) die „rassen“diskriminierung, die bis in die 1960er hinein bestand? die immer noch nachwirkungen zeitigt?
    vom einsperren der ganz armen, die in ihrer not stehlen? von der verwahrung der ärmsten in gefängnissen?

    n den USA müssen zwei Männer jetzt für sechs Monate ins Gefängnis, weil sie sich Essen aus einer Mülltonne nahmen. Es handelte sich um fünf Gurken, vier oder fünf Aprikosen, zwei Bündel Spargel und eine Hand voll Kirschen. Sie wurden wegen schweren Einbruchs und Diebstahls im minderschweren Fall angeklagt.

    ,2 Millionen Menschen waren im Jahre 2006 in den USA unter Kontrolle des Justizsystems. 2,258 Millionen saßen hinter Gittern, 4,2 Millionen hatten Bewährungshilfe („probation“) und 800.000 standen nach einer Haft unter Bewährungsaufsicht (U. S. Department of Justice, Bureau of Justice Statistics). Seit 1995 steigen diese Zahlen jährlich um 2,5 Prozent. Heute sind schon 7,5 Millionen Menschen dem gefängnis-industriellen Komplex unterworfen. Es gibt kein Land dieser Erde mit höheren Inhaftierungszahlen und einem strikteren strafrechtlichen Repressionsapparat. Die Inhaftierungsrate liegt bei 750 Personen auf 100.000 Einwohner. Zum Vergleich liegt die aktuelle Rate in Österreich bei 108 zu 100.000.
    Jeder hundertste erwachsene Amerikaner ist weggesperrt. Die strafrechtliche Praxis ist selektiv und rassistisch. 40 Prozent aller Gefangenen sind Afro-Amerikaner bei einem Bevölkerungsanteil von 12,1 Prozent, dazu kommen noch 20 Prozent Hispanics. Mehr junge schwarze Männer befinden sich im Gefängnis als im College. Jeder dritte schwarze Mann zwischen 20 und 29 Jahren steht unter Aufsicht des Justizsystems, die Chance für einen Afro-Amerikaner im Gefängnis zu landen ist 6-mal höher als für einen Weißen. Zwischen 60 und 70 Prozent der Insassen des gefängnis-industriellen Komplexes sind auf Grund der repressiven Drogengesetzgebung inhaftiert. Ersttäter machen die Hälfte der Gefangenen aus, die überwiegende Mehrzahl ist nicht auf Grund von Gewaltdelikten verurteilt. Es sind also nicht die Schwerkriminellen, die die Knäste füllen.
    Die rigide Gesetzgebung tut ein Übriges, um den Gefangenenzustrom nicht zum Versiegen zu bringen: „Three strikes und you are out“ (Rückfallgesetzgebung) und „mandatory sentences“ (Mindeststrafenrahmen) führen zum Beispiel dazu, dass in Schwarzeneggers Kalifornien 350 Menschen wegen der dritten einschlägigen Wiederverurteilung für Diebstahl unter einem Wert von 400 Dollar lebenslang einsitzen (Families to Amend California`s Three Strikes).

    http://www.augustin.or.at/artikel.php?art_id=1082

    ach, und hat nicht adorno auch was zu dem satz “dann wandere doch aus, wenn es dir hier nicht gefällt” gesagt? yeah, hehe.

    ich hab das nicht geschrieben. ich habe geschrieben, dass es auch in d die möglichkeit gibt, erntehelfer zu werden für liberale 2 € die stunde.

    fuck it!

  26. natürlich, besonders was frauenemanzipation und abolitionismus angeht, waren die usa das rückschrittlichste land der welt; und für einen schwarzen gibt es kein land, in dem er mehr diskriminiert werden würde heute. keine bedeutenden schriftstellerinen, keine praktische hilfe zur flucht von sklaven aus dem süden, kein civil rights movement, nein niemals, und auch überhaupt kein rassismus von schwarzer seite. und der artikel, der ist halt besonders kritisch. zum rassismusvorwurf an die praxis des us-strafrechtssystems, gibt es ein paar gute ansätze bei usa erklärt, samt fragen, die das problem unvoreingenommen angehen. ansonsten ist es nicht irgendwie selber rassistisch zu sagen (hajo schlechter gemeint), weil 10% der schwarzen bevölkerung aufgrund von delikten von der wahl ausgeschlossen sind, fehlten obama genau bei der wahl am ende dann die 10% stimmen? als ob schwarze überhaupt nichtmal im traum dran denken könnten, mccain zu wählen.
    mit dem adornoverweis war ja auch primär narodnik gemeint, aber ich dachte, daß versteht sich von selbst.

  27. natürlich, besonders was frauenemanzipation und abolitionismus angeht, waren die usa das rückschrittlichste land der welt; und für einen schwarzen gibt es kein land, in dem er mehr diskriminiert werden würde heute.

    ich sag‘ ja: vollhorst. es gibt nur entweder-oder in deiner kleinen schwarz-weiß-welt.

  28. gibt es ein paar gute ansätze bei usa erklärt, samt fragen, die das problem unvoreingenommen angehen

    In beiden Fällen ist der Denkfehler gleich: Die Annahme, dass alle Bevölkerungsgruppen gleich viele Verbrechen verüben. Es ist aber so, dass Männer mehr Gewaltverbrechen begehen als Frauen und – auch wenn es in Deutschland als politisch inkorrekt gilt, es anzusprechen – Schwarze in den USA nun mal mehr als Weiße. ….
    Die eigentliche Frage bei unserem dritten Punkt lautet also, warum schwarze Amerikaner so viel häufiger Gewaltverbrechen begehen und deren Opfer sind. Dies ist eines der wichtigsten Probleme, vor denen die USA im Moment stehen, und damit nicht mehr Gegenstand dieses Eintrags.

    hihi

    der unbefangene umgang mit dem begriff „rasse“ ist auch bemerkenswert

  29. und bei dir ist alles einheitsgrau. „der“ kapitalismus entläßt anscheinend überall auf der welt die gleiche ideologie aus sich selbst heraus, weshalb man sie wahrscheinlich nur in ihrer reinform – die form schlechthin, denn unreinheit und nichtidentisches gibt’s ja nicht – untersuchen müßte, um alles zu erklären. passend zu dieser super-theorie eben deine schimpftiraden, wie mané schon festgestellt hat.

  30. Zum Unterchied zwischen dem Antisemitismus in USA und Deutschland:

    Irgendetwas muss dran sein am System der USA, das muss man feststellen, wenn man nicht für irgendetwas den „großen Teufel“ braucht. Man wird auch feststellen, daß es in den USA zwar eine antisemitische Bewegung und auch sehr nahmhafte Antisemiten gibt und gab, das sich dieser Antisemitismus jedoch nie zur Staatsräson aufgeschwungen hat (und dies auch nicht konnte oder in nächster Zeit könnte, trotz Obama), während dies in Deutschland auf schrecklichste Weise der Fall war. Wer dies nicht sieht oder diesen Unterschied eben nicht sehen will, ist im besten Falle Revisionist.
    Die USA haben in ihrer über 200-jährigen Geschichte nie eine totalitäre Diktatur hervorgebracht, trotz antikommunsitischer Hexenjagden.
    Worin diese Unterschiede bestehen, wird man nicht verstehen, wenn man (keifernder) Antiimperialist oder Kulturrelativierer ist. Dahinter kommt man mit Psychoanalyse und kritischer Theorie. Aus der -mithilfe dieses „Messers“- gewonnenen Erkenntnis, wäre eine Praxis abzuleiten, die wiederum an ihrer eigenen Abschaffung arbeitet.

    …und nochwas:
    1. Spielt der Name bei den meisten Parteien keine Rolle, wenn es um den Beitritt geht.
    2. Kann man mit einem Pseudonym (Narodnik, schlag’s am besten auf Wikipedia nach!) in wirklich keiner Partei aufgenommen werden.

    so long
    Hochdorff

  31. „In Deutschland führte die Regierung Brüning 1931 einen „Freiwilligen Arbeitsdienst“ ein, der zum Abbau der hohen, durch die Weltwirtschaftskrise bedingten Arbeitslosigkeit dienen sollte. Die Maßnahme hatte wenig Effekt, die entstandenen Lager wurden zum Teil als paramilitärische Ausbildungslager für republikfeindliche Kräfte missbraucht.“

    Nun ja. Soviel dazu. Auch der Nationalsozialismus hatte seine Vorläufer, Mitläufer und Wiedergänger. A lesson in comparative research liegt mir allerdings fern, als Empfehlung, falls wirklich meine Position interessieren würde, wäre mein Buch, der Vergleich von Antisemitismus und modernen Hexenjagden in Afrika als kurzer Überblick zu empfehlen.

  32. Laura, was dich betrifft: Es ist mir relativ egal, wer wo und wann dich beim adf rausgeschmissen hat und in welchem Zusammenhang du das fragliche Zitat verwendet hast.

    Nicht egal ist mir, wie du damit umgehst und dass es offensichtlich deine Urteilskraft beeinträchtigt. Du neigst dazu, zu identifizieren und in manichäischen Kategorien des Verrats zu denken, das ist schlechtes linkspubertäres Verhalten, for fucking jesus christ’s sake, lass das!
    Und Schimpfwörter, meine Güte, was genau regt dich so sehr auf? Dass hier einmal nicht gesagt wird: Ja, aber in den USA ist alles viel viel schlimmer, also weiter so?

    Bringt doch mal Statistiken an über Lohnverhältnisse im Erntehilfesektor, falls es wirklich das ist, was euch auf die Palme bringt. Integriert darin eine Analyse des Landproletariats, das in den USA vorherrscht und das in Deutschland dominierende Familienbetriebs- und Gastarbeiterprinzip. In eure Rassismus“analyse“ bitte ich Überlegungen einzubauen, ob das Hervorgehen als Proletariat aus der ursprünglichen Akkumulation, die der Rassismus für die Schwarzen in den USA einmal darstellte, deren Übergang zu einer rechtlichen Gleichstellung in den 1950-ern (bis heute, ich weiß), schon mit jenem Rassismus gleichzusetzen ist, der diese ursprüngliche Akkumulation auslöste.

    Das Schlagen auf den fernen Feind USA scheint euch merkwürdigerweise zur grauenhaften Identifikation mit dem hierzulande herrschenden Betrieb zu treiben – was ihr uns vorwerft, ist die Idealisierung der USA. Wäre letzeres nun tatsächlich der Fall, so wären wir relativ quitt.

    Was fehlt, ist von eurer Seite aus der Nachweis, dass Hartz 4 tatsächlich im Sinne des Verwertungsprinzips ist und nicht bloß ideologisches überteuertes Valium fürs werktätige Volk.
    Ich warte also auf eure Interpretation der Hartz 4 Gesetze und bitte, bitte, des Streikrechts.

    Ein letztes Argument: Während ich mir als arbeitsloser Sünder die Nächstenliebe der um Seelen konkurrierenden fürsorglichen Christen in den USA kaum verscherzen kann, was mir immer ein Minimum an Essen und Obdach garantiert so geht es ratzfatz, dass ich von den Hartz 4 Behörden in einen Hinterhalt gelockt werde und schwuppdiwupp total auf dem Trockenen sitze, während Passanten im besten Glauben vorbeieilen, es sei für jeden bestens gesorgt.
    Dies nur als THESE.

  33. Gerhard Hanloser says:

    »Antideutsche Stimmen behaupten desweiteren, dass die Workfare-Programme in den USA auf den Ersten Arbeitsmarkt bezogen sind, also einer ökonomischen Zweckrationalität folgen, während es in Deutschland um Arbeit als Selbstzweck, Arbeit als Ideologie geht. Dies ist wieder die Figur, wonach in den USA zweckrationale, auf den Markt bezogene Arbeitsmarktpolitik vorherrsche, wogegen in Deutschland Irrationalismus und deutsche Ideologie grassiert, vor allem Ideologien einer Ehre der deutschen Arbeit. Auch diese Gegenüberstellung entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als ausgemachter Humbug. Das viel zitierte und u.a. vom hessischen Ministerpräsident Koch in Deutschland bekannt gemachte Wisconsin Works-Projekt, ist zum einen kein zweckrationales Einsparungsprogramm, sondern eines der teuersten und aufwendigsten Beschäftigungsprojekte überhaupt, dessen einziger Zweck die lückenlose und totale Arbeitsverpflichtung und Mobilisierung der sozialhilfeempfangenden Bevölkerung ist. Zum anderen ist die auch ökonomisch zweckgerichtete Vermittlung auf den Ersten Arbeitsmarkt für dieses US-amerikanische Arbeitsbeschaffungsprogramm gar nicht erklärtes Ziel, vielmehr stehen gesellschafts- und familienpolitische Erwägungen hinter diesem Workfare-Programm. Der Arbeitsmarkt in den USA ist bereits aufgrund der länger anhaltenden neoliberalen Politik, aber vor allem wegen einer stärkeren Einwanderung mit ihren Unterschichtungseffekten und vor dem Hintergrund eines stark konkurrenzsorientierten Dienstleistungsbereichs stark aufgefächert. Dagegen sind die hiesigen Workfare-Strategien mit der direkten politischen Absicht verknüpft, über den steigenden Druck auf die Hilfeempfänger den Druck auf die unteren Erwerbseinkommen zu verschärfen. Der ideologische und irrationale Eigenwert der Arbeitsbeschaffungsprogramme scheint also in den alten Kernländern der neoliberalen Konterrevolution in erheblich stärkerem Maße vorzuliegen.[11] Rigide Ansätze zur Verhaltensregulierung kulminieren in den Versuchen, Welfare-Schwangerschaften zu ächten und eine „verantwortliche Lebensführung“ zu propagieren. Ist das das erzliberale Programm, das Krug emphatisch und ideal-typisch gedacht vor Augen hat ? Oder stellt es nicht vielmehr „Freiheit, Gleichheit, Bentham“ (Marx) dar? Spätestens hier müsste die US-amerikanische Wirklichkeit mit dem von antideutscher Seite propagierten Hedonismus kollidieren, den sie mit ihrer Affirmation des Neo-Liberalismus verknüpft sehen will.«

  34. Gerhard Hanloser, der als man ihm mitteilte, daß seine Thesen z.T. ähem… ins antisemitische abdriften (sein Postone-Bashing z.B. oder seine Statements zu 9/11) hat sich enttäuscht, daß seine Liebe nicht erwidert wird, gegen „die Antideutschen“ grichtet, im Glauben er würde soetwas wie Kritik, die sich nicht prodeutsch äußert hervorbringen können. Also ich wär vorsichtig damit, wen ich zitiere….

    @nichtidentisches: Dabei fällt mir ein, kennst du den zweiteiligen Text der ISF in konkret zu Hartz 4 und den Deutschen? Grobe These ist, daß Hartz 4 die Panik der Einzelnen aktiviert und so den Ausnahmezustand permanent. Die Deutschen reagieren dann wie gehabt auf die Krise: „Heuschrecken“, Antiamerikanismus, etc.

    Grüße
    Hochdorff

  35. Hochdorff:

    Du stellst hier einfach Behauptungen in den Raum zu Gerhard Hanloser die hanebüchener Unsinn sind und nichts anderes. Er kritisiert Postone, na und? Das hat was mit seiner Wertkritik und dem Weglassen der Klassentheorie zu tun. Wo ist das »antisemitisch«? Und vor allem, wer sagt daß der Hanloser »antisemitische Thesen« verbreite? Wo hast du sowas her?

    Oder soll ich lieber gleich sagen daß du ein Denunziant bist der einfach kein Argument hat gegen die Kritik seiner idealistischen Ami-Abfeierei?

  36. Stooop, mir ist ein Fehler unterlaufen, ich habe Gerhard Hanloser mit Ulrich Enderwitz verwechselt, daß tut mir aufrichtig leid! Wenig ändert dies jedoch an der Kritik an Hanlosers Buch.

    @narodnik: Toll! Du kannst googlen. Das hättest du dir aber auch sparen können, da ich solcherlei Informationen keineswegs geheim halte. Um es nochmal deutlich zu sagen, bei Friedrich von Hochdorff handelt es sich um ein Pseudonym, eine Kunstfigur.
    Wenn außer deinem manichäischen Denken (strammer Pro-Kapitalismus), seltsamen Andeutungen („Israel-Merchandise“ -> Wieso kommt es ausgerechnet hier zur Verquickung mit dem Kaufen?) und schlechten, alten Kalauern („Ba-Hamas“ hab ich -glaube ich- vor 10 Jahren auf einem Kongress das erste Mal gehört. Wenig lustiger ist „Wert-Mullah“. Bei beidem findet zwar keine Täter-Opfer-Umkehr statt, aber der Kritiker soll mit dem Kritisierten in eins gesetzt werden) nichts Inhaltliches mehr kommt, ist die „Diskussion“ mit dir in jedem Fall gelaufen, da sie keine ist.

    Grüße
    Hochdorff, gespannt wartend, welche Sensationen hier noch ergooglet werden.

  37. »Die Dichotomie Deutschland versus USA wird so ausbuchstabiert zu Markt vs. Staat, Liberalismus vs. Etatismus, Offenheit vs. Geschlossenheit, – und in der spezifisch antideutschen Lesart: normaler Kapitalismus vs. pathologisches Krisenbewußtsein.«

  38. nichtidentisches:
    „In eure Rassismus”analyse” bitte ich Überlegungen einzubauen, ob das Hervorgehen als Proletariat aus der ursprünglichen Akkumulation, die der Rassismus für die Schwarzen in den USA einmal darstellte, deren Übergang zu einer rechtlichen Gleichstellung in den 1950-ern (bis heute, ich weiß), schon mit jenem Rassismus gleichzusetzen ist, der diese ursprüngliche Akkumulation auslöste“

    Was willst du damit sagen?

    Hochdorff:
    „Gerhard Hanloser, der als man ihm mitteilte, daß seine Thesen z.T. ähem… ins antisemitische abdriften (sein Postone-Bashing z.B. oder seine Statements zu 9/11) hat sich enttäuscht, daß seine Liebe nicht erwidert wird, gegen “die Antideutschen” grichtet, im Glauben er würde soetwas wie Kritik, die sich nicht prodeutsch äußert hervorbringen können. Also ich wär vorsichtig damit, wen ich zitiere….“

    Wer teilte ihm wann was mit?
    Durch den Antisemitismusvorwurf wird eine Person zur – non grata gemacht. Auseinandersetzung nicht notwendig, da bäh bäh, das hat der Deutsche gelernt.
    Vielleicht könntest du ja mal das obige von narodnik gepostete Zitat auseinandernehmen, schlaues und an Diskussionen interessiertes Kerlchen, das du bist, statt dich des Gerüchts und Vorurteils zu bedienen. Selbstverständlich kannst du auch den Hanloser des Antisemitismus überführen, falls es dich jetzt dünkt, wir beide, er und ich, seien Brüder im Geiste und ich wollte ihn vor deiner scharfen Klinge der Kritik in Deckung bringen – auch wenn ich an deinen Ergüssen nur noch als exemplarische Belege einer absterbenden Bewegung, deren theoretisches Niveau niemals auch nur annähernd so hoch war, wie es ihre Imitationen einer Sprache der Kritischen Theorie ihr selbst suggerierte, interessiert bin.
    Aber, schreib bitte nicht wieder so wirr wie hier:

    „Irgendetwas muss dran sein am System der USA, das muss man feststellen, wenn man nicht für irgendetwas den “großen Teufel” braucht.“

    Oder ist die Uneindeutigkeit Absicht, um der herrschenden Vernunft durch bestimmte Negation ihrer Sprachmittel sich zu stellen?

  39. „Durch den Antisemitismusvorwurf wird eine Person zur – non grata gemacht. Auseinandersetzung nicht notwendig, da bäh bäh, das hat der Deutsche gelernt.“

    DAS wiederum ist ein alter Irrtum, eine Verdrehung in der Deutschstunde, die ich mal eben korrigieren darf: Durch den ANTISEMITISMUS wird eine Person zur Persona non grata gemacht.
    Der Antisemit findet mit seiner Einstellung Freunde weltweit, man tut ihm also einen Gefallen, wenn man ihn mit diesen in Kontakt bringt.

    Die Hanloser-Debatte interessiert mich wenig, Kritik an der antideutschen Welle habe ich auf diesem Blog auch mehrfach geleistet und es ist kein Kunststück vom Standpunkt eines promovierten Akademikers aus irgendwelchen Kindern Denkfehler und idiosynkratisches Verhalten nachzuweisen oder auch in der Bahamas so manchen Fehler zu entdecken.

    De facto ist in den USA 1980/81 ein Einbruch an Gewerkschaftsbetätigung zu vermerken. Auf der anderen Seite gibt es bis in die Gegenwart äußerst erfolgreiche Streiks (etwa im Erntehilfesektor), was man von deutschen Gewerkschaften kaum behaupten könnte, lediglich die GDL hat bedingt und nach äußerst hartem Kampf ihre Forderungen durchsetzen können. Und das, obwohl Managergehälter ein Dauerbrenner in der BILD sind.

    Des weiteren kann es gut sein, dass es im Vielstaatenstaat USA völlig divergierende und schlechte Experimente zur Sozialpolitik gibt. In Deutschland dagegen relative Einheit, die sich dadurch ausdrückt, dass man die USA in Gänze als Gegenpol benennt.

    Was mich daher überhaupt nicht wundert, ist, dass die Polemik gegen Ulla Schmidts Fürsorgekapitalismus hier eine so heftige Reaktion gegen die USA hervorruft, die überdies gepaart ist mit einem „ist doch nicht so schlimm hier, guckt euch erstmal die Amis an“.

  40. dass es offensichtlich deine Urteilskraft beeinträchtigt. ….
    Und Schimpfwörter, meine Güte, was genau regt dich so sehr auf? Dass hier einmal nicht gesagt wird: Ja, aber in den USA ist alles viel viel schlimmer, also weiter so?

    nichts verstanden. war ja zu erwarten. BLA&BUH!

  41. @sqng:
    Um das nochmal klar zu stellen:

    Wie unter Kommentar 50 bereits erwähnt habe ich Hanloser mit Enderwitz verwechselt, da beide Texte zu Postone verfasst haben!
    Deshalb macht es keinen Sinn die dementierte Aussage nochmals hervorzuholen, da der Fehler meinerseits bereits eingestanden wurde.

    Die folgende Pseudo-Sprachkritik, die sich lediglich über einen bestimmten Stil ereifert, kannst du dir auch sparen. So mancher der andere Autoren kennt, aus gänzlich anderen Bereichen, wird auch von diesen gewisse stilistische Versatzstücke wiederfinden. So ist das nunmal, zudem man an deinem Text selbiges feststellt.

    Bei aller Kritik an „den Antideutschen“, eines kann man zumindest denjenigen, die diesen Begriff prägten, sicher nicht vorwerfen, nämlich eine „Bewegung“ zu etablieren. Wo immer sich eine solche herausbildet, ist dies wiederum zu kritisieren.

    Der Hanloser Auszug hilft in der Diskussion wenig weiter, schafft er es doch nicht darzulegen, daß es sich in Deutschland nicht um Arbeit als Selbstzweck handelt. Den USA eine solche Ideologie zu unterstellen klappt auch nicht so recht, da er hier „gesellschafts- und familienpolitische Erwägungen“ am Werk sieht, was man im Groben und Ganzen zweckrational nennen könnte. Was danach kommt, ist blose Behauptung.
    Anmerken möchte ich, daß es sicher auch in den USA Bestrebungen gibt, wie sie in Deutschland common sense sind.
    Aber all das, ist nebensächlich, denn es gilt den „deutschen Zuständen den Krieg zu erklären“, in diesem Zusammenhang steht der von dir zuletzt zitierte Satz. Zwar ist mir nicht klar, was daran unverständlich ist, aber sei es drum. Zu Erklärung:
    Die USA mit den deutschen Verhältnissen gleich machen zu wollen oder ihnen schlimmeres zu unterstellen, hat für denjenigen, der es tut, nur einen Hintergrund, sich in den eigenen beschissenen Verhältnissen doch noch irgendwie wohl fühlen zu können.

    P.S.: Tut mir leid, wenn sich dies z.T. mit des Nichtidentischen Post deckt, aber ich wollte es nochmal aus meiner Sicht mit meinen Worten darstellen.

    @narodnik: Was möchtest du mitteilen? Natürlich sind Projektionen zu kritisieren, aber das heißt doch nicht, daß der Nationalsozialismus (der eben auch nicht mit dem Faschismus in eins fällt) in völlig geschichtslosem Raume steht.
    Und zum zweiten: Es gibt nunmal den „rheinischen Kapitalismus“, den „romantischen Antikapitalismus“, den „Vernichtungsantisemitismus“ und die „soziale Marktwirtschaft“, das ist doch alles nichts, was sich irgendein Antideutscher aus den Fingern gesogen hat. Und all diese Dinge gibt es in den USA nunmal nicht -zumindest nicht als common sense-.

    Von meiner Seite aus ist zum Thema jetzt alles gesagt, da wir beginnen uns im Kreis zu drehen.

  42. Wie unter Kommentar 50 bereits erwähnt habe ich Hanloser mit Enderwitz verwechselt, da beide Texte zu Postone verfasst haben!

    der bahamas-enderwitz. naja, die „bewegung“ muss eben immer wieder menschen des antisemitismus überführen. das gibt ihr kraft.

  43. „Die folgende Pseudo-Sprachkritik, die sich lediglich über einen bestimmten Stil ereifert, kannst du dir auch sparen. So mancher der andere Autoren kennt, aus gänzlich anderen Bereichen, wird auch von diesen gewisse stilistische Versatzstücke wiederfinden. So ist das nunmal, zudem man an deinem Text selbiges feststellt.“

    Ich ereiferte mich nicht, ich stellte fest, dass da, und jetzt mal ohne Ironie welche ins Leere schoß, dummgeschwätzt wird und zwar en masse.
    Was „so ist“ zumal „nunmal“, ist eine gute Frage, deren Beantwortung von einer Person gefordert, die auf den der Verwechslung geschuldeten Vorwurf nur zu schreiben wusste: „Wenig ändert dies jedoch an der Kritik an Hanlosers Buch.“ ohne diese auszuführen, nunmal zu viel erwartet wäre.

    greetz from da circle pit
    sqng

    p.s.:
    nichtidentisches
    „es ist kein Kunststück vom Standpunkt eines promovierten Akademikers aus irgendwelchen Kindern Denkfehler und idiosynkratisches Verhalten nachzuweisen oder auch in der Bahamas so manchen Fehler zu entdecken“

    Dich treibt die Ehre der schweren Arbeit an, nicht die Suche nach der Wahrheit nur weil sie leicht gefunden scheint?

  44. „Den USA eine solche Ideologie zu unterstellen klappt auch nicht so recht, da er hier “gesellschafts- und familienpolitische Erwägungen” am Werk sieht, was man im Groben und Ganzen zweckrational nennen könnte.“

    d’oh!
    Ich warte auf die Glorifizierung des Dränglers an der Kasse, der ob der Nichtanpassung an die Gepflogenheiten des Kollektivs seines Beharrens auf den individuellen Vorteil wegen als Restposten der Vernunft gelobt wird.

  45. Der böse Kamerad. – Eigentlich müßte ich den Faschismus aus der Erinnerung meiner Kindheit ableiten können. Wie ein Eroberer in fernste Provinzen, hatte er dorthin seine Sendboten vorausgeschickt, längst ehe er einzog: meine Schulkameraden. Wenn die Bürgerklasse seit undenklichen Zeiten den Traum der wüsten Volksgemeinschaft, der Unterdrückung aller durch alle hegt, dann haben Kinder, die schon mit Vornamen Horst und Jürgen und mit Nachnamen Bergenroth, Bojunga und Eckhardt hießen, den Traum tragiert, ehe die Erwachsenen historisch reif dazu waren, ihn zu verwirklichen. Ich fühlte die Gewalt des Schreckbilds, dem sie zustrebten, so überdeutlich, daß alles Glück danach mir wie widerruflich und erborgt schien. Der Ausbruch des Dritten Reiches überraschte mein politisches Urteil zwar, doch nicht meine unbewußte Angstbereitschaft. So nah hatten alle Motive der permanenten Katastrophe mich gestreift, so unverlöschlich waren die Mahnmale des deutschen Erwachens mir eingebrannt, daß ich ein jegliches dann in Zügen der Hitlerdiktatur wiedererkannte: und oft kam es meinem törichten Entsetzen vor, als wäre der totale Staat eigens gegen mich erfunden worden, um mir doch noch das anzutun, wovon ich in meiner Kindheit, seiner Vorwelt, bis auf weiteres dispensiert geblieben war. Die fünf Patrioten, die über einen einzelnen Kameraden herfielen, ihn verprügelten und ihn, als er beim Lehrer sich beklagte, als Klassenverräter diffamierten – sind es nicht die gleichen, die Gefangene folterten, um die Ausländer Lügen zu strafen, die sagten, daß jene gefoltert würden? Deren Hallo kein Ende nahm, wenn der Primus versagte – haben sie nicht grinsend und verlegen den jüdischen Schutzhäftling umstanden und sich mokiert, wenn er allzu ungeschickt sich aufzuhängen versuchte? Die keinen richtigen Satz zustande brachten, aber jeden von mir zu lang fanden – schafften sie nicht die deutsche Literatur ab und ersetzten sie durch ihr Schrifttum? Manche bedeckten die Brust mit rätselhaften Abzeichen und wollten im Binnenland Marineoffiziere werden, als es längst keine Marine mehr gab: sie haben sich zu Sturmbann- und Standartenführern erklärt, Legitimisten der Illegitimität. Die verkniffen Intelligenten, die so wenig Erfolg in der Klasse hatten wie unterm Liberalismus der begabte Bastler ohne Konnexionen; die darum den Eltern zu Gefallen sich mit Laubsägearbeiten beschäftigten oder gar zur eigenen Freude an langen Nachmittagen verwickelte Reißbrettzeichnungen mit bunten Tinten auszogen, verhalfen dem Dritten Reich zur grausamen Tüchtigkeit und werden nochmals betrogen. Jene aber, die immerzu trotzig gegen die Lehrer aufmuckten und, wie man es wohl nannte, den Unterricht störten, vom Tag, ja der Stunde des Abiturs an jedoch mit den gleichen Lehrern am gleichen Tisch beim gleichen Bier zum Männerbund sich zusammensetzten, waren zur Gefolgschaft berufen, Rebellen, in deren ungeduldigem Faustschlag auf den Tisch die Anbetung der Herren schon dröhnte. Sie brauchten nur sitzenzubleiben, um die zu überholen, die ihre Klasse verlassen hatten, und an ihnen sich zu rächen. Seitdem sie, Amtswalter und Todeskandidaten, sichtbar aus dem Traum hervorgetreten sind und mich meines vergangenen Lebens und meiner Sprache enteignet haben, brauche ich nicht mehr von ihnen zu träumen. Im Faschismus ist der Alp der Kindheit zu sich selber gekommen.

  46. Oh, lieber Hochdorff, es ging mir um die Ähnlchkeit gewisser Teilnehmer in dieser Diskussion, in ihrem Verhalten, in ihren Beiträgen zu der Art gewitzigter Menschen, die Adorno in seinem Aphorismus als seine Quälgeister, die den Prototyp faschistischer Charaktäre, darstellte, und die auch gerade in dieser Diskussion zu finden sind- z.B. „Die keinen richtigen Satz zustande brachten, aber jeden von mir zu lang fanden – schafften sie nicht die deutsche Literatur ab und ersetzten sie durch ihr Schrifttum?“ o.ä.
    war vielleicht etwas unangebracht oder aber genau treffend

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